Einsetzung des hl. Meßopfers

Geliebte Gottes!

Das große und blutige Opfer des Neuen Bundes, welches unser Herr Jesus Christus ein einziges Mal am Kreuz dargebracht hat, kann in seiner Würde und Wirksamkeit nicht überboten werden. Deshalb bedurfte es keiner Wiederholung. – Das einmalige Kreuzesopfer Christi sollte aber nach dem Ratschluß Gottes sehr wohl an allen Orten und zu allen Zeiten, bis ans Ende der Welt, erneuert werden. Und zwar in einem unblutigen Opfer. Ein Vorbild dieses unblutigen Opfers war, wie wir zuletzt gesehen hatten, das Opfer des Melchisedech. Der Priesterkönig von Salem opferte Brot und Wein. – Desgleichen war ein unblutiges Opfer, das an die Stelle der jüdischen Opfer treten sollte, von Gott durch den Propheten Malachias vorherverkündet worden. Das Vorbild des Melchisedech und die Weissagung des Malachias haben ihre Erfüllung gefunden im heiligen Meßopfer; also in dem Opfer, in welchem Christus sich Selbst unblutigerweise, und zwar unter den Gestalten von Brot und Wein, immerfort Seinem himmlischen Vater darbringt.

Tut dies zu meinem Andenken.“

Wann Christus das heilige Meßopfer eingesetzt hat, ist uns allen bekannt. Es war in der Nacht vor Seinem Leiden, beim letzten Abendmahl, das Er mit den zwölf Aposteln abhielt. Die Einsetzung selbst geschah durch den Befehl: „Tut dies zu meinem Andenken“ (Lk. 22, 19) Mit diesen wenigen, aber sehr inhaltsreichen Worten unseres göttlichen Erlösers, welche meist nur wenig Beachtung finden, weil sie nur als ein Nachsatz der entscheidenden Wandlungsworte erscheinen, sollen sich unsere heutigen Überlegungen befassen. Dabei werden wir beweisen, daß die hl. Messe tatsächlich ein wahres, von Christus eingesetztes Opfer ist. Und damit wird gleichzeitig der von Protestanten und Modernisten geführte Vorwurf, die katholische Kirche habe in späterer Zeit aus dem Abendmahl ein Opfer gemacht, endgültig widerlegt sein. – Wir wollen dabei in drei Stufen vorgehen. Und zwar wollen wir uns fragen, was den Worten „Tut dies zu meinem Gedächtnis“voranging; sodann was diese Worte begleitete; und schließlich was darauf folgte.

Was dem Befehl voranging

Zunächst müssen wir freilich zugeben – in den Worten „Tut dies zu meinem Andenken“ ist von keinem Opfer und auch nicht vom Meßopfer die Rede. – Wie kann man also behaupten, mit diesen Worten habe unser Herr das hl. Meßopfer eingesetzt? – Man kann dies nur verstehen, wenn man bedenkt, was diesen Worten vorausgegangen war. „Tut DIES zu meinem Andenken.“ Was heißt „tut dies“? – Es heißt: Tut das, was ich gerade getan habe. Was hatte der Heiland getan? Er hatte Brot und Wein in Seine heiligen Hände genommen. – Auch die Apostel werden das fortan tun. Das ist jedoch kein Opfer. – Christus hatte das Brot in Sein heiliges Fleisch und den Wein in Sein kostbares Blut verwandelt, indem Er sprach: „Das ist mein Leib“ (Mk. 14, 23). – „Das ist mein Blut “ (Mk. 14, 24). Gewiß! Auch die Apostel werden die Wesensverwandlung des Brotes und des Weines vollziehen. Aber auch die Verwandlung der Gaben in den Leib und das Blut Christi ist nicht das Opfer. – Der Herr hat Seinen heiligen Leib und Sein heiliges Blut den Aposteln zur Speise und zum Trank gereicht. „Nehmet hin und esset“ (Mt. 26, 26). – „Trinket alle daraus “ (Mt. 26, 27), sprach Er. Auch die Apostel werden fortan das hl. Sakrament genießen und an die Gläubigen austeilen. Auch dabei handelt es sich um kein Opfer. – Wo aber findet es sich denn? – Der Heiland hatte noch etwas mehr getan. Er hatte, bevor Er sprach, „Tut dies zu meinem Andenken“, Seinen heiligen Leib und Sein kostbares Blut unter den Gestalten von Brot und Wein Gott geopfert. – Ja, aber wie, wird man einwenden? Wo steht das? Woher wissen wir das? – Zunächst aus dem, was diesen Worten in der Heilsgeschichte vorangegangen war. Was aber war diesen Worten heilsgeschichtlich vorangegangen?

