Wirklich gegenwärtig!

Geliebte Gottes!

Das Fron­leich­nams­fest ist das Fest der wirk­li­chen Gegen­wart Christi im Sakra­ment des Alta­res. Wirk­li­che Gegen­wart besagt: Der Leib Christi ist nicht nach Art eines Bil­des oder Zei­chens gegen­wär­tig, son­dern wirk­lich und wahr­haf­tig als sol­cher. Für diese wirk­li­che Gegen­wart des Herrn haben wir die bib­li­schen Zeug­nisse. Im heutigen Festtagsevan­ge­lium haben wir soeben die Ver­hei­ßung des eucha­ris­ti­schen Sakra­men­tes ver­nom­men: „Mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise, und Mein Blut wahrhaft ein Trank.“ Und in der Epistel haben wir aus dem 1. Korintherbrief von der Ein­set­zung desselben Sakramentes beim letzten Abendmahl gehört: „Das ist Mein Leib“ „Dieser Kelch ist der Neue Bund in Meinem Blute.“

„Das ist mein Leib!“

Es hat immer Irr­leh­rer gege­ben, die dieses Glaubensgeheim­nis dem mensch­li­chen Ver­stand anpas­sen woll­ten. Diese sind immer wieder auf­ge­tre­ten, und es gibt sie auch heute noch, wobei die modernen Neuerer oft wenig originell, die Ideen der protestantischen Reformatoren aufgreifen. Es sei also an dieser Stelle an die Män­ner erinnert, die im 16. Jahr­hun­dert vorgaben, die Kir­che refor­mie­ren zu woll­en. In Otto­beu­ren, im bayerischen Schwaben gelegen, gibt es ein schö­nes Gemälde im dortigen Benediktinerklos­ter, welches die irrigen Ansich­ten der protestantischen Neue­rer des 16. Jahr­hun­derts mit der wah­ren, katho­li­schen, vom Hei­land stam­men­den Lehre kon­fron­tiert. Da sieht man, wie der Hei­land mit den Häretikern zu Tische sitzt. Jeder hat ein Spruch­band vor sich, auf dem – in aller Kürze – die jeweils vertretene Eucha­ri­s­tie­lehre geschrieben steht. Auf dem Band Luthers steht geschrieben: „Das ent­hält Mei­nen Leib.“ – Cal­vin sagt: „Das ist Kraft von Mei­nem Leib.“ – Und Zwingli: „Das bedeu­tet Mei­nen Leib.“ – Nur der Herr hat ein Spruch­band vor sich, auf dem steht geschrie­ben: „Das ist Mein Leib!“

Die­ses sehr aussagekräftige Gemälde, zeigt uns die Ver­ir­run­gen der Glau­bens­neue­rer des 16. Jahr­hun­derts. Luther hat das Gesche­hen bei der hl. Messe so inter­pre­tiert: Es ist gleich­zei­tig Brot und Jesus Christus gegen­wär­tig. Man spricht von der sog. „Inpanation“, also von der „Brotwerdung Christi“. Luther hatte ja anfänglich noch an der wirklichen Gegen­wart Christi fest­ge­hal­ten, aber nicht an der Verwandlung des Brotes in den Leib Christi. – Cal­vin ist wei­ter­ge­gan­gen. Er gab die wahre Gegen­wart des Herrn preis und sagte: „Das ist Kraft von Mei­nem Leibe.“ So wie eben jede andere Speise dem, der sie genießt, eine eigene Kraft ver­mit­telt, so teilte der gläubige Genuß dieses Brotes – für die Protestanten ist ja ihr persönlicher „Glaube“ ein wesentlicher Faktor – die „Kraft Christi“ mit. – Am wei­tes­ten geht Zwingli, der Ungläu­bigste von allen: „Das bedeu­tet Mei­nen Leib.“ Das ist Brot, welches lediglich ein Sym­bol für den Lei­b Christi ist, ein leeres Zeichen. So wie die schwarz-rot-goldene Fahne ein Sym­bol für die Bun­des­re­pu­blik Deutschland ist, so ist eben Brot und Wein ein Sym­bol für Jesus Chris­tus, für Sei­nen Hin­gang in den Tod. Diese letzte, ungläubigste Vorstellung teilen heute zahllose Geistliche und Anhänger der Novus-Ordo-Kirche. Es handle sich bei der hl. Eucharistie nur um „gedanksagtes Brot“, das uns symbolisch an Jesus erinnern soll. Und in der Tat ist ihr Unglaube über sie gekommen. Aufgrund der Ungültigkeit der Novus-Ordo-Bischofsweihen und der „Neuen Messe“ ist es in der „konziliaren Kirche“ tatsächlich soweit gekommen, daß sich in ihren Tabernakeln wirklich nur noch „gedanksagtes Brot“ befindet.

