Von der Einzigkeit der Kirche Jesu Christi

Geliebte Gottes!

Wir haben in den letzten Wochen und Monaten gesehen, daß die katholische Kirche „die sichtbare Vereinigung der Menschen ist, die durch das Bekenntnis desselben christlichen Glaubens und durch die Teilnahme an denselben Sakramenten unter der Leitung der rechtmäßigen Hirten, besonders des einen Stellvertreters Christi auf Erden, des römischen Papstes, miteinander verbunden sind.“ Ferner konnten wir uns davon überzeugen, daß diese Kirche von Jesus Christus, dem Sohn Gottes, während Seines öffentlichen Lebens persönlich gegründet worden ist; daß ihr der göttliche Erlöser selbst eine hierarchische Verfassung gegeben hat, durch die Einsetzung des Primates, des Apostolates und des Priestertums. Christus selbst gab ihr den Auftrag und die Sendung, Sein göttliches Erlösungswerk bis zum Ende der Welt fortzusetzen. Darin besteht der Daseinszweck der Kirche. Sie soll die Menschen zu ihrem übernatürlichen Ziel führen. Weil dieses Ziel alle menschlichen Kräfte übersteigt, wurde die Kirche von ihrem Stifter mit den dafür notwendigen übernatürlichen Mitteln ausgestattet, nämlich mit dem Lehramt, dem Priesteramt und dem Hirtenamt des Heilandes. Schließlich hat Christus die Kirche durch den immerwährenden Beistand des Heiligen Geistes durch die Gabe der Unfehlbarkeit in der Wahrheit unerschütterlich befestigt, so daß sie weder durch menschliche Schwäche noch durch die Bosheit ihrer Feinde überwältigt werden kann.

Aus ihrem göttlichen Ursprung, aus ihrer hierarchischen Verfassung, aus ihrem übernatürlichen Zweck und insbesondere aus ihrer durch die Unfehlbarkeit gesicherten Ausstattung ergibt sich,

  1. die Einheit und Einzigkeit der katholischen Kirche. Und daß
  2. alle Menschen in ihre Gemeinschaft eintreten müssen, um ihre Seele zu retten.

Oder anders gesagt: Aus dem Ursprung und Zweck der katholischen Kirche folgt, daß nicht nur alle anderen sog. „Weltreligionen“, wie das Judentum, der Islam, der Buddhismus etc., sondern auch alle anderen christlichen Bekenntnisse, wie das der Lutheraner, der Kalvinisten, der Zwinglianer, der Methodisten, der Anglikaner, der Orthodoxen etc., falsche Religionen sind, durch die der Mensch sein ewiges Ziel nicht erreichen kann.

Die Einzigkeit der Kirche

Daß Gott nur eine einzige Heilsinstitution gründen würde, ging schon aus der Offenbarung des Alten Testamentes hervor. Der Alte Bund und seine Einrichtungen, d.h. das Gesetz, die Gottesstadt Jerusalem und das dortige Gotteshaus, der Tempel, sind prophetische Vorbilder für die neutestamentliche Kirche Gottes.

So sah der Prophet Isaias alle Völker zusammenströmen auf einen einzigen Berg und in ein einziges Haus. Was er sah, beschrieb er mit den Worten: „In der letzten Zeit wird der Berg des Hauses des Herrn auf dem Gipfel der Berge stehen und sich über den Hügeln erheben und alle Völker werden zu ihm strömen. Sie werden sprechen: ‚Kommt und laßt uns hinaufziehen zum Berge des Herrn und zum Hause des Gottes Jakob, daß Er uns lehre Seine Wege und daß wir wandeln auf Seinen Pfaden.‘“ (Is. 2,2 f.). Derselbe Prophet weissagte, es würde nur eine einzige Heilslehre, nur ein Gesetz von diesem Berge herab verkündet werden: „Von Sion wird das Gesetz ausgehen und das Wort Gottes des Herrn von Jerusalem.“ (Is. 2,3). Ferner ist die Rede nur von einem einzigen Reich, das Gott begründen werde. Ein einziges Reich, das ewiglich bestehen und alle anderen Reiche – also alle anderen Religionen – vernichten werde. So verkündete der Prophet Daniel: „Der Gott des Himmels wird ein Reich erwecken, das in Ewigkeit nicht zerstört werden wird. Sein Reich wird keinem anderen gegeben werden und es wird zermalmen und vernichten alle diese Reiche, und es selbst wird bestehen ewiglich.“ (Dan. 2,44).

