Das Erscheinen Gottes und das Verhalten der Menschen

Geliebte Gottes!

Das heutige Fest wird hat landläufig „Dreikönigsfest“, „Fest der Heiligen Drei Könige“, oder einfach nur „Dreikönig“ genannt. Diese Bezeichnung ist zwar natürlich berechtigt, jedoch ist damit das eigentliche Festgeheimnis überhaupt nicht ausgedrückt. Das Fest, das wir heute begehen, ist kein Heiligenfest. Nicht die drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar stehen im Zentrum, sondern Gottes Sohn Jesus Christus. Es ist ein Fest des Herrn, das wir feiern. Deshalb lautet der Name dieses Festes „Epiphania Domini“, d.h. „Erscheinung des Herrn.“ An Weihnachten haben wir das sichtbare Erscheinen Gottes als Mensch gefeiert. „Erschienen ist die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Heilandes“ (Tit.3, 4).Gott ist Mensch geworden. Am Fest der Erscheinung des Herrn feiern wir das Hervortreten Seiner Gottheit. Das Fest der Erscheinung ist also die eigentliche Vervollständigung des Weihnachtsfestes. In der Byzantinischen Tradition des Ostens endet heute erst die vorweihnachtliche 40-tägige Fastenzeit. Und auch im abendländischen Kalender ist die Festfeier von Epiphanie mit ihrer Oktav höherrangig eingestuft als die Weihnachtsoktav. Weihnachten und Erscheinung gehören zusammen, haben aber unterschiedliche Aspekte. Hat sich Gott an Weihnachten „im Fleische“ (vgl. Joh. 1, 14) als wahrer Mensch geoffenbart – was nicht zuletzt durch das Fest der Beschneidung und Namensgebung hervorgehoben wurde – so offenbart Er sich heute in der Epiphanie als „wahrer Gott“. Und zwar gleich durch drei Ereignisse: Einmal zeigt sich die Gottheit Jesu, indem Er als Kind den Lauf des Sternes lenkte und auf diese Weise die Heidenvölker, repräsentiert durch die drei Weisen aus dem Morgenland, zu sich an die Krippe führt. „Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, zog vor ihnen her, bis er über dem Orte stehen blieb, wo das Kind war“(Mt. 2, 9). Weil aber nur Gottes Macht dazu imstande ist, deshalb heißt es „traten sie in das Haus ein, fanden das Kind mit Maria, Seiner Mutter, fielen nieder und beteten Es an“ (Mt. 2, 11). Sie erwiesen dem Kind göttliche Ehren. – Sodann offenbarte sich die Gottheit unseres Herrn bei Seiner Taufe im Jordan, wobei sich der Himmel öffnete und die Stimme des himmlischen Vaters sprach: „Dieser ist mein geliebter Sohn“ (Mt. 3, 17). Der hl. Johannes der Täufer, vor dessen Augen sich dieses Schauspiel ereignet hat, sagte: „Ich habe es gesehen und bin Zeuge dafür geworden, daß Dieser der Sohn Gottes ist“ (Joh. 1, 34). Deshalb wurde gestern schon zum Gedächtnis an die Taufe des Herrn das Wasser geweiht, welches durch Seine Gottheit geheiligt wurde und womit wir unsere Häuser segnen. – Die dritte Epiphanie der Gottheit unseres Herrn, die am heutigen Tag gefeiert wird, ereignete sich bei dem ersten Wunder, das Jesus bei der Hochzeit zu Kana gewirkt hatte. Dort „kostete der Speisemeister das zu Wein gewordene Wasser und wußte nicht, woher der Wein war; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wußten es“ (Joh. 2, 9). Und am Ende heißt es von Seinen ersten Jüngern: „Sie erkannten Seine Herrlichkeit, und sie glaubten an Ihn“ (Joh. 2, 11). Sie glaubten an Seine Gottheit, weil es nur die Allmacht Gottes vermag, von einem Augenblick zum andern gewöhnliches Wasser in den köstlichsten Wein umzuschaffen. Drei Geheimnisse umfaßt das Fest der Epiphania Domini, der Erscheinung des Herrn. Unter Rücksicht auf unsere beschränkte Fassungskraft setzt die Meßliturgie ihren Akzent heute ganz offensichtlich auf den göttlichen Machterweis durch den Wunderstern, während die anderen Geheimnisse am Oktavtag (13. Januar) bzw. an dem Sonntag nach der Oktav nachgefeiert werden.

