Ursprung und Eigenschaften der Ehe

Geliebte Gottes!

Das ewige Wort Gottes ist in der hl. Weihnacht dem Fleische nach geboren geworden. Es hat einen menschlichen Leib und eine menschliche Seele angenommen und sich damit gleichsam mit der Menschennatur vermählt. So mündet die Gedankenfolge der drei Festgeheimnisse von Epiphanie, von der „Erscheinung des Herrn“, ganz harmonisch aus in der Hochzeit von Kana, wobei unsere Aufmerksamkeit besonders auf die Ehe gelenkt wird.

Bedeutung der Ehe

Die Ehe ist von jeher von größter Wichtigkeit gewesen. Sie ist wichtig für den Einzelnen, weil die meisten Menschen zum Ehestand berufen sind. Nicht alle, aber die meisten. Der jungfräuliche und ehelose Stand ist an sich die Ausnahme. Der Ehestand ist die Regel.

Die Ehe ist für den Fortbestand eines Volkes, einer Nation, eines Staates von außerordentlicher Wichtigkeit, denn aus der Ehe generiert und regeneriert sich ein Volk. Sie ersetzt die Lücken, welche der Tod naturgemäß reißt. Die Familie ist also die Keimzelle der menschlichen Gesellschaft und des Staates.

Die Ehe ist auch von großer Bedeutung für die katholische Kirche, weshalb sie den Stand der Ehe mit tiefsinnigen, schönen Zeremonien geschmückt und mit reichen Segnungen ausgestattet hat. Christus hat der Ehe die Würde eines Sakramentes des Neuen Bundes verliehen. Sie bezeichnet nichts Geringeres als die Verbindung zwischen Ihm selbst – Jesus Christus – und der katholischen Kirche. Deshalb wird der Ehestand von der Kirche mit den strengsten Gesetzen geschützt. Durch das hl. Ehesakrament soll durch alle Jahrhunderte hindurch, bis zum Ende der Welt, der unverbrüchliche Liebesbund Christi mit Seiner Kirche durch die Eheleute sichtbar gemacht werden. Deshalb soll in jeder Ehe die Einheit und die Unauflöslichkeit sowie die Fruchtbarkeit, die Liebe und die Treue Christi und Seiner Kirche erkennbar werden.

Die Ehe war für unseren göttlichen Erlöser von solcher Wichtigkeit, daß Er Seine ersten Jünger vom Jordan weg direkt nach Kana auf eine Hochzeit führte; von solcher Wichtigkeit, daß Er dort Sein erstes öffentliches Wunderzeichen wirkte, um erstmals den Glauben an Seine Gottheit in den Seelen der noch ganz jungen Kirche zu wecken.

In der gottlosen Gesellschaft in der wir heute leben erscheint die Ehe als nichts Bedeutsames mehr. Die Ehe hat in den Augen der Moderne ausgedient. Deshalb wurde sie ausgehöhlt, umdefiniert und umfunktioniert. Andere „Familienkonzepte“ sind an ihre Stelle gesetzt worden. Was man heute allerorten von der Ehe sieht und hört, das ist alles andere als heilig und erhaben. Aber wir wollen uns von der allgemeinen Erniedrigung dieses Heiligtums nicht irre machen lassen, sondern mit reinem Herzen und mit hohem Sinn den Gedanken Gottes über die Ehe nachspüren. Denn Gottes Allmacht hat die Ehe geschaffen. Seine Weisheit hat sie geordnet und seine Güte hat sie gesegnet.

Ursprung und Zwecke der Ehe

Die Ehe ist so alt wie die Menschheit selbst. Gott selbst hat die Ehe geschaffen. Gott selbst ist ihr Ursprung. Freilich beginnt da schon der Einwand und die Schwierigkeit, denn wer nicht mehr an die Schöpfung Gottes glaubt und damit auch nicht an die Erschaffung der Ehe, wie soll der zu der Überzeugung geführt werden, daß Gottes Wille über der Ehe steht? Daß die Ehe nicht zur Disposition des Menschen steht, sondern daß sie seiner Verfügung entzogen ist, weil Gott schon über die Ehe verfügt hat?

