Das Ringen um das richtige Verständnis des Dreifaltigkeitsdogmas

Geliebte Gottes!

Der Glau­bens­satz von der Dreieinigkeit Got­tes ist das Grund­dogma des Chris­ten­tums. Durch dieses Bekenntnis unter­schei­det sich das Chris­ten­tum wesent­lich von der moham­me­da­ni­schen, der jüdi­schen und den heidnischen Got­tes­vor­stel­lun­gen. Die klas­si­sche For­mu­lie­rung die­ses Dog­mas lau­tet: Es gibt nur einen Gott. In dem einen Gott aber finden sich drei Per­so­nen. Wir bekennen also die Ein­heit der göttlichen Natur – nur ein Gott – und die Drei­heit der Per­so­nen – Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Dieser Glaube ist nicht gegen die Ver­nunft, aber er übersteigt die geschaffene Ver­nunft. Er ist nicht gegen die Vernunft, denn wir sagen dabei nicht die Dreiheit und die Einheit von dem­sel­ben aus. Das wäre gegen das Gesetz vom Wider­spruch, son­dern wir sagen drei und eins von Ver­schie­de­nem aus: Drei der Per­so­nen. Aber nur eine göttliche Natur!

So bekennt es die katholische Kirche im Atha­na­sia­ni­schen Glau­bens­be­kennt­nis: „Der katholische Glaube aber besteht darin, daß wir den einen Gott in der Dreifaltigkeit und die Dreifaltigkeit in der Einheit verehren, indem wir weder die Personen vermischen noch die Wesenheit trennen. Eine andere nämlich ist die Person des Vaters, eine andere die Person des Sohnes, eine andere die Person des Heiligen Geistes. Aber Vater, Sohn und Heiliger Geist besitzen eine Gottheit, gleiche Herrlichkeit, gleich ewige Erhabenheit.“

Uner­schaf­fen, unend­lich, ewig ist der Vater, der Sohn und der Hei­lige Geist, und doch sind nicht drei Uner­schaf­fene, Unend­li­che und Ewige, sondern nur ein Uner­schaf­fe­ner, nur ein Unend­li­cher und nur ein Ewi­ger. Diese Aus­drü­cke – „Natur“ und „Per­so­nen“ – stam­men aus der Philosophie. Sie fin­den sich nicht in die­ser Form in der Hei­li­gen Schrift. Aber sie sind ein genui­ner Aus­druck des­sen, was uns die Hei­lige Schrift über den drei­fal­ti­gen Gott offen­bart. Die Wirk­lich­kei­ten des­sen, was mit die­sen Ausdrü­cken aus­ge­sagt wer­den soll, fin­den sich in der Hei­li­gen Schrift bezeugt.

Offenbarung des Geheimnisses in der Heiligen Schrift

Man kann die Drei­fal­tig­keit leug­nen, aber man kann nicht sagen, daß sie sich in der Heiligen Schrift nicht bezeugt fände. Die Heilige Schrift legt in all ihren ver­schie­de­nen Schrif­ten ein ein­deu­ti­ges Zeug­nis über den dreifaltigen Gott ab.

a) alttestamentliche Andeutungen

So ist das Dogma von der Drei­fal­tig­keit schon im Alten Tes­ta­ment angedeutet. Wenn man die Weisheitsbücher des Alten Tes­ta­men­tes aufmerksam liest, dann wird man bemerken können, daß dabei immer wieder von der göttlichen Weis­heit als einer eige­nen Per­son die Rede ist und ähn­lich auch vom Geiste Got­tes. Die göttliche Weisheit und der Geist Gottes werden dabei der Gottheit gegenübergestellt und gleichzeitig göttlich genannt. Das geschieht jedoch nicht in völ­lig eindeutiger Weise. Aber als eine sanfte Andeutung darf man diese Aus­sa­gen des Alten Testamen­tes sehr wohl ver­ste­hen.

b) neutestamentliche Vollendung

An die alttestamentliche Offenbarung anknüpfend ist der hl. Evan­ge­list Johan­nes einer der deut­lichs­ten Zeu­gen von der Dreieinigkeit Gottes. Am Ende fast jeder hei­li­gen Messe beten wir den Pro­log, also das Vor­wort, zum Johan­nes­evan­ge­lium: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ (Joh. 1,1 f.). Das ist im Kern eine kleine Drei­fal­tig­keits­lehre.

Der Evan­ge­list Johan­nes gebraucht den griechischen Ausdruck „Logos“, was unsere Übersetzungen mit dem Begriff „Wort“ wiedergeben. „Logos“ kann man über­set­zen mit „Wort“. Die Über­set­zung ist richtig. Aber man muß wis­sen, was in die­sen Begriff „Logos“ alles ein­ge­gan­gen ist. Es ist ein mit reichem Inhalt gefüll­ter Begriff, der einerseits der Philosophie des Altertums entnommen ist.

In der stoi­schen Phi­lo­so­phie besagt der Logos soviel wie die „Weltvernunft“; die Welt­ver­nunft, von der ein Split­ter in jedem Men­schen ist. Und bei Plato ist der Logos die „Wel­t­idee“, die Uridee, in der alle anderen Ideen enthalten sind. Wenn der hl. Johannes vom „Logos“, von dem göttlichen „Wort“, spri­cht, dann dür­fen wir ohne Zögern das Ergeb­nis der grie­chi­schen Phi­lo­so­phie mit­den­ken, welches im Kontext des Alten Testamentes von der pantheistischen Vorstellung gereinigt und im Licht der Offenbarung des Neuen Bundes vollendet wird.

