Die Wesensverwandlung von Brot und Wein

Geliebte Gottes!

Am Fronleichnamsfest haben wir uns davon überzeugen können: Sowohl die Worte, in denen der Heiland die Einsetzung des Allerheiligsten Sakramentes versprochen, als auch die Worte, die Er bei der Einsetzung im Abendmahlssaal gebraucht hat, sowie das Verständnis derselben, wie die katholische Kirche gemäß dem Zeugnis der Apostel alle Jahrhunderte hindurch geglaubt hat, laufen alle auf einen Punkt zusammen. Nämlich, daß im Allerheiligsten Sakrament des Altares unser göttlicher Erlöser Jesus Christus wahrhaft, wirklich und wesenhaft gegenwärtig ist. Wenn nun die wirkliche Gegenwart Christi feststeht, kann man durchaus noch genauere Fragen über die Art und Weise stellen, wie Jesus Christus in diesem Sakrament gegenwärtig ist. Zwei Fragen wollen wir in diesem Zusammenhang nachgehen: 1. Durch welche Ursache Christus im Allerheiligsten Sakrament gegenwärtig ist. Und 2. unter welcher Gestalt er gegenwärtig ist.

Die Wirkursache 

Bei der Frage nach der Ursache der Gegenwart Christi im Allerheiligsten Altarsakrament werden wir bei genauerer Betrachtung nicht bloß eine, sondern eine ganze Reihe von Ursachen entdecken, die aber untereinander auf das engste miteinander verbunden sind. 

Aus der Lehre der Kirche wissen wir, daß die wirkliche Gegenwart Christi an die Wandlung geknüpft ist. Schon beim letzten Abendmahl und in der Folge bei jeder gültig gefeierten hl. Messe findet die Verwandlung des Brotes in den Leib Christi und die Verwandlung des Weines in das kostbare Blut des Herrn kraft der Worte statt. Man kann also sagen: Die Wesensverwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi ist die Ursache dafür, daß Christus auf dem Altar wirklich gegenwärtig ist.

Aber woher wissen wir, daß eine solche Wandlung stattgefunden hat? Es folgt aus dem, was der Heiland tat und sagte. Was tat er? Er nahm Brot in Seine heiligen Hände. Wirkliches Brot. Als Er es in die Hände nahm, war es Brot. Dann sprach Er: „Das ist mein Leib.“ Es ist fortan also kein Brot mehr, sondern der Leib Jesu. Wieso? Ist das Brot vernichtet worden? Nein. Ist an seiner Stelle der Leib Christi, wenn man so sagen will, „hervorgezaubert“ worden? Auch nicht. Sondern, es ist das eine in das andere verwandelt worden. Dasselbe gilt vom Wein, der in das Blut des göttlichen Erlösers umgewandelt worden ist.

Es ist dies keine äußere, sondern eine innerliche Verwandlung. – Wir Menschen haben die Kraft, andere Dinge, auch uns selbst, nur rein äußerlich zu ändern und zu verwandeln. Über das innere Wesen der Dinge hingegen haben wir keine Gewalt. Der Schauspieler beispielsweise verwandelt sich auf der Bühne oder am Filmset von einem Bettler in einen König, von einem drogenabhängigen Verbrecher in einen scharfsinnigen Kommissar. Die Verwandlung von einer Rolle in die andere geschieht durch Änderung der Kleider, der Verhaltensweisen und Gebärden, der Sprache und des Ausdrucks. Aber innerlich bleibt der Schauspieler stets ein und derselbe Mensch. Aus einem lebendigen Jungen wird im Laufe der Jahre ein gestandener Mann und eines Tages ein schwerfälliger, tiefgebückter Greis. Wodurch kommt diese Verwandlung zustande? Durch die Länge der Zeit. Aber so groß die äußerliche Veränderung auch scheint, es ist und bleibt doch immer dieselbe Person. Der Greis ist verantwortlich für die Taten seiner Kindheit, seiner Jugend und seines Erwachsenenalters.

Allein die Macht Gottes geht soweit, daß sie das innerste Wesen der Dinge umgestalten und verwandeln kann; und das auch noch in kürzester Zeit! Das ist die nächste Ursache, wodurch die Gegenwart Jesu Christi im Allerheiligsten Sakrament herbeigeführt wird: die Wandlung, die Wesensverwandlung von Brot und Wein, die sog. Transsubstantiation.