Das Licht von Epiphanie bringt also die Gottheit unseres Herrn Jesus Christus vor aller Welt zum Aufstrahlen – vor Juden und Heiden, vor jung und alt, arm und reich vor den Jüngern Christi und vor Seinen Feinden. Das ist auch der Vollsinn der Prophetie des Isaias, die wir soeben als Epistel gehört haben: „Werde Licht, Jerusalem, denn siehe, es kommt dein Licht und strahlend geht auf über dir die Herrlichkeit des Herrn. Die Völker sitzen in Dunkel und Finsternis, aber über dir geht strahlend auf der Herr. Dann wirst du schauen und staunen, wenn zu dir kommt die Fülle des Meeres, wenn Dromedare und Kamel dich überfluten“ (Is. 60, 1 ff.). Weil Christus Gott ist, deshalb ist unser Herr der Weltenherrscher, dem alle Meere, Länder und Völker unterworfen sind. Wenn Gott erscheint, um die Erlösung zu bringen, dann erscheint Er nicht nur bestimmten Menschen, nicht nur einem Volk, sondern im Angesicht aller Völker. So ist das Fest der Erscheinung im eigentlichen Sinne das erste katholische, d.h. allgemeine Fest der Heilsgeschichte. Es ist das katholische Fest des Glaubens, des Glaubens an die Gottheit Jesu Christi. Doch wie immer, wenn Gott sich naht, wenn der Glaube an Seine Gottheit gefordert wird, dann scheiden sich die Geister. Das war damals so, und das ist bis heute so geblieben. Vier Menschentypen finden sich im heutigen Evangelium. Sie sind Sinnbilder und Vorbilder für die Menschen aller Zeiten.

Die Weisen nehmen die Wahrheit im Glauben an

Da sind zuerst die Protagonisten der Perikope, die Weisen aus dem Morgenland. Die Heilige Schrift nennt sie „μάγοι“, „Magier“. Es sind verschiedene Übersetzungen für dieses Wort möglich, aber am treffendsten ist es, daß es sich bei ihnen um weise Männer handelte, um Gelehrte, die sich mit Astronomie beschäftigten. Sie stammten aus dem Reich der Parther, ein Imperium von großer Flächenausdehnung, welches die Gebiete von Persien, Medien, Assyrien, also den heutigen Iran und das Zweistromland, den heutigen Irak, umfaßt hatte. Sie waren Menschen, die nach der Wahrheit suchten. Ja, die nicht nur nach der Wahrheit suchten, sondern mit gläubigem Herzen danach suchten. Ihr gelehrter Geist verließ sich nicht nur auf die Schärfe ihres Verstandes, auf Empirie, ihre Sinne und Meßinstrumente, nicht nur auf die Genauigkeit ihrer Berechnungen, sondern er baute auf der offenbarten Wahrheit und auf der überlieferten Weisheit ihrer Ahnen auf. Von diesen Überlieferungen her konnten sie nämlich nur davon wissen, daß einst ein Gottkönig in Israel geboren werden würde. Als nämlich 600 Jahre vor Christi Geburt das jüdische Volk durch König Nabuchodonosor ins babylonische Exil geführt wurde, da gerieten die Vorfahren der drei Weisen in Berührung mit den Weissagungen, die Gott Seinem auserwählten Volk hinsichtlich des Zeitpunktes und der Umstände des Erscheinens des göttlichen Erlösers geoffenbart hatte. Das Wissen um die Weisheit der Alten, etwa die erwähnte Isaias-Prophetie vom aufgehenden Licht über Jerusalem, oder die Weissagung des Balaam aus dem Buch Numeri, die da lautete: „Ein Stern geht auf in Jakob, aus Israel erhebt sich ein Zepter“ (Num. 24, 17). Derlei Vorhersagen haben die drei Magier gekannt. Gewiß haben die Gelehrten viel darüber nachgedacht, sich darüber ausgetauscht und darüber nachgeforscht, was für ein Stern das sei, der da so wundersam am Himmel aufgegangen war. Schließlich waren sie jedoch willig dazu bereit, mit ihrem Verstand die übernatürliche Herkunft dieses Sternes anzuerkennen und an die Geburt des göttlichen Erlösers zu glauben. „Wir haben Seinen Stern im Morgenland gesehen“ (Mt. 2, 2), so haben die drei Weisen gesagt. Sie haben ihn gesehen, doch haben sie an seine übernatürliche Bedeutung geglaubt und sind ihm unverzüglich gefolgt. Sie haben sich ohne weitere Bedenken auf eine weite, strapaziöse und gefahrvolle Reise begeben. Vom hl. Paulus wissen wir, was Reisende in der damaligen Zeit durchzumachen hatten: „Gefahren auf Flüssen, Gefahren von Räubern, Gefahren von meinem Volk, Gefahren von Heiden, Gefahren in Städten, Gefahren in der Wüste, Gefahren auf dem Meer, Gefahren von falschen Brüdern. Mühsal und Elend, häufige Nachtwachen, Hunger und Durst, häufiges Fasten, Kälte und Blöße“ (2. Kor. 11). – Die drei Weisen machten sich nicht nur unverzüglich auf, sondern sie harrten standhaft in dem einmal gefaßten Entschluß, dem Ruf des Sternes Folge zu leisten, bis zuletzt aus. Sie ließen sich nicht abschrecken. Der Stern erinnerte sie an ihre Pflicht, und sie suchten sich gegenseitig in ihrem durch Strapazen und Gefahren angefochtenen Glauben zu unterstützen und durch ihr Vorbild aufzurichten. – Auch wir sollen mit einem unerschütterlichen Glauben, der sich gewissenhaft an die überlieferte Offenbarung Gottes hält, die göttliche Wahrheit annehmen und denselben immer mehr vertiefen. Bereitwillig sollen wir ihn trotz aller religiösen Gleichgültigkeit unserer Zeitgenossen annehmen. Mit Eifer sollen wir uns, trotz unserer vielfältigen Beschäftigungen und der Beanspruchung durch den Berufsalltag, die Zeit zum Gebet und zur religiösen Weiterbildung nehmen. Wir müssen die Strapazen der Selbstverleugnung, der Selbstdisziplin, der Abtötung auf uns nehmen, um voranzukommen, und dürfen uns nicht von derlei Dingen mürbe machen lassen, sondern sollen uns gegenseitig ermuntern, insbesondere durch unser gutes Beispiel. Ohne demütigen Glauben und ohne Selbstüberwindung können wir die Wahrheit und das Leben in Jesus Christus nicht finden. 