Denn schon im Alten Testament finden sich Aussagen vom Sprechen Gottes. Das Wort ist ja ein gespro­che­nes Wort. Gleich am Anfang der Hei­li­gen Schrift, im Buche Gene­sis, ist die Rede von Got­tes Spre­chen: „Gott sprach, und es wurde Licht.“ (Gen. 1,3). „Gott sprach: Es bilde sich ein Firmament inner­halb der Gewäs­ser und scheide Was­ser von Was­ser.“ (Gen. 1,6). „Gott sprach: Es lasse die Erde grü­nende Pflan­zen her­vor­brin­gen, und so geschah es.“ (Gen. 1,11). Durch das Wort hat Gott also alles erschaffen. Wenn Gott redet, wirkt Er. Dasselbe faßt der Johannesprolog in den Worten zusammen: „Alles ist durch dasselbe [das göttliche Wort] geworden, und ohne dasselbe ist nichts geworden, was geworden ist.“ (Joh. 1,3). Durch das göttliche Wort ist also alles geschaffen, ohne, daß es selbst erschaffen worden ist. Es ist also unerschaffen und damit Gott selbst.

Und die­ser Logos ist jedoch auf der Ebene der Personen unterschieden von einer anderen göttlichen Person. „Das Wort war bei Gott“, d. h., es steht Ihm gegen­über. Es fällt also nicht zusam­men mit der Person des sprechenden Vatergottes, der das Wort ausspricht, son­dern Es ist bei Ihm; Es ist von Ihm unter­schie­den.

Nichtsdestotrotz besitzt das Wort ein und das­sel­be göttliche Wesen, sagt doch der hl. Johannes von Ihm: „Und das Wort war Gott.“ (Joh. 1,1). Es war bei Ihm, und Es war Gott.

Hier fin­den wir ausgesprochen, was die Kir­che immer geglaubt, bekannt und im Laufe der Zeit mit immer geschliffeneren Worten gelehrt hat: „Die Ein­heit des göttlichen Wesens und die Verschiedenheit der drei Per­so­nen in der einen Gottheit.“ Genau das ist hier im Pro­log des Johannesevangeliums aus­ge­sagt.

Daß es sich um mehrere göttliche Personen handelt, wird wiederum schon im Schöpfungsbericht des Alten Testamentes angedeutet. Dort spricht Gott nämlich: „Las­set uns – also in der Mehr­zahl! – den Men­schen machen nach unse­rem Bilde.“ (Gen. 1,26).

Deutlich finden wir die Dreipersönlichkeit Gottes dann aber bei der Erschaffung des Gottmenschen geoffenbart. Das Geheimnis, welches nämlich der hl. Johannes mit den Worten „Und das Wort ist Fleisch geworden“ (Joh. 1,14) beschreibt, wurde der allerseligsten Jungfrau Maria in voller Deutlichkeit enthüllt. Maria war die erste, welche das Geheimnis der Dreieinigkeit Gottes aus dem Mund des Erzengels Gabriel erfahren durfte. Er sprach: „Der Hei­lige Geist wird über dich kom­men, und die Kraft des Aller­höchs­ten [Gott der Vater] wird dich über­schat­ten, und des­we­gen wird auch das Hei­lige, was aus dir gebo­ren wird, Sohn Got­tes genannt wer­den.“ (Lk. 1,35).

Bei der Taufe Jesu im Jor­dan offenbarte sich die Dreipersönlichkeit Gottes sogar gewissermaßen sichtbar. Da öff­nete sich der Him­mel über dem Heiland. Der Heilige Geist kam in Gestalt einer Taube auf Ihn herab. Und eine Stimme sprach: „Die­ser ist Mein gelieb­ter Sohn, an dem Ich Mein Wohl­ge­fal­len habe.“

Immer wieder finden sich im Evangelium Aussagen, welche die Gleichheit der Natur der Dreiheit der Personen erklären. Beim letzten Abendmahl wurde Jesus vom hl. Phil­ip­pus gebeten, Er möge ihm doch den Vater zei­gen. Da ant­wor­tet Jesus: „So lange schon bin Ich bei euch, und du hast Mich noch nicht erkannt. Phil­ip­pus, wer Mich sieht, der sieht auch den Vater. Wie kannst du sagen: ‚Zeige uns den Vater‘?‘ Glaubst du nicht, daß Ich im Vater bin und daß der Vater in Mir ist?“ Ferner erklärte der Heiland: „Alles, was der Vater hat, ist Mein.“ „Ich und der Vater sind eins.“ Das ist die Ein­heit der göttlichen Natur. Bei dieser Gelegenheit sprach Jesus auch vom Heiligen Geist als einer vom Vater und Ihm selbst verschiedenen Person: Ich will den Vater bit­ten, daß Er euch einen ande­ren Trös­ter gebe, den Geist der Wahr­heit.“ Der Heiland nennt Ihn den „Tröster“. Trösten kann nur eine Person. Er werde die Apostel alles lehren und sie an alles erinnern, was Jesus zu ihnen gesagt hat. Lehren und erinnern kann nur eine Person.