Doch fragen wir weiter: Wodurch geschieht diese Wesensverwandlung? Sie geschieht Kraft der Worte. Durch die heiligen und geheimnisvollen Wandlungsworte, die Jesus Christus beim letzten Abendmahl über Brot und Wein gesprochen hat und welche der Priester in der Vollmacht Jesus Christi bei jeder hl. Messe wiederholt, wird die Wandlung verursacht. Es sind nur wenige Worte, leise gesprochene Worte, von menschlichen Lippen geformte Worte, welche die innerliche Wesensverwandlung zustande bringen. Man kann diese Worte in Bezug auf ihre Wirkung mit den Schöpfungsworten vergleichen, die Gott, der Allmächtige, im Anbeginn sprach: „Er sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht“ (Gen. 1, 3). „Er sprach, und es wurde. Er befahl, und es war geschaffen“ (Ps. 148, 5). „Er rief die Sterne, und sie sprachen: Hier sind wir, und sie leuchteten auf vor dem Angesicht dessen, der sich gemacht hat“ (Bar. 3, 35).

Die Gegenwart Christi wird herbeigeführt durch eine Wesensverwandlung. Diese Wesensverwandlung wird herbeigeführt durch die Kraft der Worte. Aber woher haben diese wenigen, leisen, von einem Menschen ausgesprochenen Worte eine solche Macht? Diese Frage führt uns auf die letzte und tiefste Ursache, wodurch die Gegenwart Christi im Altarsakrament herbeigeführt wird. Diese liegt in der Allmacht Gottes. „Bei Gott ist kein Ding unmöglich“ (Lk. 1, 37)

Die Wandlungsgewalt

Die Worte des Heilandes beim letzten Abendmahl hatten die Kraft, Brot und Wein in Seinen Leib und in Sein Blut zu verwandeln. Weil es die Worte des allmächtigen Gottessohnes waren, geschah durch sie genau das, was sie bezeichneten. Das leuchtet ein. Aber woher haben die Worte des menschlichen Priesters die Kraft, die Wesensverwandlung zustande zu bringen? Weil die Priester diese Worte nicht in ihrem eigenen Namen, sondern im Auftrag und damit in der Kraft Jesu Christi sprechen. „Tut dies zu meinem Andenken“, befahl der Heiland Seinen Aposteln beim letzten Abendmahl. Mit anderen Worten: Tut das, was ich jetzt getan habe. Nehmt Brot und Wein in eure Hände. Sprecht die Worte, die ich gesprochen habe. Und es geschieht, was jetzt soeben geschehen ist. Das Brot wird in Meinen Leib, der Wein in Mein Blut verwandelt werden. – Es ist klar, daß der Heiland mit den Worten: „Tut dies zu meinem Andenken“ den Aposteln einen Befehl gab. Wie wir aber vorhin gesagt haben, ist es dem Menschen an und für sich unmöglich, das innere Wesen einer Sache zu verändern. Allein Gott ist dazu in der Lage. Was aber, wenn Gott es befiehlt? Was, wenn Gott etwas befiehlt, das menschliche Kräfte übersteigt? – Gott kann keine unsinnigen Befehle geben! Er kann von Menschen nicht etwas verlangen, das zu leisten selbst die Kräfte und Möglichkeiten der mächtigsten Engel übersteigt! Wenn Gott also Menschen befohlen hat ein Wunder(!) zu wirken, wozu einzig und allein Seine göttliche Allmacht in der Lage ist, dann muß Er notwendigerweise denjenigen, an die Sein Befehl ergangen ist, auch die Macht dazu verleihen; Seine Macht, Seine göttliche Allmacht! Christus hat den Aposteln durch die Worte „Tut dies zu meinem Andenken“ den Befehl gegeben, das Wandlungswunder zu wirken. Daraus folgt, daß Er ihnen mit dem Befehl gleichzeitig auch die dazu notwendige göttliche Macht gegeben hat, damit fortan auch die Apostel Kraft der Worte Christi Brot und Wein in Seinen hl. Leib und Sein kostbares Blut würden umwandeln können. 

