5. Sonntag nach Ostern
Von der Einsetzung und der Gnade der hl. Firmung
Geliebte Gottes!
Die hl. Firmung ist ein von Christus eingesetztes, die hl. Taufe vollendendes Sakrament, wobei durch das äußere Zeichen der Handauflegung, die Salbung und das Gebet des Bischofs dem Empfänger die Stärkung des Heiligen Geistes mitgeteilt wird.
Die Einsetzung der hl. Firmung
Von protestantischer Seite wird die Sakramentalität der Firmung abgestritten mit dem Verweis, daß davon nichts in der Heiligen Schrift stünde. Nirgendwo sei darin zu lesen, daß Christus den Aposteln befohlen oder Vollmacht gegeben habe, durch Handauflegung, Salbung und Gebet die Gnade des Heiligen Geistes mitzuteilen. Was ist darauf zu antworten?
Erstens: Es ist wahr, daß die Einsetzung der hl. Firmung durch Christus nirgendwo in der Heiligen Schrift berichtet wird. Das muß durchaus zugestanden werden.
Zweitens: Derjenige befindet sich jedoch auf einem Irrweg, der verlangt, daß alle Lehren des von Gott geoffenbarten Glaubens ausdrücklich in der Heiligen Schrift stehen müssen. – Was ist eher dagewesen, die Heilige Schrift oder die Kirche und ihre Lehre und ihr Glaube? Ganz offensichtlich ist die Kirche früher dagewesen, denn nur dank der Kirche wissen wir überhaupt, welche Bücher zur Heiligen Schrift zählen und welche nicht. – Nehmen wir einmal an, es gäbe keine Heilige Schrift. Gäbe es dann auch keinen Christen, keine Bischöfe, keinen Apostel, keinen Christus, keine Kirche und keine Lehre der Kirche und keinen Glauben der Kirche? Gewiß! Das alles könnte sein, auch ohne die Heilige Schrift. – Das Gewölbe wird vom Pfeiler getragen und nicht der Pfeiler vom Gewölbe. So hat die Heilige Schrift ihre Stütze in der Kirche, aber nicht die Kirche in der Heiligen Schrift. Wenn also keine Silbe von der hl. Firmung in der Heiligen Schrift stände, dann kann sie dennoch ein wahres, von Christus eingesetztes Sakrament sein, nämlich dann, wenn die Kirche es so lehrt. Und wie wir vor zwei Wochen anhand der Zeugnisse der Kirchenväter gehört haben, hat die Kirche es stets genauso gelehrt und geübt.
Drittens: Überdies kommt aber noch hinzu, daß sehr wohl etwas von der hl. Firmung in der Heiligen Schrift zu lesen ist! Was? Daß nämlich die hl. Apostel die Firmung bereits gespendet haben. Wo steht das? In der Apostelgeschichte des hl. Lukas. Und die Apostelgeschichte ist ohne jeden Zweifel ein Teil der Heiligen Schrift, ein Teil des Neuen Testaments. Was kann man in der Apostelgeschichte von der Firmung lesen? „Als die Apostel, die in Jerusalem waren, hörten, daß Samaria das Wort Gottes angenommen habe, sandten sie den Petrus und Johannes zu ihnen. Da diese gekommen waren, beteten sie für sie, daß sie den Heiligen Geist empfangen mögen; denn er war noch über keinen von ihnen gekommen, sondern sie waren nur getauft im Namen des Herrn Jesus. Da legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist.“ (Apg. 8,14–17). Das ist der älteste Bericht von einer Firmspendung, der sich in der Heiligen Schrift findet. Aber, sagt einer, da steht ja gar nichts von der Firmung. Das Wort „Firmung“ ist nicht einmal genannt worden. Ja, das ist wahr. Aber das, was zur Firmung gehört, ist alles vom hl. Lukas genannt worden, auch wenn er das Wort selber nicht gebraucht hat.
