„Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat.“

Geliebte Gottes!

Seit dem 10. Jahrhundert begann man in der lateinischen Kirche die Vigil von Ostern, also die sogenannte Osternacht, nicht mehr zu mitternächtlicher Stunde zu feiern, wie es in den ersten christlichen Jahrhunderten Brauch gewesen war, sondern am hellichten Tage. Ja, mit der Zeit rückte die Osternacht sogar schon bis in die vormittäglichen Stunden des Karsamstags vor.

Osternacht am hellichten Tag?

Wenn Sie gestern die Ostervigil hier in unserer Kapelle mitgefeiert haben, war ihnen vielleicht etwas seltsam zumute, als im Gesang des „Exsultet“, dem feierlichen Gebet zur Weihe der Osterkerze, mitten am hellichten Vormittag andauernd „diese hochheilige Nacht“ besungen wurde. Der Diakon gebrauchte dabei Wendungen wie etwa: „Dies ist die Nacht, in welcher, nachdem die Fesseln des Todes zerstört waren, Christus als Sieger von den Toten auferstand.“ Oder: „O wahrhaft selige Nacht, der allein es vergönnt war, die Zeit und Stunde zu wissen, da Christus von den Toten auferstand!“ – Der modern denkende Mensch erblickt in der vormittäglichen Feier der Osternacht vielleicht eine unsinnige Fehlentwicklung, der dann in den 1950er Jahren, anscheinend völlig zu recht, der Garaus gemacht wurde. Der modern denkende Mensch urteilt eben schnell, ja allzuschnell und verwirft übereilt, was ihm nicht gleich einleuchtet.

Zwei Dinge sollten dabei jedoch erwogen werden: 1. Der Freimaurer und spätere Schöpfer der sog. „Neuen Messe“ Annibale Bugnini war schon unter der Regierung Papst Pius‘ XII. maßgeblich an der sog. „Reform der Karwoche“ beteiligt. Und die „Reform der Karwoche“ nahm ihren Auftakt in der Rückverlegung der Ostervigil in die Nacht. Später bezeichneten die Modernisten die „Neuordnung der Karwoche“ als einen entscheidenden Sieg im Hinblick auf die geplante Zerstörung der Römischen Liturgie durch die sog. „Liturgiereform“. Die „Reform der Karwoche“ wurde zum Rammbock, der die Unantastbarkeit des Römischen Missale zum Einsturz bringen sollte. Denn wenn die Heilige Woche, das Herz des Kirchenjahres, verändert werden konnte, dann gab es kein Argument mehr gegen die komplette „Neugestaltung“ des gesamten liturgischen Jahres. Und so wurde dann ja auch die gesamte „Liturgiereform“, wie zuvor schon die „Neuordnung der Karwoche“, unter dem trügerischen Leitgedanken durchgeführt, die Römische Liturgie in ihrer ursprünglichen Einfachheit „wiederherzustellen“, wie sie in den ersten Jahrhunderten gewesen sei. Ein Grundsatz übrigens, den Papst Pius XII. selbst in seiner Enzyklika „Mediator Dei“ (Nr. 60) als „Altertumssucht“ mißbilligt hat. Das Motiv der Akteure, welche sich für die Rückverlegung der Ostervigil in die Nacht eingesetzt hatten, ist das eine, was von uns heute bedacht werden sollte. – Das zweite, das wir nicht außer acht lassen dürfen. ist, daß die katholische Kirche unter der Leitung des Heiligen Geistes unmöglich 1000 Jahre lang völlig widersinnig die Osternacht am hellichten Tag feiern konnte, ohne dafür triftige Gründe zu haben. Wenn uns diese Gründe auch nicht sofort einleuchten, so müssen wir uns davor hüten, vorschnell zu urteilen, sondern wir müssen uns dann eben die Mühe machen, eine einleuchtende Erklärung für diesen scheinbaren Unsinn zu finden. – Nun, welch tieferer Sinn verbirgt sich hinter diesem Brauch, die Osternacht bei Tageslicht zu feiern? – Der Gesang des Exsultet selbst lüftet das Geheimnis. Dort heißt es: „O wahrhaft selige Nacht, der allein es vergönnt war, die Zeit und Stunde zu wissen, da Christus von den Toten auferstand!“ Sodann fährt das Weihegebet fort: „Dies ist die Nacht, von der geschrieben steht: ‚Und die Nacht wird hell wie der Tag!‘ und: ‚Eine Leuchte ist mir die Nacht in meinen Wonnen!‘“