Es waren die Vorbilder vorangegangen. Das Opfer des Melchisedech zu der Zeit, als Abraham lebte. Was opferte Melchisedech? Er opferte Brot und Wein. Dieses Opfer ist ein Vorbild und zwar das Vorbild von einem Opfer! Wie jedes Vorbild harrte es seither auf seine Erfüllung. In Jesus Christus mußte es seine Erfüllung finden. Denn Gott selbst spricht zum göttlichen Erlöser: „Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung des Melchisedech“ (Ps. 109, 4). Wo und wann hat aber unser Herr Jesus Christus nach der Ordnung, d.h. entsprechend wie Melchisedech geopfert? – Etwa am Kreuz? – Nein! Denn beim Kreuzesopfer handelte es sich um ein blutiges Opfer, nicht um ein unblutiges Opfer nach der „Ordnung des Melchisedech“. Das Kreuzesopfer war ein einmaliges Opfer. Nach der Ordnung des Melchisedech wird der Heiland ewig opfern. Nur wenn sich Christus beim letzten Abendmahl unter den Gestalten von Brot und Wein Seinem Vater geopfert(!) hat, hätte das alttestamentliche Vorbild des Melchisedech seine Erfüllung gefunden, sonst nicht.

Ferner war in der Heilsgeschichte die Weissagung des Propheten Malachias über das neue Opfer vorangegangen, welches an die Stelle der jüdischen Opfer treten sollte. Mußte diese Weissagung erfüllt werden? Gewiß, so wahr es eine göttliche Weissagung war. – Ist sie in Erfüllung gegangen? Ja, aber nur unter der Voraussetzung, daß Christus tatsächlich beim letzten Abendmahl unter den Gestalten von Brot und Wein sich Selbst geopfert hat. Wenn Er also dieses Opfer in der hl. Messe auf dem ganzen Erdenrund „vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang“ immerdar wiederholt. Dann und nur dann ist die Weissagung in Erfüllung gegangen. Sonst hätte Gott etwas verheißen, was Er später nicht erfüllt hätte. Wo ein Schatten ist, da ist auch ein Körper. Wo die Vorbilder und Weissagungen sind, da muß sich notwendigerweise auch ihre Erfüllung finden.

Also: Das Opfer des Melchisedech und die Weissagung des Malachias fordern notwendigerweise, daß Jesus Christus ein unblutiges Opfer unter den Gestalten von Brot und Wein dargebracht und eingesetzt hat. – Das kann nicht anders als beim letzten Abendmahl geschehen sein. Weder die Evangelien, noch die Briefe der Apostel, noch die mündliche Überlieferung weiß uns von einem anderen Ereignis zu berichten, da unser Herr Jesus Christus Brot und Wein dargebracht hätte. Folglich bleibt nichts anderes übrig, als in dem Ereignis beim letzten Abendmahl die Erfüllung der jahrtausendealten Verheißung Gottes zu erblicken. Wenn die Verheißung Gottes, daß einst ein unblutiges Opfer eingesetzt werden würde, beim letzten Abendmahl in Erfüllung gegangen sein muß, dann ist mit dem Befehl Christi „Tut dies zu meinem Andenken“ notwendigerweise der Befehl ergangen, ein Opfer darzubringen. Ein unblutiges Opfer. Das hl. Meßopfer.