Was einst verheißen war und was durch das alttestamentliche Bundesvolk Israel selbst schattenhaft vorgebildet worden ist, das ist genauso eingetreten. Auch wenn wir die neutestamentlichen Schriftstellen schon öfter genannt haben, so wollen wir sie nochmals anführen und diesmal besonders aus ihnen heraushören, wie deutlich die Einzigkeit der katholischen Kirche darin ausgesagt ist.

Der Heiland redete immer nur von einer einzigen Kirche unter einem einzigen Oberhaupt, was eine Vielzahl von voneinander unabhängigen religiösen Gemeinschaften ausschließt. Zu Simon Petrus sprach Er: „Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen will Ich Meine Kirche bauen.“ (Mt. 16,18). Immer nur Einzahl! Nur einer ist Petrus. Nur ein Felsenfundament. Nur eine einzige Kirche. Nämlich die, welche auf diesem einzigen Fundament gründet, von diesem Fundament getragen wird, also in ihrem Bestand fortwährend von diesem einen Fundament abhängt. – Christus spricht ferner nur von einem einzigen Schafstall, in welchen die Schafe, welche sich außerhalb befinden, hineingeführt werden sollen: „Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Schafstall sind; auch diese muß Ich herbeiführen und es wird ein Schafstall und ein Hirte werden.“ (Joh. 10,16). Also viele Schafe, aber nur ein Stall; eine Hürde unter einem Hirten. – Auch Seine Gleichnisse betonen stets die Einzigartigkeit seiner Stiftung. Er nennt sie oft, wie auch im heutigen Sonntagsevangelium: „Das Himmelreich“. Mit Recht, weil die Kirche nichts anderes ist als eine Vorbereitung für den Himmel. Ein Reich ist stets eingehegt durch Grenzen. Nur wer innerhalb seiner Grenzen lebt und der Obrigkeit treu ergeben ist, gehört zu diesem Reich. Und es ist immer nur die Rede von einem einzigen Himmelreich. – Ferner hat Christus die Kirche verglichen mit einem Acker. Auf ihm wachsen zwar viele und verschiedene Pflanzen, Weizen und Unkraut, und doch ist es nur ein einziger Acker. – Mit einem Weinberg. Darin arbeiten zwar viele Arbeiter zu verschiedenen Stunden des Tages. Aber es ist nur ein Weinberg. – Soeben haben wir den Vergleich mit einem Senfkörnlein vernommen. Ein Senfkorn, das zu einem gewaltigen Baum heranwächst. Viele Vögel des Himmels wohnen darin, aber da ist nur ein einziger Same, nur ein einziger Baum. – Mit einem Netz. Es finden sich darin gute und schlechte Fische. Aber es ist nur ein einziges Netz. – Der Heiland vergleicht die Kirche mit einem Schatz, mit einem Haus, mit einem Gastmahl, mit einem Sauerteig – ja, mit den verschiedensten Gegenständen, aber immer nur mit einem einzigen.

Unser göttlicher Erlöser hat nur einen Glauben gelehrt. Er hat nur ein Oberhaupt eingesetzt. Ja, Er hat vor Seinem Leiden mit der größten Inbrunst der Kirche von Seinem Vater die immerwährende Einheit erfleht: „Heiliger Vater! Bewahre sie in Deinem Namen, die Du Mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie auch Wir eins sind.“ (Joh. 17,11). Die Einheit ist also nicht etwas, was die katholische Kirche erst erreichen müsse, was erst am Ende ihrer Wirktätigkeit stünde. Noch weniger ist ihre Einheit ein noch unerfülltes Ideal, welches durch Ökumenismus und Synkretismus herzustellen sei, wie es die „konziliare Kirche“, insbesondere durch die Irrlehren des unheiligen „Papstes“ „Johannes Paul II.“, ihren Jüngern weismacht. Nein, die Einheit und Einzigkeit der Kirche Gottes steht ganz am Anfang. Sie ist in ihr Erbgut eingeschrieben. Darin besteht ihr tiefstes Wesen: Wie Gott selber eins und einzigartig zu sein. „Damit sie eins seien, wie auch Wir eins sind.“ Und wie sind denn die Personen in Gott? Wie sind der Vater und der Sohn eins? Sie sind eins im Denken. Sie sind eines Willens. Und sie sind eins in einem einzigen Wesen. Kann es eine größere Einheit geben? Undenkbar! Es gibt nur einen einzigen Gott. Also gibt es auch nur eine einzige Kirche. Wie Gott, so ist auch die Kirche trotz der Vielzahl ihrer Glieder eins im Denken – durch die eine Glaubenslehre – eins im Wollen – durch die eine Sittenlehre – eins in ihrem übernatürlichen Wesen – durch das eine Priestertum und ein und dieselben Gnadenmittel. Wie das Gebet des Sohnes Gottes um die Unfehlbarkeit des hl. Petrus und seiner Nachfolger erhört wurde – „Simon, … Ich habe für Dich gebetet, daß dein Glaube nicht wanke.“ (Lk. 22,32) – so ist in der Nacht vor Seinem Leiden auch das Gebet um die Einheit der katholischen Kirche vom himmlischen Vater erhört worden: „Damit sie eins seien, wie auch Wir eins sind.“