In der Genesis heißt es: „Und Gott schuf den Menschen nach Seinem Bilde. Nach dem Bilde Gottes schuf Er ihn. Als Mann und Frau schuf Er sie“ (Gen. 1, 27). Durch die Verschiedenheit der Geschlechter ist die Ehe von Gott gleichsam in die menschliche Natur hineingeschaffen worden. Damit war die Ehe zwar noch nicht eingesetzt, aber die Grundlage und die Voraussetzung für den Ehebund war damit gegeben. – In der Ehe verbinden sich zwei Menschen in einem Bund. Mann und Frau. Beide besitzen die Menschennatur. Der Mann ist nicht mehr Mensch als die Frau und umgekehrt. Beide sind völlig gleichwertig. Aber beide besitzen die Menschennatur auf verschiedenartige Weise aufgeteilt. Das beginnt mit dem körperlichen Leben. Mann und Frau sind ohne jeden Zweifel in bezug auf den Körper volle und ganze Menschen. Aber ihr Körperbau, ihre körperliche Beschaffenheit und Ausstattung ist verschieden. Und diese Verschiedenheit setzt sich auch fort in der Seele. Die Frau besitzt eine genauso unsterbliche Seele wie der Mann, aber ihre seelische Art ist verschieden von der des Mannes. Frauen sind stärker auf das Persönliche, Männer mehr auf das Sachliche ausgerichtet. Das ist ein ganz tiefer Wesensunterschied zwischen der Psyche der Frau und der des Mannes. Die menschliche Natur genügt sich nicht selbst. Sie ist von Gott auf eine Ergänzung hin angelegt. So sprach einst der Schöpfer: „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei, lasset Uns ihm eine Gehilfin machen, die ihm ähnlich sei“ (Gen. 2, 18). Gott schuf die Eva in der Absicht, dem Adam eine Hilfe zur Seite zu geben, eine Gefährtin. Sowohl in der Ähnlichkeit von Mann und Frau als auch in ihrer Verschiedenheit besteht ihre natürliche Hinordnung aufeinander. Um nun diese beiden aufeinander hingeordneten Wesen, die nach Gottes Willen verschieden sind und einander zur Ergänzung dienen sollen, zusammenzuführen und zusammenzuhalten, hat Gott die stärkste Macht aufgeboten, die es auf Erden gibt, nämlich die Macht der Liebe. Und zwar meinen wir hier die „Liebe“ im vollen Sinne des Wortes; also nicht die Reduzierung auf die sexuelle Anziehung der Geschlechter, sondern die Liebe mit allen ihren Stufen: als begehrende, als schenkende und als dienende Liebe. Keine darf fehlen, jede muß durch die andere erhoben und geadelt sein. Die Echtheit der ehelichen Liebe beweist sich letztlich gerade darin, daß die Ehegatten einander helfen das ewige Ziel zu erreichen, zu dem jeder von ihnen berufen ist. Sie sollen einander helfen in den Himmel zu kommen. Eine selbstsüchtige „Liebe“, welche die Erlangung der ewigen Glückseligkeit für den „Geliebten“ gefährdet oder gar vereitelt, verdient diese Bezeichnung in Wirklichkeit gar nicht.

Die eheliche Liebe soll nach Gottes Plan fruchtbar sein. Darin besteht ihr erster und hauptsächlicher Zweck. Die gegenseitige Unterstützung der Ehegatten und die Bezähmung der Leidenschaft sind diesem Zweck untergeordnet.