Am deutlichsten ist die Drei­einigkeit Gottes jedoch aus­ge­spro­chen im Tauf­be­fehl, den wir soeben vernommen haben: „Gehet also hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Soh­nes und des Hei­li­gen Geis­tes.“ (Mt. 28,18). Alle drei Personen sind ausdrücklich genannt. Es handelt sich um drei verschiedene Personen. Zugleich sind die drei Personen aber durch das „und“ gleichrangig nebeneinandergestellt: Der Vater „und“ der Sohn „und“ der Heilige Geist. Sie werden nebeneinander gestellt, nicht untereinander. Aber auch die Einheit in der göttlichen Natur wird im Taufbefehl ausgesagt. Es ist nämlich nur die Rede von einem Namen. Die Apostel sollten taufen, auf den Namen“, nicht auf „die Namen“, des dreifaltigen Gottes: „Taufet sie im Namen – Einzahl! – des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Die hl. Taufe wird in einer einzigen göttlichen Kraft und Autorität gespendet, im Namen der einen Gottheit.

c) das apostolische Bekenntnis

Aber nicht nur die Evangelien, auch die Apos­tel beschrei­ben die Dreifaltigkeit in ihren Brie­fen wie­der­holt. So z. B. der hei­lige Pau­lus im 2. Korin­ther­brief: „Die Gnade unse­res Herrn Jesus Chris­tus und die Liebe Got­tes, des Vaters, und die Gemein­schaft des Hei­li­gen Geis­tes sei mit euch allen.“ Hier haben wir die drei: Die Gnade unse­res Herrn Jesus Chris­tus – die Liebe Got­tes, des Vaters – und die Gemein­schaft des Heiligen Geis­tes.

Ferner schreibt der hl. Petrus, der erste Papst, von der „Vor­her­be­stim­mung Got­tes, des Vaters, durch die Hei­li­gung des Geis­tes, zum Gehor­sam und zur Bespren­gung mit dem Blute Jesu Christi“. Wie­derum die Drei­heit: Vor­her­be­stim­mung Got­tes, des Vaters – Hei­li­gung des Geis­tes – Gehor­sam und Bespren­gung mit dem Blute Jesu Christi. Schließlich schreibt der Lieblingsjünger in seinem 1. Brief: „Drei sind es, die Zeugnis ablegen im Himmel: der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind eins.“ (1. Joh. 5,7). Wie­derum die drei: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Und diese drei sind eins. Die Apos­tel haben also von Anfang an den drei­fal­ti­gen Gott, wenn auch in unbe­hol­fe­nen Wen­dun­gen, gepre­digt.

Das Ringen um die Durchdringung und Reinerhaltung des Dreifaltigkeitsdogmas

Warum hat sich die Kir­che mit den bib­li­schen Aus­sa­gen nicht begnügt?  Sehr ein­fach: Die Kir­che konnte sich mit dem bib­li­schen Sprachgebrauch nicht begnü­gen, weil sich die Irr­leh­rer damit nicht begnügt haben. Die Kir­che konnte das Neben­ein­an­der, Mit­ein­an­der und Inein­an­der und Auseinander von Vater, Sohn und Heiligem Geist, wie es in der Bibel bezeugt ist, nicht bloß wie­der­ho­len. Dann wäre es unmög­lich gewe­sen, die irrigen Ansich­ten der Irr­leh­rer zurück­zuwei­sen.

Die Kir­che mußte, gelei­tet vom Hei­li­gen Geist, solche Ausdrücke suchen und finden, die geeignet waren, das Geheimnis der Dreiheit der Personen in der Einheit der Gottheit eindeutig, widerspruchsfrei und unmißverständlich zu verkünden, zu erklären und zu verteidigen.

a) Der Adoptianismus und der dynamische Monarchianismus

Schon am Ende des 1. Jahr­hun­derts tra­ten juda­is­ti­sche Irr­leh­rer wie Cerinth und die Ebioniten auf. Sie gingen von einem starren, einpersönlichen Monotheismus aus und leugneten die Gottheit Christi. Sie erklärten, Jesus sei wahrer Mensch, aber eben ein blo­ßer Mensch und damit eine menschliche Person gewesen. Er sei vom hl. Joseph gezeugt und aus Maria wie jeder andere Mensch geboren worden, weshalb Er sich im Jordan die Bußtaufe habe erteilen lassen. Dabei sei jedoch eine göttliche Kraft in Gestalt einer Taube auf ihn herabgekommen, um Ihn mit der göttlichen Erkenntnis zu erfüllen. Er sei zwar fortan mit göttlicher Erkenntnis ausgestattet gewesen, aber nur als bloßer Mensch. Das Evangelium des hl. Johannes richtete sich vor allem gegen die Häresie des Cerinth und des Ebion.

Diese Irr­lehre wurde dann im 2. und 3. Jahr­hun­dert von ande­ren in modifizierter Weise über­nom­men. Der byzantinische Laie Theo­dot, der Gerber, hat die Lehre aufgestellt, Jesus sei ein blo­ßer Mensch gewe­sen. Er sei jedoch auf übernatürliche Weise aus dem Heiligen Geist und der Jungfrau Maria geboren worden. Bei Seiner Taufe im Jordan sei der Hei­lige Geist auf Ihn her­ab­ge­kom­men, wodurch der Mensch Jesus von Nazareth in besonderem Maße mit göttlicher Kraft ausgestattet und von Gott gleichsam „an Sohnes Statt“ angenommen, also „adoptiert“ wurde. Diese Irr­lehre hatte einen bedeu­ten­den Ver­tre­ter in dem Bischof Paul von Samosata.