Es steht da, daß die hl. Apostel in der Stadt Samaria das Sakrament der Firmung gespendet haben. Das ist der wahre Sinn jener Worte aus der Heiligen Schrift. Gehen wir ins Einzelne. – Die Apostel waren in Jerusalem; wie viele wissen wir nicht; jedenfalls mehrere. In Jerusalem war schon seit dem ersten Pfingstfest eine christliche Gemeinde. Die Apostel, welche sich in Jerusalem befanden, bekamen eine sehr erfreuliche Nachricht. Welche Nachricht? Daß Samaria, also ein Teil, vielleicht sogar ein großer Teil der Einwohner dieser großen Stadt, das Wort Gottes angenommen hatte; d. h., daß sie sich bekehrt, den Glauben an Christus und Seine Lehre angenommen haben. Als die Apostel diese Nachricht erhalten hatten, sandten sie den hl. Petrus und den hl. Johannes, das Haupt der Apostel und den Lieblingsjünger des Heilandes, zu ihnen. Wozu?
Um zu predigen? Das war nicht nötig. Das Evangelium war ihnen schon verkündigt worden. Sie hatten ja das Wort Gottes schon angenommen. Um zu taufen? Auch das war schon geschehen. Sie waren schon getauft. Wozu also dann? – Nur eines bleibt noch übrig: Um das Sakrament der hl. Firmung zu spenden. Das nämlich konnte der Diakon Philippus nicht. Dieser hatte in Samaria gepredigt. Dieser hatte in Samaria getauft. Aber um zu firmen, waren die Apostel, also die ersten Bischöfe, nötig. Und deswegen wurden zwei Apostel dorthin gesandt. Das sind die Spender der hl. Firmung.
Wer waren die Empfänger? – Die getauften Einwohner von Samaria. Von ihnen heißt es: „Sie waren getauft im Namen Jesu.“
Welches äußere Zeichen spendeten die beiden Apostel? Das Zeichen der hl. Firmung. Sie beteten über sie, daß sie den Heiligen Geist empfangen mögen. Sie riefen den Heiligen Geist auf sie herab. Das ist das Gebet des Bischofs. Dabei legten sie ihnen die Hände auf. Das ist die Handauflegung des Bischofs. Es fehlt nichts außer der Salbung, die aber mit der Handauflegung verbunden ist und deshalb vom hl. Lukas nicht eigens genannt wurde.
Außer den Spendern und Empfängern und dem äußeren Zeichen der hl. Firmung ist aber auch deutlich die innere Gnade erwähnt: „Da legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist.“ Indem die Apostel den Getauften die Hände auflegten, empfingen sie den Heiligen Geist. Das ist also die übernatürliche Wirkung der hl. Firmung. In dem Augenblick, wo sie ihnen die Hände auflegten, empfingen sie den Heiligen Geist.
Fazit: Was haben die hl. Apostel also in Samaria getan? Sie haben ein Sakrament gespendet – ein äußeres Zeichen, wodurch innere Gnade mitgeteilt wurde. Kein anderes Sakrament als das der hl. Firmung. Das ist der Befund aus den Worten der Heiligen Schrift: Die hl. Apostel, und zwar das Oberhaupt und der Lieblingsjünger, haben die hl. Firmung öffentlich, mit Zustimmung der übrigen Apostel, in einer großen Stadt, in den allerersten Zeiten des Christentums, ausgespendet? Was folgt daraus? – Es folgt daraus, daß Christus selbst dieses Sakrament eingesetzt haben muß. Würden es die hl. Apostel gewagt haben, ein Sakrament zu spenden, das Christus nicht eingesetzt hatte? Unmöglich. Statt die ersten Verkünder wären sie die ersten Verfälscher des Evangeliums gewesen; statt Säulen der Kirche wären sie ihre Zerstörer, statt echter Schüler Jesu Christi die Verderber Seiner Lehre gewesen. Das wäre absurd. – Es bleibt also nur: Jesus Christus hat die hl. Firmung eingesetzt. Er hat den Aposteln sowohl Vollmacht als auch den Auftrag erteilt, die Firmung als eines der sieben hl. Sakramente zu spenden und auf diese Weise den getauften Seelen innere Gnade mitzuteilen. Welche Gnaden?
