Fest der Heiligen Familie
Der Kampf gegen die Familie
Geliebte Gottes!
Die Familie ist eine göttliche Stiftung. Sie ist die natürliche Lebensgemeinschaft von Vater, Mutter und Kindern zwecks Beschaffung des täglichen Lebensbedarfs, des Schutzes und der Geborgenheit und zur Entwicklung ihrer gegenseitigen Liebe.
Das Wesen der Familie
Die Familie geht hervor aus der Ehe. Die Ehe ist die Verbindung eines Mannes und einer Frau zu einer gemeinsamen Lebensgemeinschaft und zur Erzeugung und Erziehung von Nachkommenschaft.
Ihr Gegensatz findet sich in den sog. „nichtehelichen Lebensgemeinschaften“. Nichteheliche Lebensgemeinschaften sind Paare, die vor der Ehe oder anstatt eines bereits bestehenden Ehebandes in einer „eheähnlichen“ Gemeinschaft, also in „Unzucht“, „wilder Ehe“ oder „Ehebruch“, zusammenleben. Das nichteheliche Zusammenleben gilt bei unseren Zeitgenossen vielfach als eine Form der „freien Entfaltung der Persönlichkeit“. Tatsächlich steht es im Widerspruch zum Willen Gottes. Nach Gottes Willen gibt es nur eine Form des geschlechtlichen Zusammenlebens, eben den unauflöslichen Ehebund zwischen einem Mann und einer Frau. Handelt es sich bei beiden um getaufte Christen, so ist dieser Ehebund in die Würde eines hl. Sakramentes erhoben, weil er ein Abbild der Verbindung Christi mit der Kirche ist. Katholiken sind dazu verpflichtet, bei der Wahl ihres Gatten einen katholischen Mann bzw. eine katholische Frau zu wählen, eben weil ihre Ehe ein Abbild des heiligen Bundes Christi mit der katholischen Kirche sein soll, was mit einem akatholischen Gatten nicht möglich ist.
Die Familie ist ein gesellschaftliches Urgebilde. Sie ist eine biologische, wirtschaftliche und sittliche Einrichtung. Sie bildet die Grundzelle der menschlichen Gesellschaft. Ohne sie ist der Fortbestand der Menschheit undenkbar. Die Familie ist früher als der Staat. Der Staat baut sich auf Familien auf. Familie ermöglicht die Erfüllung des persönlichen Lebens und zugleich die dem Menschen eigene natürliche Sehnsucht nach Gemeinschaft.
Die Familie vereint die Verschiedenheit der Geschlechter zu sinnvoller Ergänzung und überbrückt das Nacheinander der Generationen. Sie umspannt alle Bereiche des Lebens: vom biologisch-vitalen bis zum sittlich-religiösen. Die Familie soll auch ein Ort der Stille, der Ruhe, des Friedens und des Privaten sein. Das vertraute Verhältnis, das sich in solchen Wendungen wie „mein Mann“, „meine Frau“, „meine Kinder“ ausdrückt, bezeichnet nicht nur einen Besitzanspruch, sondern umschließt auch das unauflösliche Band der Ehe und des Blutes mit dem persönlichen Auftrag zur Förderung des anderen.
Die Pflichten in der Familie
In der Familie gibt es Pflichten der Gatten, der Eltern und der Kinder. Die Gatten sind einander zu opferbereiter Liebe und zu unwandelbarer Treue verpflichtet. Zwischen ihnen besteht ein lebenslängliches Band, das sie zum Zusammenleben, zur aufrichtigen Liebe und zur unverbrüchlichen Treue verpflichtet.