Die Weisen bekennen ihren Glauben

Wir müssen den Glauben jedoch nicht nur haben und bewahren. Wir müssen ihn auch bekennen. Die drei Weisen fragten unerschrocken: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben Seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, Ihn anzubeten“ (Mt. 2, 2). Mit diesem freimütigen Bekenntnis erregen sie ganz unverhofft Ärgernis. Einmal bei König Herodes, dem Großen. Dieser fürchtet erneut einen Nebenbuhler. Er hatte ja bereits, getrieben in seinem Verfolgungswahn, nahezu den gesamten Hohen Rat, seinen hohepriesterlichen Schwager, seine Schwiegermutter, drei seiner eigenen Söhne und selbst seine abgöttisch geliebte Gemahlin Mariamme hinrichten lassen, weil er ihnen unterstellt hatte, verschwörerisch wider ihn zu konspirieren. Deshalb erschrak Herodes, als er von dem Messiaskind hörte. Weil aber der König erschrak, so erschrak auch das ganze Volk, weil mit dem freimütigen Bekenntnis der Weisen das nächste Blutbad mit Gewißheit vorprogrammiert war. Deshalb erregte das Glaubensbekenntnis der Weisen nicht nur den Unwillen des Königs, sondern auch des Volkes. Der König erschrak „und ganz Jerusalem mit ihm“ (Mt. 2, 3). – Schließlich fanden sie gewiß auch keine dankbare Aufnahme bei den Schriftgelehrten. Akademikern mißfällt es für gewöhnlich, von Fremden in ihrem eigenen Fachgebiet belehrt zu werden, vor allem über Erkenntnisse, welche sie eigentlich selbst hätten abliefern müssen. Ungeachtet dessen legten die drei Magoi ihr Bekenntnis ab. Und so müssen auch wir unseren Glauben freimütig und unbekümmert bekennen. Wir dürfen uns nicht kümmern um unser Ansehen vor den Großen, nicht vor der „aufgeklärten“ Gelehrsamkeit zurückweichen, sondern mutig widersprechen. Auch dürfen wir nicht den Spott und das müde Lächeln gewisser Leute fürchtend, die uns aufgrund unseres Glaubensüberzeugungen für beschränkt, einfältig, oder gar extremistisch halten. Weg mit der Menschenfurcht!

