4. Sonntag nach Pfingsten
„Ich habe gebetet, daß dein Glaube nicht aufhöre.“
Geliebte Gottes!
Das heutige Evangelium führt uns zu einer idyllischen Szene am See Genezareth, in der unser Herr, der von der Volksmenge bedrängt wird, ein Boot bestieg, welches dem Simon Petrus gehörte. Jesus bat den Petrus etwas vom Ufer abzulegen, um von seinem Schiff aus das am Ufer versammelte Volk gleich wie von einer Kanzel aus zu lehren.
Die hl. Kirchenväter haben die Boote am Ufer des Sees Genezareth stets als Typus für die katholische Kirche betrachtet. Wir sehen Christus und den hl. Petrus zusammen in dem Boot der katholischen Kirche. Christus lehrte von dem Schiff aus, welches dem hl. Petrus gehörte, um hier schon anzudeuten, daß Christus in der Kirche, die Er dem hl. Petrus und seinen Nachfolgern anvertrauen wird, also in der römischen Kirche, in der katholischen Kirche, das Volk aller christlichen Jahrhunderte lehren werde.
Der Umstand, daß in diese Woche das Hochfest der hl. Apostelfürsten Petrus und Paulus hineinfällt, soll uns Gelegenheit bieten, um den Zusammenhang aufzuzeigen, wie Christus die katholische Kirche durch den unfehlbaren Glauben des hl. Petrus und seiner Nachfolger lehrt.
Das Gebet Christi
Der Papst ist die höchste Autorität auf Erden, und zwar nicht nur aufgrund seiner obersten Leitungsgewalt, sondern auch ganz besonders als oberster Lehrer. Er hat nicht nur den Primat in der Regierung der Kirche inne, sondern auch den Lehrprimat. Damit Petrus und dessen Nachfolger ihre Autorität recht und zuverlässig ausüben können würden, hat der Sohn Gottes für seine sichtbaren Stellvertreter auf Erden gebetet. Beim letzten Abendmahl sprach Christus zu Simon Petrus: „Simon, Simon! Siehe, der Satan hat danach verlangt, euch sieben zu dürfen, wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht aufhöre, und wenn du einst bekehrt bist, so stärke deine Brüder“ (Lk. 22, 31-32).
„Ich habe gebetet, daß dein Glaube nicht aufhöre“
Der Gegenstand des ersten Satzes ist die Mehrzahl: „Der Satan hat danach verlangt, euch sieben zu dürfen, wie den Weizen.“ Das bedeutet, daß der Satan alle Apostel, ihre Nachfolger und generell alle Katholiken versuchen wird, um sie zum Abfall zu verführen, wodurch sich die Abfallenden als Spreu entpuppen, die Treuen, Standhaften hingegen als Weizen erweisen werden.
Christus aber hat besonders für Petrus gebetet. Und zwar für ihn allein, in der Einzahl: „Ich aber habe für dich gebetet.“ Das ist Einzahl. Worum hat Jesus für Simon Petrus gebetet? „Daß dein Glaube nicht aufhöre“ und daß er seine Brüder im Glauben stärken solle.
Die Ausleger weisen darauf hin, daß die Wortbedeutung des griechischen Ausdrucks ἐκλίπῃ, der im Lateinischen mit „deficiat“ und zu deutsch mit „aufhören“ wiedergegeben wird, generell jeden Defekt ausschließt. Also nicht nur ein völliges Erlöschen des Glaubenslichtes, sondern sogar jede zeitweilige Verdunklung desselben in Petrus und seinen Nachfolgern ist gänzlich ausgeschlossen!
Wenn nun der Sohn Gottes den himmlischen Vater um etwas bittet, so ist Sein Gebet selbstverständlich immer wirksam, und deshalb hat der Glaube des hl. Petrus nie versagt; er versagt nicht und wird auch nie versagen. Wenn der Glaube Petri oder eines seiner Nachfolger im Papstamt auch nur ein einziges Mal versagt hätte, dann wäre der Beweis erbracht, daß das Gebet Christi nicht wirksam wäre, daß Christus nicht von Gott erhört worden wäre, ja daß Christus gar nicht Gott und folglich auch die christliche Religion hinfällig wäre. Das zu behaupten aber wäre eine Lästerung.