Was den Befehl begleitete

Daß unser Herr Jesus Christus beim letzen Abendmahl sich selbst unter den Gestalten des Brotes und Weines als Opfer dargebracht hat, geht aber auch aus den Worten selbst hervor, die unser göttlicher Erlöser bei der Einsetzung des Allerheiligsten Altarsakraments gesprochen hat. „Nehmet hin und esset: Das ist mein Leib.“ Und Er fügte hinzu: „Der für euch hingegeben wird“ (Lk. 22, 19). – Was wurde hingegeben? – Der Leib Christi. „Dies ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“ – Wann fand diese Hingabe statt? Am Kreuz? – Ja gewiß, auch am Kreuz hat Er Seinen Leib hingegeben. Er sprach aber auch von einer gegenwärtigen Hingabe, die damals schon im Abendmahlsaal stattfand. – Die Protestanten wenden an dieser Stelle ein, mit dem Zusatz „der für euch hingegeben wird“ sei nur die „Hingabe“, als eine „Darreichung zur Speise“ an die Jünger gemeint gewesen. Doch das ist ein Irrtum. Denn einerseits hatte Christus bereits gesagt, daß Sein heiliger Leib auch zur Speise dienen sollte: „Nehmet hin und esset.“ Und es lag kein Grund vor, dasselbe in einem und demselben Satz noch ein zweites Mal zu sagen. – Zum anderen aber sagte der Herr nicht: Dies ist mein Leib, der „euch“ hingegeben wird, sondern „der FÜR euch“ hingegeben wird. – Wenn der Vater die Schulden des Sohnes bezahlt, so kann er mit Recht sagen: „Das ist das Geld, das FÜR dich bezahlt wird.“ Aber der Sohn bekommt dann das Geld nicht, sondern allein der Gläubiger. Indem der Heiland sagt: „Das ist mein Leib, der FÜR euch hingegeben wird“, meint Er nicht die Hingabe zur Speise an die Jünger, sondern die Hingabe als Lösepreis an einen anderen. – Halten wir kurz fest: Jesus meint mit den Worten von der Hingabe Seines Leibes in der Gestalt des Brotes nicht Seine Hingabe am Kreuz. Er meint nicht die Hingabe als Speise. Welche Hingabe meint Er aber dann? – Es bleibt kein anderer Ausweg und keine andere Auslegung übrig als die Hingabe an den himmlischen Vater. Indem unser Herr Jesus Christus sagte: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird“, war es dasselbe, als wenn Er gesagt hätte: „Das ist mein Leib, der für euch dem himmlischen Vater dargebracht; der jetzt dem himmlischen Vater geopfert wird.“ – Es war ein wahres Opfer! Die drei Wesensmerkmale eines Opfers finden sich an dieser Stelle. Keines fehlt! 1. Die sichtbare Gabe – der Leib Christi unter der Gestalt des Brotes. – 2. Diese Gabe wird Gott dargebracht. Das haben wir soeben bewiesen. Es kann nicht anders sein. – Und wer wollte daran zweifeln, daß Christus Seinen Leib opferte, um 3. den himmlischen Vater damit zu verherrlichen und zu ehren? Der Heiland hat beim letzten Abendmahl also zuerst selbst ein unblutiges Opfer dargebracht. Danach erst sprach er: „Tut dies zu meinem Andenken.“ – Somit ist klar, was die Apostel tun sollten. Sie sollten den Leib Christi in der Gestalt des Brotes Gott aufopfern, wie Er es getan hatte.