Die Weisen handeln ihrem Glauben gemäß

Was den Glauben der Weisen aus dem Morgenland aber erst vollkommen sein ließ, das ist, daß sie auch ihrem Glauben gemäß gehandelt haben. Sie folgten dem von den Hohepriestern und Schriftgelehrten gewiesenen Weg nach Bethlehem. Sie beteten den in unverhoffter Schlichtheit gefundenen Heiland als Kind armer Leute an und erwiesen Ihm voller Glauben göttliche Ehren, indem sie Ihm ihre Opfergaben darbrachten. Die äußeren Gaben waren Ausdruck ihrer inneren Gesinnung. So muß es auch bei uns sein. Denn wenn der äußere Ausdruck unserer inneren Gesinnung in Form von guten Werken fehlt, dann wäre es nur ein Anzeichen dafür, daß es auch mit unserer inneren Gesinnung nicht weit her ist. – Die Weisen brachten das Gold zum Zeichen ihre Liebe, die im Schmelzofen der weiten abenteuerlichen Reise und Suche geläutert war dar. Den Weihrauch für ihre gläubige Anbetung, als Ausdruck der Erhebung ihrer Herzen zu Gott. Die bittere Myrrhe für ihr geduldig ertragenes Leiden, welches sie dem Jesuskind weihten. So müssen auch wir die Werke des Glaubens haben. Das Gold der Liebe, in welcher wir Gott allen anderen Geschöpfen, selbst unseren engsten Verwandten, den Vorzug geben und den Nächsten lieben und ihm helfen, um Gottes Willen. Den Weichrauch der Andacht, die sich nicht nur auf die täglichen Gebete beschränken, sondern auch während der tätigen Beschäftigungen in Form von kurzen Augenblicken der Sammlung oder von Stoßgebeten aus unseren Herzen zu Gott aufsteigen soll. Und schließlich dürfen auch die Werke der Geduld nicht fehlen, indem wir die Widerwärtigkeiten, Schmerzen und Leiden ergeben als heilsame Buße annehmen. Schließlich bewiesen die drei Weisen ihren Glauben auch im Gehorsam, als sie der im Traum gegebenen göttlichen Weisung, nicht zu Herodes zurückkehrten, Folge leisteten und „auf einem anderen Weg in ihre Heimat zurückzogen“ (Mt. 2, 12). So wird auch uns der Gehorsam gegen die Gebote Gottes einen anderen Weg auftun. Einen Weg, der uns nicht wieder zurück auf die Abwege der Sünde und in die Fänge des Satans geraten läßt, sondern den Weg der Vollkommenheit, der wir im Lichte des Sternes unseres Glaubens zu gehen vermögen, und der uns in unsere wahre Heimat, in das Himmelreich zurückführen wird.

Die Furcht des Volkes

Eine zweite Gruppe von Menschen wird vorgebildet durch die Einwohner von Jerusalem. Sie werden aus Furcht vor der Wahrheit zurückgehalten. Das Volk erschrak. Menschlich gesprochen ist das verständlich. Aber es war eben nicht einfach nur ein Menschenvolk, sondern das auserwählte Volk Gottes, welches um die Ankunft des Erlösers wußte und Ihn seit Jahrhunderten herbeigesehnt hatte. Eigentlich hätte sich das Volk freuen müssen. Denn an Herodes hatte es nur einen grausamen Tyrannen. Von dem neugeborenen Messiaskönig konnte es berechtigterweise Glück und Heil erhoffen. Ja, vielleicht glaubten sogar einige von ihnen und wünschten sich, daß die Kunde der drei Weisen wahr und der Erlöser endlich da sei. Aber dennoch zogen die Menschen aus Furcht vor zeitlichen Nachteilen den Kopf ein und gaben lieber die ewigen Güter preis. Obwohl sie vielleicht im Herzen glaubten, taten sie so, als hätten sie nichts davon gehört, führten ihr „normales Leben“ weiter, um nicht aufzufallen. Keiner ging nach Bethlehem, um anzubeten und zu finden, wonach ihr Herz begehrt. Schade! Armes Volk – damals, wie heute. Auch heute erschrecken die Menschen, wenn ihnen die frohe Botschaft von Jesus Christus verkündet wird. Sie werden von bösen Leidenschaften tyrannisiert, von dem Herodes der Habsucht, der Fleischeslust, des Zornes, des Stolzes. Um sich dieser Herrschaft zu entziehen, müßten die Menschen gewisse Gewohnheiten aufgeben, gewisse Vorteile, Vergnügungen und Lebensgenüsse. Allein sie erschrecken vor den zweifelsohne nicht ausbleibenden Kämpfen. Es muß sich jeder prüfen, ob er die drei Weisen zwar im Glauben bis nach Jerusalem begleitet hat, sich aber dann doch womöglich aus Furchtsamkeit, aus Angst vor Selbstverleugnung und Verzicht „unter das Volk gemischt“ und sich heimlich in seinem Herzen davongestohlen hat.