Um die Erhörung des Gebetes Christi zu bezeugen, weist das Vatikanische Konzil von 1870, welches heute auch das „Erste“ genannt wird, bei der Definition des Dogmas von der Unfehlbarkeit des Papstes auf die Tatsache hin, daß der Lehrstuhl des hl. Petrus durch alle Jahrhunderte hindurch tatsächlich von jedem Irrtum unberührt geblieben ist, und zwar nicht nur in Simon Petrus selbst, sondern auch in allen Nachfolgern des hl. Petrus auf dem Bischofsstuhl zu Rom, also in den römischen Päpsten. Er ist stets vom Irrtum unangetastet geblieben und wird aufgrund der fortwährenden Wirkung des Gebetes Christi selbstverständlich auch immer vom Irrtum unangetastet bleiben.
„Und du wiederum, stärke deine Brüder.“
Jene, die nun einwenden, der Glaube des hl. Petrus habe aber doch schon wenige Stunden nach dem letzten Abendmahl versagt, als er im Vorhof des Hohenpriesters den Herrn dreimal verleugnete, täuschen sich. Er hat gesündigt. Das steht außer Frage. Aber nicht gegen den Glauben. Nur der Mut des hl. Petrus hatte in jenem Augenblick versagt! Aber nicht sein Glaube! Er hat Christus aus Feigheit verleugnet. Feigheit ist aber ein Defekt der Tugend des Starkmutes, nicht der des Glaubens.
Ein anderer Einwand behauptet, die Wendung „wenn du einst bekehrt bist, stärke deine Brüder“ weise darauf hin, daß Petrus sehr wohl in Irrtum fallen werde; sonst müßte er sich ja nicht bekehren. Er werde also gerade einer „Bekehrung zurück zum wahren Glauben“ bedürfen. – Nun ist es freilich eine Tatsache, daß die lateinische Wendung „et tu aliquando conversus“ in den gängigen deutschen Übersetzungen mit „und wenn du einst bekehrt bist“ wiedergegeben wird. Drei Dinge sind dazu zu sagen:
Erstens: Nicht einer jeden Bekehrung geht notwendigerweise ein Abfall vom Glauben voraus. „Bekehrung“ ist ein viel weiterer Begriff, der nicht nur die Sünden gegen den Glauben umfaßt. Ein gläubiger Mensch ist noch lange nicht vollkommen. Auch der gläubige Katholik bedarf in vielen sittlichen Bereichen der Bekehrung zur Tugend, letztlich der Bekehrung zur immer umfassenderen und konsequenteren sittlichen Hinwendung zu Gott. – So haben Kirchenväter, wie der hl. Beda, und frühe Kirchenschriftsteller, wie Theophylakt, die von Christus vorhergesagte Bekehrung Petri im Hinblick auf seine Feigheit bei der Verleugnung gedeutet, welche, wie gesagt, eine Sünde gegen den Starkmut, nicht gegen den Glauben gewesen ist. „Bekehrung“ besagt also nicht notwendigerweise eine Bekehrung vom Unglauben zum Glauben, sondern ist hier in Bezug auf andere sittliche Bereiche zu deuten.
Zweitens weisen die Ausleger darauf hin, daß das Wort „conversus“ nicht zwangsläufig „sich bekehren“ bedeuten muß. Derselbe hl. Beda Venerabilis, der hl. Augustinus und andere Theologen weisen darauf hin, daß dem Ausdruck „conversus“ in der griechischen Textvorlage das Wort ἐπιστρέψας zugrunde liegt. Die Väter bemerken, daß es sich dabei um einen in der Heiligen Schrift oft vorkommenden Hebraismus handelt, der nichts mit „Bekehrung“ zu tun hat, sondern lediglich soviel bedeutet wie „sich aufs neue hinwenden, sich aufs neue jemandem zuwenden“. Die Worte Christi würden dann also lauten: „Ich habe gebetet, daß dein Glaube nicht aufhöre, und wenn du dich ihnen aufs neue zuwendest“, – auch hier klingt die bevorstehende Zerstreuung der Apostel an – „und wenn du dich ihnen aufs neue zuwendest; wenn du dich wieder um sie kümmerst, so stärke deine Brüder.“ – In gleicher Weise spricht etwa auch der Psalmist im 70. Psalm zu Gott: „Viel harte Trübsal ließest Du mich kosten“, und dann kommt der Versteil: „et conversus vivificasti me“ (21). Wollte man das „conversus“ hier mit „von Sünden bekehren“ übersetzen, ergäbe sich der unsinnige Satz: „Viel harte Trübsal ließest Du mich kosten, aber nachdem du (Gott) dich (von der Sünde) bekehrt hast, da hast du mich belebt.