Es gehen nur wenige Sätze aus dem Evangelium so klar, so eindeutig und so eindrücklich hervor, wie die Tatsache, daß Christus nur eine einzige Kirche gegründet hat. Das wird bestätigt durch die Lehre der Apostel und der Kirchenväter. Der hl. Paulus schreibt: „Der Friede Christi herrsche lebendig in euren Herzen, zu welchem ihr auch berufen seid in einem Leibe.“ (Kol. 3,15). – Der hl. Clemens von Alexanderien sagt in Anknüpfung an die Einzigkeit der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria: „Es ist nur eine Jungfrau-Mutter. Ich nenne sie die Kirche.“ Und an anderer Stelle: „Es ist nur eine Kirche. Die Ketzer aber sind es, welche sich bemühen, diese einzige Kirche in mehrere zu trennen.“ Die Ketzer aber sind es, welche sich bemühen, diese einzige Kirche in mehrere zu trennen! – Der hl. Cyprian schreibt: „Daß die Kirche nur eine sei, bezeichnet der göttliche Geist, da Er die Person des Heilandes im Hohenlied [Salomons] sprechen läßt: ‚Hier ist Meine Taube, Meine Vollkommene, die einzige Tochter Meiner Mutter.’“ Und schließlich wollen wir noch den hl. Fulgentius zu Wort kommen lassen: „Die Kirche Christi ist eine Kirche, eine Taube, eine Geliebte, eine Braut.“

Dieser Glaubenssatz von der Einheit und Einzigkeit der Kirche ist schließlich auskondensiert in dem Satz des Credo, das wir an jedem Sonntag und an jedem höheren Festtag bei der Darbringung des hl. Meßopfers beten: „Ich glaube an die eine … Kirche.“

Die Einheit in der Wahrheit

Wie wir bereits sagten, ist die Kirche, trotz der Vielzahl ihrer Glieder, eins im Denken – durch die eine Glaubenslehre – eins im Wollen – durch die eine Sittenlehre – eins in ihrem übernatürlichen Wesen – durch dieselben Gnadenmittel. Am deutlichsten tritt ihre Einheit jedoch hervor durch die eine, unfehlbare Wahrheit.

Die Wahrheit kann nur eine einzige sein! Weiß und Schwarz, Tag und Nacht, Feuer und Wasser, Wärme und Kälte, Sommer und Winter, Licht und Finsternis, Groß und Klein, Alt und Jung, Mann und Frau, Vorgesetzter und Untergebener, Millionär und Bettler – sind nicht dasselbe, sondern verschieden. Wenn eines von beiden zutrifft, dann ist das andere definitiv ausgeschlossen. Wenn eine Sache weiß ist, dann ist ausgeschlossen, daß sie schwarz ist. Folglich wäre die Behauptung, eine weiße Sache sei schwarz, falsch. – Wenn es Tag ist, dann kann es nicht gleichzeitig Nacht sein. Wollte einer das Gegenteil behaupten, dann wäre diese Aussage falsch.

