3. Sonntag im Advent
Wo ist die Kirche?
Geliebte Gottes!
Der hl. Johannes der Täufer wurde von vielen seiner Zeitgenossen für den Messias gehalten. Die Jahrwochen-Prophezeiung des Propheten Daniel war erfüllt. Das Volk war in allgemeiner Erwartung des Messias. Die asketische Erscheinung und Lebensweise des Täufers sowie seine Bußpredigt hatten eine tiefgreifende religiöse Bewegung unter den Juden ausgelöst. Das rief die oberste Glaubensbehörde in Jerusalem auf den Plan, um die Identität des Predigers im Jordantal zu prüfen. „Wer bist du?“, fragten sie ihn (Joh. 1,19). Und er antwortete: „Ich bin nicht der Messias, noch Elias, noch der Prophet.“ – „Wer dann? Was sagst du von dir selbst?“ (Joh. 1,22) – „Ich bin die Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn!“ (Joh. 1,23). Und als würdiger Herold und Wegbereiter des wahren Messias lenkte Johannes, als die Pharisäer nicht lockerließen, von seiner Person ab und wies sie auf Jesus Christus hin: „Mitten unter euch ist Einer, den ihr nicht kennt.“ (Joh. 1,26). Mitten unter den Zuhörern und Taufbewerbern des Johannes stand und ging unbekannt bereits derjenige, von dem die Fragenden sprachen; der von Israel seit Jahrtausenden ersehnte Messias; dem der hl. Johannes bereits sechs bis acht Wochen zuvor an derselben Stelle – „bei Bethanien, jenseits des Jordans“ – die Bußtaufe gespendet hatte. Damals hatte sich der Himmel über dem Messias aufgetan. Der Heilige Geist war in Gestalt einer Taube auf Jesus herabgekommen und die Stimme des Vaters hatte feierlich verkündet: „Dieser ist Mein geliebter Sohn, an dem Ich Mein Wohlgefallen habe.“ (Mt. 3,17). Aufgrund der göttlichen Sohnschaft des Messias, die dem Johannes bei der Taufe Jesu geoffenbart wurde, erklärte sich der Täufer für unwürdig, dem Messias die Schuhriemen zu lösen. Weil aber die Aufgabe des hl. Johannes darin bestand, das Volk dem Messias zuzuführen, wie ein Brautführer die Braut zum Bräutigam geleitet, so würde Johannes den Heiland am nächsten Tag mit einem deutlichen Fingerzeig kenntlich machen: „Seht, das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt.“ (Joh. 1,29).
Die Sichtbarkeit der Kirche
„Mitten unter euch ist Einer, den ihr nicht kennt.“ Ist das nicht heute genauso? Christus ist mitten unter den Menschen. Er ist unter uns im Allerheiligsten Sakrament, im hl. Evangelium, im Kirchenjahr. Er ist mitten unter uns in Seiner Kirche. Und doch erkennen Ihn die Wenigsten. So viele Menschen hängen statt der von Ihm gestifteten Kirche einer Vielzahl falscher Religionen an, die Christus zurückweisen, oder aber einer der von Menschen gestifteten Sekten, die sich „christlich“ nennen.
Dabei hat sich doch längst auch über der wahren Kirche Christi gewissermaßen der Himmel geöffnet. Sie ist vor aller Welt sichtbar in Erscheinung getreten. Denn nur in ihr sind die vier Merkmale, von denen wir zuletzt gehandelt haben, vereinigt. Nur sie besitzt die vier Merkmale der Einheit, der Heiligkeit, der Katholizität und der Apostolizität in ihrem Erbgut eingeschrieben, wodurch sie vor aller Welt als die einzig wahre Heilsvermittlerin ausgewiesen ist. Daher ist sie nicht nur vor aller Welt sichtbar, sondern auch für alle Menschen als die einzige von Christus gestiftete Religion klar erkennbar; und folglich auch von allen irrlichternden Sekten eindeutig unterscheidbar.
a) in ihrer Einheit
Die Kirche Christi ist deutlich erkennbar durch ihre dreifache Einheit: die Einheit im Glauben, die Einheit in den Gnadenmitteln und die Einheit in der Leitung.
