Auf Staatsbesuch beim Christkind

Geliebte Gottes!

Wir kennen sie alle die Schwierigkeit, das passende Geschenk zu finden. Bei sehr kleinen Kindern ist das meist noch kein Problem. Da weiß man, womit sie sich gerne überraschen lassen und woran sie dann auch ihre Freude haben werden. Bei größeren Kindern und zumal bei Jugendlichen ist die Angelegenheit schon bedeutend schwieriger. Die Wünsche sind bereits sehr speziell; und oft kennen sie sich auf dem Gebiet, auf dem man ihnen eine Freude bereiten kann, sehr viel besser aus als der Schenkende, selbst wenn dieser schon erwachsen ist. – Und bei Erwachsenen ist es nicht selten geradezu unmöglich, die richtige Gabe zu finden. Daher greift man zu ausgefallenen Geschenken; zu irgendwelchen ausgefallenen Dingen; zu Gegenständen, die vielleicht mehr der Belustigung als dem Nutzen oder dem wirklichem Gebrauch dienen. Mit Kunstgegenständen und Musik ist meist ohnehin Vorsicht angeraten, weil man nicht genau weiß, welches der Geschmack desjenigen ist, den es zu beschenken gilt.

Die Kultur des Schenkens

Eine andere Möglichkeit, diese Schwierigkeit zu meistern, besteht dann in der übereinstimmenden Haltung aller Beteiligten ganz nach dem Motto: „Tja, man weiß ja gar nicht was man noch schenken soll. Wir haben doch sowieso schon alles. Also lassen wir es einfach sein.“

In alle dem zeichnet sich doch ein recht schwerwiegender Verlust ab. Nämlich der Verlust der Geschenkkultur. Von ihrem eigentlichen Gedanken her bedeutet ja die Mitteilung in Form eines Geschenks viel mehr, als daß man jemandem etwas zukommen läßt, was er braucht oder was er besonders begehrt. – Ein Rest der echten Geschenkkultur ist vielleicht noch unter Menschen zu finden, die einander besonders lieben. Da wird eine Blume oder irgendein kleines Geschenk, das man selbst vorbereitet hat, weitergegeben. Und in diesem Geschenk liegt dann die Sprache – beispielsweise in einer Blume: „Noch viel schöner und liebreizender als diese Blume bist du, der ich sie schenke.“ – Oder in dem selbstverfertigten Geschenklein: „Siehe, so viel bist du mir wert, daß ich mich hinsetze und ein Bild für dich male, ein Gedicht für dich reime, oder etwas für dich bastle.“

Außerdem finden sich noch Reste der ursprünglichen Geschenkkultur dort, wo unter Staatsmännern Gaben ausgetauscht werden. Zum Beispiel Geschenke, die von Diplomaten oder Staatsoberhäuptern den Päpsten gebracht wurden. Da wurden dem Stellvertreter Christi und Oberhaupt der katholischen Kirche kleine Kostbarkeiten bis hin zu sperrigen Kunstwerken offeriert. So gibt es im Vatikan eine ungeheure Sammlung von verschiedenartigsten Dingen, die irgendwann einmal einem Papst geschenkt wurden. Teilweise findet man sie in den Vatikanischen Museen ausgestellt. Teilweise auch in den wissenschaftlichen Archiven der Vatikanbibliothek. – Was wurde den Päpsten nicht alles geschenkt? Da wirken die banalen Gaben, die den Scheinpäpsten der „konziliaren Kirche“ heutzutage überlassen werden, geradezu lächerlich. Zumeist sind es Dinge, die besser in einem Kuriosenkabinett aufbewahrt werden sollten; wie etwa das kommunistische Hammer- und-Sichel-Kreuz, mit dem Bergoglio bedacht wurde, der Feuerwehrhelm, den sich Ratzinger aufsetzen ließ, oder etwa der Tennisschläger, den Boris Becker einst Wojtyla alias Johannes Paul II. überreichte. – Freilich waren die Kostbarkeiten, welche den wahren Päpsten früher geschenkt wurden, keineswegs Dinge, welche die Päpste auf irgendeinem Wunschzettel stehen hatten; keineswegs Dinge, die sie erwartet hätten. Ja, selten dürfte es wohl der Fall gewesen sein, daß sich der Beschenkte – also der Papst – persönlich für eine der Gaben, die man ihm überbrachte, begeistern konnte, wie dies angeblich einmal bei Papst Pius XI. der Fall gewesen sein soll. Ein Diplomat hatte dem Heiligen Vater seinerzeit eine kostbare Handschrift überreicht. Man wußte, wie groß das Interesse gerade bei Pius XI. für solche Kostbarkeiten war. Er begann darin zu lesen, und vertiefte sich derart, bis die für die Privataudienz vorgesehene Zeit abgelaufen war und der großzügige Diplomat praktisch keine Gelegenheit hatte, sich mit dem Heiligen Vater auch gedanklich auszutauschen.