Die Eltern haben Pflichten gegenüber ihren Kindern. Ihnen obliegen die Ernährung, der Schutz, die Erziehung und die Ertüchtigung der Kinder. Das Ziel der elterlichen Erziehung ist, die Kinder lebenstauglich und mündig zu machen. Die Eltern haben das Recht und die Pflicht, ihre Kinder zu erziehen. Die Familie ist eine unersetzbare Vorschule des Lebens. Die frühe Kindheit, sogar die früheste Kindheit, ist von schicksalhafter Bedeutung für jeden Menschen, für die seelisch-geistige Entwicklung des Kindes. Was das Kind an alltäglichem Beispiel erlebt, an gutem oder schlechtem Beispiel, was es an Liebe oder Abneigung erfährt, das prägt zutiefst seinen Charakter. Wir gehen so durch das Leben, wie wir in der Kindheit geformt worden sind. Väterlichkeit und Mütterlichkeit zusammen bilden den besten Grund für die Erziehung. Eltern und Kinder bilden eine Lebensgemeinschaft. Die Eltern vermitteln als die bedeutsamsten Personen den heranwachsenden Menschen das grundlegende Verhältnis zu Gott, zum familiären Umfeld und zur Mitwelt außerhalb der Familie. Sie prägen die Erlebens- und Verhaltensweisen des heranwachsenden Menschen. Sie sind als Erste gerufen, die Fähigkeit des Kindes zu erkennen und auszubilden. Sie haben auch eine wichtige Pflicht bei der Gewissensbildung. Die Gewissensbildung fängt nicht erst mit dem Beichtunterricht, sondern in der Familie an: „Das tut man nicht!“ „Das darf man nicht!“ Oder: „Das tut man!“ „Das darf man!“ „Das muß man!“ Das sind die Regeln der Gewissensbildung. Die Eltern müssen auch den Kindern zum Hineinwachsen in den Glauben verhelfen. Die staatliche Gemeinschaft ist verpflichtet, die Erziehung der Kinder durch die Eltern zu ermöglichen, zu fördern und zu unterstützen. Der Staat muß sich jeder Einwirkung auf die elterliche Erziehung enthalten. Nur bei Mißbrauch des Elternrechtes darf er eingreifen. Im Artikel 6 unseres Grundgesetzes steht der gewichtige Satz: „Die Pflege und Erziehung der Kinder ist das natürliche Recht der Eltern und die zuvorderst ihnen obliegende Pflicht.“
Auch Kinder haben Pflichten gegenüber ihren Eltern. Sie sind den Eltern zur Ehrfurcht, zur Liebe, zur Dankbarkeit und zum Gehorsam verpflichtet. Es ist von den Kindern zu erwarten, daß sie sich bereitwillig in das Ziel der Erziehung und in die Ordnung des Hauses einfügen. Kinder haben die Pflicht, für den Unterhalt der Eltern aufzukommen, wenn diese aufgrund des Alters oder einer Krankheit nicht mehr dazu in der Lage sind. Kinder müssen auch für die Ehre ihrer Eltern eintreten. Die Pflichten der Kinder treten zwar zurück, wenn sie in den geistlichen Stand eintreten oder selbst eine Familie gründen, hören jedoch nie gänzlich auf. Die sittlichen Pflichten der Kinder zur Liebe, zur Treue und zur Sorge bleiben durch das ganze Leben hindurch bestehen.
Die Verletzlichkeit der Familie
So wichtig, notwendig und zentral die Familie für den Fortbestand des Menschengeschlechtes, der Kirche und des Staates ist, so verletzlich ist sie jedoch auch. Die Familie ist bedroht von innen und von außen. Von innen können die einzelnen Familienmitglieder die Familie gefährden durch Egoismus, durch Willkür und durch Rücksichtslosigkeit. Eine besonders zerstörende Wirkung geht von der mißbrauchten Sexualität aus. – Von außen wird die Familie angefeindet und angegriffen durch antichristliche Ideologien, die eine atheistische Gesellschaft schaffen wollen und deshalb mit ihren Programmen bei der Familie, der Keimzelle der Gesellschaft, ansetzen.
Die Ideologie, welche in den letzten Jahrzehnten mit geballter Wucht und leider mit großem Erfolg gegen die Familie zu Felde gezogen ist, ist die des Kommunismus.