Wenn wir im Katechismus nachschlagen, finden wir auf die Frage: „Welche Gnaden bewirkt die Firmung?“ die Antwort: „1. Sie vermehrt in uns die heiligmachende Gnade. 2. Sie erteilt uns den Heiligen Geist zum standhaften Bekenntnis des Glaubens und zum Kampf gegen die Feinde des Heiles. 3. Sie prägt unserer Seele das unauslöschliche Merkmal der „Streiter Christi“ ein.“
Die Vermehrung der heiligmachenden Gnade
Die erste Wirkung der hl. Firmung besteht in der Vermehrung der heiligmachenden Gnade. In der Vermehrung! D. h., die heiligmachende Gnade muß in der Seele schon vorhanden sein. Die Firmung ist also ein „Sakrament der Lebendigen“. Denn alle „Sakramente der Lebendigen“ vermehren die bereits vorhandene heiligmachende Gnade. Nur die hl. Taufe und die hl. Beichte sind die „Sakramente der Toten“, weil nur sie der Seele das übernatürliche Gnadenleben entweder erstmals mitteilen – so bei der hl. Taufe – oder es erneut mitteilen – so bei der hl. Beichte –, wenn es durch eine Todsünde verlorengegangen ist.
Die Firmung ist ein „Sakrament der Lebendigen“. D. h., der Empfänger der hl. Firmung muß sich im Gnadenstand befinden, sonst würde der Empfang der hl. Firmung ein Sakrileg sein. Was hätte also derjenige zu tun, der im Stand der Todsünde ist und doch das Sakrament der Firmung empfangen möchte? Er muß dafür sorgen, daß er vor dem Empfang der hl. Firmung in den Stand der Gnade zurückkehrt. Aus diesem Grund ermahnt die Kirche die Firmlinge, daß sie vor der hl. Firmung eine würdige hl. Beichte ablegen sollen.
Wenn es heißt, die Firmung vermehrt die heiligmachende Gnade, so tun das zwar alle „Sakramente der Lebendigen“ ohne Ausnahme, aber die hl. Firmung tut es doch in einer besonderen Weise. Auf welche? Das Sprichwort legt dem menschlichen Leib ein dreifaches Wachstum bei. In der Jugend wächst er in die Höhe. Mit 20–22 Jahren hört diese Art des Wachstums auf. Im reiferen Alter wächst der Leib in die Breite. Und im Greisenalter „wächst“ er in die Tiefe, dem Grabe zu. Er krümmt sich zur Erde. Wie es also ein Wachstum des Leibes in die Höhe gibt, das in einem bestimmten Alter nicht mehr überschritten werden kann, so gibt auch die hl. Firmung der Seele jenes Maß der heiligmachenden Gnade, das dem des vollentwickelten, erwachsenen Leibes entspricht, wie wir schon vor zwei Wochen ausgeführt haben. Es erübrigt sich also, hier nochmals ins Detail zu gehen.
Die besondere Gnade der hl. Firmung
Außer der Vermehrung der heiligmachenden Gnade teilt das Sakrament der hl. Firmung auch eine besondere Gnade mit: Sie erteilt uns den Heiligen Geist zum standhaften Bekenntnis des Glaubens und zum Kampf gegen die Feinde des Heiles. Diese Wirkung wurde auch bei der Begebenheit in Samaria, als die hl. Apostel das Firmsakrament erteilten, eigens betont: „Da legten sie ihnen die Hände auf und sie empfingen den Heiligen Geist.“
Wie jede Heilpflanze eine besondere Heilkraft besitzt, die eine für diese Krankheit, die andere für jenes andere Leiden, so hat jedes Sakrament eine besondere Gnade. Die Firmung erteilt den Heiligen Geist zum standhaften Bekenntnis des Glaubens. Und zum Kampf gegen die Feinde des Heiles. Das ist ihre besondere Gnade.
Diese besondere Gnade der hl. Firmung hat der hl. Kirchenlehrer Bonaventura sehr anschaulich in der Weise beschrieben, daß er zugleich zeigt, wie die innere Gnade durch das äußere Zeichen angedeutet und versinnbildet wird.