Die Wahrheit ist immer nur eine und kann nur eine sein. Was mit der Wahrheit nicht übereinstimmt, ist Irrtum, nicht selten auch absichtliche Lüge. Die Kirche wird nun vom hl. Paulus völlig zurecht als die „Säule und Grundfeste der Wahrheit“ (1. Tim. 3,15) bezeichnet. Denn sie ist dank des unfehlbaren Beistandes Christi in der Wahrheit befestigt. Denn Christus allein ist „der getreue Zeuge und der Wahrhaftige“ (Offb. 3,14). Alle Worte, die Er spricht, „beruhen auf Wahrheit“ (Ps. 118,160). Und „Seine Wahrheit bleibt in Ewigkeit“ (Ps. 116, 2). Darum schreibt der hl. Paulus im 2. Korintherbrief: „Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, der bei euch durch uns gepredigt worden ist, war nicht Ja und Nein, sondern Ja war in Ihm.“ (2. Kor. 1,19). Damit sagt der Völkerapostel, daß es in Christus keinen Wechsel von Wahr und Falsch gab, sondern daß Er aufgrund Seiner unveränderlichen Gottheit die klare und unwandelbare Wahrheit selbst ist.

Wenn es nun verschiedene christliche Bekenntnisse gibt und diese einander in wichtigen und wesentlichen Dingen widersprechen, so können sie unmöglich alle die Wahrheit besitzen, denn die Wahrheit ist nur eine und kann daher nur an einem Ort, in einem einzigen Bekenntnis, gefunden werden.

Einander ausschließende Glaubensüberzeugungen

Die verschiedenen Weltreligionen weichen in den fundamentalsten Glaubensfragen voneinander ab. Wir Katholiken sind davon überzeugt: Es gibt nur einen Gott! Das bestreitet der Buddhismus, der behauptet, es gäbe gar keinen Gott. Der Sinn des Lebens bestünde darin, ins Nirvana (ins Nichts) einzugehen und nicht mehr wiedergeboren zu werden. Sowohl dem katholischen Glauben als auch dem Buddhismus widerspricht sodann der Hinduismus. Er behauptet mit zahllosen anderen heidnischen Kulten, es gäbe nicht einen Gott, sondern viele, viele Götter. Alle drei Behauptungen können nicht gleichzeitig wahr sein.

Wir Katholiken sind sodann davon überzeugt, daß in dem einen Gott drei Personen sind: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Und daß die zweite Person der allerheiligsten Dreifaltigkeit aus der Jungfrau Maria Mensch geworden ist. Jesus Christus ist deshalb wahrer Gott und wahrer Mensch. Dem widersprechen entschieden der Islam und das Judentum. Sie glauben an einen Einpersonengott, der keinen wesensgleichen Sohn habe. Und Jesus Christus sei ein bloßer Mensch. Den Muslimen freilich ein Prophet. Für die Juden lediglich ein Betrüger und Hochstapler. – All diese Überzeugungen können nicht gleichzeitig wahr sein. Sie schließen einander aus.

Aber auch die anderen christlichen Bekenntnisse, die in dem bisher Gesagten mit den Katholiken übereinstimmen, gehen in Angelegenheiten von grundlegender Bedeutung weit auseinander.

Wir Katholiken sind davon überzeugt, daß die Kirche stets im Besitz der vollen Wahrheit war und von keiner falschen Weltanschauung etwas Wahres empfangen könne, was sie nicht selbst bereits besessen hätte. Dem widerspricht die „Kirche des 2. Vatikanums“, die mit „dem Konzil“ die überlieferte Lehre auf den „heutigen Stand“ gebracht habe. Joseph Ratzinger bekannte zutreffend, daß die Konstitution „Gaudium et spes“ des sog. 2. Vatikanums – die übrigens maßgeblich von dem späteren unheiligen „Johannes Paul II.“ geprägt wurde – einen „Gegen-Syllabus“ darstellt. Mit anderen Worten: Das 2. Vatikanum habe das, was Papst Pius IX. in der Enzyklika „Quanta cura“ und in seinem „Syllabus errorum“ als „liberale Irrtümer“ endgültig verworfen hatte, jetzt als „Wahrheit“ entdeckt. Ja, der „Mozart der Theologie“ machte 1984 ganz stolz darauf aufmerksam, daß seine „konziliare Kirche“ es auf dem 2. Vatikanum geschafft habe, sich „die besten Werte von zwei Jahrhunderten liberaler Kultur“ anzueignen. Diese Werte seien „außerhalb der Kirche geboren“ (Klar! Denn es sind Irrtümer!), hätten aber dank „des Konzils“ ihren Platz innerhalb seiner Kirche gefunden. (Zeitschrift „Jesus“, 11/1984, S. 72). Damit vertritt Ratzinger die Überzeugung, die Kirche sei nicht im Vollbesitz der Wahrheit, sondern könne „Wahrheiten“, die außerhalb von ihr „geboren worden sind“, dazulernen. Ja, sie könne sogar, wie etwa den Liberalismus, erst einmal eine Sache völlig verkennen und fälschlich als Irrtum brandmarken, ehe sie dann doch „dazulernt“ und dessen beste Werte in sich aufnimmt. Kurz: Während wir Katholiken davon überzeugt sind, daß uns die Kirche keinen Irrtum lehren kann, ist die modernistische Kirche des 2. Vatikanums sehr wohl davon überzeugt. – Beides kann nicht wahr sein.