Um dem Menschengeschlecht Bestand zu sichern, hat Gott den Menschen an der Erhaltung und Fortpflanzung beteiligt. Anders als bei den Engeln. Als Gott die Engel schuf, da sprach Er: „Es Werde!“, und die neun Chöre der Engel standen da. Der Mensch aber sollte nach Gottes Willen an der Schöpfung neuer Wesen beteiligt werden. Dazu hat Er den Eheleuten Anteil an Seiner göttlichen Macht gegeben, Leben zu spenden, und damit dem Ehestand eine erhabene Würde gegeben. Die Eheleute sind Mitarbeiter Gottes in Seinem Schöpfungswerk. Der Herr über das Leben hat ihnen Anteil gegeben selbst neues Leben zu wecken und großzuziehen. Das ist Gottes allmächtiger Gedanke über der Ehe, daß der Mensch Mithelfer an dem Werk der Fortpflanzung sein soll. Die Einsetzung der Ehe zu diesem Zweck findet sich in der Tatsache, daß Gott die erste Frau dem Adam zuführte (vgl. Gen. 2 ,22) und daß Er beide mit den Worten segnete: „Seid fruchtbar und mehret euch, und erfüllt die Erde“ (Gen. 1, 28).

So ausgestattet ist die Ehe ein wahres Kunstwerk, welches sowohl die Allmacht als auch die Weisheit Gottes widerspiegelt und allein von ihrer Konzeption auf Ihn, als ihren Urheber und Schöpfer verweist. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, daß wir die Einrichtung der Ehe zu allen Zeiten und bei allen Völkern finden; sowohl bei den Zivilisierten als auch bei den Wilden. Sie ist unmöglich lediglich ein „weltlich Ding“, wie Luther behauptete; keine rein menschliche Konvention. Anziehung, Ergänzung und Fruchtbarkeit der beiden Geschlechter sind unleugbar in die menschliche Natur von Gott eingeschaffen worden. Gott hat Mann und Frau zusammengeführt. Gott hat ihren Bund gesegnet. Wenn Gott die Ehe nicht eingesetzt hätte, wer sonst hätte es getan? Sie kann nur von Gott herstammen.

In dem Bericht von der Einsetzung der Ehe im Paradies sind aber auch die beiden großen Eigenschaften der Ehe hinlänglich angedeutet und enthalten. Diese sind: 1. die Einheit der Ehe und 2. ihre Unauflöslichkeit.

Die Einheit der Ehe

Unter der ersten Eigenschaft, der „Einheit“ der Ehe, versteht man folgendes: Die Ehe ist die Verbindung „eines“ Mannes mit „einer“ Frau. So war schon die Ehe im Paradies angelegt. Das ist auf das deutlichste ausgedrückt, indem Gott nur einen Mann und nur eine Frau erschuf und nur diese beiden durch Seinen Segen miteinander verband. Dasselbe hören wir aus den Worten Adams heraus, die er, von Gott erleuchtet, über die Ehe sprach: „Der Mann wird Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe anhängen, und sie werden zwei in einem Fleische sein“ (Gen. 2, 24) – Zwei! Nicht drei, nicht vier und mehr.

Jedem klardenkenden Menschen ist es somit sonnenklar, daß für die Ziele der Ehe die Verbindung eines Mannes mit nur einer Frau und einer Frau mit nur einem Mann das beste und zweckmäßigste ist. Denn wo wird die eheliche Liebe dauerhafter und inniger, wo die Liebe zu den Kindern stärker, wo die Erziehung der Kinder sorgfältiger, wo der Unterhalt der Familie gesicherter, wo die Eintracht in der Familie vollkommener sein? Da, wo ein Vater und eine Mutter an der Spitze der Familie stehen, oder etwa dort, wo ein Mann viele Frauen zugleich, oder wo eine Frau mehrere Männer zugleich hat? – Ein Blick auf den Scherbenhaufen der kunterbunten Welt der allgegenwärtigen „Patchwork-Familien“ und auf deren arme Kinder genügt, um diese Frage zu beantworten.

Daß menschliche Leidenschaft oftmals die Einheit der Ehe zerstört hat, ist wohlbekannt. Was kümmert sich die Leidenschaft um die Vernunft! Wenn aber unsere schwache Einsicht sonnenklar erkennt, daß die Einheit für die Ehe das Beste ist, dann müssen wir von vornherein annehmen, daß die Weisheit Gottes ursprünglich, bei der Einsetzung der Ehe, die Einheit der Ehe gewollt und angeordnet hat.