Sie ist einig im Glauben: Dazu schreibt der hl. Irenäus von Lyon: Die Kirche, „obwohl über die ganze Welt verpflanzt, bewahrt den Glauben, welchen sie empfangen, so sorgfältig, als bewohnte sie ein einziges Haus. Gleichermaßen glaubt sie, als hätte sie nur eine Seele und nur ein Herz. Was sie glaubt, lehrt und predigt, das überliefert sie einstimmig, als hätte sie nur einen einzigen Mund. Und es glauben die Kirchen nicht anders, welche im Lande der Kelten, noch die, welche im Morgenlande, noch die, welche in Ägypten, noch die, welche in der Mitte der Welt [in Rom] gestiftet sind.“ (adv. haeres. I,3). Die Einheit der Kirche tritt dadurch sichtbar in Erscheinung, daß das Oberhaupt dieser Kirche zusammen mit dem ihm verbundenen Lehrkörper der Bischöfe überall auf der Welt einstimmig dieselben Glaubenswahrheiten verkündet. Die Einheit wird auf diese Weise sichtbar durch die gleichlautenden Glaubenswahrheiten, die in den Katechismen und Unterrichtsbüchern auf der ganzen Welt gleichlautend niedergelegt sind und in der täglichen Verkündigung gepredigt und verteidigt werden. Die Einheit wird sichtbar in dem Glaubensbekenntnis aller Katholiken, das in allen Ländern, in allen Erdteilen und zu allen Zeiten ein und dasselbe ist. Allzeit hat die katholische Kirche an der Einheit des Glaubens festgehalten und diejenigen, welche nur einen einzigen Glaubensartikel wider besseres Wissen leugneten oder verfälschten, aus ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen. Wenn wir von einem Menschen wissen, daß er zur katholischen Kirche gehört, dann wissen wir ganz selbstverständlich, was er glaubt. Nämlich alles, was Gott geoffenbart hat, und alles, was das kirchliche Lehramt zur gläubigen Annahme vorlegt. Mögen die Glieder der katholischen Kirche auch verschieden sein an Alter, an Sprache, an Unterricht, an Bildung, an geistiger Begabung und Verständnis. Im Glauben stimmen sie alle überein.
Sichtbar wird die Einheit der Kirche sodann in den Gnadenmitteln, welche diese Kirche zur Anwendung bringt, um die Seelen von Sünden zu reinigen, zu heiligen und mit Gott zu vereinigen. – Es ist überall nur ein und dasselbe hl. Opfer, das überall auf der Welt „vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang“ auf ihren Altären erneuert wird. Überall tritt der Priester in denselben Gewändern an den Altar und bringt unter denselben Zeremonien und in derselben Sprache den Leib und das Blut Jesu dem himmlischen Vater dar. Überall vergegenwärtigt diese Kirche auf unblutige Weise das eine und einzige Opfer des Neuen Bundes, das der göttliche Erlöser selbst am Kreuz der göttlichen Majestät als ein makelloses Opfer der Anbetung und des Lobes, als ein vollumfängliches Dankopfer, als ein würdiges Bittopfer und als ein vollgültiges Sühneopfer dargebracht hat. – Überall halten die Gläubigen an denselben sieben Sakramenten fest, die Christus eingesetzt hat. Überall wurde und wird in dieser Kirche für alle sichtbar getauft, gefirmt, gebeichtet, kommuniziert und bei schwerer Krankheit die hl. Ölung gespendet. Überall wurden und werden von Bischöfen Priester geweiht. Überall wurde und wird der Ehebund von Mann und Frau vor Gottes Angesicht eingesegnet. So war es vor Jahrtausenden. So ist es heute. So bleibt es allezeit. Für jedermann sichtbar!
Die sichtbare Einheit der Kirche Christi in der Glaubenslehre und in den Gnadenmitteln wird schließlich zusammen- und aufrechterhalten in der einen Leitung; also in dem einen Oberhaupt und der von ihm ausgehenden Hierarchie der Hirten. Der hl. Cyprian von Karthago sagt in Hinblick auf die von Christus an den hl. Petrus gegebene Verheißung des Primates (vgl. Mt. 16,18 f.): „Auf einen [Apostel] erbaute Christus die Kirche. Und obwohl Er allen Aposteln nach Seiner Auferstehung gleiche Gewalt erteilt hat, … so hat Er dennoch, um die Einheit deutlich hervorzuheben, es durch Sein Machtwort so gefügt, daß der Ursprung dieser Einheit sich von einem herleitet. Gewiß waren auch die übrigen Apostel das, was Petrus gewesen ist, mit dem gleichen Anteil an Ehre und an Macht ausgestattet. Aber der Anfang geht von der Einheit aus, damit die Kirche Christi als eine erwiesen werde.“ (De unitat. Eccl. 4). Die Einheit der Kirche geht wesentlich von dem einen Oberhaupt aus. Wer dem Oberhaupt widersteht, der widersteht der einen und unteilbaren Kirche. Das sichtbare Oberhaupt der katholischen Kirche war stets der Nachfolger des hl. Petrus als Bischof von Rom. Alle sahen im Papst „den Wächter des Glaubens, den Felsen der Kirche, den Pförtner des Himmels“, wie der hl. Petrus Chrysologus stellvertretend für die Abendländer sagt (vgl. serm. 117). Und der hl. Ephräm, der Syrer, bekennt für die Morgenländer, daß alle im römischen Papst „die Zunge des Lehrmeisters, die Stimme der Prediger, den Wächter des Himmels“ erblicken (vgl. In sanct. Apost.). – Der Bischof von Rom ist der eine Gesamtbischof der einen Kirche, wie der hl. Cyprian sagt: „Das Bischofsamt ist ja nur eines, an dem jeder einzelne [Bischof] nur unter Wahrung des Ganzen seinen Anteil hat.