Paul von Samo­sata war in der Mitte des 3. Jahr­hun­derts der Inhaber des Bischofsstuhles von Antio­chien, dessen Gründung durch den hl. Apostel Petrus wir jedes Jahr am 22. Februar begehen. Dieser sehr einflußreiche Bischof behauptete ebenfalls, Jesus sei ein blo­ßer Mensch gewe­sen. In Ihm habe die unper­sön­li­che Ver­nunft oder die Weis­heit Got­tes wie in einem Tem­pel gewohnt. Der Erlö­ser sei mit Gott eins, aber nur im Wil­len, nicht in der göttlichen Natur, also nicht in der Gottheit. Diese Lehre wurde von vielen auf­ge­nom­men, so z. B. im 4. Jahrhundert von Bischof Photinus von Sirmium.

Theodot, der Gerber, wurde von Papst Victor I. verurteilt und exkommuniziert; Paul von Samosata und Photinus von Sirmium wurden jeweils von einer Synode in Antiochien (268) und Sirmium (351) abgesetzt.

b) Der Patripassianismus und der modalistische Monarchianismus

Andere Chris­ten hielten sowohl an der wahren Gottheit Christi als auch an der Einpersönlichkeit Gottes fest. Das führte sie zu der irrigen Annahme, daß in Jesus von Nazareth der göttliche Vater Selbst Mensch geworden sei und gelitten habe. Des­we­gen hei­ßen die Ver­tre­ter die­ser Lehre „Patripassianer“. Eine Zusammensetzung aus den lateinischen Worten „pater“ für den Vater und „passio“ für das Leiden; Zusammen: „Patripassianer“, weil sie lehr­ten, der Vater habe als Mensch am Kreuz gelit­ten. Der Hauptvertreter dieser Irrlehre war Bischof Noet von Smyrna und Praxeas, der von Tertullian bekämpft wurde.

Eine Erweiterung der Häresie der Patripassianer erfolgte durch den Häretiker Sabellius, indem er auch den Heiligen Geist einbezog. Auch er ging von der falschen Voraussetzung eines einpersönlichen Gottes aus und stellte dann die Behauptung auf, Gott habe sich im Laufe der Geschichte auf drei verschiedene Weisen (modi) geoffenbart. Wie ein Schauspieler hätte sich die eine Person Gottes drei verschiedene Masken aufgesetzt und sich bei der Schöpfung als Vater, in der Erlösung als Sohn, im Werk der Heiligung als Heiliger Geist geoffenbart. Hier wurde also nur eine göttliche Person in drei „Modi“, in drei ver­schie­dene Erscheinungswei­sen in Gott, ange­nom­men, nicht drei verschiedene Personen.

Diese tri­ni­täts­feind­li­chen Sek­ten such­ten in Rom Boden zu fas­sen, denn sie wuß­ten: Wenn Rom diese Lehre annimmt, dann nimmt sie die ganze Kir­che an. Aber Rom hat sie nicht ange­nom­men, son­dern ver­ur­teilt. Da hat sich das Wort erfüllt, das der Hei­land in sei­ner Abschieds­stunde gesprochen hat: „Simon, Simon, der Satan hat ver­langt, euch sie­ben zu dürfen, wie man den Wei­zen siebt. Ich aber habe für dich gebe­tet, daß dein Glaube nicht wanke.“ Und das hat das Papst­tum 2.​000 Jahre lang nicht getan. Es hat den Glau­ben der katholischen Kir­che hoch­ge­hal­ten, allen Irr­leh­ren und allen Apost­asien zum Trotz. Papst Kallistus schloß Sabellius aus der Kirchengemeinschaft aus und sein Irrtum wurde nochmals von Papst Dionysius autoritativ verurteilt. Das Wort hat sich erfüllt; Petrus hat seine im Glauben wankenden Brü­der gestärkt.

c) Der Arianismus

Im Gegensatz zu den bisherigen Irrtümern, die von der starren Einpersönlichkeit Gottes ausgingen, entstanden auch solche, die zwar drei verschiedene Personen in Gott zugaben, aber der zweiten und dritten Person die Wesensgleichheit mit dem Vater und damit die wahre Gottheit absprachen.

Der hartnäckigste dieser Irrlehren kam im 4. Jahr­hun­dert auf. Da trat der Pries­ter Arius in Alexandrien auf und lehrte Folgendes: Der Sohn existiere nicht von Ewigkeit her. Das Wort sei nicht aus dem Vater gezeugt, sondern ein Geschöpf des Vaters, das vor allen anderen Geschöpfen aus dem Nichts hervorgebracht worden sei. Arius sprach dem Sohne das gött­li­che Wesen ab und gestand Ihm nur die Ähnlichkeit mit dem Vater zu. Der Sohn sei nicht wesensgleich, sondern nur wesensähnlich und daher nicht im eigentlichen Sinne Gott, sondern nur im uneigentlichen Sinne, insofern Er in Vor­aus­sicht Sei­ner Ver­dienste vom Vater als Sohn angenommen wurde, durch den der Vater dann die übrige Schöpfung ins Dasein gerufen habe. Der Sohn sei also eine Art „Halbgott“. Diese Irr­lehre fand wei­teste Ver­brei­tung, vor allem bei unse­ren Vor­fah­ren, bei den Ger­ma­nen. Die West­go­ten, die Ost­go­ten, die Lang­o­bar­den, die Van­da­len – sie alle nah­men diese Irrlehre an; ja, kamen überhaupt mit dem Christentum erstmals in Form des Arianismus in Berührung. Nur die Fran­ken und die Bur­gun­der waren unter den Ger­ma­nen­stäm­men nicht diesem Irrglauben ver­fal­len.