Es ist freilich wahr, daß manche Patriarchen des Alten Bundes mehrere Frauen zugleich hatten. Der Grund hierfür liegt einerseits darin, daß Gott die Polygamie nach dem Sündenfall zugelassen und toleriert hat, und zwar zum sichtbaren Ausdruck des gefallenen Zustandes des Menschengeschlechts. Der Mensch ist durch die Sünde dem Bündnis mit Gott untreu geworden und hat gleichsam „Ehebruch“ begangen indem er mit dem Teufel buhlte. Erst durch das Erlösungsopfer Christi wurde dieser „Ehebruch“ gesühnt und folglich auch die Würde der Ehe in ihrer Einheit wiederhergestellt. – Zum anderen hat Gott nach Meinung mancher Ausleger die Vielehe unter den Patriarchen geduldet, um etwa nach der Sintflut das Menschengeschlecht schneller auszubreiten. Gerade aber das Unglück, die Eifersucht, die Kämpfe und Zwistigkeiten unter den Gemahlinnen der Patriarchen sind ein offensichtlicher Beweis dafür, daß die Ehe durch die Polygamie entstellt worden war. Der Mensch will ganz lieben und ganz geliebt werden. Die Frau will sich ihren Gemahl nicht mit einer anderen teilen müssen und umgekehrt, sie will sich allein von ihrem Mann geliebt wissen. Damit sind wir auf die Wurzel und Essenz der ehelichen Einheit gestoßen. Es ist wiederum die Liebe. – Und es sei nochmals gesagt: Es ist eine Liebe, die von dem, was heute zumeist mit diesem Wort bezeichnet wird, total verschieden ist. Um Mißverständnisse zu vermeiden, spräche man vielleicht besser von Wohlwollen, Hingabe und Selbstlosigkeit. Es ist eine Liebe, die unteilbar und unwiderruflich ist. Die eheliche Liebe gebührt nur dem Gatten. Und sie gebührt ihm für immer. Es ist das Normale, daß diese Liebe zwei Menschen zusammenführt und sie veranlaßt, sich in der Ehe miteinander zu verbinden. Es muß jedoch nicht so sein. Man kann sich auch heiraten aus Vernunftüberlegungen. Und das sind nicht die schlechtesten Ehen! Wenn man sich aber verheiratet hat, dann muß man lieben. Denn die Ehe gebietet die Liebe! – In manchen Kulturkreisen ist es bis heute noch üblich, daß die Brautleute einander erstmals am Tage ihrer Hochzeit zu Gesicht bekommen. So geschieht es etwa noch in Indien. Ein Inder sagte einst zu einem Missionar, der diesen Umstand tadelte: „Ihr Europäer heiratet aus Liebe. Wir heiraten, um Lieben zu lernen.“ – Man mag eine solche Praxis der Eheanbahnung durchaus tadeln. Doch die Worte des Inders verdeutlichen sehr schön, daß die Liebe nicht zwangsläufig Voraussetzung, immer aber die Frucht einer guten Ehe sein muß. Es ist nicht notwendig, aus Liebe zu heiraten, aber es ist notwendig, als Verheirateter sich zu lieben. In der Ehe kann und muß man es lernen, zu lieben.