Das Versagen der Priesterschaft

In der Priesterschaft finden wir die dritte Menschengruppe. Die Hohenpriester und Schriftgelehrten begingen ein zweifaches Verbrechen. Erstens folgten sie der Wahrheit nicht, die sie selbst lehrten. Auch von ihnen begleitete keiner die drei Weisen hinaus nach Bethlehem, um dort anzubeten. Sie sind, wie der hl. Ambrosius sagt, wie die Wegweiser. Sie zeigen zwar den Weg, gehen ihn aber nicht, sondern bleiben an Ort und Stelle stehen. Ihre zweite Sünde bestand darin, daß sie die Wahrheit sogar verhehlen. Sie gaben zwar den Geburtsort bekannt „zu Bethlehem im Lande Juda, so ist es geschrieben beim Propheten“ (Mt. 2, 5). Aber sie bekräftigen nicht, daß nun durch das Aufleuchten des Sternes und das Eintreffen der Weisen auch zahlreiche andere Prophezeiungen eingetroffen sind, so daß nun kein Zweifel an der wirklichen Geburt des Messias bestehen bleiben kann. Stattdessen vermeiden sie es sorgfältig, ihn „König“ zu nennen, obwohl der Messias als solcher von den Propheten bezeichnet worden war. Sie entziehen den von Gott offenbarten Wahrheit, die ihnen zur Bewahrung und Verkündigung anvertraut war, ihre Kraft und Würde. Sie passen Gottes Wort an und mildern es zugunsten des Herodes.

Heute finden wir diese Gruppe in Gestalt der Novus-Ordo-Kirche, welche die Wahrheit Gottes verfälscht hat, um sich dem Menschen anzudienen. Sie reden noch von Jesus, aber in einer entschärften, verweichlichen Weise, welche die Menschen gleichgültig läßt. Sie sprechen von der Barmherzigkeit Gottes und verteilen damit Freibriefe, um zu sündigen. Sie leugnen die Hölle, um nicht als verstaubtes Fossil aus dem Mittelalter zu gelten. Und dabei wissen diese Herrn sehr wohl, was die Dogmen der Kirche beinhalten und wo man sie nachschlagen könnte. Sie kennen die Konzilien und die Lehren der Päpste sehr gut. Aber sie sagen: „Das galt damals. Heute könne und wolle man dem mündigen Christen keine „schweren und unerträglichen Lasten auf die Schultern legen“ (Mt. 23, 4). Erst recht nicht, weil fast der gesamte Novus-Ordo-Klerus dieselben selbst nicht tragen will. Die Menschenmachwerkskirche, die den „Kult des Menschen“ (Montini)eingeführt und damit den Kult Gottes abgeschafft hat, ist nicht zu entschuldigen. Sie ist schuldig daran, daß Millionen ihre unsterbliche Seele zugrundegerichtet haben, sie zugrunde richten und sie zugrunderichten werden; ganz im Vertrauen darauf, daß die Zehn Gebote und die kirchliche Disziplin heute nicht mehr so streng und ernst verpflichten würden wie vor dem 2. Vatikanum, als könnten sich Gottes Maßstäbe ändern.

Es gibt aber auch Katholiken, treugebliebene Katholiken, welche es sich gefallen lassen müssen, dieser Gruppe beigezählt zu werden. Es sind jene, welche die Wahrheit zwar erkennen, die aber selbst damit nicht Ernst machen. Die zwar über die Novus-Ordo-Kirche den Kopf schütteln, selbst aber nicht anders leben als jene, die sich der „Religion der Menschlichkeit“ angeschlossen haben. Jene, die den richtigen Weg, aufgrund einer großen Gnade Gottes, wüßten, darüber auch reden, aber ohne ihn voranzugehen. Von einem solchen Katholiken sagt unser Herr Jesus Christus: „Jener Knecht aber, der den Willen seines Herrn gekannt, und sich nicht bereit gehalten, und nicht getan hat nach Seinem Willen, wir viele Streiche erhalten“ (Lk. 12, 47).