Aufgrund der Auferstehung unseres göttlichen Erlösers ist diese Nacht nicht mehr finster, sondern zum hellichten Tag geworden. Ja, sie ist zu „dem Tag“ geworden. Schon im Alten Bund weissagte der Psalmist: „Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat. Laßt uns frohlocken und uns freuen an ihm!“ (Ps. 117, 24). Die Nacht der Auferstehung des göttlichen Erlösers von den Toten ist selbst der Anbruch des ewigen Tages, dessen glänzender Sonnenball der verklärte Sieger über Sünde, Tod und Teufel ist und dessen Strahlenglanz niemals mehr untergehen wird. Der Auferstandene selbst ist „jener Lichtträger, der keinen Untergang kennt“, wie ihn das „Exsultet“ besingt.

„Der Sonne“

Die Phänomene der Natur und die Gestalten der Schöpfung sind dem Menschen von jeher schon mehr als bloße Sachen und Dinge. Gott hat sie zu aussagekräftigen Zeichen gemacht, die über sich selbst hinausweisen. So vor allem die Sonne. – Oder sollte man nicht auch endlich in unserer deutschen Sprache die an sich notwendige Korrektur vornehmen und nicht „die Sonne“ sondern „der Sonne“ sagen? Denn tatsächlich ist in fast allen Sprachen der Welt die Sonne männlich, also „der Sonne“. So etwa Helios. Sol. Soleil. Sole. Słońce usw. Während der Mond in den meisten Sprache weiblich ist. Merkwürdigerweise ist es in der deutschen Sprache genau umgekehrt. Mit dem Sonnenball ist bei den alten Heidenvölkern der Gedanke an eine mythische Gottheit verbunden. Die Römer verehrten den „Sol invictus“, also den „unbesiegten“, den „unbesiegbaren Sonnenball““ Immer wieder geht er zwar unter. Er scheint von der Dunkelheit der Nacht überwältigt. Und doch ersteht er jeden Morgen erneut strahlend vom Tode wieder auf.

Christussonne

Wir sind Christen, keine Heiden. Wir verehren nicht die Elemente der Schöpfung als Gottheiten. Doch auch der Sprachgebrauch der Heiligen Schrift bringt den Sonnenlauf bildhaft auf den Triumphzug des Messias zur Anwendung. Im Alten Testament, heißt es im 18. Psalm: „Er schlug Sein Zelt in der Sonne auf; und Er [die Sonne] gleicht dem Bräutigam, der aus dem Brautgemach hervorgeht; gleich einem Helden jauchzt Er, Seine Bahn zu laufen“ (Ps. 18, 6). Da ist also die Rede von der Sonne, die wie ein Bräutigam aus ihrem Brautgemach hervortritt und ihre Bahn über den ganzen Erdkreis läuft. Nichts und niemand kann sie aufhalten. Nichts kann sich ihren Strahlen entziehen. „Niemand ist, der sich vor ihrer Glut verbergen könnte“ (Ps. 18, 7). Und auch der hl. Johannes beschreibt in der Apokalypse das von den Toten auferstandene Gotteslamm als das ewig hellleuchtende Taggestirn des himmlischen Jerusalem: „Die Stadt bedarf weder der Sonne noch des Mondes, daß sie scheinen in ihr; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtete sie, und die Leuchte ist das Lamm“ (Offb. 21, 23).