“ „Diese Einheit müssen wir unerschütterlich festhalten und verteidigen, vor allem wir Bischöfe, die wir in der Kirche den Vorsitz haben, damit wir auch das Bischofsamt selbst als ein einziges und ungeteiltes erweisen.“ Der Papst allein war und ist das sichtbare Zentrum und der Ausgangspunkt des Bischofsamtes. Nur durch die Übereinstimmung mit ihm beweist ein Bischof die Legitimität seiner Anteilnahme an der einen Leitungsgewalt in der Kirche. Der hl. Cyprian macht „Einheit durch Anteilnahme am Ursprung“ anhand verschiedener Bilder sehr schön anschaulich: „Wie die Sonne viele Strahlen hat, aber nur ein Licht, und wie der Baum zwar viele Zweige besitzt, aber nur einen auf fester Wurzel gegründeten Stamm. Und wie aus einer Quelle zahlreiche Bäche entspringen, so bleibt die Einheit im Ursprung gewahrt.“ – Weil die römische Kirche die Papstkirche ist, so ist sie Ursprung, „Mutter und Lehrerin aller Kirchen“. Sie ist der Ausgangspunkt der kirchlichen Einheit, gleichsam die Wurzel, aus welcher die übrigen Teilkirchen (die Diözesen) herausgewachsen sind, von welcher sie sich aber auch nicht trennen können, ohne ihre Lebenskraft einzubüßen. Denn so fährt der hl. Cyprian fort: „Reiße einen Strahl los vom Lichtkörper [der Sonne]; die Einheit des Lichtes läßt eine Absonderung nicht zu. Brich vom Baum einen Zweig. Einmal abgebrochen, wird er nicht mehr zu sprossen vermögen. Schneide einen Bach von seiner Quelle ab. Er wird sofort vertrocknen.“ Durch ihre Verbindung mit Rom sind die um ihre Bischöfe gesammelten Einzelkirchen in aller Welt in sichtbarer Weise vereinigt zu einer einzigen großen Weltkirche, die sich als eine abgeschlossene sichtbare Größe und Einheit präsentiert. Deshalb wird die katholische Kirche völlig zu Recht die „römisch-katholische Kirche“ genannt. Und weil die römische Kirche immer die Kirche des Papstes ist, so kann man die Frage, wo die Kirche Christi konkret zu finden ist, mit den Worten des hl. Ambrosius kurz und bündig beantworten: „Wo der Papst ist, da ist die Kirche.“
Der Papst verkörpert also in sichtbarer Weise die dreifache Einheit im Glauben, im Gottesdienst und in der Leitung. Wer mit ihm in Gemeinschaft steht, ist ein Glied der einen Kirche. Wer sich dem Papst widersetzt, der widersetzt sich der Kirche und muß sich daher vom hl. Cyprian fragen lassen: „Wer der Kirche widerstrebt und sich widersetzt, wie kann der noch überzeugt sein, innerhalb der Kirche zu stehen?“
So offensichtlich, wie die römisch-katholische Kirche in dreifacher Weise einig ist. Ebenso offensichtlich ist die Tatsache, daß allen anderen sog. „Kirchen“ diese Einigkeit fehlt. Überall, wo sich christliche Religionsgemeinschaften im Laufe der Zeit von der römischen Kirche getrennt haben, da haben sich weltliche Könige und Fürsten die Leitung angeeignet. So waren es die byzantinischen Kaiser und die russischen Zaren, welche die Abspaltung der „orthodoxen Kirchen“ unterstützten und diese Kirchen in ihre Abhängigkeit gebracht haben. Mögen die Patriarchen dieser „Kirchen“ behaupten, sie seien „autokephal“, also „sich selber Oberhaupt“, so sind sie abhängig von der weltlichen Macht. Gleiches gilt von den protestantischen „Landeskirchen“. Ohne den Glaubensverrat der deutschen Fürsten hätte der Protestantismus in seinen verschiedenen Ausprägungen keinen Bestand haben können. Gleiches gilt für die „anglikanische Kirche“, die sogar heute noch über ein königliches „Kirchenoberhaupt“ in dem britischen König Charles III. verfügt. Die „Vielzahl in der Leitung“ mußte notwendigerweise zum Zerfall der Einheit im Glauben und im Gottesdienst führen. Und so war es. Wo findet sich bei den anderen Kirchen die Einheit im Glauben? Sie streiten, und die Glieder derselben „Kirche“ streiten wiederum untereinander, welche Bücher etwa zur Hl. Schrift gehören und welche nicht. Wieviele Sakramente es gäbe; zwei oder drei oder eines oder keines. Ob Christus Gott sei oder ein bloßer Mensch. Ob die hl. Messe ein Opfer sei oder ein Mahl. Ob die Christen mit den Juden und Mohammedanern und mit allen anderen Religionen denselben Gott anbeten oder nicht. Ob die Gottesmutter unbefleckt empfangen wurde und als immerwährende Jungfrau in den Himmel aufgenommen worden war, oder nicht. Sie streiten, und niemand ist da, der den Streit endgültig entscheiden könnte. Sie streiten, und je länger und heftiger sie streiten, umso deutlicher tritt es offen und für jedermann sichtbar hervor, daß ihnen die Einheit fehlt, welche die echte Braut Christi wie ein sichtbares Kennzeichen an ihrer Stirn trägt.