Die arianische Häresie stand also damals im Raume. Was sollte damit gesche­hen?  Kai­ser Kon­stan­tin berief unter Zustimmung von Papst Sylvester I. ein Kon­zil nach Nicäa ein. Nicäa liegt in der heu­ti­gen Tür­kei, wo sich damals die kaiserliche Sommerresidenz befand, die den Bischöfen zur Verfügung gestellt wurde. Das geschah genau vor 1700 Jahren, im Jahr 325. Als Ergebnis wurde dort jenes Glau­bens­be­kennt­nis for­mu­liert, das wir bis heute in der hl. Messe beten. Es enthält die ausdrückliche Erklärung, daß auch der Sohn wahrer Gott sei: „Ich glaube … an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn. Er ist aus dem Vater geboren vor aller Zeit. Gott von Gott, Licht vom Lichte, wahrer Gott vom wahren Gott; gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch Ihn ist alles geschaffen.“ Das ent­schei­dende Wort in die­sem Bekennt­nis ist das griechische Wort „homöu­sios“, welches „wesens­gleich“ bedeutet. Verworfen wurde hingegen das Wort „homoiöusios“, das nur die „wesensähnliche“ Natur des Sohnes in der arianischen Auffassung aussagt. Es ging also in dieser zentralen Glaubensfrage buchstäblich nur um ein Jota; nur um den Buchstaben „i“. Damit erklärte das Konzil: Vater und Sohn sind nicht „wesensähnlich“, sondern ganz und gar „wesensgleich“. Der Vater und der Sohn besitzen ein und dasselbe göttliche Wesen, also die eine und einzige Gottheit. Der Sohn ist wah­rer Gott.

Er ist gezeugt aus dem wah­ren Gott. „Gezeugt“ wird des­we­gen gesagt, um das Geschaffen­sein abzu­weh­ren. „Gezeugt, nicht geschaffen.“ Das Zeu­gen ist hier natürlich im geistigen Sinne zu verstehen! Es besagt, daß der Vater dem Sohne Seine eigene göttliche Natur mitteilt. „Denn wie der Vater das Leben in Sich Selbst hat, so hat Er auch dem Sohn verliehen, das Leben in Sich Selbst zu haben.“ (Joh. 5,26). Zeugung besagt ja ganz allgemein, daß der Erzeugende etwas von seiner Substanz an den Gezeugten weitergibt. Da die göttliche Substanz – die Gottheit – ganz einfach und unteilbar ist, besagt der Ausdruck „Zeugung“, daß dem Sohn die Gottheit – das Aus-sich-selber-Sein – vom Vater zukommt.

Die geistige Zeugung des Sohnes aus dem göttlichen Vater findet eine analoge Entsprechung in der geistigen Zeugung eines Gedankens in unserem Verstand. Unser Verstand ist eine geistige Kraft. Er kann einen Gedanken erzeugen, etwa die Vorstellung von einem Baum, einem Tisch oder von einer Katze. Dieses vom Verstand erzeugte Bild ist ebenfalls von geistiger Natur. Der Gedanke hat also Anteil an der Natur unseres Verstandes. Der Gedanke ist aus unserem Verstand gezeugt. – Völlig abwegig wäre die Auffassung von der Zeugung des Sohnes aus dem Vater in einem geschlechtlichen Sinn. Alles Geschlecht­li­che ist von Gott unendlich weit ent­fernt, denn Gott ist reiner Geist und hat keinen Leib. Der Begriff „gezeugt“ soll nur sagen, daß aus dem göttlichen Wesen des Vaters ein wesens­glei­cher Sohn hervorgeht und damit beide Personen ein und dieselbe göttliche Natur besitzen.

Die Irr­lehre des Arianismus wurde zwar vom Kon­zil von Nicäa ver­ur­teilt. Aber sie war damit noch lange nicht überwunden. Es bedurfte vie­ler Anstren­gun­gen bis ins 6. Jahr­hun­dert hin­ein, um sie end­gül­tig zu über­win­den. Erst als die West­go­ten nach dem Martyrium des hl. Hermenegild im Jahre 589 zum katho­li­schen Glau­ben über­tra­ten, war der Arianismus im Wesentlichen besiegt. Im Jahre 675 tagte in Spa­nien die 11. Synode von Toledo; ein regionales Konzil, an dem nur sieb­zehn Bischö­fe teilnahmen. Aber die­ses Kon­zil hat ein Glau­bens­be­kennt­nis for­mu­liert, das zu den wich­tigs­ten Aus­sa­gen über den drei­fal­ti­gen Gott gehört. Es wurde später von Papst Inno­zenz III. aus­drück­lich bestä­tigt. Dieses Konzil lehrte: „Es ist näm­lich nicht der Vater der­selbe wie der Sohn, noch ist der Sohn der­selbe wie der Vater, noch ist der Hei­lige Geist der­selbe wie der Vater oder der Sohn; gleichwohl ist der Vater dasselbe wie der Sohn; der Sohn dasselbe wie der Vater, der Vater und der Sohn dasselbe wie der Hei­lige Geist, nämlich von Natur ein Gott. Wenn wir näm­lich sagen, der Vater sei nicht der­selbe wie der Sohn, so bezieht sich das auf die Ver­schie­den­heit der Per­so­nen. Wenn wir aber sagen, der Vater sei dasselbe wie der Sohn, der Sohn dasselbe wie der Vater, der Hei­lige Geist dasselbe wie Vater und Sohn, so bezieht sich das offensichtlich auf die Natur.“ (DH 530) Die drei Personen sind wesensgleich in der Gottheit. Sie sind dasselbe, auch wenn Vater, Sohn und Heiliger Geist nicht derselbe sind. Unterschieden werden die Personen, aber die eine Gottheit wird nicht aufgeteilt.