Das Gleiche folgt, noch viel deutlicher, aus den Worten des Heilandes bei der Darbringung des Kelches. Christus nahm den Kelch mit Wein in Seine heiligen, ehrwürdigen Hände, segnet und reicht ihn Seinen Jüngern indem Er sprach: „Trinket alle daraus. Denn das ist mein Blut“ (Mt. 27, 26 f.). Hier haben wir die Wandlung des Weines: „Das IST mein Blut.“ Außerdem, daß das Blut als Trank dargereicht werden soll: „Trinket alle daraus.“ – Wo ist die Rede vom Opfer? – Es findet sich deutlich ausgesagt in den Worten: „Das ist mein Blut, das Blut des Neuen Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“ (Mt. 26, 28). Die Wendung „das Blut, das vergossen wird“, ist eine Redensart, die unzweideutig auf ein Opfer hinweist. Im jüdischen Tempel mußte das Blut des geopferten Tieres am Fuß des Altares ausgegossen werden. Darin bestand der eigentliche Opferakt, die eigentliche Darbringung. Während die Schlachtung der Lämmer, Stiere und Widder von den niederen Dienern, den Leviten, vorgenommen wurde, war die Ausgießung des Blutes allein den Priestern vorbehalten. – Noch deutlicher wird es, wenn wir die Worte vom „Blut des neuen und ewigen Bundes“ mit einbeziehen. Indem Jesus Christus Sein heiliges Blut „das Blut des Neuen Bundes“ nennt, knüpft Er an das Blut des Alten Bundes an, dem Er Sein eigenes Blut entgegensetzt. – Gibt es denn ein „Blut des Alten Bunden“? In der Tat! Im 2. Buch Moses, dem Buch Exodus (24, 1-8), wird berichtet, daß Moses das Gesetz Gottes am Berg Sinai in einem Buch niederschrieb. Dann wurden junge Männer ausgesandt, welche Opfertiere zum Brand- und Friedopfer darbrachten. Der Altar war aufgerichtet, das Volk versammelt, die Opfer wurden geschlachtet. Das Blut der Opfertiere wurde gesammelt in zwölf Krügen. Das Blut aus sechs Krügen wurde an den Seiten des Altares ausgegossen. Die übrigen sechs Krüge wurden auf den Altar gestellt. – Beachten wir wohl, es war Opferblut! Es war das Blut der Opfertiere. Es stand in Gefäßen auf dem Altar. Dann nahm Moses das Buch des Bundes und las es dem Volk laut vor. Nach der Lesung fragte er das Volk, ob sie den Bund mit Gott annehmen wollten. Die Hebräer antworteten: „Alles, was der Herr gesagt hat, werden wir tun und wir werden gehorsam sein“ (Ex. 24, 7). Da war der Bund zwischen Gott und dem Volk Israel, also der Alte Bund, geschlossen. Daraufhin nahm Moses das Blut, das auf dem Altar stand, und besprengte damit das Volk, und dabei sagte er wörtlich: „Das ist das Blut des Bundes“ (Ex. 24, 8). – Moses war der Mittler des Alten Bundes. Christus ist der Mittler des Neuen Bundes. – Moses machte dem Volk das Gesetz des Alten Bundes bekannt. Christus macht während Seines öffentlichen Lebens dem Volk das Gesetz des Neuen Bundes bekannt. – Moses besiegelt den Alten Bund im Blute der Opfertiere. Christus besiegelt den Neuen Bund in Seinem eigenen Blut, welches wirklich Opferblut ist. Die Parallelen sind offensichtlich. – Dürfen wir also nicht sagen: Christus hat beim letzten Abendmahl Sein kostbares Blut in der Gestalt des Weines Gott geopfert? Mit Gewißheit! Wir können es mit absoluter Sicherheit sagen und wir müssen es sogar genau so sagen. Denn Er nennt es „das Blut des Neuen Bundes“. So gewiß das Blut des Alten Bundes Opferblut war, ebenso sicher muß auch das Blut des Neuen Bundes Opferblut gewesen sein. 

Was bedeuten nun also die Worte, die der Heiland zu den Aposteln sprach: „Tut dies zu meinem Andenken“? – Sie bedeuten: Ich habe Mein Fleisch und Blut unter den Gestalten von Brot und Wein dem himmlischen Vater aufgeopfert. Tut dasselbe! Auch ihr sollt fortan dasselbe tun. – Kurz: Diese Worte bedeuten die Einsetzung eines neuen Opfers, eines unblutigen Opfers, des hl. Meßopfers. 