Die gläu­bige Ver­nunft muß andere Wege gehen, um sich diesem erhabenen Geheim­nis zu nähern. Sie muß zunächst ein­mal auf die Worte des Herrn schauen. Diese Worte des Herrn lau­ten eben: „Das IST mein Leib. Das IST mein Blut.“ Nicht: Das bedeu­tet mei­nen Leib. Das ist ein Gleich­nis mei­nes Lei­bes. Auch nicht: Das ist Kraft von mei­nem Leib, auch nicht: Das ent­hält mei­nen Leib, son­dern: „Das ist mein Leib“. Alle drei Worte, die das Sein der Sache bezeichnen, zie­len auf das letzte Wort: „Das ist mein Leib.“ Die drei ersten Worte „Das ist mein“ besagen noch gar nichts. Sie drängen auf das letzte Wort, um eine sinnvolle und eindeutige Aussage zu erreichen. „Das ist mein Leib.“ – Ein jun­ger Mann wollte ein­mal einen älteren Pries­ter wegen sei­nes Glau­bens an die wirkliche Gegenwart Christi im Altarsakrament lächer­lich machen, und sagte zu ihm: „Sie behaupten: ‘Das’ bedeu­tet nichts. ‘Das ist’ bedeu­tet nichts. ‘Das ist mein’ bedeu­tet nichts. Und dann: ‘Leib’ soll plötz­lich etwas Wirkliches bedeu­ten?“ „Ja, sagte der Pries­ter, auf das letzte Wort kommt es an! Sehen Sie, wenn ich von Ihnen sage: ‘Sie’, das bedeu­tet nichts. ‘Sie sind’ bedeu­tet auch noch nichts. ‘Sie sind ein’ bedeu­tet immer noch nichts. Erst wenn das letzte Wort hinzukommt, ist es eine zutreffende, seinsbeschreibende Aussage: ‘Sie sind ein – Igno­rant.’ Sehen Sie, auf das letzte Wort kommt es an: ‚Sie sind ein Igno­rant!‘“ Tat­säch­lich! Alle drei vorherigen Worte im Satz Christi zie­len auf das letzte Wort: „Das ist mein Leib“. Sie beschreiben die wirkliche Gegenwart Christi unter der Gestalt des Brotes.

Wenn auch die wirkliche Gegenwart Christi im Altarsakrament durch das Wort „Das ist mein Leib“ ausgesagt ist, so kann man durchaus noch genauere Fragen über die Art und Weise stellen, wie Jesus Christus gegenwärtig ist. Zwei Fragen wollen wir in diesem Zusammenhang nachgehen:

  1. Durch welche Ursache ist Christus im Allerheiligsten Sakrament gegenwärtig? Und:
  2. Unter welchen Gestalten ist Er gegenwärtig?

Die Wirkursache des Wandlungswunders

Bei der Frage nach der Ursache der Gegenwart Christi im Allerheiligsten Altarsakrament werden wir bei genauerer Betrachtung nicht bloß eine, sondern eine ganze Reihe von Ursachen – eine dreigliedrige Ursachenkette – entdecken, deren Glieder aber untereinander auf das engste miteinander verbunden sind.