d) Der Mazedonianismus

Nach­dem mit der Überwindung des Arianismus und als seiner Spielarten die Gott­heit des Soh­nes unumstößlich durch den Begriff der Wesensgleichheit fest­ge­stellt war, wurde die Gott­heit des Hei­li­gen Geis­tes durch den Bischof Macedonius von Konstantinopel geleugnet. Er war der Anfüh­rer der „Bekämp­fer des Hei­li­gen Geis­tes“, der sog. „Pneu­ma­to­ma­chen“. Das griechische Wort „Pneuma“ bedeutet „Geist“; und das Verb „machomai“ besagt soviel, wie „mit jemandem kämpfen“. „Pneumatomachen“ nannte man diese Häretiker, weil sie die Gottheit des Heiligen Geistes bekämpf­ten. Sie sag­ten: Der Sohn sei ein Geschöpf des Vaters und der Hei­lige Geist sei ein Geschöpf des Soh­nes. Er sei wie die Engel lediglich ein dienendes Geistwesen. Dage­gen erhoben sich der hl. Athanasius, der Bischof von Alex­an­drien in Ägypten, zusammen mit den drei großen kappadozischen Kirchenvätern, dem hl. Basilius dem Großen, dem hl. Gregor von Nazianz und dem hl. Gregor von Nyssa, welche die Gottheit des Heiligen Geistes und Seine Wesensgleichheit mit dem Vater und dem Sohn gegen die Anhänger des Macedonius verteidigten.

Schließlich wurde dieser Irrtum auf einer alexandrinischen Syn­ode unter dem Vorsitz des hl. Athanasius im Jahre 362 und noch einmal durch Papst Damasus auf einer römischen Synode im Jahr 382 verurteilt und im Gegensatz dazu die Wahrheit bekräftigt, daß auch der drit­ten Per­son dieselbe Sub­stanz und Gött­lich­keit wie dem Sohne und dem Vater zukommt. Das im Jahre 381 gefeierte Konzil von Konstantinopel erweiterte das Glaubensbekenntnis von Nizäa und bekannte den Heiligen Geist als den „Herrn und Lebens­spen­der, der vom Vater aus­geht, der mit dem Vater und dem Sohn zugleich ange­be­tet und ver­herr­licht wird“. Zugleich angebetet und ver­herr­licht kann Er aber nur wer­den, weil Er wesensgleicher Gott ist.

e) Die Orthodoxen

Noch war aber die Frage nicht definiert, wie sich der Hei­lige Geist zum Sohne ver­hält. Die grie­chi­sche Kir­che lehrte den Aus­gang vom Vater durch den Sohn. Der Hei­lige Geist habe seinen Ursprung also vom Vater, wie der Sohn. Die latei­ni­sche Kir­che hingegen lehrt: „Der Hei­lige Geist geht aus vom Vater und vom Sohne“ – „und“ vom Sohne! Seit dem Jahr 589 wurde des­we­gen in der latei­ni­schen Kir­che ein Zusatz im nizäno-konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnis eingefügt, der sich auf den Hei­li­gen Geist bezieht: „Ich glaube an den Hei­li­gen Geist, den Herrn und Lebens­spen­der, der vom Vater und vom Sohne aus­geht.“, das ist das sog. „Filioque“. Seit­dem beten wir in unse­rem Glau­bens­be­kennt­nis: „Wir glau­ben an den Hei­li­gen Geist …, der vom Vater und vom Sohne aus­geht.“ Der Zusatz ist berech­tigt, denn die drei göttlichen Personen haben alles vollkommen gemeinsam und sind in allem vollkommen gleich, außer in dem Gegensatz des Ursprungs. Ihre Verschiedenheit als Person besteht einzig in der Verschiedenheit ihres Ursprungs. So ist der Vater gänzlich ursprungslos. Der Sohn unterscheidet sich vom Vater nur dadurch, daß er vom Vater ausgeht. Während der Vater ursprungslos ist, ist der Sohn aus dem Vater gezeugt, geht also vom Vater aus. Wenn nun auch der Heilige Geist – wie der Sohn – allein vom Vater ausginge, so würde sich die Person des Sohnes und die des Heiligen Geistes in nichts voneinander unterscheiden. Dieser Unterschied ist nur gegeben, wenn der Heilige Geist außer vom Vater auch vom Sohn ausgeht. Genau das deckt sich mit den Worten des Heilandes, der zu den Aposteln sprach: „Der Beistand, den Ich euch vom Vater senden werde. … Er wird aus dem Meinigen nehmen und es euch verkünden.“ (Joh. 16,7.13). Christus erklärt damit, daß auch Er den Hl. Geist sendet, daß Er Sein Wissen, das Er den Aposteln mitteilt, vom Sohn empfangen hat. Folglich geht der Heilige Geist nicht allein vom Vater aus, sondern vom Vater und vom Sohn. So ist die Verschiedenheit der drei göttlichen Personen in ihrem gegensätzlichen Ursprung begründet: Der Vater ist als einzige Person ursprungslos. Die Person des Sohnes geht allein vom Vater aus, ist vom Vater „gezeugt“. Während die Person des Heiligen Geistes vom Vater und vom Sohn „gehaucht“ wird. Der Sohn ist wegen der Wesens­ein­heit mit dem Vater auch am Her­vor­gang des Hei­li­gen Geis­tes betei­ligt.