Geschenke bei Staatsbesuchen oder ähnlichen Anlässen dienen eben mehr der Repräsentation des eigenen Landes und auch der Ehrung des Beschenkten, als daß hier nützliche Dinge ausgetauscht würden.

Der Staatsakt

Das heutige Fest der Epiphanie, von der Erscheinung des Herrn, ist das Fest des Schenkens schlechthin. In manchen christlich-katholisch geprägten Regionen, wie etwa in den Spanisch sprechenden Ländern, ist es bis heute so geblieben. Zu Weihnachten überreicht man einander vielleicht einige Leckereien und Süßigkeiten. Aber das eigentliche Geschenkfest ist das Fest der heiligen drei Könige. Und dieses Fest ist dann auch eine Art Staatsbesuch. Denn es fügt dem Weihnachtsfest, das den meisten Katholiken emotional näher geht und mit seinem Liebreiz buchstäblich mehr am Herzen liegt, eine andere Komponente hinzu. Weihnachten, das war das Fest der Familie, das Fest der Freude über die Geburt des göttlichen Kindes. Jetzt an Epiphanie wird daraus eine öffentliche Tatsache, begleitet von einer offiziellen Huldigung. Christus erscheint und zeigt sich als der neue Allherrscher der ganzen Welt. Als kraftloses Kind an der Mutterbrust lenkt Er die Bahn des Sterns. Obwohl noch keines Wortes mächtig, verkündet Er am Himmel die Botschaft von Seiner Geburt. Er ruft die Könige der Völker aus allen Himmelsrichtungen herbei, und sie kommen. Hochrangige Persönlichkeiten aus dem Morgenland brechen auf, um diesem neugeborenen König die Ehre zu geben. Sie kommen, wie es sich bei einem richtigen Staatsbesuch gehört, nicht ohne Geschenke! Und wenn man nun diese Geschenke, die dem Jesuskind da gebracht werden, näher betrachtet, so muß man nüchtern feststellen: Es kann damit herzlich wenig anfangen! Ja, auch der Heiligen Familie, in der Not, in der sie sich befindet und die sehr bald noch größer werden wird, auch der Heiligen Familie ist damit – wohl mit Ausnahme des Goldes – kein besonderer Dienst geleistet worden. Als Geschenke für ein Kind hätte man doch eher Spielzeug erwarten dürfen. Es ist durchaus ein sehr schöner Gedanke, den die hl. Theresia von Lisieux geäußert hat. Sie wollte gern wie ein Spielball für das Jesuskind sein. Mit dem könne Es tun und lassen, was Es wolle. Es kann mit dem Ball spielen, wenn Es will; Es kann ihn auch unbeachtet in der Ecke liegenlassen, wenn ihm danach ist; oder wenn Es wolle, darf es ihn sogar mit einem Messer zerstechen. Das ist das große Geschenk der Bereitschaft und Hingabe der hl. Theresia vom Kinde Jesu gewesen.