Viele dachten und denken bis heute, daß mit dem Fall der Berliner Mauer vor 35 Jahren und dem folgenden Zusammenbruch des Sowjetimperiums auch die „Irrtümer Rußlands“, also der Kommunismus, überwunden und besiegt worden sei. Doch das war offensichtlich etwas voreilig. Wer so denkt, der übersieht Wesentliches! Aus heutiger Perspektive scheint es eher so zu sein, daß die Mauer Ende der 1980er Jahre nicht deshalb gefallen ist, weil der Kommunismus am Ende war, sondern sie wurde vielmehr geöffnet, damit sich der Kommunismus durch die Unterwanderung der sog. „westlichen Staaten“ noch weiter ausbreiten könne. Wenn wir uns heute umblicken, können wir mit Händen greifen, wie naiv es gewesen ist, zu denken, der Kommunismus sei überwunden.
Denn welches sind denn die gefährlichsten Irrtümer des Kommunismus und des Sozialismus? Sicherlich nicht die Idee der Verstaatlichung und der Abschaffung des Privateigentums. Aber wirft man z. B. einen Blick auf die Auffassung, welche diese gottlose Ideologie von Ehe und Familie hat, dann versteht man, wie sich die „Irrtümer Rußlands“ in den letzten Jahrzehnten weiterhin mit größtem Erfolg in der ganzen Welt verbreitet haben und sich weiter verbreiten.
Die sozialistische Agenda hinsichtlich der Familien
Es ist lohnend, in einen Art kommunistischen Katechismus zu schauen; in ein Buch, das vor gut 100 Jahren, im Oktober 1919, mit dem Titel „ABC des Kommunismus“ von zwei russischen Autoren namens Nikolai Bucharin und Jewgeni Predobraschenski verfaßt und in viele Sprachen der Welt übersetzt wurde. Darin findet man die klassische Darlegung der Grundsätze des Sozialismus und Kommunismus.
Und was lesen wir in der deutschen Fassung über Ehe und Familie? Darin heißt es: „In der bürgerlichen Gesellschaft wird das Kind, wenn nicht ganz so, doch größtenteils als Eigentum seiner Eltern betrachtet. Wenn die Eltern sagen ‚mein Sohn‘, ‚meine Tochter‘, so bedeutet das nicht bloß das Vorhandensein verwandtschaftlicher Beziehungen, sondern auch das Recht der Eltern auf die Erziehung der eigenen Kinder.“ Das ist vollkommen zutreffend dargestellt und findet sich so in unserem Grundgesetz, wie oben gezeigt. Doch das sehen die Kommunisten ganz anders: „Dieses Recht ist vom sozialistischen Standpunkt aus in nichts begründet. Der einzelne Mensch gehört nicht sich selbst, sondern der Gesellschaft. Der Gesellschaft gehört auch das ursprünglichste und fundamentalste Recht der Kindererziehung. Von diesem Standpunkt aus müssen die Ansprüche der Eltern, durch die Hauserziehung ihrer Kinder ihre eigene Beschränktheit [!] zu leben, nicht nur abgelehnt, sondern ohne Erbarmen ausgelacht werden.“
Und etwas weiter heißt es, man dürfe die Erziehung nicht einfach den Müttern überlassen: „Weil die Fähigkeit zur Kindererziehung doch seltener vorkommt, als die Fähigkeit, Kinder zu gebären. Von 100 Müttern sind vielleicht eine oder zwei fähig, Erzieherinnen zu sein. Die Zukunft gehört der gesellschaftlichen Erziehung [also der staatlichen Erziehung]. Sie ist nicht allein aus pädagogischen Erwägungen notwendig. Sie bringt ungeheuer große wirtschaftliche Vorteile. Hunderte, Tausende, Millionen Mütter werden bei der Verwirklichung der gesellschaftlichen Erziehung für die Produktion und für ihre eigene kulturelle Entwicklung frei werden.