Die Unauflöslichkeit der Ehe

Die zweite Eigenschaft der Ehe ist ihre Unauflöslichkeit. Das Band der Ehe, welches Mann und Frau miteinander verbindet, kann nur durch den Tod gelöst werden. So war schon die Ehe, wie sie Gott im Paradies eingesetzt hat. Adam sprach: „Der Mensch wird Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen“ (Gen. 2, 24). – Wie stark ist schon das Band, wodurch das Kind an seine Eltern, an Vater und Mutter, gebunden ist! Wie fest, wie innig, wie unvergeßlich, wie unzerstörbar, möchte man fast sagen, sind die Bande des Blutes. – Aber noch fester, enger, inniger und dauerhafter ist das Band, welches Mann und Frau miteinander verbinden soll. Wenn das Band der Ehe geschlossen wird, dann reißt das andere Band, welches die Kinder an die Eltern bindet. Der Mann wird Vater und Mutter verlassen und seiner Gemahlin folgen! – Wollten so manchen Brauteltern, denen es schwerfällt, ihre Kinder frei zu geben, auch behaupten, diese Worte Adams bezögen sich lediglich auf seine eigene Ehe mit Eva und nicht von allen folgenden Ehen, so würden wir erwidern: Gerade von den folgenden Ehen müssen die Worte Adams verstanden werden. „Der Mann wird Vater und Mutter verlassen.“ Hatte etwa Adam einen Vater? Hatte er eine Mutter? Weder noch! Er hatte weder Vater noch Mutter verlassen können, um seiner Frau zu folgen. Aber die Kinder und Nachkommen Adams werden Vater und Mutter verlassen, um ihrer Gattin bzw. ihrem Gatten zu folgen.

Wollte man gegen die Unauflöslichkeit der Ehe einwenden, dies sei zu streng, ja für Menschen unmöglich und in Wirklichkeit gar nicht so zu verstehen, daß der einmal geschlossene Bund der Ehe nur durch den Tod gelöst werden könne, dem seien die Worte Christi in Erinnerung gerufen. Der Heiland selbst gab nämlich die unfehlbare Erklärung der Worte Adams. Die Pharisäer fragten Ihn, ob der Mann seiner Ehefrau aus irgendeinem Grund den Scheidebrief ausstellen könne, um sie zu entlassen. Der Herr antwortete, daß es von Anfang an, also im Paradies, nicht so gewesen sei. Gott habe die Scheidung in Israel nur geduldet, weil sonst zu befürchten gewesen wäre, daß die hartherzigen Männer Israels, die ihrer Ehefrau überdrüssig geworden waren, vor dem Gattenmord nicht zurückgeschreckt wären, um eine andere heiraten zu können (vgl. Mt. 19, 8). Solange sich die Ehe in ihrem gefallenen Zustand befand, duldete Gott deshalb die Scheidung. Doch seit der Wiederherstellung der Ehe durch Seinen göttlichen Sohn gilt: „Was Gott verbunden hat, das soll der Mensch nicht trennen“ (Mt. 19, 6). Der hl. Johannes Chrysostomus sagt dazu: „Wenn du mir Moses entgegenhältst [der die Scheidung erlaubte], so berufe ich mich auf den Herrn des Moses und zur weiteren Bekräftigung auf das Alter des Gesetzes. Im Anfange nämlich bildete Gott die Menschen als Mann und Frau. Uralt ist also das Gesetz … Auch ist es eine sehr ernste und wichtige Sache damit, denn Gott führte nicht einfach die Frau dem Manne zu, sondern hieß ihn auch ihretwillen Vater und Mutter verlassen. Er gebot ihm, nicht bloß das Weib zu nehmen, sondern ihr anzuhangen, um durch die Wahl der Worte die Unzertrennlichkeit anzudeuten. Ja, auch das war Ihm noch nicht genug. Er verlangte eine andere, noch innigere Verbindung: ‚Sie werden zwei sein in einem Fleische.‘‘“ – Die Unauflöslichkeit des Ehebandes sieht der hl. Kirchenvater besonders deutlich in den Kindern verwirklicht. Das Kind ist die fleischgewordene Liebe des Vaters und der Mutter. Zwei haben sich in der Ehe verbunden. Und aus ihrer körperlichen Vereinigung ist das Kind hervorgegangen. Im Kind ist die eheliche Liebe der Gatten derart verdichtet und zu einer solchen Einheit verschmolzen, daß darin die Unzertrennlichkeit und Unauflösbarkeit ihres Bundes mit Händen greifbar wird. Wäre die Scheidung im Plane Gottes mit inbegriffen gewesen, so hätte es auch eine Möglichkeit geben müssen, um die Kinder gleichsam wieder auseinanderzureißen. Doch das ist unmöglich. Stattdessen sehen wir heute nahezu überall, wie Kinder durch die Scheidung ihrer Eltern gewissermaßen innerlich zerrissen werden und dadurch bleibenden seelischen und emotionalen Schaden nehmen.

