Gründonnerstag
„Der Jünger, den Jesus liebte“
Geliebte Gottes!
Wie sich am Abend des Hohen Donnerstags die Dunkelheit langsam über die Stadt Jerusalem legte, so schickte sich auch die Finsternis der Sünde und des Bösen an, nach unserem Herrn Jesus Christus zu greifen, um das Licht der Welt, das allen Menschen leuchtet, damit sie nicht in Finsternis und Todesschatten wandeln, zu fassen und in ihrer Bosheit zu ersticken.
Die Vorbereitungen auf dem Tempelberg liefen bereits in emsiger Geschäftigkeit. Die Tempelwache rüstete sich mit Schwertern, Knüppeln, Lanzen und Fackeln für den Zugriff. Die Hohenpriester gaben letzte Befehle. Alles wartete auf das Eintreffen des Verräters, der sie zu Jesus führen würde, um Ihn ihnen auszuliefern. Der Kuß als Erkennungszeichen war vereinbart, um sicherzustellen, daß sie auch den Richtigen ergreifen würden. – Während sich also die Bosheit wie eine finstere Wolke zusammenballte, da ging im Abendmahlsaal die Sonne auf. Zur selben Zeit strahlte vor dem Kontrast der aufziehenden Finsternis das Licht der Liebe Christi im Abendmahlsaal umso heller und leuchtender. Jesus Christus ist der Sohn Gottes; und Gott ist die Liebe. Es ist die Liebe Gottes, die zur Stunde des letzten Abendmahles in Ihrer Güte, Demut und Hingabe in noch nie dagewesener Weise sichtbar aufleuchtet.
Unser Herr, der Sitte gemäß in strahlend weiße Gewänder gekleidet, nahm beim letzten Abendmahl Brot in seine Hände und sprach: „Nehmet hin und esset! Das ist mein Leib.“ Und wenig später reichte Er den um ihn versammelten Aposteln den Kelch mit den Worten: „Trinket alle daraus. Das ist der Kelch meines Blutes, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“
Wir wissen, daß Gott durch ein einziges schöpferisches Wort, das unser Herr Jesus Christus Selber ist, die Welt ins Dasein rief. Und genauso verwandelte Er durch ein einziges Wort in einem Augenblick das Weizenbrot in Seinen makellosen, reinen Leib; und den mit Wasser vermischten Wein, der sich im Kelch befindet, in Sein kostbares Blut. Dabei opferte Er, durch die Scheidung von Fleisch und Blut, wie sie beim blutigen Kreuzesopfer unter unsäglichen Qualen geschehen wird, bereits im Voraus Sein eigenes Leben dem himmlischen Vater auf; als Sühneopfer für die Sünden der Welt. Was für eine Liebe! Denn eine größere Liebe hat keiner, als der, welcher sein Leben hingibt für seine Freunde. Eine Liebe, die liebt in aller Demut und Bescheidenheit – unter der Hülle von Brot und Wein – und doch in aller Freigiebigkeit – eine Liebe bis ans Ende, eine Liebe bis zum letzten Blutstropfen; eine Liebe, die sich selbst restlos verströmt, für die Geliebten.