“ Die Karrierefrau ist also das ideale Frauenbild des Kommunismus, nicht das Bild der Mutter. „Sie werden von der geistestötenden Hauswirtschaft und der unendlichen Zahl der kleinlichen Arbeiten, die mit der Hauserziehung der Kinder verbunden sind, befreit werden.“ Ja, wahre heldenhafte Befreier der Frauen sind sie, diese Kommunisten. Dazu müssen den Müttern ihre Kinder entrissen werden. Wie das erzielt werden soll, wird im Folgenden ausgeführt: „Darum eben strebt die Sowjetmacht die Schaffung einer Reihe von Institutionen an, die die gesellschaftliche Erziehung ständig verbessern sollen. Kindergärten, wohin die in Arbeit stehenden Arbeiter und Angestellten ihre Kinder übergeben können; sie zu diesem Zwecke Fachleuten für Vorschulerziehung anvertrauend. Heime, d.h. ebenfalls Kindergärten, die aber für einen dauernden Aufenthalt der Kinder berechnet sind; Krippen, d.h. Einrichtungen zur Erziehung von Kindern [vom Säugling] bis zum 4. Lebensjahr, die den Kindern solange Unterkunft gewähren, als ihre Eltern in Arbeit stehen. Und deshalb besteht die Aufgabe der kommunistischen Partei darin, durch die Sowjetorgane eine noch raschere Entwicklung der Vorschulinstitutionen und die Verbesserung der Erziehung in denselben durchzusetzen; andererseits darin, durch eine erhöhte Propaganda die bürgerlichen und spießerischen Vorurteile der Eltern über die Notwendigkeit und die Vorteile der Hauserziehung zu überwinden.“
Soviel zum Thema, mit dem Untergang des Ostblocks hätten sich auch die „Irrtümer Rußlands“ ein für alle Mal erledigt. 100 Jahre nach dieser programmatischen Darlegung sehen wir all diese Forderungen in die Tat umgesetzt, ja noch in viel umfassenderer Weise verwirklicht, als es sich die beiden russischen Autoren wohl erträumt hätten. Das alles ist schon in der sogenannten „freien Welt“ auf eine ganz erschreckende Weise Wirklichkeit geworden.
Der Kampf richtet sich gegen die Familie alten Stils, von der man immer mit einem etwas spöttischen Unterton als von der „bürgerlichen Familie“ spricht. Und wie es ein Kommunist auf den Punkt brachte: Wenn einmal diese Institution Familie aus der Welt geschafft ist, dann wird letztlich auch die „Heilige Familie“ getroffen, und mit ihr Gott selbst aus dieser Welt hinausgeschafft sein; nämlich der Gott, der sich gewürdigt hat, in einer menschlichen Familie aufzuwachsen.
Gründe für den Kampf gegen die Familie
Weshalb der Haß gegen die wirklichen Familien? – Zunächst dürfte ein instinktiver Abscheu gegenüber dieser von Gott gegebenen und von Gott in ihrer Form vor-gegebenen Institution bestehen. Deshalb setzt man heute neue Formen von Familie: Nichteheliche Lebensgemeinschaften, gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften, Regenbogenfamilien, „Patchwork“-Familien, „Bonus“-Familien, „Polyamore“-Familien, „Transgender“-Familien mit Adoptionsrecht usw. und so fort. Es gilt zuerst den Begriff der Familie so weit zu verflüchtigen, daß eben nicht mehr klar ist, was das eigentlich ist, „Familie“ – und damit auch nicht mehr, was eben keine Familie ist. Wenn das gelungen ist, so ist bereits das erste und wichtigste Ziel erreicht.