Es ist selbstverständlich, daß diese Gewalt von den Aposteln auf ihre Amtsnachfolger übergehen mußte und auch tatsächlich durch das Weihesakrament auf ihre Nachfolger übergegangen ist. Warum? Weil das Sakrament des Altares für alle Menschen eingesetzt worden ist. Christus sprach ja: „Wer mein Fleisch nicht ißt und mein Blut nicht trinkt, der kann das Leben nicht in sich haben.“ Wenn ohne den Genuß des Leibes und Blutes Christi das ewige Leben der Gnade in einer Seele auf Dauer nicht bestehen kann, so muß dieses Sakrament notwendigerweise allen Menschen im Gnadenstand zugänglich bleiben – quer durch die Jahrhunderte hindurch, bis zum Ende der Welt! – Wenn das Altarsakrament aber zu allen Zeiten und an allen Orten ausgeteilt werden soll, damit es zu allen Zeiten bis zum Ende der Welt von den Katholiken aller Erdteile würdig empfangen werden könne, dann muß es auch nach dem Tod der Apostel durch deren Nachfolger, die Bischöfe und Priester, vollzogen werden. Man muß also sagen und bekennen, daß die göttliche Gewalt, welche unser Heiland zuerst beim letzten Abendmahl ausgeübt hat, Brot und Wein in Seinen Leib und in Sein Blut zu verwandeln, von Christus auf die Apostel und von den Aposteln auf deren Nachfolger, die Bischöfe und Priester übergegangen ist.

Es sei an dieser Stelle nur kurz daran erinnert, daß die Vollmacht, die hl. Wandlung zu vollziehen und damit gültig die hl. Messe zu lesen, an den gültigen Empfang der Priesterweihe gebunden ist. Die Priesterweihe kann nur ein gültig geweihter Bischof spenden. Im Zuge der Liturgiereform des 2. Vatikanum hat Giovanni Battista Montini, alias „Paul VI.“, die Riten des Weihesakramentes geändert. Insbesondere der Ritus der Bischofsweihe ist aus mehreren Gründen ungültig, was nicht folgenlos bleiben konnte. Das bedeutet, daß alle Priesteramtskandidaten, die seit ca. 1970 von Novus-Ordo-„Bischöfen“ die Hände aufgelegt bekamen, keine priesterliche Vollmacht empfangen haben. Das schließt auch die „Priester“ der sog. „traditionellen Gemeinschaften“, wie etwa der Petrusbruderschaft, mit ein. Auch wenn für die Weihen bei der Petrusbruderschaft die vorkonziliaren Riten Verwendung finden, so geschieht das nahezu ausschließlich durch solche Novus-Ordo-„Bischöfe“, die im ungültigen Ritus „Pauls VI.“ zum „Bischof“ geweiht wurden. Alle Kandidaten, die von einem Novus-Ordo-„Bischof“ die Hände aufgelegt bekamen, können folglich, selbst wenn sie die „tridentinische Messe“ lesen, die hl. Wandlung genausowenig vollziehen, wie Ihr Postbote oder Ihr Heizungsinstallateur. Das Brot in ihren Händen bleibt Brot – vor der Wandlung, in der Wandlung und nach der Wandlung. Dasselbe gilt für den Wein.

Die Gestalten von Brot und Wein

Die zweite Frage, die wir genauer in Augenschein nehmen wollten, war diese: „Unter welcher Gestalt ist Christus im Allerheiligsten Sakrament gegenwärtig?“ Die Antwort ist für jedermann offensichtlich. Christus ist gegenwärtig unter den Gestalten von Brot und Wein. Wie wir schon sagten, wird nur das innere Wesen des Brotes in den Leib Christi verwandelt und nur das innere Wesen des Weines wird verwandelt in das kostbare Blut des Erlösers. Aber die Gestalten bleiben. Was soll das nun heißen: Die Gestalten bleiben? Das soll heißen: Alles, was mit einem, mehreren oder mit sämtlichen fünf Sinnen von Brot und Wein wahrgenommen werden kann, das bleibt gerade so, als wenn gar nichts geschehen wäre, als wenn nach der Wandlung noch immer Brot und Wein auf dem Altar wären. – Das ist offensichtlich. Denn, was sieht unser Auge? Die Gestalt, die Farbe, die Größe, die Form der Brotscheibe bzw. des Weines wie zuvor. Was schmeckt die Zunge? Den Geschmack von Brot und Wein. Was fühlt die Hand, der Finger? Genau dasselbe, als wenn er Brot bzw. Wein berühren würde. Wie ist der Geruch? Der Geruch von Brot und Wein. Für alle fünf Sinne ist es so, als wenn rein gar nichts geschehen wäre, und doch ist das innerste Wesen von Brot und Wein verwandelt in den anbetungswürdigen Leib und das heiligste Blut des Sohnes Gottes.