„Der Jünger, den Jesus liebte“
Der heilige Johannes erwähnt in seinem Bericht vom letzten Abendmahl eine geheimnisvolle Person, die in seinem Evangelium immer wieder auftaucht, und zwar immer in den wichtigsten Augenblicken. Es ist jener mysteriöse Jünger, der vom Evangelisten nicht mit einem Namen benannt, sondern stets nur umschrieben wird mit der Bezeichnung „der Jünger, den Jesus liebte“. Dieser namenlose Jünger gehört zum Freundeskreis Christi. Er ist Ihm von der ersten Stunde an nachgefolgt. Von ihm sind keine besonderen Worte und Taten überliefert, aber in den besonderen Stunden des Lebens Jesu ist er da. – Aus der Überlieferung wissen wir, daß es sich bei dem „Jünger, den Jesus liebte“ natürlich um den Verfasser des Evangeliums, also um den hl. Apostel und Evangelisten Johannes selbst handelt. Aber warum, könnte man fragen, nennt Johannes seinen Namen nicht direkt? Geschah das nur aus Bescheidenheit? Mag sein. Aber gewiß wußte der Lieblingsjünger auch, daß Christus nicht nur ihn liebt. Nein, er wußte, daß Christus „alle die Seinen“ liebt bis ans Ende. Deshalb soll die Bezeichnung „der Jünger, den Jesus liebte“ gleichsam als Platzhalter dienen. Jeder Christ ist also ein „Jünger, den Jesus liebt“. Und so sollen wir das Johannes-Evangelium lesen. Jeder von uns ist „der Jünger, den Jesus liebte“. Jeder soll seinen eigenen Namen an dieser Stelle einsetzen. Jeder soll sich als Jünger, den Jesus liebt, begreifen und auf diese Weise gleichsam in die Vorgänge im Abendmahlsaal hineingezogen werden. Denn, was hören wir von diesem Jünger, den Jesus liebte? „Einer von den Jüngern lag, als Er zu Tische saß, an der Brust Jesu. Es war der Jünger, den Jesus liebhatte.“ (Joh. 13,23).
Wir alle kennen die herrlichen Darstellungen dieser Szene. In der Kunst nennt man sie die sog. „Johannes-Minne“, bei der der Jünger an der Brust des Heilandes ruht. Am bekanntesten ist vielleicht die Johannesminne von Heilig Kreuztal. Johannes sitzt zur linken Jesu. Sein Haupt ist wie im Schlaf herabgesunken an die Brust des Herrn. Jesus hält den Apostel mit der Linken umfangen, während er Seine rechte Hand mit der Rechten des Jüngers vereinigt. Die Schönheit dieser Darstellung liegt gerade darin, daß aus ihr die innige Freundschaft, die tiefe Vertrautheit und die friedvolle Geborgenheit dieses Jüngers, den Jesus lieb hatte, bei seinem Herrn und Erlöser so deutlich hervortritt. In der Johannesminne finden wir kunstvoll dargestellt, wonach sich jede fromme Seele sehnt – nämlich nach der Freundschaft mit Gott, nach dem Ruhen an Seinem Heiligsten Herzen. Und diese Szene soll jedes Mal Wirklichkeit werden, wenn wir, die Jünger, die Jesus liebt, uns Ihm in der hl. Kommunion nahen.
Die hl. Kommunion soll für jeden Menschen die vertrauteste Begegnung mit Jesus sein. Sie soll die innigste, freundschaftliche Verbundenheit mit unserem göttlichen Erlöser sein. Unser Herr kommt in der Gestalt der hl. Hostie mit Fleisch und Blut, mit Gottheit und Menschheit, mit Leib und Seele zu uns. Er kommt als Freund in das Herz des Freundes, des Geliebten. Er will sich mit uns vereinigen. Er will sich uns ganz schenken. „Cor ad cor loquitur!“ Er will von Herz zu Herz mit uns sprechen, wie es nur die engsten Freunde tun. Er will uns an seinen innersten Geheimnissen teilhaben lassen.
Mehr noch: Er will uns in Sich selbst umwandeln. Das Wandlungswunder des hl. Meßopfers soll nicht nur auf Brot und Wein beschränkt werden. Es soll sich auch geistig erstrecken auf unsere Seele, die durch den Genuß der hl. Kommunion gewissermaßen in Christus umgewandelt wird.
Einzige Voraussetzung dazu ist, daß wir rein seien. Denn deshalb liebte der Heiland den hl. Johannes unter den Aposteln am meisten, weil er der Reinste war. Das bedeutet übertragen auf uns, daß wir rein sein müssen von schwerer Sünde, indem wir – wie die Apostel „vom Bad“ kommen – d. h. vom Bußsakrament. Sodann muß sich unsere Reinheit aber auch erstrecken auf die kleinen läßlichen Sünden, die wir anstandslos bereuen müssen, so wie sie der Lieblingsjünger anstandslos vom Heiland die Füße waschen ließ, damit er eben ganz gereinigt, würdig war, an der Brust des Heilandes zu ruhen.