Wir Katholiken teilen ferner die Überzeugung, daß dem römischen Bischof als dem rechtmäßigen Nachfolger des hl. Apostels Petrus der Primat über die gesamte Kirche und damit die Binde- und Lösegewalt über jeden einzelnen Gläubigen – Kleriker wie Laien – zukommt. – Das wollen die Orthodoxen nicht gelten lassen, die für sich Unabhängigkeit vom Römischen Stuhl beanspruchen. – Wiederum kann beides nicht gleichzeitig zutreffend sein.

Wir Katholiken sind ferner davon überzeugt, daß wir dem Papst in den Angelegenheiten, in denen er als oberster Hirte der Kirche lehrt, entscheidet und allgemeine Vorschriften erläßt, nicht irren kann und wir daher verpflichtet sind, das Gelehrte, Entschiedene oder Vorgeschriebene im Gehorsam anzunehmen. – Dem widersprechen die Lefebvristen und Neo-Traditionalisten, indem sie die Überzeugungen der Gallikaner und Altkatholiken aufgreifen: Nein, nur wenn der Papst ein Dogma definiere, sei er unfehlbar, und nur dann, wenn er in Übereinstimmung mit der Kirche bzw. mit der Tradition etwas vorschreibe, müsse man gehorchen. Wenn der Papst hingegen nach Meinung der Traditionalisten nicht mit der Tradition übereinstimmt, dann dürfe man ihn kritisieren, bräuchte ihm nicht zu gehorchen, sondern müsse ihm dann sogar Widerstand leisten. (Das scheint heute, aller gegenteiligen Versicherungen Christi zu trotz, offenbar nicht nur eine Ausnahme, sondern die Regel zu sein.) – Auch hier schließt die eine Überzeugung die andere aus.

Wir Katholiken nehmen sieben Sakramente an. Die protestantischen Gemeinschaften hingegen nur zwei Sakramente.

Wir Katholiken sind der Überzeugung, daß nur der Glaube, verbunden mit einem tugendhaften Leben, zur Seligkeit führt. Die Protestanten behaupten: Nein, das Glaube allein sei genug, der fromme Lebenswandel aber überflüssig. Wir Katholiken bekennen, daß das hl. Meßopfer die Erneuerung des Erlösungsopfers Christi am Kreuz ist, und daß dabei der Leib und das Blut Christi im Altarsakrament auf das Wort des Priesters wahrhaft, wirklich und wesentlich gegenwärtig werden. Andere verneinen das und wollen lediglich ein Gedächtnismahl darin erblicken, in dem Brot und Wein zur Erinnerung an das letzte Abendmahl genossen werden.

Wir Katholiken glauben, daß Christus das Bußsakrament zum Nachlaß der Sünden und zur Versöhnung mit Gott eingesetzt hat und daß die Priester die richterliche Vollmacht besitzen, von Sünden loszusprechen oder sie zu behalten. Andere streiten das ab.

Wir Katholiken begrüßen die Ablässe, welche die Kirche gewährt, als eine große Gnade des Himmels. Andere hingegen lachen und lästern darüber.

Wir Katholiken rufen die Heiligen um ihre Fürsprache an und verehren ihre Reliquien und Bilder. Andere bezichtigen uns deshalb des Götzendienstes oder des Aberglaubens.

Unmöglich können all die genannten, einander widersprechenden Überzeugungen – und diese Liste ließe sich noch erweitern – gleichzeitig wahr sein.