“ Gott kann sich nicht von der Sünde bekehren! Er kann unmöglich sündigen. Folglich kann Er sich auch nicht bekehren. Was Gott aber sehr wohl kann, das ist sich dem Menschen „aufs neue zuwenden“. Und genau diese Bedeutung trifft hier zu: „Viel harte Trübsal ließest Du mich kosten; doch hast Du Dich stets aufs neue mir zugewandt und mich belebt“ (Ps. 70, 20). Der Ausdruck „conversus“, dem in der Fassung der Septuaginta ebenfalls das Wort ἐπιστρέψας zugrunde liegt, hat hier also die Bedeutung „sich wiederum zuwenden; sich aufs neue zuwenden“. Und der Psalmist fährt fort zu Gott zu sprechen: „Du mehrst noch reicher Deine Herrlichkeit, – et conversus consolatus es me“ (Ps. 70, 21). Auch hier lautet die Übersetzung nicht: „Du mehrst noch reicher Deine Herrlichkeit, und wenn du (Gott) dich von Sünden bekehrt hast, wirst du mich auch trösten“, sondern Gott mehrt Seine Herrlichkeit indem Er sich dem Beter aufs Neue zuwendet, um ihn zu trösten. „Du mehrst noch reicher Deine Herrlichkeit, und wirst wiederum mein Trost.“ – In diesem Sinne verstanden, hätte Christus also zu Petrus gesagt, er solle sich seinen Brüdern nach der bevorstehenden Zerstreuung während Seiner Passion „aufs neue zuwenden“, um sie im Glauben zu stärken. Der Satz würde dann lauten: „Ich aber habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht aufhöre; du aber nimm dich deiner Brüder aufs neue an, um sie [im Glauben] zu stärken.“ Oder einfach: „Ich aber habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht aufhöre, und du wiederum, stärke deine Brüder.“
Drittens: Einige katholische Exegeten liefern ferner den Beweis, daß das Wort „conversus“ in Parallele zu anderen Stellen im Lukasevangelium (Lk. 1,16 und 17) sehr wohl im Sinne von „bekehren“ übersetzt werden könne, aber transitiv; d.h. auf die zu stärkenden Brüder bezogen. Daraus ergäbe sich die in diesem Kontext überaus „sinn-volle“ Bedeutung: „Bekehre (wende zu Gott) deine Brüder.“ Als Ganzes hätte Christus dann gesagt: „Ich aber habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht aufhöre, und du bestärke deine Brüder, nachdem du sie bekehrt hast.“ Das trifft ja die Aufgabe des Petrusamtes am vollkommensten. Erst muß der Papst als oberster Menschenfischer die Seelen zur Einheit des wahren Glaubens bekehren und sie sodann in dem einheitlichen Glauben stärken.
Der Beweis für die Wirksamkeit des Gebetes Christi
Der Sinn der Worte Jesu ist klar. Christus fordert, daß Petrus und seine Nachfolger – die Päpste – sich an die Apostel und deren Nachfolger – die Bischöfe – wenden sollten, um sie im wahren Glauben zu stärken, damit sie den Täuschungen und den Versuchungen des Teufels nicht erliegen. Aus diesem Grund werden Petrus und seine Nachfolger, die Päpste durch den übernatürlichen Beistand Gottes immer in der Wahrheit des katholischen Glaubens bewahrt bleiben.
Ein Blick in die Kirchengeschichte beweist, daß es sehr wohl im Lauf von 2000 Jahren immer wieder vorgekommen ist, daß Bischofsstühle, welche von den übrigen Aposteln gegründet worden waren, in Häresie oder Schisma gefallen sind. Allein der römische Bischofsstuhl und die Päpste blieben stets von jeder Häresie und von jedem Schisma unberührt. Durch diese historische Tatsache ist einerseits der Apostolische Stuhl des hl. Petrus zu Rom als der unüberwindliche Fels erwiesen, der jedem Ansturm der Hölle standhält und andererseits offenkundig, daß das Gebet Christi unfehlbar erhört worden ist. Denn sonst hätte das Vatikanische Konzil von 1870 nicht feierlich verkünden können, was es verkündet hat, ohne sich vor der Geschichtswissenschaft und vor aller Welt lächerlich zu machen. Was hat nun das (I.) Vatikanische Konzil verkündet? „Ihre [der Päpste]apostolische Lehre haben ja alle ehrwürdigen Väter angenommen und die heiligen rechtgläubigen Lehrer verehrt und befolgt; denn sie wußten voll und ganz, daß dieser Stuhl des heiligen Petrus immer von jedem Irrtum unberührt bleibt, gemäß dem an den Fürsten Seiner Jünger [dem hl. Petrus] ergangenen göttlichen Versprechen unseres Herrn und Erlösers: ‚Ich habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht versage, etc.‘“ (DS 3070) Ja, die Rechtgläubigen wußten, daß dieser Stuhl des heiligen Petrus immer von jedem Irrtum unberührt bleibt!
Und gerade diese Tatsache, daß nämlich der römische Stuhl über 20 Jahrhunderte hindurch niemals in auch nur einen einzigen Glaubensirrtum gefallen ist, ist einer der mächtigsten Beweise und unwiderlegbaren Zeugnisse für das Dogma der Unfehlbarkeit und Indefektibilität der Kirche.
Die Eigenschaft der Indefektibilität besagt, daß die römische Kirche keinen Defekt in ihre Lehre, keinen Defekt in ihrem Gottesdienst und keinen Defekt in ihrer Disziplin aufweisen kann. Diese Indefektibilität besitzt die Kirche jedoch nicht aus sich selbst, sondern dank des unfehlbaren Petrusamtes, auf welches diese Kirche gegründet ist. „Du bist Petrus [der Fels], und auf diesen Felsen will Ich Meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“ (Mt. 16, 18). Es ist also keineswegs leichtgläubig, der Lehrverkündigung der Päpste Glauben zu schenken, als würde uns Christus selbst lehren, sondern es ist überaus vernünftig. „Contra factum non fit argumentum.“ Gegen Tatsachen kommen keine Argumente und Einwände an.
Die Zuverlässigkeit des päpstlichen Lehramtes
Christus hat dem Petrus verheißen, daß sein Glaube unangegriffen bleibt, von jeder Art eines Defektes. Einige werden vielleicht denken, es könne doch möglich sein, daß ein Papst der Kirche in nebensächlichen Dingen Irrtümer lehren könne; ohne persönliche Schuld; vielleicht weil er schlecht unterrichtet ist. Vielleicht hat er es gut gemeint und es im Vertrauen auf den Heiland getan, so daß er unseren Vertrauensvorschuß zu verdienen scheint. Aber das Vertrauen auf Christus und der Vertrauensvorschuß, den seine gute Absicht verdienen mag genügen eben nicht im Hinblick auf das Versprechen Christi. Denn mit der Verheißung geht der Befehl einher, die Brüder zu stärken!
Der einzige Grund, warum wir dem Papst unsere unbedingte Zustimmung in Glaubensfragen schulden, liegt in der Tatsache begründet, daß der Papst den unfehlbaren Beistand Christi besitzt, der garantiert, daß seine Lehrverkündigung immer zuverlässig wahr ist. Der Papst kann die Bischöfe nur im Glauben stärken, wenn er selber den wahren Glauben sicher hat und diesen Glauben auch zuverlässig lehrt.
Zur Veranschaulichung dessen stellen wir uns etwa den Chef einer großen Firmenkette vor, die quer über das Land verstreut über Niederlassungen verfügt. Wenn der Chef die einzelnen Filialen seines Geschäftes visitiert, dann macht er das mit einem Bündel einheitlicher Kriterien, die seinem Firmenkonzept entsprechen. Bei der Besichtigung jeder einzelnen Niederlassung wird er prüfen, ob jede von ihnen eben diese Maßstäbe erfüllt oder nicht. Er möchte erreichen, daß jede Filiale in diesen Standards übereinstimmt und so die Einheit des Unternehmens gestärkt ist. Wenn er selber die Standards nicht wüßte oder er gar keine Maßstäbe hätte, dann könnte er nicht erreichen, daß sein Unternehmen funktional, einheitlich und zielstrebig agiert. Der Chef kann eine noch so vertrauenswürdige, freundliche, wohlmeinende Person sein, aber das allein genügt nicht, um sicherzustellen, daß sein Betrieb funktioniert. Er braucht objektive Maßstäbe, ohne die seine Firma dysfunktional arbeiten würde und früher oder später dem Untergang geweiht wäre.
In ähnlicher Weise verhält es sich, wenn der Papst die Einheit der katholischen Kirche stärken will. Seine oberste Priorität muß darauf zielen, daß der katholische Glaube von der „lehrenden Kirche“, also von den Bischöfen in allen ihren Diözesen, einheitlich gelehrt wird und in der Folge, daß der so gelehrte katholische Glaube von der „hörenden Kirche“, also von den Gläubigen, angenommen und offen bekannt wird. Wenn der Papst selber den katholischen Glauben nicht hätte, ja vielleicht sogar dazu im Widerspruch stünde, dann wäre er nicht dazu in der Lage, die grundsätzliche Verantwortung seines Amtes auszufüllen. Der gute Wille allein genügt nicht! Er braucht dazu die richtige Kenntnis der Glaubenswahrheiten und ein unfehlbar sicheres Urteil, die Wahrheit vom Irrtum zu scheiden. Nur so kann er seine Brüder stärken. Und dafür hat Jesus gebetet.
Ein Privileg Petri UND aller seiner Nachfolger – bis zum Ende der Welt
Einige – vor allem Protestanten – behaupten schließlich, daß diese Verheißung nur dem hl. Petrus alleine gegeben worden war, nicht aber seinen Nachfolgern, den Päpsten. Der hl. Petrus sollte nur die übrigen Apostel im Glauben stärken, bis sie alle gestorben wären. Welchen Sinn sollte eine solche Verheißung haben? Erstens haben manche Apostel, wie etwa der hl. Johannes, beträchtlich länger gelebt als Petrus. Wie hätten diese nach dem Tod Petri dann im Glauben gestärkt werden sollen?
Sodann wären, wenn auch nicht die Apostel, so doch in jedem Fall die Nachfolger der Apostel den Lügen und Täuschungen des Teufels sowie aller Art von Irrtümern schutzlos ausgeliefert gewesen. Was wäre für die Kirche, welche die Menschen ja bis zum Ende der Welt im wahren Glauben unterweisen sollte, gewonnen gewesen, wenn sie nur wenige Jahrzehnte bis zum Tod des hl. Petrus vor Irrtum bewahrt geblieben, dann aber über Jahrhunderte hindurch der Herrschaft des Satans ausgeliefert wäre. Nein, unser Herr hat uns versichert: „Seht, Ich bin bei euch alle Tage, bis an das Ende der Welt“ (Mt. 28, 20). Bis zum Ende der Welt ist Er, die fleischgewordene Wahrheit, bei uns – in Seinem Stellvertreter! Er hat nicht gesagt: „Seht, Ich bin bei euch bis zum Tod des letzten Apostels und dann seid ihr auf euch alleine gestellt.“ – Wenn aber Christus alle Tage bis zum Ende der Welt bei Seiner Kirche ist, dann kann die katholische Kirche niemals unter die Herrschaft des Teufels und des Irrtums fallen.
Die katholische Kirche ist der heilige Tempel Gottes, sie ist die Bastion des Gottes der Wahrheit und der Heiligkeit. Deshalb muß sie selbstverständlich uneinnehmbar sein für den Irrtum und die Sittenlosigkeit. Die Hölle wird anstürmen. Sie wird es versuchen, die heilige Kirche zu überwältigen. Aber sie wird dabei nicht erfolgreich sein. „Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“ (Mt.16, 18).
In unsrer heiligen Kirche ist unser Herr Jesus Christus der höchste Lehrer. Der Papst ist sein sichtbarer Stellvertreter auf Erden. Was der Papst auf Erden bindet und löst das bindet und löst in Wirklichkeit Christus durch ihn, weshalb das Urteil des Papstes auch im Himmel bestand hat. „Was auch immer du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was auch immer du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein“ (Mt. 16, 18). – Es verhält sich ähnlich wie bei der Sakramentenspendung. Wenn der Priester bei der hl. Messe die Wandlungsworte über Brot und Wein spricht, dann leiht er Christus seinen Verstand, seine Hände und seinen Mund und Christus verwandelt durch ihn das Brot in Seinen heiligsten Leib und den Wein in Sein kostbares Blut. In ähnlicher Weise urteilt und entscheidet Christus durch den Papst, durch Seinen sichtbaren Stellvertreter, als oberster Lehrer und Richter. Was auch immer der Papst bindet, das bindet in Wirklichkeit Christus. Was auch immer der Papst löst, das löst in Wirklichkeit Christus, der selbst von Sich sagt: „Ich bin die Wahrheit“.