Aus der Lehre der Kirche wissen wir, daß die wirkliche Gegenwart Christi an die Wandlung geknüpft ist. Die nächste und unmittelbare Ursache der wirklichen Gegenwart Christi war schon beim letzten Abendmahl die „Wesensverwandlung“. – Als Christus über Brot und Wein die Worte sprach: „Das ist mein Leib“ – „Das ist mein Blut“, da wurde das innerliche Wesen des Brotes und des Weines in das Wesen des wahren Leibes und des wahren Blutes des Heilandes verwandelt. Nur die äußerlichen Gestalten von Brot und Wein blieben erhalten. Diese Wesensverwandlung – die Transsubstantiation – ist die unmittelbare Ursache für die Realpräsenz Christi.

Aber woher wissen wir, daß eine solche Wesensverwandlung stattgefunden hat? Es folgt aus dem, was der Heiland tat und sagte. Was tat Er? Er nahm Brot in Seine heiligen Hände. Wirkliches Brot. Als Er es in die Hände nahm, war es Brot. Dann sprach Er: „Das ist mein Leib.“ Es ist fortan also kein Brot mehr, sondern der Leib Jesu. Wieso? – Ist das Brot vernichtet worden? Nein. Ist an seiner Stelle der Leib Christi, wenn man so sagen will, „hervorgezaubert“ worden? Auch nicht. Sondern, es ist das eine in das andere umgewandelt worden. Dasselbe gilt vom Wein, der in das Blut des göttlichen Erlösers verwandelt worden ist.

Es ist dies keine äußere, sondern eine „innerliche Verwandlung“; eine Umwandlung des Wesens. – Wir Menschen haben nur die Kraft, andere Dinge, auch uns selbst, rein äußerlich zu ändern und zu verwandeln. Über das innere Wesen der Dinge hingegen haben wir keine Gewalt. – Der Schauspieler beispielsweise verwandelt sich auf der Bühne oder am Filmset von einem elenden Bettler in einen heldenhaften König, von einem drogenabhängigen Verbrecher in einen scharfsinnigen Kommissar. Die Verwandlung von einer Rolle in die andere geschieht durch die rein äußerliche Änderung der Kleider, der Verhaltensweisen und Gebärden, der Sprache und des Ausdrucks. Aber innerlich bleibt der Schauspieler stets ein und derselbe Mensch. – Aus einem lebendigen, quirligen Jungen wird im Laufe der Jahre ein gestandener Mann und eines Tages ein schwerfälliger, tiefgebückter Greis. Wodurch kommt diese Verwandlung zustande? Durch die Länge der Zeit. Aber so groß die äußerliche Veränderung auch scheint, innerlich ist und bleibt es doch immer dieselbe Person. Denn der Greis ist und bleibt verantwortlich für die Taten seiner Kindheit, seiner Jugend, seines Erwachsenen- und Greisenalters.

Dagegen geht die Macht Gottes so weit, daß sie auch das innerste Wesen der Dinge umändern, umwandeln kann und auch das selbst in kürzester Zeit. So hat Christus etwa auf der Hochzeit zu Kana in einem Augenblick das Wesen des Wassers umgewandelt in den besten Wein; nur daß sich hierbei nicht nur das innere Wesen des Wassers sondern auch die äußere Gestalt in Wein verwandelte. Die Diener konnten sehen, daß das Wasser, welches sie noch kurz zuvor geschöpft hatten, auf einmal wirklicher Wein geworden war, als der Speisemeister davon kostete. Die augenblickliche, innerliche Wesensverwandlung ist beiden Wundern zu Kana und im Abendmahlsaal gemeinsam. In Kana war die Wesensverwandlung sofort sichtbar, im Altarsakrament bleibt sie verborgen. – Wir halten also fest: Die unmittelbare und nächste Ursache, der wirklichen Gegenwart Jesu Christi im Allerheiligsten Sakrament ist die Wesensverwandlung von Brot und Wein, in den Leib und das Blut Christi – die sog. Transsubstantiation.