Wie wir gesehen haben, ist es ausgeschlossen, daß Christus in all den Punkten verschiedene Lehren vorgetragen habe. Die Wahrheit ist nur eine. Und diese Wahrheit findet man nur in der von Christus eigens dafür gestifteten Einrichtung, nämlich in der katholischen Kirche. Alle anderen Religionen und religiösen Gemeinschaften, die von der katholischen Lehre abweichen, sind daher mit Gewißheit nicht Wege des Heiles, sondern Wege ins Verderben. Sie besitzen vielleicht einzelne Wahrheiten, die sie bei ihrer Trennung von der katholischen Kirche wie Trümmer aus dem Schiffbruch gerettet haben. Sie besitzen aber nicht die ganze und volle Wahrheit, wie sie der Sohn Gottes geoffenbart hat, und wie sie zum Heile notwendig geglaubt werden müssen.

Aus alledem geht letztlich hervor, daß – im Gegensatz zu der Behauptung Bergoglios – alle Religionen und religiösen Gemeinschaften, welche nicht die Kirche Jesu Christi sind, weder von Gott herstammen noch von Gott gewollt sind und auch nicht zu Gott führen.

Die einzige Arche des Heiles

Denn aus dem Dogma von der Einigkeit der Kirche Jesu Christi ergibt sich noch ein weiteres, überaus wichtiges und folgenschweres Dogma. Wie es unter der Vielzahl der Religionen nur eine wahre geben kann, so kann es auch nur eine einzige geben, durch die man das ewige Heil erreichen kann. Auch für diese Wahrheit ist der Beweis nicht schwer zu führen.

Der Herr selber sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, außer durch Mich.“ (Joh. 14,6). Nur durch Christus kommt man zum Vater. Nur durch Ihn kann man das Heil erlangen. Denn nur Er ist der Weg, der zum Ziel führt. Nur von Ihm geht die Wahrheit aus, welche zur Seligkeit geglaubt werden muß. Nur in Ihm allein findet man das übernatürliche Leben, das nach dem Tod die Früchte der ewigen Glückseligkeit hervorbringt. – Ferner sagt der Heiland von sich: „Ich bin die Tür. Wenn jemand durch Mich eingeht, so wird er selig werden.“ (Joh. 10,9). Es gibt kein anderes Tor, durch das man in den Himmel gelangen kann, als allein Ihn. – Er sagt weiter: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben, wer aber dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.“ (Joh. 3,36). Also, nur durch den Glauben an Christus kann man gerettet werden. Diese Worte finden ihr Echo in der Lehre der Apostel, denn „es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, wodurch sie selig werden sollen.“ (Apg. 2,12). Der hl. Paulus bekräftigt: „Es gibt nur einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, Christum Jesum.“ (1. Tim. 2,5). Und der Lieblingsjünger sagt: „Wer den Sohn hat, der hat das Leben, wer den Sohn nicht hat, der hat das Leben nicht.“ (1. Joh. 5,12). Also ohne den Glauben an Christus: Der ewige Tod, die ewige Verdammnis.

Wenn aber nun gilt, „außerhalb von Christus kein Heil“, dann gilt auch, „außerhalb der Kirche Christi kein Heil“. Die Kirche Christi ist ja Sein mystischer Leib! – Wenn es notwendig war, daß der Sohn Gottes „um unseres Heiles willen“ (Credo) Mensch geworden ist, damit Er uns am Kreuz die zu unserem Heile notwendigen übernatürlichen Güter verdiene, wozu wir ohne Ihn außerstande gewesen wären, dann ist es zur Erlangung des ewigen Heiles genauso notwendig, jener Einrichtung anzugehören, welcher der Heiland eben diese Heilsgüter übertragen hat. Nun hat Christus aber all die für unser ewiges Heil unentbehrlichen Gnadenmittel und alle Gewalten, die deren Gebrauch regeln, einzig und allein Seiner Kirche übertragen; der katholischen, aber keiner anderen.

Daraus folgt so klar wie das Sonnenlicht, was die ältesten Väter gelehrt und die katholische Kirche nicht müde wurde zu wiederholen: Außerhalb der Kirche kein Heil! – So sagt etwa der hl. Cyprian: „Der kann Gott nicht zum Vater haben, welcher die Kirche nicht zur Mutter hat. Wenn einer, welcher außerhalb der Arche Noes war, dem Untergang hätte entgehen können, so würde auch jener, welcher außerhalb der Kirche ist, dem Untergang entgehen können.“ (de unit. Eccl.) Weil aber niemand außerhalb der Arche überlebte, so ist es unmöglich, ohne die Kirche selig zu werden. „Keiner täusche sich“, warnt der Kirchenschriftsteller Origenes, „außerhalb der Kirche wird niemand selig.“

Aber ist das nicht eine harte Lehre? Nicht so hart, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Wir verdammen diejenigen nicht, welche sich außerhalb der Kirche befinden. Viele Andersgläubige können dem Herzen nach der wahren Kirche angehören und sie gehören ihr wirklich an, wenn ihr Irrtum ein unverschuldeter (!) ist. Solch unverschuldet Irrende können gerettet werden, wenn sie sich redlich bemühen, den Willen Gottes nach ihrer Erkenntnis zu erfüllen.