Die gute hl. Kommunion
Doch wie in jeder Freundschaft ist nicht nur einer der Freunde gefordert. Es genügt nicht. Nur wenn einer der beiden sich öffnet und sich schenkt. Freundschaft besteht in einer wechselseitigen, in einer gegenseitigen Liebe. Was ist also von uns gefordert, daß wir Jesus beim Kommunizieren in rechter Weise begegnen? Was sollen wir tun, damit jede heilige Kommunion wirklich eine freundschaftliche Begegnung mit Jesus wird?
Wir sollen dasselbe tun wie der Jünger, der beim letzten Abendmahl an der Brust Jesu ruhte: Wir müssen „horchen“! Wir müssen hinhören. – In unseren Gebeten sollen wir nicht nur reden. Unser Beten soll nicht nur ein Wortschwall aus Lobpreis, Danksagung und Bitten sein, sondern auch eine Phase des „Hinhörens auf den Freund“ beinhalten. Wir sollen hinhören, was das Herz Jesu antreibt, was das Herz Jesu will; wie das Herz Jesu (tickt) schlägt. Nur so können wir den Rhythmus des heiligsten Herzens Jesu wahrnehmen. Nur so können wir es langsam dazu bringen, daß auch unser Herz im gleichen Takt, sozusagen im Gleichklang mit dem Herzen Jesu schlägt, so daß wir wirklich während der hl. Kommunion ein Herz und eine Seele in trauter Verbundenheit mit Ihm werden.
Nun, wie erfahren wir, was das Herz Jesu bewegt? Wie erfahren wir, auf welche Weise wir uns angleichen sollen, um wahrlich der „Jünger, den Jesus liebte“ zu sein? – „Wovon das Herz voll ist, redet der Mund“, sagte unser Herr an einer anderen Stelle. Ja, wovon das Herz voll ist, das quillt förmlich über den Rand der Lippen, das bricht sich Bahn in der Rede, das bricht sich Bahn in der Tat. Nicht anders ist es bei Jesus. Aus Seinen Reden, aus Seiner Lehrverkündigung, aus Seinem Tun, Seinem vorbildlichen Verhalten können und sollen wir entnehmen, was Sein heiligstes Herz bewegt, wie Sein Herz tickt. – Was hören wir aber aus Seinem Munde? Was sehen wir Ihn tun? Wovon war Sein Herz voll, daß es in alledem sichtbar wurde? Sein Herz war erfüllt vom Willen des Vaters. Deshalb redete Sein Mund: „Meine Speise ist es, den Willen des Vaters zu tun.“
Der Wille des Vaters drückt sich aus in den Geboten, vor allem im Hauptgebot, das Jesus mehrmals einschärft: „Lieben sollst du den Herrn, deinen Gott, aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Gemüte. Dies ist das größte und erste Gebot. Das zweite aber ist diesem gleich: Lieben sollst du deinen Nächsten wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“ (Mt. 22,37-40).
Das heiligste Herz unseres Erlösers schlägt also im Takt des Gehorsams gegen die Gebote Gottes, im Takt des Gebotes der Liebe. In diesem Gehorsam betätigt es unter Anregung der sieben Gaben des auf Ihm ruhenden Heiligen Geistes den ganzen Organismus aller natürlichen und übernatürlichen Tugenden. Seine bescheidene Demut, Seine milde Sanftmut, Sein glühender Eifer, Seine rührende Barmherzigkeit, Seine unendliche Geduld. Kurz: Sein ganzes Beispiel in Wort und Tat ist ein Widerhall des Gehorsams gegen den Willen des Vaters, der Sein heiligstes Herz antreibt, in dessen Rhythmus Sein göttliches Herz schlägt.
Und von Seinen Jüngern verlangt Jesus, diesen Herzrhythmus aufzunehmen: „Der ist es, der Mich liebt, der Meine Gebote hat und sie hält.“ – „Ihr sollt einander lieben! Wie Ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben! Daran sollen alle erkennen, daß ihr Meine Jünger seid, wenn ihr Liebe habt zueinander.“ (Joh. 13,34).