Doch fragen wir weiter: Wodurch geschieht diese Wesensverwandlung? Sie geschieht „kraft der Worte“. Durch die heiligen und geheimnisvollen Worte, die Jesus Christus beim letzten Abendmahl über Brot und Wein gesprochen hat und welche der Priester in der Vollmacht Jesu Christi bei jeder hl. Messe wiederholt, wird die „Wesensverwandlung“ verursacht. – Es sind nur wenige Worte, leise gesprochene Worte, von menschlichen Lippen geformte Worte, welche die innerliche Wesensverwandlung zustande bringen. Man kann diese Worte in Bezug auf ihre wirktätige Macht aber mit den allmächtigen Schöpfungsworten Gottes vergleichen. Am Schöpfungsmorgen heißt es von Gott: „Er sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht“ (Gen. 1,3). Sein allmächtiges Wort bezeichnet eine Sache und augenblicklich ist sie da. „Er sprach, und es wurde. Er befahl, und es war geschaffen“ (Ps. 148,5). „Er rief die Sterne, und sie sprachen: Hier sind wir, und sie leuchteten auf vor dem Angesicht dessen, der sie gemacht hat“ (Bar. 3,35). Welche Macht steckt also in einem Wort Gottes! „Er sprach und es wurde.“ Dieselbe Kraft ist den Worten Christi eigen: „Das ist Mein Leib.“ Und aus Brot wird der Leib des Heilandes. Kraft der Worte!

Die Gegenwart Christi wird also herbeigeführt durch eine Wesensverwandlung. Diese Wesensverwandlung wird herbeigeführt „kraft der Worte“. Aber woher haben diese wenigen, leisen, von einem Menschen ausgesprochenen Worte eine solche göttliche Macht? Diese Frage, welche wir im Grunde schon beantwortet haben, führt uns zur letzten und tiefsten Ursache, wodurch die Gegenwart Christi im Altarsakrament herbeigeführt wird. Diese liegt selbstverständlich in der Allmacht Gottes. „Bei Gott ist kein Ding unmöglich“ (Lk. 1,37)! – Die Worte des Heilandes beim letzten Abendmahl hatten die göttliche Kraft, das Wesen des Brotes und Weines in das Wesen Seines Leibes und Blutes zu verwandeln. Weil es die Worte des allmächtigen Gottessohnes waren, geschah durch die Worte genau das, was dieselben bezeichneten. „Das IST mein Leib. Das IST mein Blut.“ „Er sprach und es wurde.“ Kraft der Allmacht Gottes! Das leuchtet ein.

Die Gestalten von Brot und Wein

Die zweite Frage, die wir genauer in Augenschein nehmen wollten, war diese: Unter welcher Gestalt ist Christus im Allerheiligsten Sakrament gegenwärtig? Die Antwort ist offensichtlich. Christus ist gegenwärtig unter den Gestalten von Brot und Wein.

Wie wir schon sagten, wird nur das innere Wesen des Brotes in den Leib Christi verwandelt und nur das innere Wesen des Weines wird verwandelt in das kostbare Blut des Erlösers. Aber die Gestalten bleiben. Was soll das heißen: Die Gestalten bleiben? Das soll heißen: Alles, was mit einem, mit mehreren oder mit sämtlichen fünf Sinnen von Brot und Wein wahrgenommen werden kann, das bleibt gerade so, als wenn rein gar nichts geschehen wäre; als wenn nach der Wandlung noch immer Brot und Wein auf dem Altar wären. – Das ist offensichtlich! Denn, was sieht unser Auge? Die Gestalt, die Farbe, die Größe, die Form der Brotscheibe bzw. des Weines, wie zuvor. Was schmeckt die Zunge? Den Geschmack von Brot und Wein. Was fühlt die Hand, der Finger des Priesters? Genau dasselbe, als wenn er Brot berühren würde. Wie ist der Geruch? Der Geruch von Wein. Für alle fünf Sinne ist es so, als wenn rein gar nichts geschehen wäre, und doch ist das innerste Wesen von Brot und Wein umgeschaffen worden in den anbetungswürdigen Leib und das heiligste Blut des Sohnes Gottes.