Weshalb der Haß gegen die Familie? Wohl auch deshalb, weil eine echte Familie, die ein wirkliches Innenleben besitzt, ein Hort der geistigen Freiheit und der Unabhängigkeit ist. Hier besteht im Kreis von Eltern und Kindern ein lebhafter Gedankenaustausch. Die Eltern geben ihren Kindern das weiter, was sie für besonders wichtig erachten. Es lebt eine wahre Tradition, die (hoffentlich) im Gegensatz zu den Trends draußen liegt. Hier werden moralische Maßstäbe vermittelt und vor allem das „Leben aus dem Glauben“ weitergegeben. Die Aufgabe, welche die Eltern haben, kann ihnen niemand, aber auch wirklich niemand abnehmen. Und sie werden sich deshalb auch nicht aus der Verantwortung herausreden können, wenn von ihnen einmal Rechenschaft verlangt wird.
Die religiöse Erziehung kann durch einen guten Religionsunterricht freilich unterstützt werden, ist aber wesentlich vom Elternhaus zu leisten. Und auch da gilt: „Was Hänschen nicht lernt, das lernt Hans nimmermehr!“ – Weil die Familie eine solche Stätte geistiger Freiheit und Unabhängigkeit in der Gesellschaft ist, versucht man, diese Festung zu schleifen, von außen in sie einzuwirken und das meistens über die Kinder selbst.
Leider muß man an dieser Stelle sagen, daß das auch bei vielen sog. „katholischen Familien“ mit großem, mit größtem Erfolg geschehen ist. Schaut man sich so manche Familie an, die sich heute „katholisch“ nennt, so stellt man fest, daß sie in Wirklichkeit doch vollkommen gleichgeschaltet ist. Sie tragen dieselbe von der Mode vorgegebene Einheitskleidung wie alle anderen. Mag sie auch noch so wenig schön, mag sie auch noch so schäbig und würdelos sein, man muß sich ja anpassen; man will ja nicht auffallen. Nein, man darf sich ja nicht einfach abkoppeln und ein Ghetto bilden – nicht wahr? Das Schlimmste und Fürchterlichste, was uns passieren kann, ist ja, in ein Ghetto zu geraten!
In diesen Häusern tönt dann auch dieselbe nerv-, geist- und gemütstötende Musik. Die Kinder spielen keine Instrumente mehr, sondern lassen Tag für Tag ihr Gerät vor sich hindudeln, wobei sich die Eltern darüber hinwegtrösten: Hauptsache, sie gehen am Sonntag noch irgendwie mit zur heiligen Messe und schließen sich vom gemeinsamen Gebet nicht aus. Dann ist ja doch alles noch irgendwie in Ordnung – nicht wahr? Und es finden sich dieselben Einflüsse durch Internet, Fernseher und moderne Spiele wie bei allen anderen Jugendlichen auch. Höchstens die ärgsten Auswüchse versuchen solche Eltern dann zu verhindern.
Freilich kann und soll man die Jugendlichen nicht von den modernen Medien komplett fernhalten. Aber man darf sie ihnen nicht unkontrolliert überlassen. Man muß sich schon die Zeit nehmen, ihnen den rechten Umgang damit beizubringen und die Kinder und Jugendlichen damit nicht alleine lassen. Wie der bekannte Neurologe Manfred Spitzer sagt: So wie man einem Kind von sieben Jahren nicht die Schlüssel seines Porsche-Sportwagens überläßt, so kann man einem Kind auch nicht einfach ein Smartphone zur freien Verfügung in die Hand drücken.
Darüber hinaus bedenken wir die direkten und sehr starken Einflüsse aus den Schulen! Es sei nur das Schlagwort genannt: Frühaufklärung. Auch hier finden wir das, was eine Person des öffentlichen Lebens schon vor Jahren forderte, längst in die Tat umgesetzt: „Es müsse noch viel mehr praxisorientierte Sexualaufklärung geben.“ Noch viel mehr „praxisorientierte Sexualaufklärung“! Was diesbezüglich in Schulen ganz alltäglich geschieht, würde uns die Schamesröte ins Gesicht treiben.