Der hl. Augustinus bringt die Sache auf den Punkt, wenn er sagt: „Wir bekennen das göttliche Wort bei Gott. Wir bekennen den dem Vater gleichen eingeborenen Sohn. Wir bekennen das Licht vom Licht, den Tag vom Tag. Er [Christus] selbst ist der Tag, der den Tag schuf; vom Tag nicht geschaffen, sondern gezeugt“ (serm. 226). Dieser ewige, aus dem Vater gezeugte, göttliche Sonnenball ist sodann am Morgen des Erlösungswerkes, in der heiligen Weihnacht, aus dem Brautgemach hervorgetreten. Nämlich aus dem jungfräulichen Schoß der unbefleckten Gottesmutter Maria, in welchem sich Gottheit und Menschheit sozusagen bräutlich miteinander vermählt haben. Dann durchlief die Christussonne ihre irdische Laufbahn bis zur Neige. Christus, das „Licht der Welt“ (Joh. 8, 12), spendete wie die Sonne Licht durch die Verkündigung der göttlichen Wahrheit. Wie die Sonne spendete Er Leben. So viele Kranke machte Er gesund. So viele Dämonen, die Fürsten der Finsternis, jagte Er in die Flucht. Seine Strahlen drangen hinab bis in die Finsternis des Totenreiches, aus denen Er die Seelen verstorbener Menschen ins Leben zurückrief. Ja, das übernatürliche, lebensspendende Licht das von Ihm ausging, vermochte sogar die Finsternis der Sünde zu zerreißen und aus Sündern, Gerechte zu machen. – Aber als der Lauf unseres Erlösers seinen Höhepunkt erreichte, da wurde die Christussonne plötzlich verfinstert. „Das ist eure Stunde und die Macht der Finsternis“ (Lk. 22, 53), so sprach Er bei Seiner Gefangennahme im Ölgarten. Und tatsächlich trat bei Seiner Kreuzigung mitten am Mittag eine Finsternis ein: „Und es war schon um die sechste Stunde; und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, weil die Sonne aufhörte zu scheinen“ (Lk. 23, 44). Das war die Stunde des Triumphes der Finsternis, welche die finstere Nacht des Todesschlafes über die Christussonne breitete. Die Sonne des Heiles ruhte im Grab. Doch die Finsternis hat lediglich ihre Stunde. Gott aber hat Seinen Tag! Und dieser nimmer endende Tag brach an am Ostermorgen. – Der Aufbruch der Frauen, um nach dem Grab zu sehen, ereignete sich noch im Dunkeln. Und plötzlich, scheinbar wie eine nebensächliche Bemerkung, hören wir im heutigen Festtagsevangelium: „Orto jam sole.„Schon war die Sonne aufgegangen.“ – Oder sagen wir besser: „Schon war aufgegangen der Sonnenball.“ Christus hat sich aus der Versenkung erhoben. Der Herr ist erstanden. Und Er spendet Sein Licht. – Das muß sich den Frauen, die da zunächst ihren traurigen Zug zum Grab in der Finsternis des allerfrühesten Morgens angetreten haben, unauslöschlich ins Gedächtnis eingeprägt haben. Der plötzliche Anblick der Grabstätte im Sonnenlicht. Der massive Stein war bereits weggewälzt worden. Eine lichte Gestalt saß darauf. Später sollte ihnen klar werden, es war ein Engel des Herrn. Der ganze Schauplatz aber wurde überstrahlt von dem hellen Schein des Tagesgestirns, das mittlerweile aufgegangen war.

Der wahre „Sol invictus“

Man tut dem schlichten Evangelium des hl. Markus gewiß keine Gewalt an, wenn man es, wie es schon die Kirchenväter getan haben, mit der Sonnensymbolik der alten Heidenvölker in Verbindung bringt. Im Unterschied zum Himmelsgestirn geht die Christussonne nie wieder unter. „Christus, einmal vom Tode erstanden, stirbt nicht wieder“ (Röm. 6, 9), sagt der hl. Apostel Paulus. Die Ahnung des alten Mythos vom „Sol invictus“, von der niemals besiegten Sonne, ist also durch Christus in Erfüllung gegangen. Ja, sie ist in Christus sogar noch überboten worden. Denn dieser Aufgang am Ostermorgen war kein Naturphänomen. Es war nicht ein Vorgang im Kreislauf der natürlichen Wiederkehr des immer Gleichen. Der Welterlöser ist nicht ins natürliche Leben zurückgekehrt. Nein, das Aufleuchten des strahlenden Auferstandenen aus Seinem Grab war vielmehr ein Durchbruch durch alles Naturhafte hindurch, in das übernatürliche Reich Gottes, in das Leben der Ewigkeit hinein. Die auferstandene Christussonne bleibt fortan unbeweglich im Zenit des neuen Schöpfungstages, der allen gnadenhaft leuchtet, die aus der Finsternis des Unglaubens und der Sünde heraustreten; die sich gläubig von Seiner Wahrheit erleuchten lassen, und die sich von den Strahlen der herrlichen Gnaden und Gaben, welche Er am Kreuz verdient hat und durch die hll. Sakramente ausstrahlt, übernatürlich beleben lassen. Der auferstandene Christus ist der wahre „sol invictus“, der „unbesiegbare Sonnenball“, der die Osternacht zum hellichten Tag macht und den ewigen Ostertag beschert. Das ist also der tiefsinnige Grund, warum die Kirche, geleitet vom Heiligen Geist, im Laufe der Zeit dazu übergegangen ist, die Liturgie der Osternacht auf den Tag zu verlegen. Im übrigen korrespondiert die hl. Osternacht auf diese Weise auch in sehr schöner Weise mit der hl. Weihnacht. Die Geburt des Erlösers wird von der Kirche mit der ersten Messe von Weihnachten zu mitternächtlicher Stunde gefeiert, weil die Welt vor der Ankunft des Erlösers in die nachtschwarze Finsternis der Sünde gehüllt war. Im finsteren Stall von Bethlehem begann Er Sein erlösendes Tagewerk: „Das Licht leuchtete in die Finsternis“ (Joh. 1, 5). In der hl. Osternacht aber ist das Erlösungswerk vollbracht und vollendet. „Schon war die Sonne aufgegangen.“ „Der Tag“ der Erlösung, wie er heller nicht sein könnte, ist angebrochen. So bringen die Feier der Weihnacht zur Mitternacht und die Feier der Osternacht bei Tageslicht den errungenen Sieg des Erlösers über die Finsternis der Sünde sinnfällig zum Ausdruck. Und durch den täglichen Gesang des „Haec dies“ im Graduale der hl. Messe während der gesamten Osterwoche will die Kirche gleichsam die ewige Fortdauer „dieses Tages“ der Auferstehung ausdrücken. Denn: „Das ist der Tag, den der Herr gemacht hat. Laßt uns frohlocken und uns freuen an ihm!“ (Ps. 117, 24).