Wir müssen also festhalten: Die Ehe trug schon im Paradies die Eigenschaften der Einheit und der Unauflöslichkeit an sich, um so mehr nach ihrer Wiederherstellung und Erhebung zu einem hl. Sakrament durch unseren Herrn Jesus Christus.

Die Ordnung in der Ehe

Innerhalb der Ehe haben Mann und Frau Rechte und Pflichten. Der hl. Apostel Paulus hebt die Gleichberechtigung der Gatten hervor im Hinblick auf die eheliche Vereinigung: „Der Frau leiste der Mann die eheliche Pflicht, ebenso die Frau ihrem Mann. Die Frau hat keine Gewalt über ihren Leib, sondern der Mann; ebenso hat auch der Mann kein Recht über seinen Leib, sondern die Frau“ (1. Kor. 7, 3 f.) Das ist aber nur ein Auszug aus der allgemeinen, grundsätzlichen Gleichheit von Rechten und Pflichten zwischen Mann und Frau in der Ehe. Dem steht nicht entgegen, daß der hl. Paulus an einer anderen Stelle von einer Über- und Unterordnung von Mann und Frau spricht, etwa im 1. Korintherbrief: „Ihr müßt wissen, daß das Haupt eines jeden Mannes Christus ist, das Haupt der Frau aber ist der Mann“‘ (1. Kor. 11, 3). Oder im Epheserbrief: *„Ordnet euch einander unter in der Ehrfurcht vor Christus! Die Frauen sollen ihren Männern untertänig sein wie dem Herrn; denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie Christus das Haupt der Kirche ist, Er, der Erlöser Seines Leibes. Wie aber die Kirche Christus untertan ist, so seien es auch die Frauen ihren Männern in allem“ (Eph. 5, 22-24). Das sind Sätze, deren Klang heute bei den Modernen Heulen und Zähneknirschen heraufbeschwört und deshalb in der „konziliaren Kirche“ weitgehend unterschlagen werden. Sie werden von den Kirchenfeinden gehaßt und von liberalen Katholiken als peinlich empfunden, weshalb sie diese Worte gerne übergehen und ausklammern. Aber sie sind Bestandteil der göttlichen Offenbarung und geben an, wie Gott die Ehe geordnet hat.

Freilich, wenn man diese Worte von der Über- und Unterordnung richtig versteht, dann verlieren sie allen Schrecken. Es steht nichts entgegen, daß ein Mann seiner Frau, überzeugt von deren Argumenten, sich unterordnet. Die Überordnung ist eine Möglichkeit und ein Recht. Aber auf die Nutzung eines Rechtes kann man verzichten. Von einem Recht muß man nicht Gebrauch machen. Außerdem ist dieses Recht der Überordnung des Mannes durch die Liebe geprägt. Denn wenn jemand seine Frau so liebt, wie der Herr es von ihm verlangt, dann tut die Überordnung des Mannes der Frau überhaupt nicht weh. – Und wie soll der Mann seine Frau lieben? „Liebet eure Frauen so, wie Christus die Kirche geliebt hat!“ (Eph. 5, 25). Ja, wie hat Christus denn die Kirche geliebt? Mit einer Liebe bis zum Tode, durch die Aufopferung Seiner selbst, durch die Hingabe Seines Lebens. Wenn ein Mann solche Liebe hat, wie sollte denn da die Überordnung irgendeine Beschwernis für die Frau bedeuten? Lassen wir uns also nicht durch die falsche Ideologie von der Gleichberechtigung irreführen! Wer das biblische Zeugnis ernstnimmt und richtig versteht, hat gar keinen Anlaß, zu sagen, das sei zeitbedingt. Es ist immer gültig und deswegen auch von uns zu verkünden und anzunehmen.