Wer und wie viele von den Andersgläubigen nun konkret auf unverschuldete Weise irren, das weiß freilich nur Gott. Denn Gott allein kennt die Herzen des einzelnen Menschen. Wir können ja nicht einmal von uns selber mit Gewißheit sagen, ob wir im Falle eines Irrtums daran wirklich schuldlos sind, ob wir es vielleicht nicht doch hätten besser wissen können. Daher müssen wir uns umso mehr davor hüten, über den einzelnen Mitmenschen zu urteilen. – Eines steht jedoch fest. Wenn Andersgläubige aufgrund ihres unverschuldeten Irrtums ihre Seele retten, dann tun sie das allein durch die Vermittlung der Kirche Jesu Christi und nicht durch ihren falschen Glauben. Nicht durch ihre falsche Religion, sondern trotz ihrer falschen Religion gehören solche Menschen der wahren Kirche an und können sich nur retten, weil sie es aufgrund des Hindernisses ihrer falschen Religion nicht besser wissen konnten.

Aber sind wir damit nicht sehr unduldsam gegen alle Nichtkatholiken? Durchaus nicht! Wir bemitleiden sie. Wir beten für sie. Wir erweisen ihnen nach Kräften Dienste der Freundschaft und der Liebe. Aber daß wir den von der unfehlbaren Kirche verworfenen Irrtum als Wahrheit gelten lassen und die Nichtkatholiken in ihrem Irrtum beruhigen, als stünde auch ihnen das Tor des Himmels weit offen. Das wäre ein Verbrechen an ihnen. – Was selig macht, das hat Christus gelehrt. Durch die Vermittlung Seiner Kirche ist diese Lehre auf uns gekommen. Und wir glauben es auf Sein Wort hin, weil wir dem Wort Gottes glauben müssen. Wer aber letztlich selig wird, daß weiß nur Gott allein. Und es steht uns nicht zu, dieses Geheimnis zu ergründen. Ja, wir können es nicht einmal ergründen!

Genauso vermessen wäre es übrigens auch, sich selbst in Sicherheit zu wiegen. Der Katholik ist nur deshalb, weil er ein Kind der wahren Kirche ist, noch keineswegs vor dem Untergang gesichert. Denn er wird erst dann ein Kind der Seligkeit, wenn er als wahrer Katholik sein Leben nach dem Glauben einrichtet und darin ausharrt bis zum Tod. Mahnt doch der Herr: „Nicht jeder, der zu mir sagt: ‚Herr, Herr!‘ [so können nur jene Rufen, die den Glauben an Ihn haben] wird in das Himmelreich eingehen, sondern wer den Willen Meines Vaters, der im Himmel ist, tut [also wer gehorsam nach diesem Glauben lebt], dieser wird in das Himmelreich eingehen.“ (Mt. 7,21). Und: „Wer ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden.“ (Mt. 10,22).

Der Herr hat also eine einzige Kirche gestiftet, und in dieser allein findet man die Wahrheit und die Seligkeit. Milliarden von Menschen stehen heute außerhalb dieser Kirche. Jeder von uns kennt solche Menschen. Beten wir in dieser hl. Messe um das Erbarmen Gottes, damit alle die armen, bemitleidenswerten Menschen, die nicht wie wir den katholischen Glauben kennen; die nicht wie wir zur katholischen Kirche gefunden haben und sich, nicht zuletzt aufgrund ihres derzeitigen papstlosen Zustandes, damit schwer tun, zu ihr zu finden, von Gott die große Gnade des wahren Glaubens erhalten, damit sie ihre Seele retten können.

Wir wollen aber auch für uns selber beten, damit wir standhaft im Glauben ausharren und uns bis zu unserem letzten Atemzug als stets lebendige Glieder der katholischen Kirche erweisen, damit wir durch ihre Vermittlung zum ewigen Leben gelangen. Amen.

Kategorie:

Veröffentlicht: