Sonntag in der Herz-Jesu-Oktav
Die Liebe des Herzens Jesu
Geliebte Gottes!
Die ganze menschliche Natur Jesu ist anbetungswürdig; denn sie ist verbunden mit der Gottheit. Wenn die ganze Menschennatur Christi anbetungswürdig ist, dann sind es auch alle ihre Teile. Seit dem Mittelalter, vor allem seit den Kreuzzügen ist die Verehrung der menschlichen Natur Jesu und ihrer Bestandteile besonders intensiv geworden. Man hat die heiligen fünf Wunden des Herrn in besonderer Weise ins Auge gefaßt, das Haupt des Herrn, Sein Antlitz, aber auch Sein kostbares Blut und Sein heiligstes Herz.
Die Visionen der hl. Maria Margareta Alacoque
Als eigentliche Verehrung des durch Liebe und Schmerz verwundeten Herzens des Gottmenschen blühte diese Verehrung seit dem 13. Jahrhundert auf, und zwar auf deutschem Boden. Deutschland steht an erster Stelle der Länder, die bereits im Mittelalter eine reiche Herz-Jesu-Verehrung aufzuweisen haben. Ältester Zeuge ist der selige Hermann Josef. Er dichtete um 1200 das erste Herz-Jesu-Lied: „Sei gegrüßt, o Herz des höchsten Königs.“ Sodann waren es deutsche Mystiker, welche die Herz-Jesu-Verehrung in Wort und Schrift verbreiteten. Es soll uns hier genügen, an die hl. Mechthild von Magdeburg und die hl. Gertrud die Große zu erinnern. Im 17. Jahrhundert wurde die hl. Maria Margareta Alacoque zur Heroldin der Herz-Jesu-Verehrung, und ihr verdanken wir das Herz-Jesu-Fest, das wir am vergangenen Freitag begangen haben.
Die hl. Margareta Maria Alacoque hat damals in mehreren Visionen Weisungen und Erleuchtungen vom Herrn empfangen. Einmal, am Fronleichnamstag, als sie vor dem Allerheiligsten kniete, hörte sie den Herrn zu sich sprechen: „Siehe da, dieses Herz, das die Menschen so sehr geliebt hat, daß es nichts sparte, sondern sich ganz verzehrte und erschöpfte, um ihnen Seine Liebe kundzutun! Und zum Lohn empfange Ich von den meisten nur Undank durch Unehrerbietigkeit und Lästerungen, durch die Kälte und Verachtung, die sie Mir im Sakrament der Liebe bezeigen. Noch schmerzlicher aber ist es, daß auch Herzen, die Mir geweiht sind, Mich so behandeln.“ Das war eine Vision, die der Herr der hl. Maria Margareta Alacoque hat zuteil werden lassen. „Sieh da, dieses Herz, das die Menschen so sehr geliebt hat.“ Das Herz des Heilandes ist die menschgewordene Liebe Gottes.
Die fleischgewordene Liebe Gottes
Die Liebe Gottes ist an sich unbegreiflich. In Gott sind die Vollkommenheiten nicht von Seiner Natur verschieden. Die Liebe Gottes ist Gott selbst, wie der hl. Johannes sagt: „Gott ist die Liebe“ (1. Joh. 4,8). Weil Gott die Liebe ist, deshalb übersteigt die Liebe Gottes alle unsere Begriffe. Es ist dem Geist des Menschen nicht gegeben, die Liebe Gottes zu erfassen. Deshalb lehren die Apostel: „Niemand hat Gott je gesehen“ (Joh. 1, 18). „Gott wohnt im unzugänglichen Licht“ (1. Tim. 6, 16).
Aber Gott hat sich uns geoffenbart in Seinem Sohn. Der Heilige Geist hat durch die Jungfrau Maria die unfaßbare Liebe Gottes für uns Menschen sichtbar gemacht. Als der Sohn Gottes daranging, zu uns Menschen auf die Erde herabzusteigen, da schuf Ihm der Heilige Geist ein Gefäß, ein Gefäß, in dem er die ganze unendliche Liebe Seines Gottesherzens bergen sollte. Und dieses heilige Gefäß war Sein gottmenschliches Herz. Ganz groß, ganz rein, ganz lauter, ein Menschenherz, aber ganz anders als das unsere; ein Menschenherz, in dem die ewige Liebe Gottes schlug. Mensch geworden unter uns Menschen, ein Herz, so lauter, so stark und gewaltig, wie nur dieses Herz eine Liebe kannte und sonst keines mehr. Wie hat sie sich verströmt, diese Liebe!
Wenn wir aufmerksam und mit Andacht die Evangelien lesen, dann wird die Liebe Gottes vor uns sichtbar, wenn wir den Herrn reden und handeln sehen; wenn wir die Worte Seiner Liebe vernehmen: „Kommt alle zu Mir, die ihr mühselig und beladen seid, Ich will euch erquicken.“ Er lädt die Bekümmerten, die Leidenden, die Geplagten ein. „Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder.“ Ja, das ist Seine Sendung gewesen, nicht Gerechte zu berufen, sondern Sünder, wie wir es im heutigen Evangelium gehört haben. Er geht den Verirrten, den Gestrandeten, den Verlorenen nach. Wir haben es ja soeben gehört: „der Freund, der Zöllner und Sünder.“ Das ist Er. Den Verachteten, den Gemiedenen geht Er nach, lädt sie ein und lädt Sich bei ihnen ein, nimmt bei ihnen Wohnung. Das geknickte Rohr bricht Er nicht und den glimmenden Docht löscht Er nicht aus. Der reuigen Sünderin hat Er sich angenommen: „Geh hin und sündige nicht mehr!“ Und dem reuigen Schächer am Kreuz verhieß Er das Paradies. Und selbst seine Wundermacht hat er für Seine Liebe eingesetzt. Als die Menschen in der Wüste nichts zu essen haben, wirkt Er das große Wunder der Brotvermehrung, veranlaßt durch Seine Liebe: „Mich erbarmt des Volkes.“ Und aus dem Erbarmen des Herzens wirkt Er diese einmalige Tat. Ebenso, als die Jünger im Seesturm schreien: „Herr, rette uns, wir gehen zugrunde!“ Da setzt Er wieder Seine Wundermacht ein, steht auf und gebietet den Wellen und dem Sturm: „Schweige! Verstumme!“ Und der Seesturm hört auf, und der Wind legt sich. Am Kreuze noch betet er für seine Peiniger: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Er sucht sie zu entschuldigen: „Sie wissen nicht, was sie tun!“ So ist das Herz Jesu!
In der Litanei vom heiligsten Herzen Jesu wird versucht, die Tiefe der Liebe dieses Herzens auszuloten. Drei Anrufungen stellen auf die Liebe des Herzens Jesu ab: „Herz Jesu, du brennender Feuerherd der Liebe; Herz Jesu, voll Güte und Liebe; Herz Jesu, du Wohnstatt der Gerechtigkeit und Liebe.“ Es ist die Liebe Gottes; eine Liebe, die nicht müde wird wie unsere Liebe; eine Liebe, die nicht auswählt, wie wir es machen; eine Liebe, die nicht aufhört, wie sie bei uns so schnell zu Ende ist. Sieh da, dieses Herz! Wahrhaftig, das Herz des Heilandes ist die menschgewordene Liebe Gottes.
Die verwundete Liebe Gottes
Aber das war Ihm noch nicht genug. Das Herz des Heilandes ist auch die auf den Tod verwundete Liebe Gottes. Der hat die größte Liebe, der ohne Grund liebt, der zuerst liebt, der mit Feuer liebt und der bis zum Tode liebt. „Eine größere Liebe hat niemand als der sein Leben hingibt für seine Freunde.“ So ist die Liebe unseres Gottes. „Da er die Seinen liebte, so liebte Er sie bis ans Ende“ (Joh. 13, 1).
Er wollte Seine Liebe nicht nur mit Worten und Taten bezeugen, Er wollte sie mit der ergreifendsten Sprache bezeugen, die es überhaupt gibt, nämlich mit der Sprache Seines Blutes. Dieses Herz sollte sich verzehren auf dem Opferaltar des Kreuzes. Es sollte verglühen in einem Opfer ohnegleichen. Was hat dieses Herz in den letzten 24 Stunden seines irdischen Lebens nicht durchgemacht! Ein Apostel verrät Ihn; die Jünger fliehen; Petrus verleugnet Ihn; Seine Peiniger überhäufen Ihn mit Spott und Hohn, Erniedrigung und Lästerung. Mit Geißelhieben und einer Dornenkrone und einem Spottkleid verhöhnen sie die auf Erden erschienene Liebe Gottes.