Wir müssen also zu unserer Definition von der Realpräsenz Jesu Christi im Allerheiligsten Altarsakrament der Vollständigkeit halber hinzufügen: Christus ist im Altarsakrament wahrhaft, wirklich und wesenhaft gegenwärtig, aber verborgen unter den Gestalten von Brot und Wein.

Welch eine Herablassung und Selbsterniedrigung des Allerhöchsten! Als der Sohn Gottes im Schoß der unbefleckten Jungfrau Maria Mensch wurde, da verbarg Er schon den herrlichen Glanz Seiner Gottheit unter der gewöhnlichen Gestalt Seiner menschlichen Natur, woran uns der hl. Paulus im Brief an die Philipper mit so eindrucksvollen Worten erinnert: „Er entäußerte sich selbst, und nahm Knechtsgestalt an, wurde uns Menschen gleich und Seinem äußeren nach erfunden wie ein Mensch. Er erniedrigte sich selbst“ (Phil 2, 7 f.). Schon die Menschwerdung war eine für uns unvorstellbare Erniedrigung. Wie soll man dann aber das nennen, wenn unser göttlicher Herr Jesus Christus auch noch Seine heilige Menschheit unter den Gestalten von Brot und Wein verbirgt? Seine lebendige Menschheit unter toten Gestalten. Seine verklärte Menschheit unter armseligen, gewöhnlichen Gestalten. Seine unsterbliche Menschheit unter vergänglichen Gestalten: Das ist der Superlativ, die höchste Steigerungsform, der Selbsterniedrigung. Es ist die Erniedrigung der Erniedrigungen.

Gründe für die Verborgenheit Christi unter den Gestalten

Erscheint es da nicht angebracht, auch hier nach dem Grund zu fragen? Warum diese Selbsterniedrigung? Warum wollte Christus nicht in Seiner wahren menschlichen Gestalt unter uns gegenwärtig bleiben, sondern stattdessen in der Gestalt einer Sache, eines Dinges? Wäre es nicht viel einfacher für die katholische Kirche gewesen die Völker zu missionieren und alle Menschen zur Annahme des katholischen Glaubens zu bewegen, wenn jeder Mensch das Wandlungswunder mit eigenen Augen wahrnehmen könnte? Warum die Verborgenheit im Allerheiligsten Sakrament? – Drei Gründe:

a) Der hl. Thomas von Aquin sagt, daß der Herr Sich unter den Gestalten von Brot und Wein verbirgt geschehe zu dem Zweck, um das Verdienst unseres Glaubens zu vermehren. Wenn der Heiland in Seiner verklärten Menschheit auf dem Altar sichtbar wäre, so wie Er zur rechten Hand Gottes im Himmel thront, so wie Er einst wiederkommen wird, um zu richten die lebendigen und die Toten, dann wäre es eine leichte Sache, an die Gegenwart Christi im Allerheiligsten Sakrament zu glauben. Es wäre so leicht, daß es unmöglich wäre, an Seiner wirklichen Gegenwart zu zweifeln. Ein Glaubensakt wäre unmöglich, weil unmittelbare Einsicht bestünde. Dann gäbe es aber auch nichts mehr, was Gott für die Ewigkeit belohnen könnte. – Man kann darin eine gewisse Parallele zur Prüfung der Engel erblicken. Angeblich soll die Prüfung der Engel darin bestanden haben, daß Gott ihnen offenbarte, Er werde eines Tages Mensch werden; das bedeutete, daß Ihn die Engel also in einer Natur anbeten und Ihm dienen werden müssen, die unter ihrer eigenen Engelnatur steht. Durch ihre Dienstbereitschaft verdienten sie sich den Himmel. Genauso muß der Mensch vor der Brotsgestalt in die Knie gehen, die niedriger ist als die Menschennatur und Gott unter der niederen Gestalt einer Speise anbeten und dienen. Dieser Glaube ist verdienstlich! So wie die Treue der Engel von Gott mit der ewigen Glückseligkeit belohnt wurde, verdient auch der Glaube an die wirkliche Gegenwart Christi unter den Gestalten von Brot und Wein einen ewigen Lohn. Der Glaube an die Realpräsenz ist ein übernatürlicher Akt, der einen übernatürlichen, ewigen Lohn rechtfertigt. – Christus weilt also auf verborgene Weise unter uns, damit Er uns einst für den Glauben an Seine wirkliche Gegenwart, um so reicher belohnen kann.