Freilich muß eingeräumt werden: Auch Katholiken streiten. Aber sie streiten nicht über Dinge, die vom kirchlichen Lehramt entschieden wurden. Ja, auch die sog. „Sedisvakantisten“ streiten. Aber nicht, weil sie es besser wüßten als der Papst, sondern weil vorläufig kein Papst da ist, der ihre Meinungsverschiedenheiten entscheiden oder ausufernde Streitigkeiten unterbinden könnte. Nichtsdestotrotz halten auch die heutigen Katholiken, die sog. „Sedisvakantisten“, während der papstlosen Zeit unverbrüchlich an der zuletzt von Papst Pius XII. bezeugten apostolischen Glaubens- und Sittenlehre fest. Sie feiern die hl. Messe und die hl. Sakramente nach denselben von diesem Papst gebrauchten und gutgeheißenen Riten; und sie befolgen dieselben kirchlichen Gesetze. – Durch die papstlose Zeit ist freilich das dritte Merkmal der „Einheit in der Leitung“ zwar in gewisser Weise verdunkelt, weil die Leitung der Kirche derzeit nirgends sichtbar verkörpert wird. Doch hat auch diese Einheit durchaus weiterhin Bestand, nämlich einerseits in dem tatsächlichen Gehorsam gegen die von Papst Pius XII. vorgegebene kirchliche Ordnung und ferner durch die fortdauernde Bereitschaft eines jeden von uns, sich dem nächsten Papst und dem von ihm zu uns gesandten Bischof in den Fragen des Glaubens, der Sitten, der Liturgie und der Disziplin vollkommen zu unterwerfen.
Auch heute ist die Kirche Christi also inmitten der Menschen sichtbar und greifbar in der augenblicklich papstlosen römisch-katholischen Kirche. Nur bei ihr findet sich die Einheit im Glauben, die Einheit in den Gnadenmitteln und die Einheit in der Leitung.
b) in ihrer Heiligkeit
Ferner trägt die römische Kirche das Zeichen der Heiligkeit. Das will sagen, sie ist imstande, die Menschen, die ihr nachfolgen, zu heiligen. – Ist das wahr? Heiligkeit verträgt sich nicht mit der Sünde. Also gut. Hat die römische Kirche jemals eine Sünde gelehrt oder erlaubt oder verteidigt? Im Gegenteil! Mit welchem Ernst, mit welcher Strenge verbietet sie jede Sünde! Zur Heiligkeit gehört die Übung der Tugend, ja aller Tugenden. Wer könnte eine Tugend nennen, welche in der römischen Kirche nicht anerkannt, gelobt, verherrlicht und zur Übung empfohlen würde? Alle, ausnahmslos alle Tugenden werden von der römisch-katholischen Kirche gelehrt und geübt. Die Demut, die Herzensreinheit, die Geduld, die tägige Nächstenliebe, wie die missionarische Nächstenliebe, die Bußfertigkeit, die Gottesliebe etc. Die Kirche preist niemanden heilig, bis nicht nachgewiesen ist, daß er die Tugend in heldenmütigem Grad geübt hat. – Hinzu kommt die Tatsache, daß die Heiligkeit nicht bloß menschliche Leistung ist, sondern vor allem Gotteswerk. Sie ist das Werk der göttlichen Gnade. Fehlt es nun der römisch-katholischen Kirche an den nötigen Gnadenmitteln, um die Menschen auf dem Weg zur Heiligkeit zu fördern? Sie aufzurichten, wenn sie gefallen sind? Sie zu stärken, wenn sie sich schwach fühlen? Ihnen Kraft zu geben, wenn sie ermattet sind? Nein, es fehlen ihr diese Mittel nicht. Sie ist sich nicht nur einig in dem Glauben, daß es sieben Sakramente gibt, sondern ihre Sakramente bewirken auch die Heiligung der Seelen. In der Taufe gebiert sie ihre Kinder zum übernatürlichen Leben der Gnade. Mit der Firmung teilt sie ihren Streitern die notwendige Kraft zu Geduld und Ausdauer mit, sowie den rechten Eifer. Die Buße ist das Sakrament der Heilung von den „toten Werken“. Das Allerheiligste Altarssakrament ist das „Brot der Starken“. Mit der hl. Ölung bereitet sie die Seelen auf einen seligen Übergang in die Ewigkeit vor.