Alle drei Synoptiker, also Matthäus, Markus und Lukas, alle drei Synoptiker berichten, daß Jesus von seinen Henkern angespuckt wurde. Mitglieder oder Diener des Hohen Rates, Soldaten der römischen Besatzungsmacht, sie haben Ihn angespuckt. Anspucken ist das Zeichen des Abscheus und der Verachtung. Abscheu und Verachtung wollten sie dem Herrn bezeigen. Und das muß uns zu Herzen gehen, wie es ja in dem ergreifenden Liede heißt: „Du edles Angesichte, / davor sonst schrickt und scheut / das große Weltgerichte, / wie bist Du so bespeit! / Wie bist Du so erbleichet! /Wer hat Dein Augenlicht, / dem sonst kein Licht mehr gleichet, / so schändlich zugericht’?“ Wahrhaftig, das Herz des Heilandes ist die auf den Tod und bis zum Tode verwundete Liebe.
Vier Anrufungen der Litanei vom heiligsten Herzen Jesu stellen uns die verwundete Liebe vor: „Herz Jesu, mit Schmach gesättigt; Herz Jesu, voll Qual ob unserer Missetaten; Herz Jesu, gehorsam geworden bis zum Tode; Herz Jesu, von der Lanze durchbohrt.“ Ja, das ist die bis zum Tode verwundete Liebe unseres Heilandes.
Die dornenumwundene Liebe Gottes
Und doch, das alles hat Ihm noch nicht genügt. Das Herz des Heilandes ist auch die mit Dornen umwundene Liebe Gottes. Und so fährt der Herr in seiner Klage bei der hl. Maria Margareta Alacoque fort: „Und zum Lohn empfange Ich von den meisten nur Undank durch Unehrerbietigkeit und Lästerungen, durch die Kälte und Verachtung, die sie Mir im Sakrament der Liebe bezeigen.“
Ist es wahr oder nicht? Wo ist die Glut der Gegenliebe bei den Menschen , die allein der Liebesglut dieses Herzens entspräche? Wo ist auch nur die Treue zum heiligen Opfer? Ach, wie sehr müßte es uns schmerzen, wenn wir sehen, wie die Menschen um uns herum den Sonntag, den „Tag des Herrn“, verbringen: mit Essen, Ausschlafen, Ausruhen, Vergnügen. Statt Dank Undank, statt Ehrerbietung Unehrerbietigkeit, statt Liebe Kälte und Verachtung. Ja, auch Unehrerbietigkeit. Wo ist denn die Ehrfurcht vor diesem Herzen, vor dem Sakrament dieses Herzens? – Und da ruft uns der Heiland, da ruft uns die hl. Maria Margareta Alacoque, da ruft uns die Herz-Jesu-Verehrung auf, zu sühnen!
Was ist Sühne?
Sühne bedeutet eine Leistung, die Gott für die Sünden, die Ihn beleidigen, Seiner Ehre Abbruch tun und Ihm Unrecht zufügen, Abbitte, Genugtuung und Ersatz bieten soll. Das Bewußtsein unserer eigenen Sündhaftigkeit legt uns die Sühne für uns selbst nahe. Aber im gebräuchlichen Sinne besagt Sühne vor allem stellvertretende Genugtuung für die Sünden der Menschen, für die gleichgültigen und lauen Christen, für die Lästerer und Unkeuschen, für die Ungläubigen und die Kirchenfeinde.
Der eigentliche innere Zweck der Sühne ist ein doppelter: Erstens ist sie eine Ersatzleistung für die dem verklärten Heiland zugefügte Beleidigung und Verunehrung. Zweitens soll sie eine Tröstung sein, insofern als der Heiland in Seinem Erdenleben des Trostes bedürftig war, wie sich insbesondere im Ölgarten zeigte, und diesen Trost, der Ihm gespendet wurde, voraussah und annahm. Ein Engel kam und stärkte Ihn. Womit? Mit den Tröstungen aller Seiner für die Sünden der Menschen sühnenden Jünger. Damit verbindet sich ein äußerer Zweck, nämlich die Versöhnung Gottes, die Abwendung oder Milderung von Strafen und die Erlangung von Gnaden. In diesem Sinne wird die Sühne auch für die Armen Seelen dargebracht.