Diese Lehre weisen die Griechisch-„Orthodoxen“ seit dem 9. Jahrhundert zurück, als der Patriarch Photius auf einer im Jahre 879 in Konstantinopel abgehaltenen Synode das Schisma der Griechen dadurch zu rechtfertigen suchte, indem er den Lateinern das „Filioque“ als Häresie vorwarf.

So ist es bis heute geblieben. Die Uni­ons­kon­zi­lien von Lyon (1274) und Flo­renz (1439) ver­lang­ten von den „Orthodoxen“ die Aner­ken­nung des Dogmas, daß der Hei­lige Geist vom Vater und vom Sohne aus­geht. Jedes Mal hatte sich die griechische Gesandtschaft dazu bekannt. Als sie dann aber abge­reist waren, sind sie in den alten Irr­tum zurück­ge­fal­len.

f) Der Tritheismus

Das bisher betrachtete Ringen um die drei göttlichen Personen und um ihre verschiedenen Hervorgänge war vor allem geprägt von einem prinzipiellen Festhalten an der Einheit des göttlichen Wesens, wobei die von uns genannten häretischen Strömungen aus dem Festhalten an der einen Gottheit falsche Schlüsse in Bezug auf die Göttlichkeit der drei Personen zogen.

Dieser Gruppe von Irrtümern steht eine andere gegenüber, die prinzipiell an der eigenständigen Persönlichkeit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes festhält und dabei jedoch die Einheit der Gottheit leugnet, indem die drei göttlichen Personen genauso gedacht werden wie drei menschliche Personen. So wie jede menschliche Person ihre eigene menschliche Natur besitzt, so besäße auch jede der drei göttlichen Personen ihre eigene göttliche Natur. Träfe das zu, dann gäbe es nicht einen Gott in drei Personen, sondern drei Götter. Deswegen werden die Vertreter dieser Systeme auch „Tritheisten“ genannt.

Im 11./12. Jahrhundert traten der Kanonikus Roscelin von Compiègne, Gilbert von Poitiers und Joachim von Fiore auf, deren „Gotteslehre“ auf den irrigen Schluß hinauslief, es gäbe nicht einen, sondern drei Götter. Ihnen traten der hl. Anselm von Canterbury und der hl. Bernhard von Clairvaux entgegen. Und auch das kirchliche Lehramt wurde aktiv, indem es derlei Irrlehren auf der Synode von Soisson (1092), auf dem Konsistorium zu Reims (1148) und schließlich auf dem 4. Laterankonzil (1215) verurteilte.

g) Rationalismus und Modernismus

Das alles war nur ein Vor­spiel zu der ratio­na­lis­ti­schen und modernistischen Theo­lo­gie des 18., 19. und 20. Jahr­hun­derts. „Ratio­na­lis­tisch“ heißt die Theo­lo­gie, weil sie nur aner­ken­nen will, was dem Ver­stand ein­leuch­tet. „Modernistisch“, weil der „Glaube“ nicht auf objektiver Wirklichkeit, sondern auf den subjektiven religiösen „Bedürfnissen und Gefühlen“ beruhe.

Beides tut die katholische Lehre von der Tri­ni­tät nicht. Des­we­gen ist für viele moderne Pro­tes­tan­ten und Modernisten die Tri­ni­tät eine arge Ver­le­gen­heit. D. h., sie wis­sen nicht, was man damit anfan­gen soll. Deshalb wurde Trin­täts­dogma von die­sen Irrlehren immer mehr aus­ge­höhlt und abge­lehnt.

Einer der berühm­tes­ten „Theo­lo­gen“ des Pro­tes­tan­tis­mus, Adolf von Harnack, stellte die Behauptung auf, die christliche Dreifaltigkeitslehre beruhe einzig auf der polemischen Auseinandersetzung mit dem Judentum, von dem sich die Christen loslösen wollten. Um sich von dem von Gott verbürgten Gesetz des Moses losreißen zu können, hätten die „ersten Christen“ dem Moses den Gottmenschen Jesus Christus entgegengesetzt, indem sie den Menschen Jesus von Nazareth zu Gott erklärten. Später sei der Heilige Geist dazugefügt worden. Dabei prägte Harnack den unerhörten Satz: „Der Vater allein gehört ins Evan­ge­lium.“ Also nicht der Sohn und nicht der Hei­lige Geist. „Der Vater allein gehört ins Evan­ge­lium.“

Und die postkonziliare „synodale Kirche“, die in der Dreifaltigkeitslehre im Zuge des 2. Vatikanums ein Hindernis für den Ökumenismus ausgemacht hat, hat sich auf den häretischen Modalismus des Sabellius zurückbesonnen und ist heute zu der „Überzeugung“ gelangt, daß es keinen „katholischen Gott“ gäbe, sondern daß alle Religionen – wie „Papst Franziskus“ lehrte – lediglich verschiedene Dialekte seien, um mit dem einen wahren Gott zu sprechen, der von allen Weltreligionen gleicherweise, aber unter verschiedenen Masken (modi) angebetet werde.