Damit wir also wirklich jener Jünger sind, den Jesus liebt, muß zum „Horchen“, zum Hinhören auf Jesus noch das „Ge-horchen“, also das Befolgen Seiner Gebote dazukommen. Noch einmal: „Der ist es, der Mich liebt, der Meine Gebote hat und sie hält!“ Dann erst schlägt unser Herz im Gleichklang mit dem Seinen. Dann nämlich beginnen wir, wie Jesus zu denken, wie Jesus zu urteilen, wie Jesus zu reden. Und schließlich fangen wir auch an, wie Jesus zu handeln.
Wenn wir dahin gelangt sind, dann ist das erreicht, was Kommunion eigentlich sein soll. Kommunion ist ja nicht eins plus eins gleich zwei, sondern eins plus eins gleich eins. Zwei verschmelzen und werden eins. Zwei Herzen werden eins; im Denken, im Reden, im Tun. – Wenn unsere häufigen Kommunionen oft so wenig Frucht zu bringen scheinen, so wenig Besserung in unserem Leben eintritt, so wenig Fortschritt in den Tugenden erreicht wird, dann ist das ein Zeichen, daß unser Herz immer noch anders schlägt als das Herz Jesu. Jeder prüfe sich also, um sein Herz dem Herzen Jesu anzugleichen.
Schließlich sei noch auf eine weitere Besonderheit hingewiesen, die das „Ruhen an der Brust Jesu“ für den „Jünger, den Jesus liebhat“ mit sich bringt. Das Ruhen am Herzen Jesu verschafft dem Jünger die Perspektive Jesu, also denselben Blickwinkel, den der Heiland auf die Dinge hat. Der Lieblingsjünger an der Brust des Herrn sieht die Geschehnisse im Abendmahlsaal wie Jesus sie sieht. Und wenn wir im betrachtenden Gebet gleichsam am Herzen Jesu ruhen, dann lernen wir nach und nach die Welt und die Ereignisse unseres Lebens nicht mehr von unserem eigenen, durch die Eigenliebe verzerrten, unvollkommenen Blickwinkel zu betrachten und zu beurteilen, sondern von uns selbst und unseren egoistischen Interessen losgelöst, aus der Sicht des Heilandes.
Dann geht uns vielleicht langsam auf, warum dieses und jenes vielleicht dunkle Geheimnis des Schmerzes, des Verlustes, der Ungerechtigkeit, das wir bislang so schwer verstehen und annehmen konnten, genauso sein mußte – weil Er es so wollte; weil Er seinen geheimnisvollen guten Zweck damit erreichen wollte. Der Blickwinkel ist ja immer wesentlich, um hinter dem scheinbaren Übel des Kreuzes, das uns die göttliche Vorsehung auflädt, den heilsamen Zweck zu erkennen; und wenn uns die erlittenen Ungerechtigkeiten nur als Gelegenheit zum Verzeihen gegeben werden; so wie es der Heiland morgen vom Kreuz herab seinen Feinden gegenüber tun wird: „Vater, verzeih ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Der Judaskuß
Das ist also das große Leuchtfeuer der Liebe, welches im Abendmahlsaal aufstrahlte und die Nacht in hellen Tag verwandelt. Jesus schenkt sich Seinen Jüngern in trauter Freundschaft. – Doch im Abendmahlsaal findet sich nicht nur Licht, sondern auch tiefste Finsternis.
Der heilige Paulus warnt davor in der Epistel: „Wer also unwürdig dieses Brot ißt oder den Kelch des Herrn trinkt, wird schuldig am Leib und Blut des Herrn. Daher prüfe sich der Mensch, und so esse er von diesem Brote. … Denn wer unwürdig ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich das Gericht.“ (1. Kor. 11,27-29).