Es ist aber nicht genug, zu sagen, daß die hl. Kirche dazu imstande sei, ihre Glieder zu heiligen. Sie hat auch tatsächlich viele geheiligt. – Im 44. Psalm heißt es: „Die Königin steht zu Deiner Rechten im goldenen Kleide, in buntem Gewande.“ (10). Der König ist Christus. Die Königin ist die Kirche, die Braut Christi. Und was ist das für ein buntes Gewand, womit die Königin bekleidet ist? Das sind die vielen Heiligen! Die Scharen der hl. Märtyrer, purpurrot vom eigenen Blut. Die Scharen der hl. Jungfrauen, lilienweiß in ihrer Unschuld. Die Scharen der heiligen Büßer, Bekenner und Einsiedler, die ganze Schar der Heiligen, strahlend im schillernden Glanz ihrer vielfältigen Tugenden. Wieviele sind ihrer? Unzählige! So viele, daß die Tage des Jahres nicht ausreichen, um jeden Heiligen mit einem eigenen Festtag zu ehren. Das „Römische Martyrologium“, das ist das Verzeichnis all jener Heiligen, für deren Heiligkeit sich die römische Kirche mit ihrer Unfehlbarkeit verbürgt, weiß an jedem Tag viele, viele Namen aufzuzählen und dennoch fügt es am Ende stets hinzu: „Ferner noch andernorts eine große Anzahl anderer heiliger Blutzeugen und Bekenner sowie heiliger Jungfrauen.“ Wie wunderbar ist die Heiligkeit dieser gefeierten Glieder der Kirche! So wunderbar, daß Gott den einen die Gabe der Wunder verlieh, als sie noch auf Erden wandelten; anderen, als sie die Erde verlassen hatten; wiederum bei anderen, indem Er ihre Gebeine von der Verwesung bewahrte. Ist also die römische Kirche nicht heilig, welche die Sünde so streng verbietet? Die Tugend so eindringlich empfiehlt? Diejenigen, welche auf dem Weg der Tugend wandeln, mit ihren übernatürlichen Gnadenmitteln so kräftig unterstützt? Die so viele ihrer Kinder zur vollendeten Heiligkeit geführt hat, jedoch keines verehren läßt, bevor nicht Gott deren Heiligkeit durch Wunderzeichen bezeugt hat? Ja, diese Kirche ist heilig! Und die Heiligkeit ihrer Lehre, ihrer Gnadenmittel, ihrer Glieder ist sichtbar und greifbar, zum einen in den beurkundeten und geprüften Wunderzeichen, die Gott zur Verherrlichung Seiner Heiligen gewirkt hat, sowie in den prunkvollen Denkmälern zahlloser Heiligtümer, welche über den Gräbern der Heiligen errichtet worden sind.
Man könnte einwenden: Unter den Gliedern der römischen Kirche gibt es auch solche, die genauso schlecht sind wie die schlechtesten in anderen „kirchlichen Gemeinschaften“. Niemand leugnet das. Niemand bestreitet das. Aber wird etwa dadurch die Heiligkeit der römisch-katholischen Kirche umgestürzt, weil viele ihrer Glieder noch nicht heilig sind und viele nicht heilig werden? Ist ein Lehrer deswegen unfähig, weil einige seiner Schüler, sei es aus Trotz oder aus Unwilligkeit oder aus Trägheit oder aus Unaufmerksamkeit oder aus Schwäche, nicht vorankommen? Gewiß nicht!
Doch man sagt weiter: Auch außerhalb der römischen Kirche, also in anderen Religionen, gibt es Glieder, die sehr rechtschaffen, ehrlich und tadellos leben, so gut, daß sich so mancher Katholik eine Scheibe davon abschneiden könnte. Auch das mag durchaus sein. Ja, es sei zugegeben, daß es gute Menschen auch außerhalb der römischen Kirche gibt. Aber, wie wir schon öfters gesagt haben: Die römisch-katholische Kirche ist nicht dazu da, um aus uns „gute Menschen“ zu machen, sondern um aus uns „übernatürlich gute Menschen“ zu machen, also Heilige.