Aber die Geschenke, welche die drei Weisen dem neugeborenen König brachten, sind ganz anderer Art. Wie gesagt, das Gold konnte die Familie vielleicht auf der Flucht nach Ägypten noch gebrauchen; etwa um irgendwelche notwendige Dinge auf der strapaziösen Reise zu besorgen, oder für den Unterhalt, für die Nahrung umsetzen. Jedoch vermochte das Gold die Heilige Familie durchaus auch in große Gefahr zu bringen. Wenn arme Leute auf einmal mit Gold zahlen, machen sie sich entweder verdächtig oder werden von einem Stärkeren als leichte Beute ausgemacht. – Mit dem Weihrauch ist ihnen noch weitaus weniger gedient. Zwar war das Reich der Pharaonen, in welches sie fliehen mußten, damals ein Land vielfältiger Götzenkulte und esoterischer, pseudoreligiöser Erscheinung gewesen. Aber man kann sich von der Heiligen Familie ja nie und nimmer vorstellen, daß sie da irgendwie Weihrauch gestreut hätten. Am wenigsten tauglich dürfte jedoch, sowohl für das Jesuskind als auch für die Heilige Familie, das dritte Geschenk gewesen sein – die Myrrhe. Es handelte sich dabei um ein bitteres, wenn auch wohlriechendes Harz eines dornigen Bäumchens, das man in Verbindung mit anderen Stoffen, etwa als Beigabe zum Weihrauch benutzte, oder auch – mit Aloe vermischt – als Antiseptikum zur Einbalsamierung der Toten verwendet wurde. Aber ist es nicht äußerst unhöflich, jemandem zur Geburt ein Schmerzmittel oder gar schon eine Salbe für das künftige Begräbnis zu schenken? Der Gedanke des Geschenkes, wie wir ihn heute haben, dürfte damit jedenfalls gründlich verfehlt sein.

Insgesamt müssen wir festhalten: Die Gaben, welche die Vertreter der Heidenwelt dem neugeborenen Gottkönig, dem neugeborenen König der Welt darbringen, sind für das Kind überhaupt nicht nützlich.

Die Aussage der Geschenke

Aber das ist nicht weiter schlimm. Denn es sind ja auch keine Gaben, die für einen exakten Gebrauch bestimmt wären, vielmehr enthalten sie eine Aussage. Und darum geht es! Diese Gaben sagen einmal „wer“ dieser König in den Augen derer ist, die ihn beschenken. Ferner sagen diese Gaben aus „was“ den Menschen in diesem König geschenkt ist. Und zugleich sagen diese Gaben auch noch aus, was wir, wir alle Ihm, dem „König der Könige“ schuldig sind; was wir Ihm eigentlich als Gaben darbringen sollten.

In einer Antiphon des heutigen Festes, die dann auch bei der Haussegnung gebetet wird, heißt es, daß die Weisen aus dem Morgenland kamen, um den König zu ehren. Sie brachten Ihm ihre kostbaren Gaben dar. Dann heißt es wörtlich: „Gold dem großen König. Weihrauch dem wahren Gott. Und Myrrhe im Hinblick auf sein Leiden.“ – Gold dem König. Weihrauch dem wahren Gott. Und Myrrhe dem Schmerzensmann. Da erkennen wir doch auf einmal, wie passend diese Gaben für den neugeborenen Christkönig sind. – Gold, das ist in der Einschätzung der Völker aller Zeiten der Inbegriff des Kostbaren, des Reichtums und das Zeichen für Herrschaft, Macht und Repräsentation. Der König trägt eine goldene Krone, ein goldenes Zepter, einen goldenen Reichsapfel. Er sitzt auf einem goldenen Thron. Diesem Kind die Gabe des Goldes zu überbringen, beinhaltet die Aussage: „Du bist wahrhaft der König.“ Ein überaus passendes Geschenk! Und genauso verhält es sich, wie nicht anderes zu erwarten, mit dem Weihrauch. Weihrauch das Zeichen der Verehrung und der Anbetung Gottes. Denn so spricht der Psalmist: „Laß mein Gebet wie Weihrauch vor Dein Angesicht kommen“ (Ps. 140, 2). Die frühen Christen hatten sich mit dem Gebrauch des Weihrauchs nicht so leicht getan, fand er doch insbesondere in den zeitgenössischen heidnischen Religionen weitverbreitete Verwendung. Insbesondere ließen sich die römischen Kaiser, welche sich selbst als Gottheiten aufspielten, durch Rauchopfer verehren und versuchten die Christen dadurch zum Glaubensabfall zu zwingen. Viele Märtyrer hielten stand und gingen in den Tod, eben weil sie sich weigerten, dem Bild des Kaisers Weihrauch zu streuen. Deshalb der anfängliche Vorbehalt. Aber später haben die Christen doch die Scheu gegenüber dem Weihrauch überwunden, auch gerade deshalb weil dem Jesuskind Weihrauch dargebracht worden war. Wenn überhaupt irgendwo, dann ist hier der Weihrauch angemessen. Denn es handelt sich dabei um ein Bekenntnis. Um das Bekenntnis, daß Er der wahre Gott ist. Gott allein verdient es angebetet zu werden. Weihrauch ist das Symbol der Anbetung. Und somit ist die Aussage dieser Geschenkgabe: „Dieses Kind in der Krippe ist der wahre Gott.“