Wie der himmlische Vater die stellvertretende Genugtuung durch das sühnende Blut Seines Sohnes anerkennt, so nimmt Er auch die sühnende Ersatzleistung von Seiten der mit Christus verbundenen Menschen an. Alle derartige Sühneleistung – das müssen wir freilich zugeben – die wir vollbringen, empfängt ihren Wert und ihre Wirksamkeit einzig und allein aus der Verbindung mit der stellvertretenden Genugtuung Christi. Aus uns selbst können wir nichts tun, aber mit Ihm können wir viel tun.
Die Sühneleistung ist eine Betätigung der Liebe und Verehrung Gottes, der Liebe zu den unsterblichen Seelen und zur Kirche. Sie entspringt der dankbaren Liebe zum beleidigten Gott und der Gerechtigkeit, welche die Gott zugefügten Verunehrungen wiedergutmacht und die verletzte Ordnung wiederherstellt. Als Formen der Sühne kommen vor allem in Betracht eigentliche Sühnegebete, die Gebete der heiligen Stunde, das Herz-Jesu-Fest, öffentliche Sühneandachten und Sühnemessen, Sühnekommunionen, persönliche sühnende Opfer- und Tugendakte. Besonders wertvoll ist das Sühneleiden und sühnende Leidensapostolat der Kranken in Leidensgemeinschaft mit Christus. Die biblische Begründung hierfür liefern die Worte des hl. Paulus im Brief an die Kolosser: „Nun freue ich mich der Leiden, die ich für euch dulde. Ich leide so für den Leib Christi, die Kirche, in meinen Fleische, was von den Leiden Christi noch aussteht“ (Kol. 1, 24).
Je mehr und je vollkommener die Gläubigen mit Christus als Glieder an Seinem Leibe mitleiden, desto eher wird das von Gott dem mystischen Christus zugedachte Leidensmaß erfüllt. Wir können es selbst üben, indem wir unsere Leiden und Schmerzen aufopfern und bei Widerwärtigkeiten beten: „Ich will diese Leiden tragen, mein Jesus, in Verbindung mit Deinem sühnenden Leiden, für meine Schuld und für die Schuld der Menschheit.“
Verheißungen des Herzens Jesu
Wir sollen und wollen Christus, unserem Gott dienen, ohne Berechnung, ohne Erwartung von Wiedervergeltung. Aber wir können und wollen Ihn nicht hindern, uns mit Seinen Gaben zu beschenken. Die hl. Margareta Maria Alacoque empfing eine Anzahl von Verheißungen Jesu für die Verehrer Seines göttlichen Herzens. Der Heiland hat gesagt:
„Erstens: Ich werde ihnen alle ihrem Stande notwendigen Gnaden geben.
Zweitens: Ich werde ihren Familien den Frieden geben.
Drittens: Ich werde sie in ihrem Leid trösten.
Viertens: Ich werde ihnen im Leben und im Tode eine Zuflucht sein.
Fünftens: Ich werde allen ihren Unternehmen Meinen Segen spenden.
Sechstens: Die Sünder werden in Meinem Herzen eine unerschöpfliche Quelle des Erbarmens finden.
Siebtens: Die lauen Seelen werden eifrig werden.
Achtens: Die eifrigen Seelen werden rasch zu einer hohen Stufe der Vollkommenheit aufsteigen.
Neuntens: Ich werde die Häuser segnen, in denen das Bild Meines Herzens aufgestellt und verehrt wird.
Zehntens: Ich werde den Priestern die Macht geben, auch verhärtete Herzen zu beugen.
Elftens: Die Namen derer, die diese Andacht verbreiten, sollen in Meinem Herzen eingeschrieben sein und nie daraus gelöscht werden.
Zwölftens: Ich werde meinen Gnadengaben kein Maß und keine Grenzen setzen für alle, die sie in Meinem Herzen suchen.“
Herz-Jesu-Freitag
Zur Förderung der Herz-Jesu-Verehrung hat die Kirche den monatlichen Herz-Jesu-Freitag eingerichtet. Sie lädt uns ein und mahnt uns, jeden ersten Freitag im Monat durch besondere Verehrung des Herzens Jesu zu begehen mit heiliger Beichte, heiliger Messe, Empfang der hl. Kommunion, Beten der Herz-Jesu-Litanei und dem Empfang des eucharistischen Segens.