„Der Tag, den der Herr gemacht hat.“

Es gibt aber noch einen anderen „Tag, den der Herr gemacht hat“. Einen anderen Tag, den wir noch mehr als denjenigen erkennen müssen, als den, an dem wir uns freuen und jubeln sollen. Weil uns dieser andere Tag nämlich ganz persönlich betrifft. – Am Ursprung der Weltschöpfung heißt es nämlich: „Finsternis lag über dem Abgrund, und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht, und es ward Licht. Und Gott schied zwischen Licht und Finsternis, und das Licht nannte Er Tag, und die Finsternis nannte Er Nacht“ (Gen 1, 2-5). Christus sagt, daß der Sünder Finsternis ist: „Jeder der Böses tut, haßt das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht offenkundig werden. Wer aber die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit an Seinen Werken offenkundig wird, daß sie in Gott getan sind“ (Joh. 3, 20 f.).

Der Völkerapostel sagt: „Einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht im Herrn“ (Eph. 5,8). Wir waren einst Finsternis, sagt er. Ist es nicht wahr? Denken wir an unsere Taten zurück, ob wir es nicht waren. Erforschen wir unser Gewissen, wem wir damals, vor unserer Bekehrung, durch unsere Werke widersagt hatten: Dem Licht oder der Finsternis? Dem Tag oder der Nacht? Christus oder dem Satan? – In der Stunde unserer Neuschöpfung – unserer Bekehrung zu Gott – schwebte der Geist über den Wassern. Nämlich über den Wassern der hl. Taufe bzw. über denen unserer Reuetränen. Doch lag noch Finsternis über dem Abgrund unserer Seele, waren wir doch noch mit Schuld beladen und so der ewigen Verdammnis anheimgestellt. Als uns sodann durch den Geist Gottes in den Sakramenten der Taufe bzw. der Buße die Sünden nachgelassen wurden, da sprach Gott: „Es werde Licht, und es ward Licht“ (Gen. 1, 3). Und Er schied uns von der Finsternis. Von der gnadenhaften Christussonne, dem „Licht der Welt“, erleuchtet und durchstrahlt, sind wir selbst zum Licht geworden. Sagt doch Christus zu uns: „Ihr seid das Licht der Welt“ (Mt. 5, 14). Wenn wir aber zum Licht geworden sind, dann natürlich zum Tag, weil Gott das Licht Tag genannt hat (vgl. Gen. 1, 5). Also sind wir selbst „der Tag, den der Herr gemacht hat“! Und das soll uns vor allem in dieser österlichen Zeit Anlaß zur Freude sein. Wir sollen darüber jubeln und dankbar Gott preisen, daß uns ein Strahl der Gnadensonne Christi getroffen hat und uns zum Tag „gemacht“ hat. So wie eine Kristallkugel, die dem Strahl der Sonne ausgesetzt, selbst zu einem Lichtball wird, gleichsam zu einer kleinen Sonne, so ist unsere Seele durch das übernatürliche Leben der Gnade taghell geworden.