b) Außerdem will der Heiland in diesen Gestalten zugegen sein, um unsere Furcht zu vermindern, die uns davon abhalten würde, uns Ihm zu nähern. Wenn sich Christus im Allerheiligsten Sakrament in der Gestalt zeigen würde – in dem Glanz der Verklärung, in jener wunderbaren Majestät und Herrlichkeit – wie Er jetzt im Himmel thront; wer würde es wagen, vor Ihn hinzutreten, Ihn anzureden, Seinen Blick auszuhalten? Wie wir aus der Heiligen Schrift wissen, sind die Menschen schon kaum in der Lage den Anblick der Engel zu ertragen! Selbst die Heiligen des Alten und Neuen Bundes – die gerechten Freunde Gottes also – zuckten vor den Engelserscheinungen zusammen, erschraken, wagten nicht aufzublicken. Von den Wachen am Grab Christi – es waren ungläubige Heiden – hören wir, daß sie Angesichts des Engels „wie tot“ (Mt. 28,4) dalagen. Würden wir die göttliche Herrlichkeit Christi schauen können, so würden wir gewiß sprechen wie die Hebräer damals zu Moses am Berge Sinai gesprochen hatten: „Gott soll nicht mit uns reden, sonst müssen wir sterben!“ (Ex. 20,19). Deshalb hat unser göttlicher Erlöser die harmlose Gestalt des Brotes und Weines gewählt, damit wir ohne Furcht und mit zuversichtlichem Vertrauen Seiner Einladung folgen könnten und nicht vor der Vereinigung mit Ihm in der hl. Kommunion zurückschrecken würden.

c) Damit ist auch schon der dritte Grund angesprochen, warum sich der Heiland dazu entschieden hat, Seine Gegenwart unter den Gestalten von Brot und Wein zu verbergen. Es ist vielleicht der stärkste Grund von allen. Er wollte in diesem hl. Sakrament unsere Speise, unsere Nahrung werden. Er wollte uns daran erinnern, daß wir ohne Ihn nicht leben können; daß wir ganz auf Ihn angewiesen sind, um zu leben; daß unsere Seelen Ihn so dringend brauchen, wie unser Leib die Nahrung. Deshalb wollte Christus, der das göttliche Leben in seiner ganzen Fülle ist, uns Leben, Nahrung, Speise sein. Die Gestalten von Brot und Wein sind die Gestalten der täglichen Nahrung für groß und klein, für hoch und niedrig, für reich und arm. Deshalb wählte Christus diese Erscheinungsform, um allen alles sein zu können.

Bekenntnis der wirklichen Gegenwart Gottes

Danken wir unserm Herrn und Gott, daß Er in diesem wunderbaren Sakrament wahrhaft, wirklich und wesenhaft unter uns sein will; und zwar unter den Gestalten, die das Verdienst unseres Glaubens erhöhen, die uns die hinderliche Furcht vor Seiner göttlichen Herrlichkeit nehmen, das Vertrauen in Seine Güte und Milde vermehren und die Vereinigung mit Ihm in dem Genuß der Himmelsspeise möglich machen.

Und genau diesen Glauben wollen wir heute aller Welt verkünden. In aller Öffentlichkeit knien wir an den vier Altären nieder und beten den unter der Gestalt des Brotes wirklich gegenwärtigen Gott an: „Hochgelobt und gebenedeit sei ohne End / Jesus Christus im Allerheiligsten Sakrament.“ Amen.

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