Insbesondere die Sühne-Kommunion am ersten Monatsfreitag geht auf eine weitere der vielen Verheißungen des Herzens Jesu an Seine Dienerin, die hl. Margareta Alacoque, zurück: „Ich verspreche dir in der übergroßen Barmherzigkeit Meines Herzens, daß meine allvermögende Liebe die Gnade eines bußfertigen Todes allen jenen sichern werde, die neun Monate nacheinander am ersten Freitag die heilige Kommunion empfangen. Sie werden nicht in Meiner Ungnade und nicht ohne Empfang der Sakramente sterben, indem Mein göttliches Herz in diesem letzten Augenblick für sie eine sichere Zuflucht sein wird.“
Ist diese Verheißung zuverlässig? Die hl. Margareta hat diese Versicherung des Heilandes in einem Brief an ihre ehemalige Oberin niedergeschrieben. Sie war aber eine so reine und heilige Seele, daß sie eher hätte sterben als lügen wollen. Ihr lauterer, demütiger Charakter bürgt dafür, daß sie nur das mitgeteilt hat, was und wie sie es nach ihrer festen Überzeugung vom Heiland empfangen hat. Dazu wurden beim Heiligsprechungsprozeß alle ihre Schriften, auch dieser Brief, aufs genaueste untersucht, geprüft und approbiert, d.h. es wurde erklärt, daß nichts gegen den Glauben oder die christliche Sitte darin stünde. Damit ist diese Verheißung freilich keine Glaubenslehre; aber es wäre unrecht, diese Verheißung als nicht echt zu betrachten oder gar sie zu mißachten. Es ist wahr, es ist eine außerordentliche und ganz unerhörte Gnade; aber wir müssen bedenken, sie kommt aus dem grenzenlosen Ozean der Liebe des göttlichen Herzens.
Für wen gilt diese Verheißung? Für alle: für Kinder und Erwachsene, für Frauen und Männer.
Was muß man also tun? An den ersten Freitagen jeden Monats kommunizieren. Daran soll man sich halten. Wer aber aus triftigen Gründen verhindert ist, der gehe am ersten Sonntag des Monats. Es müssen neun aufeinanderfolgende Monate sein. Hat man einmal einen ausgelassen, so beginne man zur größeren Sicherheit von neuem.
Die heilige Kommunion muß dabei selbstverständlich würdig sein. Man wird also sein Herz durch vorherige Beichte reinigen. Wer aber in der Woche öfter oder täglich kommuniziert, braucht auf diesen Tag nicht eigens zu beichten. Die heilige Kommunion muß in der rechten Gesinnung empfangen werden, d. h. nach der Absicht des göttlichen Herzens Jesu. Der Geist der Herz-Jesu-Andacht aber ist, wie gesagt, der Geist der Sühne und Genugtuung. Der Freitag ist ja der Leidenstag unseres Herrn. Indem der Herr gerade für diesen Tag das Herz-Jesu-Fest und die monatliche Herz-Jesu-Kommunion bestimmt hat, will Er in uns die Erinnerung an sein Leiden wecken, besonders an jene Leiden, die Seinem heiligsten Herzen in der heiligen Hostie durch den Undank der Menschen zugefügt werden. Da muß uns nun die Liebe drängen, Ihm Ersatz und Sühne zu leisten, und zwar durch eine gute heilige Kommunion. Mit Recht werden darum diese Kommunionen an den ersten Freitagen auch „Sühnekommunionen“ genannt. Um aber die rechte Gesinnung zu haben, genügt einfach die Meinung, diese heilige Kommunion so zu empfangen und aufzuopfern, wie Jesus es wünscht; das genügt.
Falsch wäre es, wenn jemand meinen wollte, er könne sich durch neun Kommunionen eine Eintrittskarte für den Himmel verschaffen, nachher aber wieder sorglos drauflos sündigen. Das wäre weit gefehlt, denn mit einer solchen Gesinnung darf man überhaupt nicht zur Kommunion gehen. Wer würdig kommunizieren will, muß ernstlich entschlossen sein, die Sünde, wenigstens die Todsünde, und die nächste Gelegenheit zur schweren Sünde zu meiden; nicht bloß neun Monate, sondern das ganze Leben. Jesus hat Sein Versprechen nicht für die leichtsinnigen und sorglosen Christen gegeben, sondern für jene, denen es wirklich um die Rettung ihrer Seele zu tun ist, für jene, die guten Willens sind.