Er sagt, die Erlösung des Menschengeschlechtes sei in der Weise zustande gekommen, daß das ewige Wort Gottes, das von Ewigkeit her vom Vater gezeugt wird, in der Zeit im Fleische auf Erden erschienen ist. Damit der Einzelne an der Erlösung teilnehme, sei nötig, daß auch im einzelnen Christen das göttliche Wort innerlich im Herzen des Erlösten durch den Glauben empfangen und äußerlich sichtbar in Wort und Tat bekannt werde. Die geistige Wahrheit des Glaubens muß durch die Praxis gleichsam Fleisch werden, so daß der ganze Mensch sich nach der Wahrheit des Glaubens umgestalte. Dieses Bekenntnis des Glaubens muß drei Eigenschaften haben. Es muß 1. vollständig, 2. wohlgefällig und 3. furchtlos sein.
a) zum vollständigen Bekenntnis
Das Bekenntnis des Glaubens muß vollständig sein im Hinblick auf das, was geglaubt und bekannt werden muß. Mit anderen Worten: Der Christ muß ausnahmslos alle Wahrheiten des Glaubens bekennen, welche die katholische Kirche zu glauben vorlegt. Dazu gehört vor allem das Bekenntnis, daß Jesus Christus wahrer Gott und wahrer Mensch ist, sowie das Bekenntnis der drei göttlichen Personen.
Die Gottheit und Menschheit Christi wird laut dem hl. Bonaventura angedeutet durch das Kreuzzeichen, das dem Firmling vom Bischof auf die Stirn gezeichnet wird. Konnte Christus gekreuzigt werden, wenn Er nicht wahrer Mensch war? Konnte Er uns am Kreuz erlösen, wenn Er nicht zugleich wahrer Gott ist? Folglich ist nach der Lehre des hl. Kirchenlehrers im Kreuzzeichen das Glaubensbekenntnis enthalten, daß der Erlöser Jesus Christus zugleich wahrer Gott und wahrer Mensch ist.
Ferner wird die hl. Firmung gespendet im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Denn der Bischof spricht bei der Erteilung der Firmung: „Ich besiegle dich mit den Zeichen des Kreuzes und stärke dich mit dem Chrisam des Heiles im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ In diesen Worten ist das Bekenntnis der allerheiligsten Dreifaltigkeit und somit das zweite Grunddogma des christlichen Glaubens auf das Deutlichste ausgesagt.
b) zum wohlgefälligen Bekenntnis
Das Bekenntnis des Glaubens soll aber nicht nur vollständig, sondern auch wohlgefällig sein. Wohlgefällig für den, vor dem es abgelegt wird. Vor wem wird es abgelegt? Es wird abgelegt vor dem allwissenden Gott und vor dem Nächsten.
Damit es vor Gott wohlgefällig sei, muß das Bekenntnis des Glaubens verbunden sein mit dem Licht des Verständnisses und mit dem Glanz eines guten Gewissens. Könnte Gott ein Bekenntnis gefallen, das aus unverstandenen Worten besteht? Das einfach aufgesagt wird, ohne daß es auch im Mindesten verstanden worden wäre? Niemals! Und noch viel weniger kann Gott ein Glaubensbekenntnis wohlgefallen, wenn ein böses, von Sünden belastetes Gewissen den Wahrheiten des Glaubens sozusagen ins Gesicht schlägt. Das Bekenntnis des Glaubens soll wohlgefällig sein vor Gott, und dies wird angedeutet durch das Öl, aus welchem das hl. Chrisam besteht. Das Öl ist glänzend und macht die Haut glänzend. Es brennt mit einem klaren und ruhigen Licht. Ein schönes Bild von dem Bekenntnis des Glaubens, welches mit dem Licht des Verständnisses und mit dem Glanz eines guten und reinen Gewissens verbunden ist.