Es gibt aber nicht bloß rein natürliche Tugenden, die jeder Mensch üben kann, sondern auch übernatürliche Tugenden, die zum ewigen Heile notwendig sind, aber ohne die göttliche Gnade nicht geübt werden können. Zur Veranschaulichung ein Beispiel: Wenn man etwa einen hohen Berg in den Schweizer Alpen besteigen möchte, so wird man feststellen, daß die Wege der unteren Bereiche von allen mühelos bestiegen werden können. Auch ohne spezielles Schuhwerk oder Kletterausrüstung; auch von Kindern. Ja, es gibt sogar verhältnismäßig hohe Berge, die von allen, die nicht krank sind, erstiegen werden können. Gute Wege, gute Bergführer oder Seilbahnen führen beinahe bis zum Gipfel. Wem würde es schwerfallen, solche Berge zu besteigen? Aber auf die Hochgipfel der Alpen, wo nur Eis und Schnee unter den Füßen ist, wo Abgründe rechts und links sind, wo es keine menschliche Hilfe gibt, dahin wagen sich nur die mutigsten, die stärksten, die hochherzigsten. Diejenigen, welche über eine derart gute Ausrüstung verfügen, mit der sie die Schwächen ihrer Natur ausgleichen können. Diejenigen, welche auch über die notwendige Erfahrung verfügen, aus ihrer professionellen Ausrüstung auch einen praktischen Nutzen zu ziehen. Was nützt demjenigen schon eine hervorragende Ausrüstung, der sie nicht einzusetzen weiß? – Ja, den Weg der Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit, der sozusagen die gut ausgebaute Autobahn des öffentlichen Lebens ist, den wandeln Tausende und Abertausende untereinander und durcheinander aus allen Religionsgemeinschaften der Welt. Aber schauen wir auf jene Hochgipfel der Heiligkeit, zu denen die hl. Märtyrer, zu denen so viele andere Heilige emporgestiegen sind; jene Weltverachtung, der alles Irdische wie Nichts gilt; jene Demut, die auf den Höhen überragender Tugend oder gar göttlicher Wundermacht dennoch schwindelfrei bleibt; jenen Eifer, dem keine Anstrengung, kein Verzicht und keine Abtötung zu groß und zu lang ist. Wen sehen wir auf jenen Gipfeln? Da finden wir nur noch die Heiligen der römischen Kirche. In ihnen ist die Heiligkeit der römischen Kirche sichtbar, vor aller Welt.
c) in ihrer Katholizität
Die römische Kirche, zu der wir gehören, nennt sich katholisch, d.h. „allumfassend“. Die von Christus gestiftete Kirche wurde von ihrem göttlichen Meister damit beauftragt, sich unter allen Völkern, überall auf der Welt, auszubreiten. Unbestreitbar hat die römische Kirche dieses Kennzeichen an sich. – Schon in den ersten Jahrhunderten hatte sie sich unter allen Völkern des römischen Reiches ausgebreitet. Es kam die Völkerwanderung. Fremde, bis dahin unbekannte Völker drangen über die Grenzen des römischen Reiches ein und nahmen seine Provinzen für sich in Besitz: Italien, Frankreich, Spanien, Afrika, Deutschland. Unverdrossen machte sich die Kirche ans Werk und bekehrte die Welt ein zweites Mal. Am Beginn der Neuzeit konnte man beobachten: Soweit die Schiffe der Eroberer auch fuhren, soweit die Habsucht die Kaufleute in die entlegensten Länder trieb, soweit die Ruhmsucht die kühnsten Entdeckungsreisen anstieß, genausoweit drang auch das Licht des Evangeliums durch das Opfer der Missionare, welche die römisch-katholische Kirche aussandte. Ja, die Missionare waren entweder schon vorher da oder sie kamen mit ihnen oder wenigstens gleich nach ihnen.
Doch das Wort „katholisch“ besagt nicht bloß, daß die wahre Kirche Christi das Bestreben haben muß, sich über die ganze Erde auszubreiten. Es besagt auch, daß die wahre Kirche von der Zeit Christi an allezeit bis jetzt bestanden haben muß. Das ist selbstverständlich. Jede Gründung wurde ja vom Gründer angestoßen und muß daher bis in die Tage des Gründers zurückreichen. Jede sog. „Kirche“, die nicht so alt ist, daß sie bis auf Christus zurückreicht, kann folglich unmöglich von Christus herstammen und muß einen anderen Gründer haben, einen bloßen Menschen! Eine solche „Kirche“ wäre nicht „allumfassend“ in der Zeit, weil sie nicht alle christlichen Jahrhunderte bestanden hätte. Die wahre Kirche Christi muß also von Christus bis jetzt immer und fortwährend bestanden haben.
Prüfen wir also den Geburtsschein der christlichen Kirchen. Was wird unsere Kirche sagen? Sie wird sagen: „Ich bin von Christus an immer gewesen, das beweist die Geschichte. Ich habe es ja eingeführt, daß wir die Jahre nach der Geburt Christi, des Erlösers, zählen. Was aber meinen Geburtsschein angeht, so wurde der erste Keim der Kirche gepflanzt, als Jesus die Apostel wählte. Der Grundstein wurde gelegt, als Jesus den hl. Petrus zum Felsenfundament der Kirche bestimmte. Geboren wurde ich, als aus der Seite des Heilandes Blut und Wasser flossen. Die Feuertaufe empfing ich, als der Heilige Geist mit Feuerzungen auf die Apostel herabkam. In Rom schlug ich Wurzeln, als der hl. Petrus dort seinen Lehrstuhl aufschlug und sein Blut vergoß. Von da an lebe ich und wachse trotz allem Haß, trotz aller Verfolgung und trotz aller Verachtung überall auf der Welt.“
Wie sieht es mit den anderen „Kirchen“ aus? Wann haben sie angefangen? – Die Leugner der göttlichen Natur Christi traten mit Arius und seinem Gefolge erst 300 Jahre später auf und bildeten ihre eigenen Sekten. Sie wurden gegründet, nicht von Christus, sondern von Macedonius, Jovinian, Pelagius, Eutyches, Nestorius oder Marcion. Die morgenländische „Orthodoxie“ wies erst nach dem Jahr 1000 den Primat des Papstes und der römischen Kirche endgültig zurück und begann erst im zweiten Jahrtausend nach Christus ihr Eigendasein, angestoßen durch Photius. Noch jünger sind die Protestanten und die Anglikaner. Sie wurden 1500 Jahre zu spät geboren. Auch sie haben nicht Christus als Urheber, sondern Luther, Karlstadt, Calvin, Zwingli, den englischen König Heinrich VIII. oder irgendeinen der unzähligen späteren protestantischen, gallikanischen, jansenistischen, altkatholischen, esoterischen oder modernistischen Sektengründer. Alle haben sie jedoch eines gemeinsam: Sie sind zu jung! Man muß ihnen sagen, was schon der hl. Irenäus den Irrlehrern seiner Zeit vorhielt: „Ihr seid zu spät gekommen.“ Ihr seid nicht katholisch; nicht allumfassend in der räumlichen und zeitlichen Ausdehnung. Dieses Kennzeichen trägt nur die römische Kirche an sich.