Und auch die Gabe der Myrrhe – so unnütz, so wenig geeignet für den praktischen Gebrauch sie auch erscheinen mag – ist ein Bekenntnis, man könnte sagen, ein prophetisches Bekenntnis zu dem, um dessentwillen Jesus Christus überhaupt in diese Welt gekommen ist. Myrrhe, das bittere Harz; von einem Dornenstrauch. Es weist schon hin auf das bittere Leiden, um dessentwillen der göttliche Erlöser eine leidensfähige, menschliche Natur aus der allerseligsten Jungfrau Maria angenommen hat und in diese Welt gekommen ist. Er wird leiden und sterben. Darin besteht der Kern Seiner Sendung. Er ist gesandt, um uns durch Sein Opfer zu erlösen. Daran erinnert schon an der Krippe des neugeborenen Kindes die Gabe der Myrrhe. Die drei Geschenke der Weisen zeigen uns also, wer Jesus ist: Er ist der wahre König; Er ist der wahre Gott; und Er ist der Erlöser durch Sein Leiden und Sterben am Kreuz. Der hl. Papst Gregor der Große bemerkt sehr scharfsinnig, daß alle drei Gaben dem Jesuskind gebracht werden müssen: „Die Weisen beten Ihn an und verkünden Ihn zugleich durch ihre bedeutungsvollen Geschenke, durch das Gold als ihren König, durch den Weihrauch als ihren Gott, durch die Myrrhe als einen dem Tode Geweihten. Nun gibt es manche Irrgläubige, die zwar an Seine Gottheit glauben, aber keineswegs glauben, daß Er überall regiert. Diese opfern Ihm zwar Weihrauch, aber das Geschenk des Goldes verweigern sie Ihm. Andere verehren zwar sein Königtum, leugnen aber Seine Gottheit; sie bringen Ihm also die Gabe des Goldes, opfern Ihm aber keinen Weihrauch. Ferner gibt es solche, die Ihn als Gott und König anerkennen, aber leugnen, daß Er einen sterblichen Leib angenommen hat. Diese opfern Ihm Gold und Weihrauch, wollen Ihm aber nicht die Myrrhe für die sterbliche Natur, die Er angenommen hat, darbringen. Wir wollen nun dem neugeborenen Herrn Gold opfern und damit bekennen, daß Er überall regiert. Wir wollen Ihm Weihrauch darbringen und damit bekennen, daß Er, der in der Zeit erschienen ist, Gott war von Ewigkeit. Wir wollen Ihm Myrrhe darbringen und damit bekennen, daß Er, obwohl Er, wie wir glauben, Seiner Gottheit noch leidensunfähig war, Seiner Menschheit nach dem Tode unterworfen war.“ So zeigen die drei Gaben an, wer derjenige ist, der da aus der Jungfrau geboren wurde.

Das Geheimnis des Beschenkten

Zugleich aber zeigen uns diese Geschenke auch, was uns in Ihm geschenkt worden ist. Denn Christus ist ja nicht nur gekommen, um diese Welt gleichsam nur kurz mit den Füßen zu betreten, durch sie hindurch zu laufen und dann wieder in den Himmel entrückt zu werden. Nein! Er hat uns reich beschenkt. Er hat dafür gesorgt, daß wir alle Ihn empfangen; Ihn immer wieder empfangen – etwa im Geheimnis Seiner Wahrheit, Seiner Gnade und vor allem im Geheimnis Seiner Sakramente. Wenn wir Jesus in unser Herz aufnehmen, dann empfangen wir wahrhaft dieses Gold, das die Könige Ihm dargebracht haben. Denn Er selbst ist der Inbegriff ewigen Reichtums und unermeßlicher Kostbarkeit. „Wenn du alles in der Welt hättest, nur Ihn nicht, dann währest du bettelarm. Und wenn du nichts in der Welt hättest außer Ihn allein, dann währest du unendlich reich.“ Denn Jesus ist der Reichtum schlechthin. Er ist das wahre Gold, das uns der himmlische Vater vom Himmel her geschenkt hat. Bei den Kirchenvätern wird gerne der Empfang der heiligen Kommunion mit der Entgegennahme von kostbarem Gold verglichen. Der hl. Cyrill von Jerusalem mahnt die Gläubigen: „Habe acht, daß dir nichts davon auf den Boden falle. Was du davon fallen ließest, wäre natürlich soviel als Verlust eines deiner eigenen Glieder. Sage mir doch: Würdest du nicht, wenn dir jemand Goldstaub gäbe, denselben recht sorgfältig aufheben, damit ja nichst verloren gehe und du keinen Schaden erleidest? Solltest du also nicht viel mehr darauf bedacht sein, daß dir kein winziger Brosamen von dem verloren gehe, was kostbarer ist als Gold und Edelstein?“ Bei kostbarem Gold würde jeder genau darauf achten, daß nichts davon verloren geht.