Doch fragen wir noch weiter: Worin genau besteht denn das Opfer bei der hl. Messe? Hierfür müssen wir uns noch etwas eingehender mit den beiden Gestalten befassen. Auch die Gestalten von Brot und Wein versichern uns der Wahrheit, daß die hl. Messe ein wahres Opfer ist. Es steht auf das deutlichste in der Hl. Schrift, daß der Heiland das allerheiligste Sakrament in zwei Gestalten eingesetzt hat – unter Brot und Wein. – Was mag hierfür wohl der Grund gewesen sein? Warum zwei Gestalten? Etwa, damit Christus vollständiger gegenwärtiger wäre? – Dazu sind keine zwei Gestalten nötig. Unter einer Gestalt ist Christus ebenso vollständig gegenwärtig als unter zweien. – Dann vielleicht, damit Er vollständig empfangen würde? – Nein. Wir wissen, wer die hl. Kommunion unter einer Gestalt empfängt, der empfängt den ganzen Christus mit Leib und Seele, mit Fleisch und Blut, mit Gottheit und Menschheit; er kommuniziert genauso vollständig wie der Priester, der beide Gestalten genießt. – Sind die beiden Gestalten dann etwa dazu da, damit die hll. Geheimnisse leichter gefeiert werden könnten? – Auch das ist mit Sicherheit zu verneinen. Es ist ja leichter, Brot allein oder Wein allein zu beschaffen als beides zusammen, Brot und Wein. – Warum also die beiden Gestalten? Es muß doch einen Grund geben! – Und es gibt ihn! Die beiden verschiedenen Gestalten von Brot und Wein sind nicht notwendig zum Sakrament, auch sind sie nicht notwendig für die vollständige Gegenwart oder zur vollständigen Kommunion. Aber sie sind notwendig zum Opfer! – Wieso das? – Das hl. Meßopfer soll die fortwährende Vergegenwärtigung und Erneuerung, die unblutige Darstellung des Kreuzesopfers Jesu sein. Es muß also in der hl. Messe in irgendeiner Weise das dargestellt werden, was am Kreuz geschehen ist. Was aber ist am Kreuz geschehen? – Christus hat sich am Kreuz Selbst geopfert. – Wodurch? – Durch Seinen Tod. – Wodurch wurde Sein Tod herbeigeführt? – Durch die Trennung Seines heiligen Blutes von Seinem verwundeten Leib. Die Blutvergießung und der Blutverlust war die letzte Todesursache des göttlichen Opferlammes. – Wenn also im hl. Meßopfer der Tod Christi dargestellt werden soll, so muß die Trennung des Blutes Christi von Seinem hl. Leib in irgendeiner Weise sichtbar zur Darstellung kommen. In Wirklichkeit können Leib und Blut Christi nach Seiner glorreichen Auferstehung nicht mehr voneinander getrennt werden! Er ist verklärt. Er thront im Himmel, wie uns der hl. Paulus versichert: „Wir wissen ja, daß Christus auferweckt von den Toten, nicht mehr stirbt; der Tod hat keine Macht über ihn“ (Röm. 6, 9). – Wie soll nun die Trennung von Fleisch und Blut Christi vollzogen werden? Wie soll das Kreuzesopfer auf unblutige Weise erneuert werden? – Dazu eben sind die beiden Gestalten notwendig. Zwei Gestalten. Zwei verschiedene Gestalten, die eine fest, die andere flüssig. Zwei getrennte Gestalten, unter denen Christus gegenwärtig ist. Sie versinnbilden die Trennung des Leibes und Blutes Jesu Christi am Kreuz. Sie sind die unblutige Darstellung und Erneuerung des Kreuzesopfers. In der sakramentalen Trennung von Leib und Blut Christi auf dem Altar wird das Kreuzesopfer von Kalvaria auf unblutige Weise unter den Gestalten von Brot und Wein vollzogen, erneuert und vergegenwärtigt. So wahr es ist, daß Christus unter den Gestalten von Brot und Wein gegenwärtig ist, genauso wahr ist es, daß durch die sakramentale Scheidung von Leib und Blut Christi auf dem Altar das Kreuzesopfer des göttlichen Erlösers wahrhaft erneuert wird.