Der Gnadenschatz des Ehesakraments

Gottes Allmacht hat die Ehe geschaffen, Gottes Weisheit hat sie geordnet, und Gottes Güte hat sie mit übernatürlicher Gnade gesegnet. Wenn Christen eine Ehe schließen, sind es ja nicht mehr bloß zwei Menschen, die sich zusammenfinden. Es sind zwei Gotteskinder. Es sind Personen, die durch die Gnade und Wahrheit Gottes ergriffen sind und die durch ihren gemeinsamen Schritt vor den Traualtar geneigt sind die übernatürliche Kraft Gottes zu empfangen. Und diese übernatürliche Gnade wendet ihnen Gott zu, indem Er die Ehe zu einem Sakrament erhoben hat. Die Ehe soll etwas so Heiliges sein wie das Priestertum. Die Ehe soll das heilige Zeichen einer heiligen Sache sein, denn das ist ein Sakrament: die Bezeichnung einer heiligen Sache. Sie weist, wie wir schon sagten, hin auf den heiligen Bund zwischen Christus und der Kirche, und sie ist ein Sinnbild des Bundes zwischen Christus und der Kirche. Sie soll ein repräsentatives Abbild dieses heiligen Bundes sein. Und deswegen vermittelt das Ehesakrament übernatürliche Gnaden; heiligmachende Gnade und helfende Gnaden; darunter die heiligende Gnade für die Eheleute selbst und auch die notwendigen Gnaden der Heiligung im Hinblick auf die Erziehung ihrer Kinder. Wie das Brautpaar zu Kana von Christus einen wunderbaren Vorrat an Wein geschenkt bekommen hat, so wird jedem Ehepaar durch das hl. Sakrament der Ehe ein unermeßlicher Gnadenvorrat zuteil.

Deshalb ist es falsch, von unheilbar zerrütteten Ehen zu sprechen. Es gibt keine unheilbar zerrütteten Ehen! Es gibt nur Ehen, wo sich die Gatten nicht bekehren wollen. Die gibt es allerdings. Es gibt auch keine gescheiterten Ehen, sondern es gibt nur Ehen, wo sich einer oder beide nicht bekehren wollen; wo sich einer oder beide dem Gnadenwein Christi verschließen. Wenn sie sich hingegen an die Gnaden des Sakramentes erinnern, dann ist stets ein Neubeginn möglich. Eine Generalbeichte, eine gute hl. Kommunion; so wie damals auf dem roten Kissen vor dem Traualtar. Das ist der Neubeginn, das ist die Neugeburt einer Ehe.

Die Patronin der Eheleute

Christus hat, als Er an der Hochzeit von Kana teilnahm, die frohen und lichten Stunden der Ehe gesegnet. Er hat aber auch später am Kreuze die dunklen und schweren Stunden der Ehe gesegnet. An uns, an Ihnen, liebe Eheleute, ist es, die Gedanken Gottes über der Ehe, die wir bis ins Paradies zurückverfolgt haben, aufzunehmen, Ihre Ehe zu einem Abbild der Verbindung Christi mit der Kirche zu gestalten und damit ein Lebenswerk daraus zu machen, welches vor Gott Bestand hat und Ihnen den Weg in den Himmel bahnt. Empfehlen Sie sich dazu besonders der Gottesmutter. Verehren Sie die allerseligste Jungfrau Maria als die Patronin ihres Eheglücks im täglichen Rosenkranzgebet! Maria wird dafür sorgen, daß Ihrer Ehe und Ihrer Familie der Wein der göttlichen Gnade, den Sie am Tag ihrer Hochzeit empfangen haben, nie ausgehen wird. Sie wird dafür sorgen, daß Ihre Ehe ebenfalls vom Glanz der Herrlichkeit Christi umstrahlt sein wird; zu unser aller Erbauung, zum Segen für Ihre Kinder und zum Segen für die ganze heilige Kirche. Amen.

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