Die herodianischen Verfolger

Bleibt noch die letzte Menschengruppe zu charakterisieren. Sie hat ihr Urbild in König Herodes, welcher die göttliche Wahrheit verfolgte. Erst versucht er mit katzenhafter Freundlichkeit die wahren Gläubigen für seine Pläne einzuspannen. Dann aber, „als nun Herodes sah, daß er von den Weisen hintergangen war, wurde er sehr zornig und schickte aus und ließ in Bethlehem und in der ganzen Umgebung alle Knaben von zwei Jahren und darunter ermorden, ganz nach der Zeit, die er von den Weisen erforscht hatte“ (Mt. 2, 16). Herodes wurde von den Chronisten seiner Zeit mit einem Tiger verglichen. Ein Tiger lauert, wartet ab, pirscht sich heran, ehe er seine Beute zornig in blutige Fetzen reißt. Auch diese Menschen hat es zu allen Zeiten gegeben. Und es gibt sie heute. Menschen, welche die katholische Religion mit satanischem Haß verfolgen. Zunächst listig und geschickt sich einschleichen, um die Kirche von innen heraus in Mißkredit zu bringen, um Skandale zu verursachen, damit der katholische Glaube in den Augen der Menschen nicht als Licht, sondern als Finsternis erscheint, um die Kirche bewußt unglaubwürdig zu machen. Ja, es gibt Satansdiener in den obersten Rängen der Konzilskirche. Daß im Vatikan Satansmessen gefeiert wurden und werden, ist kein Geheimnis (vgl. Malachi Martin; Inthronisation Satans im Vatikan am 29. Juni 1963). – Es gibt Satanisten im Klerus des Novus Ordo an hohen Positionen. Nur so ist der moralische Sumpf, der in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr zutage getreten ist, zu erklären. Dieser Sumpf in Form von Geldwäsche, Korruption, die homosexuellen Verfehlungen und der sexuelle Mißbrauch, all das ist nicht zufällig entstanden, es wurde bewußt zugelassen und gefördert. – Warum? Um die Menschen, welche ja die Novus-Ordo-Kirche immer noch für die katholische Kirche halten, vollkommen gegen den katholischen Glauben aufzustacheln, um die göttliche Religion verhaßt zu machen. Wir alle wissen, was passiert, wenn die Temperatur im Kessel steigt, wenn der Haß sich mehr und mehr aufstaut und zu kochen beginnt.

Heute zeigen sich die Verfolger der Kirche noch nicht mit dem Schwert in der Hand, sondern wie Herodes katzenfreundlich. Sie geben vor, der Kirche zu dienen, indem sie dieselbe aus ihrer „Rückständigkeit“ herausführen, sie von „überholtem Ballast“ befreien, sie endlich mit der „Moderne“ aussöhnen und durch die „Evolution der Wahrheit“ zukunftsfähig machen. Wie damals dem Herodes, so geht es den Liberalen und Modernisten nicht um das Wohl der Kirche, sondern gerade im Gegenteil, um sie zu verderben, durch inhaltliche Aushöhlung, Zersetzung und Umfunktionierung, was nichts anderes ist als ihre Zerstörung. Was damals beim Kindermord in Bethlehem geschehen ist, hat seine geistige Entsprechung in dem „Massaker“ des 2. Vatikanums. Freilich konnte und kann die katholische Kirche nicht vollkommen zum Verschwinden gebracht werden. Die Kirche ist unzerstörbar. Aber wie beim Kindermord des Herodes sind dem konziliaren Anschlag viele katholische Institutionen zum Opfer fallen, während sich nur ein kleiner Rest ins Exil flüchten konnte, um dort zu überdauern, bis es dem himmlischen Vater gefällt, ein weiteres Mal seine Söhne aus Ägypten zu rufen (vgl. Mt. 2, 15; Os. 11, 1).

Das sind die Menschen im heutigen Evangelium. Es ist offensichtlich, welcher Gruppe wir angehören sollen, wollen, müssen. Wir wollen wie die drei Weisen dem Ruf des göttlichen Kindes, das von der Krippe aus den Lauf der Sterne lenkt, folgen. Wir wollen bereitwillig Seine Wahrheit im Glauben annehmen; sie allen Hindernissen zum Trotz standhaft bewahren, freimütig bekennen und in unseren Werken praktizieren. Auf einem anderen Weg, auf dem aufrichtigen Weg der Bekehrung und der Buße, wollen wir dann in unser Vaterland heimkehren, wo wir die Gottheit Jesus Christi, die uns heute in seiner Epiphanie aufleuchtet, von Angesicht zu Angesicht schauen dürfen – in alle Ewigkeit. Amen.

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