Was auf den Befehl folgte

Wenden wir uns abschließend noch dem zu, was auf die Worte Christi „Tut dies zu meinem Andenken“ gefolgt ist. Wie haben die hll. Apostel, wie hat die katholische Kirche Seine Worte verstanden und befolgt? – Unzweifelhaft als eine Vollmacht, einen Auftrag, einen Befehl, den Leib und das Blut Jesus Christi dem himmlischen Vater als ein Opfer darzubringen. Im Hebräerbrief des hl. Paulus erklärt der Apostel: „Wir haben eine Opferaltar, von dem diejenigen nicht essen dürfen, welche dem Zelte dienen“ (Heb. 13, 10). Diejenigen, welche dem Zelte dienen, das sind die ungläubigen Juden, welche Christus als den verheißenen Messias und Gottessohn zurückweisen. – Die Christen haben also einen Altar. Kann ein Altar ohne Opfer sein? Nein. Also haben wir auch ein Opfer. – Was für ein Opfer? Ein Opfer, das zugleich Speise ist. „Wir haben einen Altar, von dem diejenigen nicht ESSEN dürfen, die dem Zelte dienen.“ – Was ist das für ein Opfer? Was ist das für eine Speise? Es gibt keine andere Antwort als die: Das Altarsakrament ist Speise und Opfer, das hl. Meßopfer.

Diese Lehre geht, wie wir bewiesen haben, aus der Hl. Schrift hervor, und sie wird durch alle Jahrhunderte bezeugt von allen Päpsten und Konzilien, von den hll. Kirchenvätern und Kirchenlehrern, welche über das hl. Meßopfer gelehrt, gepredigt und geschrieben haben; alle Altäre, auf denen das hl. Meßopfer dargebracht worden ist; alle Meßbücher und Meßgebete, die jemals gedruckt, geschrieben und gebetet worden sind; alle Priester, die dieses hl. Opfer dargebracht haben; alle Gläubigen, die jemals dem hl. Meßopfer beigewohnt haben; alle Irrlehrer und Schismatiker, die sich zwar von der katholischen Kirche getrennt, aber auch nach ihrem Abfall das hl. Opfer beibehalten haben. Welch eine Menge von Zeugen! – Was sagen sie? Welches Zeugnis legen sie ab?

Einhellig: Die hl. Messe ist ein wahres Opfer. – Wer hat es eingesetzt? Christus hat es beim letzten Abendmahl eingesetzt. – Was ist die Opfergabe? Christus selbst, Sein heiliger Leib und Sein kostbares Blut. – Wie wird das Opfer vollzogen? Dann, wenn durch die Worte der heiligen Wandlung das kostbare Blut vom heiligen Leib Christi getrennt wird. Die hl. Väter haben übrigens deshalb die Zunge des Priesters mit einem Schlachtmesser verglichen, weil der Priester durch das Aussprechen der Konsekrationsworte Leib und Blut Christi voneinander scheidet. – Wem wird dieses Opfer dargebracht? Gott. – Wozu? Zu Seiner Anbetung und höchsten Verherrlichung.

Vereinigen wir uns mit dieser gewaltigen Schar von Zeugen und bekennen auch wir: Ja, ich glaube und glaube fest, daß unser göttlicher Erlöser Jesus Christus in diesem heiligsten Sakrament Seiner Kirche auch zugleich ein wahres Opfer, das Opfer des Neuen Bundes, hinterlassen hat, in dem alle alttestamentlichen Vorbilder und Weissagungen in Erfüllung gegangen sind!

Und ist es nicht recht und billig, daß wir Gott das Beste, das Reinste und Heiligste, was wir auf Erden haben, zum Opfer bringen? Was haben wir Reineres, Heiligeres und Kostbareres als den Leib und das Blut Jesu Christi unter den unblutigen Gestalten von Brot und Wein? – Was anderes könnten wir also Gott zum Opfer darbringen? Christus Selbst hat es getan. Er hat es Seinen Apostel aufgetragen. Er hat die heilige Kirche damit beauftragt, indem Er sprach: „Tut dies zu meinem Andenken.“ Amen.

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