Durch die Werke der Buße, der Abtötung und der Selbstverleugnung haben wir uns in den zurückliegenden hll. vierzig Tagen der Fastenzeit gereinigt, uns also noch empfänglicher gemacht für das Licht der übernatürlichen Gnade. Wir sind entweder aus der Finsternis der Sündennacht herausgetreten oder mit Gottes Hilfe noch hellerer Tag geworden. – Jetzt aber gilt es, daß wir unserem göttlichen Erlöser Jesus Christus auch weiterhin nachfolgen; über das Kreuz hinaus! Wenn Er der ewige Tag ist, dann muß fortan in unserer Seele auch ewig Tag bleiben. D.h. wir müssen durch Wachsamkeit und Gebet dafür sorgen, daß wir in den zukünftigen Versuchungen, die zweifelsohne an jeden von uns herantreten werden, nicht wieder zur Finsternis werden.

Wenn wir aber das Licht der heiligmachenden Gnade in unserer Seele fortwährend hüten, dann wird es in unserer Todesstunde ganz natürlich in den ewigen Glorientag übergehen. Dann werden wir im Glorienlicht des auferstandenen Gotteslammes, Gott in der Heimat des himmlischen Jerusalem ewiglich von Angesicht zu Angesicht schauen dürfen, und uns unaufhörlich an Ihm freuen. Das wird dann schließlich jener Tag sein, den wir in der Auferstehung unseres Erlösers heute vorgebildet sehen: „Das ist der Tag, den der Herr gemacht, laßt uns jubeln und uns an ihm freuen.“

Tröstendes Licht

Auch wenn bis dahin in unserem irdischen Leben finstere Nebelschwaden aufziehen, so werden wir im Licht der Christussonne stets Trost finden. Denn der Auferstandene spricht zu uns, zu einem Jeden von uns: „Ich bin und Ich bleibe als der unbesiegbare Sieger bei dir. In guten und in bösen Tagen, im freudigen Licht, wie in der scheinbaren Dunkelheit. Auf allen Wegen deines Lebens leuchte Ich dir und umhülle dich mit Meinem Glanze, wenn du dich nur nicht selbst von Mir abwendest.“ Das ist der österliche Trost, der unser Gottvertrauen verlebendigen soll. – Das lateinische Wort für Tröstung heißt im übrigen „consolatio“, ein Wort, indem die Sonne, „Sol“ enthalten ist: „con-sol-atio“. Tröstung bedeutet, daß wir von diesem Licht Christi umflutet, erleuchtet und gewärmt sind. Ja, mögen die Wolken auch manchmal noch so dicht sein. Über der Wolkenbank unserer Ängste und Sorgen strahlt doch immer die Christussonne. – Flugreisende berichten von einem beeindruckenden Erlebnis. Wenn man unter einer dicken Wolkendecke startet, dann ist das Flugzeug von dichtem Nebel eingehüllt. Wenn aber beim Erreichen der eigentlichen Flughöhe erst einmal die finstere Wolkenbank durchbrochen ist, dann kann man sich dauerhaft des klaren, von der Sonne durchstrahlten Himmels erfreuen. – Unser Geist hat in Form des katholischen Glaubens sozusagen flugzeugähnliche Flügel mit mächtigen Triebwerken empfangen. Er kann über die Wolken hinausfliegen und kann das Licht darüber erkennen, auch wenn es uns zuweilen sehr schwer scheinen mag. Und das müssen wir deshalb noch viel häufiger, ja geradezu beständig tun: Uns den großen Sieg – Seinen Sieg und unseren Sieg – in Erinnerung rufen. Diese über unserem Leben aufgegangene Sonne dürfen wir niemals vergessen.

„Jetzt glänzt der lieben Sonne Strahl, Alleluja.“

Eines unserer schönsten Osterlieder bringt die Wahrheit von der tröstenden Sonne wunderbar zum Ausdruck. Und zwar gerade im Zusammenhang mit derjenigen, in deren Herzen diese Sonne für keinen einzigen Moment je erloschen war. Ja, wie mag die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter Maria die Auferstehung erlebt haben? Die Schrift sagt uns nichts darüber. Wir dürfen jedoch sicher sein, daß die allerseligste Jungfrau die aufgegangene Sonne an diesem einzigartigen Morgen sogleich richtig verstanden hat und sich darüber aus ganzem Herzen freute: Mein Sohn hat die Welt überwunden. Das größte aller Werke ist vollendet. Der Tag, der kein Ende mehr kennt, ist geschaffen. – Das Lied aber lautet: „Laßt uns erfreuen herzlich sehr. Alleluja. Maria seufzt und weint nicht mehr. Alleluja. Verschwunden sind die Nebel all. Alleluja. Jetzt glänzt der lieben Sonne Strahl. Alleluja. Alleluja. Alleluja.“ Möge dieser Schein immer über uns leuchten und uns niemals erlöschen. Amen.

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