d) in ihrer Apostolizität
Das vierte Merkmal, welches die wahre Kirche Christi vor aller Welt sichtbar macht, ist schließlich ihre Apostolizität. D.h. sie muß nicht nur ohne Unterbrechung seit der Zeit der Apostel bestehen. Sie muß vor allem alles glauben und lehren, was die Apostel geglaubt und gelehrt haben. Und sie muß regiert werden von den rechtmäßigen Nachfolgern der Apostel.
Einzig die römisch-katholische Kirche besitzt das Merkmal der Apostolizität: Sie wurde gegründet von den hl. Apostelfürsten Petrus und Paulus. Davon zeugen bis heute deren Gräber, über denen sich die prächtigsten Basiliken der römisch-katholischen Weltkirche erheben. Der Lehrstuhl des Papstes wurde von frühester Zeit an der „Apostolische Stuhl“ genannt, weil von den Nachfolgern Petri durch alle Jahrhunderte stets unverbrüchlich die Lehre der Apostel verkündet, verteidigt und aufrechterhalten worden ist. Ja, das Vatikanische Konzil von 1871 erklärte feierlich, daß in aller Welt bekannt war und ist, daß dieser Stuhl von jeder Abweichung von der apostolischen Lehre stets unberührt und von jedem Irrtum unbefleckt blieb, während andere apostolische Gründungen, wie etwa die Patriarchate von Antiochia und Alexandria, mit ihrer Trennung von Rom auch dem Irrtum verfielen und die Lehre der Apostel in mehreren Punkten aufgaben.
Freilich muß auch hier eingeräumt werden, daß aufgrund der anhaltenden Sedisvakanz derzeit auch das Merkmal der Apostolizität zum Teil verdunkelt ist. Der katholische Klerus ist augenblicklich zwar durch den gültigen Empfang des hl. Weihesakramentes in ununterbrochener Linie mit den hl. Aposteln verbunden. Jedoch gibt es heute keinen bekannten katholischen Bischof, der seine apostolische Sendung von Pius XII. erhalten hat. Derzeit besitzen die katholischen (d.h. die „sedisvakantistischen“) Bischöfe zwar die Weihegewalt eines Bischofs, aber nicht die Stellung eines Bischofs als Hirte der Kirche! Also keine Jurisdiktions- bzw. Hirtengewalt. Nichtsdestotrotz gibt es diese apostolische Hirtengewalt bei der römisch-katholischen Kirche auch heute. Sichtbar ist sie zwar nicht durch die rechtmäßigen Amtsträger, aber in den nach wie vor existierenden Bischofsstühlen. Sie ist zwar nicht aktuell, aber „potentiell“ vorhanden. Sie ruht derzeit auf dem vakanten Apostolischen Stuhl bzw. auf den verwaisten Bischofsstühlen, bis der nächste Papst die einzelnen Diözesen wieder mit Bischöfen besetzen wird, weshalb ab diesem Tag, der hoffentlich bald kommen wird, die Nachfolge der Apostel auf den jeweiligen Bischofsstühlen – ohne Unterbrechung – fortgesetzt werden wird. Dann wird die Apostolizität der römisch-katholischen Kirche wieder ungetrübt und klar vor aller Welt sichtbar sein.