Die Unfehlbarkeit des Papstes
Deshalb hat das Vatikanische Konzil von 1870 feierlich folgende Wahrheit definiert: „Dieses Charisma der Wahrheit und des nie versagenden Glaubens wurde also dem Petrus und seinen Nachfolgern auf diesem Stuhle von Gott verliehen, damit sie ihr erhabenes Amt zum Heile aller ausübten, damit die gesamte Herde Christi durch sie von der giftigen Speise des Irrtums ferngehalten und mit der Nahrung der himmlischen Lehre ernährt werde, damit durch Aufhebung jeder Gelegenheit zur Spaltung die ganze Kirche einig erhalten werde und, auf ihr Fundament gestützt, sicher gegen die Pforten der Unterwelt bestehe“ (DS 3071). „Indem Wir Uns deshalb der vom Anfang des christlichen Glaubens an empfangenen Überlieferung getreu anschließen, lehren Wir mit Zustimmung des heiligen Konzils zur Ehre Gottes, unseres Erlösers, zur Erhöhung der katholischen Religion und zum Heil der christlichen Völker und entscheiden, daß es ein von Gott geoffenbartes Dogma ist: Wenn der Römische Bischof ‚ex cathedra‘ spricht, das heißt, wenn er in Ausübung seines Amtes als Hirte und Lehrer aller Christen kraft seiner höchsten Apostolischen Autorität entscheidet, daß eine Glaubens- oder Sittenlehre von der gesamten Kirche festzuhalten ist, dann besitzt er mittels des ihm im seligen Petrus verheißenen göttlichen Beistandes jene Unfehlbarkeit, mit welcher der göttliche Erlöser seine Kirche bei der Definition der Glaubens- und Sittenlehre ausgestattet sehen wollte. Und daher sind solche Definitionen des Römischen Bischofs aus sich, nicht aber aufgrund der Zustimmung der Kirche unabänderlich“ (DS 3073 f.).
Die Pseudo-Päpste des 2. Vatikanums
Der hl. Robert Bellarmin sagt, wenn der Papst die gesamte Kirche in einer Angelegenheit des Glaubens lehrt, „dann kann er niemals etwas gegen den Glauben lehren. Auch kann es niemals geschehen, daß auf seinem Stuhle einer befunden würde, welcher gegen den wahren Glauben lehrte“ (De Rom. Pont. IV,3). Und der hl. Franz von Sales sagt: „Die Kirche bedarf beständig eines unfehlbaren Richters, an den sie sich wenden kann; sie bedarf eines Fundamentes, welches die Hölle – und insbesondere der Irrtum – nicht umzustürzen vermag; sie bedarf eines Hirten, der unfähig ist, ihre Kinder in Irrtum zu führen.“ Petrus und alle seine rechtmäßigen Nachfolger haben all diese Privilegien.
Folglich ist es klar, daß ab dem Augenblick, in dem der Papst in irgendeiner Angelegenheit des Glaubens und der Sitten eine endgültige Entscheidung fällt und die ganze Kirche zu deren Annahme verpflichtet, jede Diskussion über diese Frage endet. Niemand darf das Urteil des Papstes auf seine eigene Autorität hin hinterfragen.
Und hier berühren wir einen ganz wesentlichen Punkt. Es geschieht nämlich nicht aufgrund unserer eigenen Autorität, daß wir die Irrtümer des sog. 2. Vatikanums und die falschen „Päpste“ der Konzilskirche zurückweisen! Wir weisen sie nicht aufgrund unserer Autorität zurück, sondern aufgrund der Autorität der wahren Päpste, die den Katholiken befohlen haben, diese Irrlehren zurückzuweisen, lange bevor sie in den 1960-er Jahren durch das sog. 2. Vatikanum verbreitet wurden. So verwarf etwa Papst Pius XI. in der Enzyklika „Mortalium animos“ den Ökumenismus mit den bekannten und sehr deutlichen Worten: „Daraus ergibt sich dann ganz klar die Folgerung, daß jeder, der solchen Ansichten und Bemühungen [= der Ökumenismus] beipflichtet, den Boden der von Gott geoffenbarten Religion vollständig verläßt“ (Nr.2). D.h. daß alle, die dem Ökumenismus des sog. 2. Vatikanums anhängen, den Boden der von Gott geoffenbarten katholischen Religion vollständig verlassen haben. Nicht wir, sondern Papst Pius XI. – und nicht nur er – hat die Konzilspäpste verurteilt. Die Päpste verwarfen nämlich bereits im 19. und Anfang des 20. Jahrhundert wiederholt die Irrtümer des Naturalismus, des Liberalismus, des Modernismus, des Ökumenismus, der Religionsfreiheit definitiv, als ein für allemal; universal, d.h. in solchen Urteilen, welche die ganze Kirche betreffenden; und unter Berufung auf ihre oberste Apostolische Autorität, so daß gar kein Zweifel bestehen kann, daß alle Katholiken zu jeder Zeit und an allen Orten diese Irrtümer zurückweisen müssen.