Unsere Antwort
Unsere Herz-Jesu-Verehrung darf sich jedoch nicht in der äußeren Erfüllung von Andachtsübungen erschöpfen. Die Liebe zum heiligsten Herzen Jesu steht und fällt mit ihrem innerlichen Mitvollzug. Wir müssen die Liebe des Herzens Jesu beantworten. Die Antwort auf die Liebe Christi, kann nur unsere persönliche Liebe sein. Dabei müssen unsere Herzen zu einem Echo des Liebesanrufs des Herzens Jesu werden.
Obwohl eine gefühlsmäßige Liebe zum Herzen Jesu schön und wünschenswert ist, so ist dieselbe nicht entscheidend. Ja, Gefühle allein, wären sogar ungenügend! Damit unsere Liebe vollwertig ist, muß sie sich umsetzen in die Tat, wie der hl. Papst Gregor d. Gr. sagt: „Die Echtheit der Liebe zeigt sich im Werke“ (Hom. in Ev. 30, 1). Und Christus selber sagt: „Wenn ihr Mich liebt, so haltet Meine Gebote“ (Joh. 14, 15). „Wer Meine Gebote hat und hält, der ist es, der Mich liebt.“ Christus hat den Erweis der Liebe in den Gehorsam verlegt. Eindeutiger konnte der Herr nicht sprechen. Liebe ist etwas anderes als Gehorsam, aber sie bewährt sich im Gehorsam. Gehorsam ist der Erweis der Liebe. Das allein ist der wahre Prüfstein der Liebe.
Es gibt Seelen, die von Gefühlen überströmen, die sich aber nicht den mindesten Zwang antun, wo es gilt, ihre bösen Neigungen zu überwinden, ihre schlechten Gewohnheiten abzulegen und die Gelegenheit zur Sünde zu meiden; die jeder Versuchung erliegen und murren und klagen, wo immer ihnen Ungemach und Schwierigkeiten begegnen. So eine Liebe ist voll Selbstsucht. Sie ist ein Strohfeuer, ohne Dauer.
Mit anderen Worten: Ohne eine Liebe, die sich im Gehorsam beweist, können wir Gott nicht gefallen. Wir müssen uns daran gewöhnen alles, selbst die kleinsten Dinge, aus Liebe zu tun; uns zu überwinden, um Jesus Christus zu erfreuen. Eine wahrhaft ausgezeichnete, tätige Andacht zum heiligsten Herzen Jesu ist dies, daß wir arbeiten, unsere Leiden und Mühen annehmen, unsere Standespflichten in Liebe erfüllen, und zwar zu dem Zweck, um dabei allein das Wohlgefallen Gottes zu suchen.
Die Liebe zeigt sich dann aber 2. auch darin, daß wir die Anliegen des Herzens Jesu zu unseren eigenen machen. Die Liebe des Herzens Jesu will, daß alle Menschen Seine Jünger werden, zum Glauben finden und Glieder der katholischen Kirche werden. Es darf uns deswegen keine Ruhe lassen, daß Menschen Christus nicht kennen. Es darf uns keine Ruhe lassen, daß Menschen sich von Christus abwenden.
Wenn die Liebe einmal auf diese Weise in unserem Herzen Wurzeln schlägt, dann wird unsere ganze Tätigkeit von dieser Liebe zum Herzen Jesu getragen sein und aus ihr hervorgehen. Wohl mögen wir Schwierigkeiten begegnen, harten Prüfungen unterworfen werden oder heftige Versuchungen erleiden müssen; nichts aber wird uns erschüttern können, wenn wir wahrhaft das Herz Jesu lieben, das uns so sehr liebt. „Viele Wasser können nicht auslöschen die Liebe“ (Hld. 8, 7). Denn wer vom Liebesfeuer des Herzens Jesu erfaßt worden ist, der will nicht mehr „für sich leben, sondern für Den, der für ihn gestorben und auferstanden ist“ (2. Kor. 5, 14). Amen.