Wir schauen Christus in der Kirche
Wir halten also für heute fest: Bis auf die gemachten Einschränkungen aufgrund der langanhaltenden Papstlosigkeit ist die römisch-katholische Kirche anhand der unveränderlichen Merkmale der Einheit, der Heiligkeit, der Katholizität und der Apostolizität vor aller Welt sichtbar und erkennbar. Sie ist die wahre Kirche Christi, wenngleich derzeit verdunkelt; weshalb sie zwar mitten unter den Menschen ist, aber von den meisten nicht erkannt wird. Verdunkelt ist sie aufgrund der anhaltenden Sedisvakanz, aber auch durch die römisch-ökumenistische Doppelgängerkirche, die auf dem 2. Vatikanum gegründet wurde; die sich seitdem in den Räumlichkeiten der römisch-katholischen Kirche eingenistet hat und die Welt glauben macht, sie sei die römisch-katholische Kirche; etwa so, wie am Ende der Zeiten der Antichrist auftreten wird und die Welt glauben machen wird, er sei der wiedergekehrte Heiland. Deshalb werden wir in einem letzten Schritt, auch wenn wir heute schon bereits bewiesen haben, daß die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche einzig mit der römisch-katholischen Kirche identisch sein kann, noch beweisen müssen, daß die „konziliare Kirche“, die augenblicklich von „Papst Franziskus“ angeführt wird, offenkundig nicht die römisch-katholische Kirche sein kann, auch wenn sie ihr Hauptquartier ebenfalls in der Ewigen Stadt unterhält, sondern eine Anti-Kirche ist – ein Anti-Christus, der seit dem 2. Vatikanum seinen Sitz in Rom aufgeschlagen hat.
Die Worte des hl. Johannes sind deshalb in Bezug auf die Kirche für die meisten Menschen von bedauerlicher Aktualität: „Mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt.“ Wie die Hohenpriester, Schriftgelehrten und Pharisäer zur Zeit Jesu gleichgültig gegenüber der Wahrheit gewesen sind, so sind es auch die meisten Menschen heute. Die Strafe der Unwilligen und der Gleichgültigen ist die Verblendung, wodurch sie außerstande sind, die wahre Kirche zum Wohle ihrer Seelen zu erkennen, in sie einzutreten und durch ihre Vermittlung selig zu werden. – Wir hingegen haben das große Glück, die römisch-katholische Kirche als die von Christus gestiftete Kirche erkennen zu dürfen. In ihr ist uns der Heiland nahe und wir dem Herrn. Ja, gewissermaßen erkennen wir den Herrn in der sichtbaren Kirche. Denn Christus ist in der Kirche sichtbar und die Kirche in Christus, wie der hl. Augustinus geistreich ausführt: „Das sahen die Jünger noch nicht: die Kirche durch alle Völker hindurch, angefangen von Jerusalem. Das sahen sie noch nicht. Das Haupt [Christus] sahen sie, und über den Leib [mit dem Er die Wunder wirkte] glaubten sie dem Haupte. Durch das, was sie sahen [die Wunder, die Er mit dem Leibe vollzog], glaubten sie, was sie nicht sahen [nämlich an die Gottheit des Hauptes]. … Ähnlich ihnen sind auch wir: Wir sehen etwas, was sie nicht sahen. Und wir sehen etwas nicht, was sie sahen. Was sehen wir, was sie nicht sahen? Die Kirche durch alle Völker hindurch. Was sehen wir nicht, was sie sahen? Christus im Fleische. Wie sie Ihn sahen und über den Leib an Ihn glaubten, so sehen wir den [mystischen] Leib [die sichtbare Kirche], über das Haupt aber wollen wir glauben. – Unsere Gesichte helfen sich gegenseitig. Es hilft ihnen [den Aposteln] der geschaute Christus, daß sie die künftige Kirche glauben. Es hilft uns die geschaute [sichtbare] Kirche, daß wir Christus auferstanden glauben. Erfüllt ist ihr Glaube, erfüllt wird auch der unsere. Ihr Glaube ist erfüllt vom [Schauen des] Hauptes, unserer wird erfüllt vom [Schauen des mystischen] Leibes. Der ganze Christus ward ihnen kund, wie Er auch uns [ganz] kund wurde. Aber der ganze ist von ihnen nicht geschaut. Von ihnen ist das Haupt geschaut, der Leib geglaubt. Von uns ist der Leib geschaut [die sichtbare Kirche] und das Haupt geglaubt. Dennoch fehlt keinem Christus. In allen ist Er voll, und noch immer bleibt Ihm übrig der [sichtbare] Leib [der Kirche, um von allen erkannt werden zu können].“ (serm. 116,6.6).
Das soll uns heute nicht nur Trost, sondern Anlaß zur Freude sein. „Freut euch allezeit im Herrn!“ Wir wollen eine Freude in unserem Herzen erwecken, wie sie damals die ersten Apostel empfunden haben mußten, als sie durch den Fingerzeig des hl. Johannes des Täufers Jesus am Jordan als den wahren Messias erkannt haben. Eine Freude, die wir nach der Weisung des Völkerapostels nach außen sichtbar kundtun wollen: „Laßt alle Menschen eure Güte erfahren. Denn der Herr ist nahe. Um nichts macht euch Sorgen, sondern stets sollen in innigem Gebet und Flehen unter Danksagung eure Anliegen vor Gott kund werden. Und der Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt, bewahre eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus, unserm Herrn.“ Amen.