Wenn aber wahr wäre, oder wahr sein könnte, was das 2. Vatikanum und die Konzilspäpste – Montini, Wojtyla, Ratzinger, Bergoglio – lehren, dann wäre der Beweis erbracht, daß offenbar die früheren Päpste ganz falsch liegen mußten, was aufgrund der Zusicherung Christi, daß der Glaube der Päpste nicht wanken werde, unmöglich sein kann. Weil es aber nicht sein kann, daß die Päpste Irrtümer lehren, so folgt ganz klar aus der Tatsache daß die Konzilspäpste es getan haben und tun, daß sie keine Nachfolger des hl. Petrus und damit keine wahren Päpste sind.
Aus demselben Grund bestehen wir darauf, an der überlieferten Glaubenslehre und an der traditionellen Liturgie und Disziplin festzuhalten. Und deshalb weisen wir die ganze Perversion des Novus-Ordo mit Nachdruck zurück. Die Tatsache der seit über sechzig Jahren anhaltenden Sedisvakanz darf jedoch keineswegs so aufgefaßt werden, als seien Recht und Ordnung seither nicht mehr in Geltung, nur weil niemand da ist, der Verstöße ahndet, als ob wir tun dürften was wir wollen.
Im Gegenteil ist es gerade in einer papstlosen Zeit wie der unseren umso notwendiger, die überlieferte Glaubenslehre zu kennen und ihr anzuhängen, ihren sittlichen und disziplinarischen Gesetzen und Anordnungen gewissenhaft zu folgen, so gut es unter diesen Umständen möglich ist. Warum? Weil der wahre Glaube und die rechten Sitten dem Stuhl des hl. Petrus niemals abhanden kommen kann. Deshalb können wir trotz der Abwesenheit eines lebendigen Nachfolgers Petri auf die Lehräußerungen der früheren Päpste zurückgreifen und finden darin eine sichere Norm für unseren Glauben und einen zutreffenden Maßstab zur Beurteilung unserer sittlichen Handlungen.
Katholische Reaktion
Was aber passiert, wenn der Papst Irrtümer lehrt, wie es die Konzilspäpste getan haben und tun? – Nach dem soeben dargestellten Dogma von der Unfehlbarkeit ist das ein Sachverhalt der absolut ausgeschlossen ist. Entweder ist ein Mann wirklich Papst und dann wird er notwendigerweise die katholische Wahrheit lehren; oder, wenn er es nicht tut, wenn er Irrtümer lehrt, dann wird gerade daran für jedermann offensichtlich, daß dieser Irrlehrer unmöglich Papst sein kann. Es ist absolut unmöglich, daß jemand wirklich Papst ist, der zur selben Zeit die Katholiken in aller Welt Irrtümer lehrt. Das würde bedeuten, daß das Gebet Christi, damit der Glaube des Petrus nicht aufhöre und daß er die Brüder stärken werde, unwirksam geworden ist bzw. von Gott nicht erhört worden ist.
Die Konzilspäpste, ihre Hierarchie und alle, die ihren Lehren zustimmen, weisen offensichtlich den katholischen Glauben zurück, wie er in den letzten 20 Jahrhunderten von der katholischen Kirche zur Annahme vorgelegt worden ist. Wie sollten die Konzilspäpste die Brüder im Glauben stärken, wenn sie selbst dem katholischen Glauben wiedersprechen? Sie haben den katholischen Glauben auf der Räubersynode des 2. Vatikanums ersetzt durch eine Ideologie dogmenfreien Gutmenschentums. Diese Ideologie wird seither von Pseudo-Päpsten gelehrt, deren Jünger eine Afterkirche bilden, die sich an die Stelle der katholischen Kirche „ins Heiligtum Gottes gesetzt hat, und sich für Gott ausgibt“; die vorgibt, mit der Stimme Gottes zu sprechen, obwohl es die Stimme des Satans ist; die vorgibt, der „mystische Leib Christi“ zu sein, der wahre Tempel Gottes, obwohl sie eine Synagoge Satans ist.
Unser katholischer Glaube verbietet es uns, diese falschen Lehren anzunehmen; er verbietet uns, die Päpste und ihre Hierarchie anzunehmen und uns ihnen zu unterwerfen; er verbietet es uns mit ihnen Gemeinschaft zu haben. Denn sie haben keine Gemeinschaft mit dem hl. Petrus und folglich auch keine Gemeinschaft mit Christus. Sie verfolgen eine satanische Agenda, um ihre Brüder in jenen Irrtümern und Sünden zu bestärken, welche die katholische Kirche verdammt hat.