Von der politischen Klasse, von ganz oben geht es aus. Die politische und gesellschaftliche Prominenz macht es unseren Familien beständig vor, wie Familienleben heute sein sollte; wie man zu denken, zu reden und sich zu verhalten hat. Und das alles zerstört dann eben den Charakter der Familie als ein selbständiges Gefüge. Alles wird doch mehr und mehr ferngesteuert. Selbst bei denen, die noch irgendwie den Namen einer „katholischen“ Familie für sich geltend machen wollen. Als Stätte eines wirklichen geistigen und geistlichen Lebens und einer im Glauben gegründeten Festigkeit gegenüber der modernen Welt und der gefallenen Menschheit haben solche Familien vollkommen ausgedient. Auch von ihnen geht keine prägende Kraft für die Folgegeneration mehr aus.
Gegenmaßnahmen
Die Familien des alten Stils stören. Also weg mit ihnen! Genau das ist Sozialismus in Aktion! Und zwar in unseren sog. „freien“ und „demokratischen“ Ländern. Was ist angesichts dessen zu tun?
In erster Linie sind heute mehr denn je überzeugte Eltern; und mehr noch! Nicht bloß überzeugte, sondern überzeugende Eltern verlangt. Solche, die sich wach und aufmerksam interessieren für alles, was das Leben ihrer Kinder in der heutigen Welt betrifft. Und die auch bereit sind zu kämpfen, zu leiden, Nachteile einzustecken, notfalls mit dem Stempel versehen zu werden „Fundamentalist“ und was man sonst noch an Freundlichkeiten für solche Menschen bereithält. Doch das fehlt leider auch unter gläubigen, bekennenden Katholiken allzu oft!
Menschlich gesehen ist das in gewisser Weise nachvollziehbar. Man nimmt ja auf dem religiösen Gebiet schon so viel auf sich; Ausgrenzung, Anfeindung, Verspottung, Belächelt-werden, Einsamkeit. Dann möchte man doch wenigstens auf den anderen Gebieten des alltäglichen Lebens seine Ruhe haben. Nachvollziehbar, aber dennoch falsch, mit verhängnisvollen Folgen. Denn die Kinder brauchen ein gelebtes Vorbild des katholischen Glaubens. Und das ereignet sich nun einmal im alltäglichen Leben.
Es ist heute wichtiger denn je, daß die Eltern ihren Kindern religiös-geistig etwas zu bieten haben und es fertigbringen, den Kleinen eine Liebe zur Religion zu vermitteln. Nicht aus Zwang, sondern aus Liebe zu Gott kommen wir unseren geistlichen und sittlichen Pflichten nach. Der Gottesdienst darf nicht als „Müssen“, sondern soll als ein „Dürfen“ aufgefaßt werden. So sehr es freilich zur Gewissensbildung eines Kindes notwendig ist, ihm klare moralische und religiöse Vorschriften zu machen, so reicht das für den Jugendlichen nicht mehr aus. Wo die Liebe zu Gott nicht weitergegeben wird, kann man kaum von religiöser Erziehung sprechen, sondern eher von religiöser Dressur. Die religiöse Abrichtung der Kinder ist jedoch in Wirklichkeit „Religion zum Abgewöhnen“. Weil das, was solche Jugendlichen dann mit Religion in Verbindung bringen, allein in einem Katalog von Ge- und Verboten besteht: „Du darfst dieses nicht und jenes nicht.“ „Du mußt aber gefälligst das und dieses und jenes.“ Da kann man sich denken, welche Wege diese Jugendlichen in einigen Jahren einschlagen werden…
„Religiöse Dressur“ ist genauso schlimm – wenn nicht vielleicht noch schlimmer – als das religiöse Leben in einem oberflächlichen „Sonntagschristentum“ dahin dümpeln zu lassen. – Beides ist zu wenig!! Davon kann keine christliche Familie leben und kein Mensch auf seinem weiteren Lebensweg daraus Kraft schöpfen! Die Eltern müssen also ihren Kindern etwas zu bieten haben: die Liebe zum katholischen Glauben, die Liebe zur katholischen Kirche und die Liebe zu Gott. Und zwar auf natürlicher und auch auf übernatürlicher Ebene.