Beim letzten Abendmahl wird uns nicht nur der Lieblingsjünger an der Brust Jesu und damit das Vorbild für die gute hl. Kommunion gezeigt, sondern auch ihr Gegenteil – die unwürdige Kommunion. – Auch wenn die modernistischen Schriftausleger heute anderer Meinung sind, so lehrt der hl. Thomas von Aquin, indem er sich auf namhafte Väter wie den hl. Augustinus und den hl. Dionysius vom Areoparg stützt, daß auch Judas Iskarioth, der Verräter, in jener Nacht sehr wohl den Leib des Herrn empfing – und zwar nicht zu seinem Heil, sondern wie Paulus sagt: „zum Gericht!“; zu seinem ewigen Verderben. Uns soll er ein mahnendes Beispiel sein. – An Judas nämlich wird uns demonstriert, was eine unwürdige Kommunion, also eine Kommunion im Stande der Todsünde ist – und selbst wenn es nur eine einzige Todsünde wäre, die noch nicht bereut und durch das Bußsakrament nachgelassen wurde. Der hl. Evangelist berichtet über Judas: „Und als er den Bissen genommen hatte, da fuhr der Satan in ihn.“
Die Kommunion im Stand der schweren Sünde ist eine noch schrecklichere Sünde! Bedenken wir, welchen Namen sie hat. Sie ist ein Gottesraub, ein Sakrileg! D. h. die unwürdige Behandlung oder Verunehrung einer gottgeweihten Person, Sache oder Örtlichkeit. Ist der Leib Christi keine gottgeweihte Sache? Von allen körperlichen Dingen im Himmel und auf Erden gibt es nichts, was mit der Gottheit so eng verbunden, so ausschließlich ihr geweiht wäre, wie der Leib Christi, der Leib des Sohnes Gottes; der Leib, den Er angenommen, worin Er gelebt, worin Er gestorben, den Er für ewig mit sich verbunden hat, worin Er sitzt zur rechten Hand Gottes, worin Er wiederkommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten. – Und ist das Blut Christi nicht eine gottgeweihte Sache? Es ist der Lösepreis der Welt. Und ist das nicht eine Verunehrung, wenn der Mensch, der sich wissentlich im Stande der Todsünde befindet, dieses Fleisch ißt und dieses Blut trinkt, dieses Sakrament empfängt, das eingesetzt und bestimmt ist nur für diejenigen, die geliebte Kinder Gottes und im Stande der Gnade sind? Er verschleppt, entführt, ja raubt den Heiland.
Die unwürdige Kommunion ist also ein Gottesraub, ein Sakrileg und damit ein Freundschaftsbund mit dem Satan. Sie ist gleichsam eine erneute Auslieferung Jesu zur erneuten Kreuzigung und das wie im Ölgarten durch einen Kuß, das Zeichen der Liebe. Die unwürdige Kommunion ist gleichsam ein Judaskuß an der Kommunionbank. Einer solchen Seele sagt der Herr an der Kommunionbank dieselben Worte: „Freund, wozu bist du gekommen? Mit einem Kuß verrätst du den Menschensohn?“ – Einer solchen Seele droht auch das gleiche Schicksal wie dem Judas: „Da nahm Judas einen Strick und erhängte sich selbst.“ (Mt. 27,5). Durch die unwürdige Kommunion stürzt sich eine Seele in den Tod – in den ewigen Tod.
So achten wir also darauf, daß wir uns als wahre „Jünger, die Jesus liebhat“, von der Finsternis des Bösen, vom Todesschatten der Sünde fernhalten. Und sollte uns doch das Unglück widerfahren, daß wir einmal in eine schwere Sünde fallen, so wollen wir uns aus Ehrfurcht, Liebe und Hochachtung vor dem besten Freund, den wir uns wünschen können, erst wieder mit Ihm in einer guten Beichte versöhnen, bevor wir Ihm in der hl. Kommunion nahen. Denn durch das Bußsakrament gereinigt dürfen wir uns stets von den liebevollen Armen des Herrn umfangen wissen, wie der Jünger, den Jesus liebte.
In der hl. Kommunion dürfen wir auf Seinen Herzschlag hören; werden gestärkt, damit wir Seinem Gebot ge-horchen können; und so immer mehr lernen, zu denken, zu urteilen, zu reden und zu handeln wie Jesus. Ja, das ist Kommunion: mit Jesus ein Herz und eine Seele sein. Welch großes Geheimnis der erwählenden und sich selbst verschenkenden Liebe! Aber was verwundern wir uns darüber? Denn: Gott ist ja die Liebe. Amen.