Woran wird man den nächsten Papst erkennen? Der wahre Nachfolger des Papstes Pius XII. wird daran zu erkennen sein, daß er das sog. 2. Vatikanum, seine häretischen Lehren, seine Pseudo-Päpste und Pseudo-Bischöfe, sowie die daraus entstandene Afterkirche mit ihrer ungültigen Messe, ihren weitgehend ungültigen Sakramenten und ihrer schädlichen Disziplin, entlarvt, verurteilt und verdammt. Solange das nicht geschieht, ist für jeden Katholiken offensichtlich, daß der Stuhl Petri weiterhin unbesetzt ist, und daß jeder der im Namen des 2. Vatikanums darauf Platz zu nehmen scheint – mag er persönlich auch als noch so fromm, noch so gutmeinend und als noch so konservativ gelten – ein falscher Papst ist, weil er mit dem 2. Vatikanum, das er nicht verwirft, eine Lehre bezeugt, die von den früheren Päpsten längst verworfen wurde. Weil er damit beweist, daß er im Widerspruch zu Petrus und seinen Nachfolgern steht. Weil er damit beweist, daß er nicht den Beistand des Heiligen Geistes besitzt, der einem wahren Papst wesentlich zueigen ist und der dafür sorgen würde, daß „sein Glaube nicht aufhöre“ und dafür, daß er „die Brüder im wahren Glauben stärke, nachdem er sie zu Gott bekehrt hat“.
Gebet um einen Papst
Die heutigen Verhältnisse sind fordernd, ja sie scheinen unsere Kräfte zu überfordern. Aber wir dürfen uns nicht erlauben uns der Frustration, dem Haß oder der Verzweiflung hinzugeben. Der hl. Petrus selbst ist es der uns heute tröstet und stärkt. Denn er richtet die Worte seines ersten Briefes auch an uns: „In dieser [ewigen Seligkeit des Himmels] werdet ihr frohlocken, wenn ihr jetzt auf eine kleine Weile Betrübnis dulden müßt in mancherlei Anfechtungen, damit die Bewährung eures Glaubens um vieles kostbarer als durch Feuer erprobtes Gold erfunden werde, zum Lobe und zur Herrlichkeit, und zur Ehre bei der Offenbarung Jesu Christi“ (1. Petr. 1 ,4-7). Wir müssen die Wirrnisse unsere Zeit durchstehen, damit unser Glaube um vieles kostbarer erfunden werde, als durch Feuer erprobtes Gold! Und damit gerade dadurch Gott verherrlicht werde.
Das sind die Worte eines einfachen Fischers, der es gewohnt war, am See von Genezareth die Netze auszuwerfen, und den Jesus Christus zum Menschenfischer gemacht hat; der sich als würdiger Stellvertreter Christi in Rom, einer Stadt, die von der Vielgötterei des Heidentums und allen erdenklichen Lastern beherrscht war, der Kreuzigung unterzog, um die Wahrheit des katholischen Glaubens mit seinem Blut zu bezeugen. So hat der erste Papst seinen göttlichen Herrn bezeugt. Mögen die Teufel der Hölle gegen den Felsen Petri anstürmen. Er ist von Christus begründet und mit dem Blut der Apostelfürsten Petrus und Paulus durchtränkt, weshalb er niemals überwunden werden kann.
Flehen wir besonders inbrünstig in der Festwoche der beiden Apostel Petrus und Paulus, daß Gott den Weg bereiten möge, damit endlich ein Nachfolger für Papst Pius XII. gewählt werden kann. Beten wir in diesem Anliegen den Rosenkranz. Bringen wir in diesem Anliegen Opfer. Ertragen wir in diesem Anliegen die Schwierigkeiten, Lasten und Widerwertigkeiten des Lebens. Christus hat für Simon Petrus gesagt: „Simon, Simon! Siehe, der Satan hat danach verlangt, euch sieben zu dürfen, wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht aufhöre, und du bestärke deine Brüder, nachdem du sie bekehrt hast.“
Und weil wir in unserer Not um so deutlicher spüren, daß wir dringend eines Hirten und Lehrers bedürfen, der uns unfehlbar den Weg der katholischen Wahrheit lehrt, so wollen wir mit der Kirche eindringlich zu Gott flehen: „In tiefer Demut flehen wir Dich an, Herr, daß Deine unermeßliche Vaterliebe der hochheiligen Römischen Kirche einen Oberhirten gewähre, der wegen seines frommen Eifers Dir stets wohlgefalle und Deinem Volk wegen seiner heilbringenden Regierung zum Ruhm Deines Namens beständig ehrwürdig sei. Durch Christus unsern Herrn“ (Missale Romanum; Votivmesse bei der Wahl eines Papstes). Amen.