Das unergründliche Geheimnis Gottes

Die Irr­leh­ren haben gemein­sam, daß sie die Gott­heit den Men­schen begreif­lich oder schmack­haft machen wol­len. Ihr Bestre­ben geht dahin, die Gött­lich­keit dem mensch­li­chen Ver­stande unterzuordnen. Dabei aber gehen sie in die Irre. Wer sich mit Got­tes Wesen und Exis­tenz befaßt, der muß damit rech­nen, daß sie alles Geschaf­fene über­stei­gen und nicht vollends begriffen und durchdrungen und verstanden werden können; ja, daß am Ende das Rätsel nur umso größer sein muß.

Wir spre­chen von „Tran­szen­denz“, also vom Über­stei­gen Got­tes über alles Geschaf­fene, auch über alles geschöpfliche Begrei­fen. Gott über­steigt alles Begrei­fen. Die Unbe­greif­lich­keit ist eine Wesens­ei­gen­schaft Got­tes. Gott ist seiner Natur nach unbe­greif­lich, sonst wäre Er nicht Gott. Denn der Begreifende umfaßt und umschließt gleichsam den Gegenstand seiner Erkenntnis vollends und erweist sich damit selbst als größer als das Begriffene. Könn­ten unser Verstand Gott begrei­fen, wäre Er unseresgleichen; ja, sogar geringer.

Vom hei­li­gen Augus­ti­nus, der ein gro­ßes Werk über den drei­fal­ti­gen Gott geschrie­ben hat, wird erzählt, daß er ein­mal am Ufer des Mee­res in Nord­afrika dahinwanderte. Da traf er auf einen klei­nen Kna­ben, der mit einem sil­ber­nen Löf­fel Was­ser in ein Grüb­chen füllte, das er am Strand ausgehoben hatte. Er fragte den Kna­ben: „Was tust du da?“ Er ant­wor­tete: „Ich schöpfe das Meer in das Grüb­chen.“ „Ja“, sagte der hei­lige Augustinus, „das ist ja ganz aus­ge­schlos­sen, das ist doch unmög­lich.“ Der Knabe ant­wor­tete: „Eher wird mein klei­nes Grüb­chen das Meer fas­sen als dein Ver­stand das Geheim­nis des drei­fal­ti­gen Got­tes.“ Wahr­haf­tig, so ist es. Gott ist der ganz Andere. Er bleibt immer der­selbe, aber Er bleibt auch immer der Unfaßbare und der Unbegreifliche.

Gerade die Unbe­greif­lich­keit der Drei­ei­nig­keit ist in gewis­ser Hin­sicht ein Beweis für ihre Wahr­heit, denn kein geschaffener Verstand könnte sie sich ausdenken. Wovon sich unsere Ver­nunft kei­nen Begriff bil­den kann, wor­auf das mensch­li­che Den­ken von sich aus nicht kom­men kann, das muß von Gott selbst stam­men, das muß geof­fen­bart sein, und das müs­sen wir glauben.

Der Glaube der Kir­che über­steigt die Ver­nunft. Er muß sie über­stei­gen, wenn er Kunde von Geheim­nis­sen sein will, die die Ver­nunft weder entdecken noch durch­drin­gen kann. Ein Glaube an Gott, der sei­nen Geheim­ni­s­cha­rak­ter ver­liert, ist kein Glaube an Gott mehr; er muß falsch sein, denn wenn Gott auf­hört, ein Geheim­nis zu sein, wird Er ein Geschöpf, das man begrei­fen kann.

Das Geheimnis von der Drei­fal­tig­keit ist dabei nicht gegen die Ver­nunft, aber es ist über der Ver­nunft. Wir haben gesehen, daß das Dogma der Drei­fal­tig­keit der Ver­nunft nicht wider­strei­tet, daß es aber weit über die Ver­nunft hin­ausreicht.

Das Geheimnis der heiligsten Dreieinigkeit Gottes ist ein Glaubenssatz, welcher den Juden nur angedeutet, im Neuen Bunde aber voll enthüllt wurde. Er offenbart das innerste Leben der Gottheit. Sein Inneres aber gibt man nicht allen Menschen kund, sondern nur den Freunden. Die Kenntnis von einem Gott in drei Personen ist der Gipfelpunkt der katholischen Theologie und Mystik; sie verleiht uns Katholiken eine solche Würde, daß man mit Recht die Kenntnis dieses Dogmas als höchste Ehre und Auszeichnung, als den Ruhm und das Heil der katholischen Kirche bezeichnen darf. Darum betet die Christenheit eine Woche nach der Herabkunft des Heiligen Geistes, der die Herde der Gläubigen leitet, ihr die vollen Schätze der göttlichen Wahrheit erschließt und sie „in alle Wahrheit einführt“ (Joh. 16,13), dieses höchste uns geoffenbarte Geheimnis Gottes voll Ehrfurcht und Freude an. In diesen jahrhundertewährenden Chor der Anbetung wollen wir heute einstimmen: „Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geist. Wie es war im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit.“ Amen.

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