Damit das Bekenntnis des Glaubens vor dem Nächsten wohlgefällig ist, soll es einhergehen mit dem Wohlgeruch der Tugend und eines guten Rufes. Ja, der Glaube und das Bekenntnis des Glaubens, der mit dem echten Rufe eines heiligen Lebens verbunden ist, das ist eine Sache, woran der Nächste – der Gläubige und der Ungläubige – sich erbauen, sich erfrischen und stärken können. – Nichts schadet hingegen dem Glauben mehr als das schlechte Leben, die schlechten Gewohnheiten und der verdienterweise schlechte Ruf derjenigen, die den Glauben mit den Lippen bekennen. Der Wohlgeruch des guten Beispiels, der das Bekenntnis des katholischen Glaubens begleiten muß, wird sinnbildlich angedeutet in dem wohlriechenden Balsam, der mit dem Olivenöl im Chrisam vermischt ist.
c) zum furchtlosen Bekenntnis
Das dritte Merkmal, welches das Glaubensbekenntnis nach der Lehre des hl. Bonaventura tragen muß, ist das Merkmal der Furchtlosigkeit. Furchtlos von Seiten desjenigen, der das Bekenntnis ablegt, indem er sich weder schämt, das Bekenntnis des Glaubens abzulegen, noch sich auch vor Drohungen und Gefahren, und wären es die allergrößten, zur Verleugnung des Glaubens hinreißen läßt. Diese Furchtlosigkeit wird dadurch versinnbildet, daß die Salbung in Kreuzesform auf der Stirn des Firmlings vorgenommen wird. Also an jenem Bereich des menschlichen Leibes, der sich am offensten zeigt und von dem die Scheu und die Scham am leichtesten abgelesen werden kann. Wer das Kreuz auf der Stirn trägt, der will damit sagen: „Ich schäme mich des Gekreuzigten nicht!“ „Das Kreuz ist meine Ehre, meine Hoffnung, meine Liebe.“ Ähnlich sagt der hl. Paulus: „Ich schäme mich des Evangeliums nicht, indem es eine Kraft Gottes ist zum Heile für einen jeden, der daran glaubt.“ (Röm. 1,16).
Daß das Bekenntnis ohne Furcht vor den daraus erwachsenden Gefahren, Nachteilen und Drohungen gegenüber den Feinden des Glaubens abgegeben werden soll, wird angedeutet durch die Handauflegung des Bischofs. Diese Handauflegung bedeutet, daß der Gefirmte, der den Glauben standhaft bekennt, unter dem Schutz Gottes steht, daß die Kraft des Heiligen Geistes ihm beisteht, daß er von Gott den Lohn seiner Kämpfe zu erwarten hat.
So hat der hl. Bonaventura das ganze äußere Zeichen der hl. Firmung mit dem Bekenntnis des Glaubens und den Eigenschaften desselben in Verbindung gebracht. Das Bekenntnis soll vollständig sein. Das wird ausgedrückt in dem Kreuzzeichen und den Worten des Bischofs. Es soll wohlgefällig sein vor Gott und den Menschen. Das wird angedeutet durch das glänzende Öl und den Duft des Balsams, die beiden Bestandteile des hl. Chrisams. Schließlich soll das Bekenntnis furchtlos sein, was durch die Salbung auf der Stirn und die damit verbundene Handauflegung angezeigt wird.
Das unauslöschliche Merkmal des „Streiters Christi“
Die dritte Gnade, welche die hl. Firmung in der Seele des Firmlings bewirkt, ist schließlich die Einprägung eines unauslöschlichen Charakters. Der Firmling wird durch den Empfang dieses Sakramentes zu einem „Streiter Christi“ besiegelt.
Was bekommt jeder Soldat, wenn er einberufen wird? Natürlich bekommt er seine Waffen. Aber er bekommt auch eine bestimmte Uniform, welche zeigt, zu welcher Armee und zu welcher Waffengattung er gehört und in welchem Dienstgrad er steht. – Der Gefirmte wird ein „Streiter Christi“. Kein Wunder, daß seine Seele gezeichnet wird als ein Glied der streitenden Kirche, deren Kampf so schwer, deren Siege so zahlreich, deren Triumph ewig und im Himmel ist. Welch eine Ehre ist es, dieses Heereszeichen in die Seele eingeprägt zu tragen!