So wie uns die Gabe des Goldes zeigt, daß wir in Jesus Christus den Inbegriff des Reichtums geschenkt bekommen haben, so zeigt uns die Gabe des Weihrauches an, daß wir nun durch Ihn und mit Ihm und in Ihm befähigt sind, dem wahren Gott die Anbetung zu erweisen, die Ihm gebührt und Ihm diese Huldigung in der allein angemessenen, vollkommenen Weise zu erweisen. Denn unser göttlicher Hohepriester ist auf diese Welt gekommen, um unser hinfälliges Gebet in Sein unendlich vollkommenes Gebet einzubeziehen, um den ewigen Lobpreis, den Er im Heiligen Geist dem Vater darbringt, zu unserem eigenen Lobpreis werden zu lassen. „Per ipsum, et cum ipso et in ipso“„Durch ihn und mit ihm und in ihm ist dir Gott allmächtiger Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, alle Herrlichkeit und Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Durch Christus! Ja, unser Herr ist der wahre Beter. Und wenn Er auf diese Welt gekommen ist, und wir Ihm im Geheimnis der Gnade einverleibt werden, so wird unser armseliges Gebeten hineingenommen in Sein vollendetes, unendlich heiliges Gebet, so wie es vor allem beim heiligen Meßopfer von unserem Altar zum Himmel emporsteigt. So wurde uns in Jesus Christus der wahre Weihrauch geschenkt. Weihrauch, den wir gleichsam in uns aufnehmen, um ihn dann zu einem reinen und heiligen Gebet auf der Glut der Gottesliebe in unserem Herzen zu verbrennen.

Und drittens ist uns in Ihm auch die Myrrhe geschenkt, nämlich das bittere Leiden und Sterben Jesu Christi, zur Sühne für unsere Sünden. Immer dann, wenn wir das heilige Opfer des Altares feiern, wird uns Seine heilige Passion zugewendet und damit gleichsam geschenkt. Daher sind wir dazu aufgerufen, sie uns zu eigen zu machen, indem wir uns mit Seinem Sühneopfer geistig vereinigen und Sein bitteres Leiden und Sterben am Kreuz durch die Hände des geweihten Priesters dem himmlischen Vater mit darbringen. Wir sind also gleichsam Eigentümer dieser himmlischen Myrrhe geworden, die da einer der drei Weisen dem Jesuskind dargebracht hat.

Unsere persönlichen Geschenke

So tun sich uns bei der Betrachtung der drei recht einfach wirkenden Gaben der drei Weisen gewaltige Horizonte auf. – Dabei liegt es auf der Hand, daß sich aus jeder dieser drei Geschenke dann auch eine Folgerung – ja, eine Forderung für unser Leben, für unser Handeln und Wandeln vor Gott, ergibt. Wenn diese Weisen aus dem Morgenland dem Christuskind diese drei Gaben dargebracht haben, dann sollen auch wir, dann sollen es die Gläubigen aller Zeiten es nicht anders tun. Jeder soll dem Heiland Gold, Weihrauch und Myrrhe darbringen. Nicht unbedingt das materielle Gold. Obwohl so viele fromme und gläubige Herrscher unserer Geschichte, kostbare Gaben aus Gold verfertigt und sie Gott als Weihegabe dargebracht haben. Besuchen wir nur die großen, berühmten Heiligtümer und Pilgerstätten, an denen die großen Kaiser, Könige und Fürsten ihre Gaben hinterlassen haben. Aber noch wichtiger als materielles Gold ist es unserem Herrn, Ihm das darzubringen und zu schenken, was uns ganz persönlich besonders wertvoll ist. Da ist vor allem unsere Arbeit. Und zwar die stille, alltägliche, kleine Berufsarbeit, womit wir vor den Menschen nicht glänzen können. Das treue, unentwegte Erfüllen der täglichen Pflichten ist damit gemeint. Das harte Tagwerk des Arbeiters, die gleichmäßige Hausarbeit der Familienmutter, die stressige Arbeit des Angestellten, genauso, wie die Schularbeiten des Kindes. Das ist das Gold unseres Lebens. Es ist schwer zu schürfen und hat doch so großes Gewicht in den Augen Gottes. Und noch ein zweites ist unser Gold: die übernatürliche Liebe zu Gott. Die Gottesliebe ist das wahre Gold unseres Lebens. Alles, was wir im Stande der heiligmachenden Gnade durch unser Denken, Reden und Tun wirken, wird durch die Gottesliebe, wie durch einen Zauberstab, in das unvergängliche Gold ewigen Verdienstes verwandelt. All unser Tun und Lassen, jeder Gedanke, die kleinste, unbedeutendste Tat, ja selbst die niedrigste Arbeit erhält durch die Liebe zu Gott einen ewigen Wert. Bringen wir Ihm also immer wieder die Gabe des Goldes dar.