Aber die Religion alleine, losgelöst vom Kulturellen und Natürlichen, wirkt sich oft eher schädlich als nützlich aus. Vor allem gilt es das Religiöse in das Alltägliche zu integrieren; viel gemeinsam zu unternehmen und viel zu sprechen. Die gemeinsame Mahlzeit, der gemeinsame Tisch ist ein Ort, der in einer Familie lebendig sein muß. Wenn natürlich alle sich zu unterschiedlichen Zeiten, wie man heute sagt, schnell einmal „etwas hineinschieben“, dann kommt in einer Familie kein Leben zustande; dann gibt es keine Kommunikation, dann bricht alles früher oder später zusammen.
Eine Atmosphäre der Ehrfurcht vor der Autorität, der Ernsthaftigkeit und zugleich der tiefsten Freude, die aus dem Bewußtsein der Erlösung kommt, tut so not. Eltern, die sich auch ganz persönlich und innig staunend zu Gott und seinen Mysterien hinwenden und mit ihren Kindern davon sprechen – nicht nur in einer dürren, kalten Katechismusform, sondern innerlich erfüllt und überzeugt – die können dann auch im Glauben überzeugen und schließlich hinüber-zeugen auf die nächste Generation; also in die Seelen ihrer Kinder. Genau das ist das Programm, welches der hl. Paulus in der heutigen Lesung aus dem Kolosser-Brief anspricht: „Vor allem habet die Liebe. Sie ist das Band der Vollkommenheit. Der Friede Christi frohlocke in euren Herzen. Denn dazu seid ihr berufen in dem einen Leibe. In reicher Fülle wohne Christi Wort in euch. Belehret und ermahnet einander in aller Weisheit. Preiset Gott dankbaren Herzens mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Gesängen.“ Ja, ist es nicht etwas Wunderschönes, wenn in der Familie gemeinsam musiziert wird und geistliche und volkstümliche Lieder miteinander gesungen werden, auch über die Weihnachtszeit hinaus?
Unsere Familien – ein zweites Nazareth
Wir halten fest: Die Macht des Kommunismus ist keineswegs überwunden. Sein Kampf richtet sich vor allem gegen die Familie. Sie ist heute verfolgt wie damals die Heilige Familie. Aber eine Familie, die sich wahrhaft dem göttlichen Heiland und Seinem Reiche weiht, wird nie alleingelassen sein. Der hl. Joseph wird seine weise, ruhige und starke Führung als Nährvater auch über sie ausdehnen. Die Gottesmutter, die leuchtend Reine, die vollendet Schöne, die liebevolle Mutter wird ihnen zugetan sein und den Familien sowohl die notwendige Gnade vermitteln als auch schützend ihren Mantel über Eltern und Kinder halten. Und Jesus, unser „Emanuel“, unser „Gott-mit-uns“, wird in einer solchen Familie wohnen. Wie es im heutigen Evangelium heißt: „Wußtet ihr nicht, daß Ich in dem sein muß, was Meines Vaters ist?“ Jesus blieb im Tempel. Und so bleibt Jesus in jeder Seele im Gnadenstand, die ja ein Tempel des Heiligen Geistes ist. Und dort wird Er bei uns bleiben und unser Heim in ein zweites Nazareth verwandeln. „Dann aber ging Er mit ihnen hinab nach Nazareth und war ihnen untertan.“ Eine Familie, die ein Ort Seines Vaters ist, wo also die echte Gottes- und Nächstenliebe tagtäglich praktiziert wird; in einer solchen Familie lebt der Herr segenspendend und zur Tugendübung aneifernd fort.
Deshalb wollen wir ganz besonders für die vielen bedrohten Familien beten und opfern; und alles in unserer Macht Stehende tun, damit in diesem Kampf – wo es um Höchstes und Letztes geht – das Reich Gottes in möglichst vielen Seelen zum Siege gelangt. Amen.