Die hl. Firmung liefert uns die Kraft und die Waffen zum geistlichen Kampf. Was ist ein Soldat ohne Waffen? Er verdient die Bezeichnung eines Kämpfers ganz und gar nicht, denn die Waffen machen den Krieger wesentlich aus. Ohne Waffen ist er im Kampf verloren.
Von einem englischen König sagt man, er habe im Gewühl der Schlacht, als sein Pferd erschossen worden war, ausgerufen: Ein Königreich für ein Pferd. Er wollte damit sagen: In dieser Entscheidungsschlacht würde er ein Königreich geben, um ein Pferd zu erhalten. Er hätte gewiß auch gesagt: Ein Königreich für ein Schwert; ein Königreich für einen Helm, für eine Rüstung. Um wie viel müßte also auch uns daran gelegen sein, die geistigen Waffen zu dem Kampf zu erhalten, der über unsere Ewigkeit, über ewige Seligkeit oder ewige Verdammnis entscheidet! Diese Waffe für den geistigen Kampf gegen die Feinde unseres Heiles wird uns in der hl. Firmung erteilt.
Dieser Kampf ist schwer. Oder sind etwa die Feinde unseres Heils mit zunehmendem Alter weniger geworden? Gewiß nicht. Die Zahl der bösen Geister hat sich nicht vermindert. Auch ist ihr Haß und ihr Neid gegen uns derselbe geblieben. Die sündhaften Lockungen und Reize der Welt nehmen mit dem Eintritt ins Jugend- und Erwachsenenalter an Gefährlichkeit zu. Und auch der Feind in unserer eigenen Brust ist gewachsen. Wir alle sind angekränkelt vom Liberalismus. Die Erziehung ist im Laufe der Zeit schwach geworden. Von Selbstverleugnung, Opfer und Verzicht hört man vielleicht noch gern reden, schaudert aber davor zurück, wenn es gilt, selbiges in die Tat umzusetzen.
Auch sind die Waffen der Feinde unseres Heiles keineswegs stumpf geworden! Wo früher ein schlechtes Bild war, sind jetzt Hunderte und Tausende. Was früher an Literatur auf dem Index der verbotenen Bücher stand, das ist heute überall zu haben. Wo früher also eine Waffe drohte, da drohen dem Heil unserer Seele jetzt Hunderte und noch schärfere, noch zerstörerischere Waffen als früher.
Solange die Welt steht, solange es Pilger gibt, die nach dem ewigen Leben streben, solange wird auch dieser Kampf weiter ausgefochten werden. Wer die Waffen streckt und aufgibt, ist verloren. Wer aber beharrlich kämpft, dem winkt reicher Lohn. So heißt es in der Geheimen Offenbarung: „Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baume des Lebens, der im Paradiese meines Gottes ist.“ (Offb. 2,7).
Wir haben den Heiligen Geist im Firmsakrament empfangen zum standhaften Bekenntnis des Glaubens. Wir sind durch die Gnade des hl. Geistes mit geistigen Waffen ausgerüstet worden. Wo ist also unser Bekenntnis? Wo sind unsere Kämpfe? Wo ist die verdiente Krone? Können wir mit dem Völkerapostel sagen: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt“?
Leider müssen wir uns oft eingestehen: Oft sind wir der leisesten Versuchung unterlegen. Schon im Anfang des Kampfes haben wir die Flucht ergriffen. Noch ehe die Waffen gebraucht waren, haben wir sie fortgeworfen. Niederlagen. Keine Kämpfe, keine Siege, keine Kronen. Deshalb wollen wir heute erneut um die Erneuerung der Firmgnade flehen und unseren Vorsatz erneuern, die Waffen in die Hand zu nehmen und mit neuem Mut den Kampf des Heiles zu kämpfen. Dazu wollen wir besonders Maria, die Braut des Heiligen Geistes und die Feldherrin aller Schlachten Gottes, um ihre Fürsprache bitten, die bei Gott alles für uns zu erlangen vermag. Amen.