Die Gabe des Weihrauches heißt – das Gebet. Wahre Frömmigkeit, das ist die innere Haltung der Hingabe an Gott. Der schönste Ausdruck wahrer Frömmigkeit ist das Gebet, die Ergebung der Seele zu Gott. Beständig soll der Weihrauch unseres Gebetes als lieblicher Wohlgeruch vor das Angesicht Gottes aufsteigen. Um zwei Dinge müssen wir uns hierbei bemühen. Einmal um die Ordnung und zum anderen um die Andacht. Morgen- und Abendgebet und auch der hl. Rosenkranz, brauchen einen festen Platz im Tag. Und auch wenn heute kaum noch jemand die Gelegenheit hat täglich der heiligen Messe beizuwohnen, so sollten wir uns doch täglich Gott durch unseren Herrn Jesus Christus der göttlichen Majestät aufopfern. – Zum anderen soll unser Gebet kein Geplapper werden, keine wortreiche, mit zerstreuten weltlichen Gedanken verunreinigte „stinkende Rauchwolke“ sein, sondern reiner Weihrauch. Deshalb muß sich die Seele bevor sie mit dem Allerhöchsten spricht sammeln. Sie muß zuerst innerlich zur Ruhe kommen, wenn sie sich zu Gott erheben und den Wohlgeruch ihrer Liebe – nicht unbedingt in vielen Worten – verströmen lassen will. Die Sehnsucht danach Gott unseren Herrn in einem echten, tiefen und innigen Gebet zu ehren und zu lieben, das ist der duftende Weihrauch, der Gott verherrlicht.

Und schließlich darf auch die Gabe der Myrrhe nicht fehlen. Es gibt kein Menschenleben ohne Leid, aber noch viel weniger gibt es ein Christenleben ohne Leid. Jedem Seiner Jünger ist ein Stück vom Kreuz Christi abgemessen. Diese königliche Gabe ist, vorausgesetzt, daß sie ergeben getragen wird, vor Gott am wertvollsten. Unsere Bereitschaft, nicht nur Christus allein zu unserer Erlösung leiden zu lassen, sondern in Vereinigung mit Ihm auch selbst Schweres und Schmerzliches Gott zur Sühne unserer Schuld darzubringen, bis hin zur Darbringung des Lebens in unserem Sterben, das ist der Beweis für die Echtheit unserer Gottesliebe.

Weihe Deine Gaben dem Herrn!

Die Gaben, die wir einem Menschen machen, stellen uns oft vor ernsthafte Probleme. Was soll ich schenken? Was soll ich geben? Gegenüber diesem neugeborenen König, der da in der Krippe liegt, stehen wir hingegen niemals vor dem Problem uns den Kopf über ein passendes Geschenk zerbrechen zu müssen. Wir brauchen uns nur den drei Weisen aus dem Morgenland anzuschließen, und Ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe darzubringen. Und dabei, können wir ganz sicher sein, daß wir Ihn, unseren Schöpfer und Erlöser, damit stets erfreuen werden. Lassen Sie uns also gerade heute am Fest der Epiphanie wieder freudig damit beginnen Ihm unsere Geschenke und Gaben zu weihen. Amen.

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