Wir müssen also zu unserer Definition von der Realpräsenz Jesu Christi im Allerheiligsten Altarsakrament der Vollständigkeit halber hinzufügen: Christus ist im Altarsakrament wahrhaft, wirklich und wesenhaft gegenwärtig, aber unter den Gestalten von Brot und Wein verborgen. – Welch eine Herablassung und Selbsterniedrigung des Allerhöchsten! Als der Sohn Gottes im Schoß der unbefleckten Jungfrau Maria Mensch wurde, da verbarg Er schon den herrlichen Glanz Seiner Gottheit unter der gewöhnlichen Gestalt Seiner menschlichen Natur, wie uns der heilige Paulus erinnert: „Er entäußerte sich selbst, und nahm Knechtsgestalt an, wurde uns Menschen gleich und Seinem äußeren nach erfunden wie ein Mensch. Er erniedrigte sich selbst“ (Phil 2, 7 f.). Schon die Menschwerdung war eine Erniedrigung. Wie soll man dann aber das nennen, wenn unser göttlicher Herr Jesus Christus auch noch Seine heilige Menschheit unter den Gestalten von Brot und Wein verbirgt? Seine lebendige Menschheit unter toten Gestalten. Seine verklärte Menschheit unter armseligen Gestalten. Seine unsterbliche Menschheit unter vergänglichen Gestalten: Das ist der Superlativ, die höchste Steigerungsform, der Selbsterniedrigung. Es ist die Erniedrigung der Erniedrigungen.

Gründe für die Verborgenheit Christi unter den Gestalten

Erscheint es da nicht angebracht, auch hier nach dem Grund zu fragen? Warum diese Selbsterniedrigung? Warum wollte Christus nicht in Seiner wahren menschlichen Gestalt unter uns gegenwärtig bleiben, sondern stattdessen in der Gestalt einer Sache, eines Dinges? Wäre es nicht viel einfacher für die katholische Kirche gewesen die Völker zu missionieren und alle Menschen zur Annahme des katholischen Glaubens zu bewegen, wenn jeder Mensch das Wandlungswunder mit eigenen Augen wahrnehmen könnte? Warum die Verborgenheit im Allerheiligsten Sakrament?

Zunächst, wie der hl. Thomas von Aquin sagt, um das Verdienst unseres Glaubens zu vermehren. Wenn der Heiland in Seiner verklärten Menschheit auf dem Altar sichtbar wäre, so wie Er zur rechten Hand Gottes im Himmel thront, so wie Er einst wiederkommen wird, um zu richten die Lebendigen und die Toten, dann wäre es eine leichte Sache, an die Gegenwart Christi im Allerheiligsten Sakrament zu glauben. Es wäre so leicht, daß es unmöglich wäre, an Seiner wirklichen Gegenwart zu zweifeln. Ein Glaubensakt wäre unmöglich, weil unmittelbare Einsicht bestünde. Dann gäbe es aber auch nichts mehr, was Gott für die Ewigkeit belohnen könnte. 

Hingegen ist es aus der Warte Gottes betrachtet nur gerecht, den Glauben zu fordern! Denn, wenn sich die Liebe Christi schon so weit erniedrigt, daß Er unter den einfachen Gestalten von Brot und Wein unter uns Menschen gegenwärtig ist, von uns angebetet und genossen werden kann, dann ist es nur recht und billig, wenn Er für Seine wirkliche Gegenwart unseren Glauben als eine wirkliche Gegenleistung fordert. Der Glaube des Menschen an die Realpräsenz ist eine Huldigung der Majestät Gottes. Der Mensch unterwirft sich Gott, indem er im Vertrauen auf die Autorität Gottes das für wahr hält, was dem Urteil seiner eigenen Sinneswahrnehmungen widerspricht. Er stellt die Wahrhaftigkeit Gottes über das Urteil seines eigenen Verstandes. Der Mensch demütigt sich und räumt Gott damit den ersten Platz ein. Das ist in den Augen Gottes sehr verdienstlich und einer ewigen Belohnung würdig.

Man kann darin eine gewisse Parallele zur Prüfung der Engel erblicken. Angeblich soll die Prüfung der Engel darin bestanden haben, daß Gott ihnen offenbarte, daß Er beabsichtige Mensch zu werden; daß Ihn die Engel also in einer Natur anbeten und dienen werden müssen, die unter ihrer eigenen Engelnatur stand. Genauso muß der Mensch vor der Brotsgestalt in die Knie gehen, die niedriger ist als die Menschennatur, und Gott unter der niederen Gestalt einer Speise anbeten und dienen. Wie die Treue der Engel von Gott mit der ewigen Glückseligkeit belohnt wurde, so verdient auch der Glaube an die wirkliche Gegenwart Christi unter den hl. Gestalten einen ewigen Lohn. Der Glaube an die Realpräsenz ist ein übernatürlicher Akt, der einen übernatürlichen, ewigen Lohn rechtfertigt. – Christus weilt also auf verborgene Weise unter uns, damit Er uns einst für den Glauben an Seine wirkliche Gegenwart umso reicher belohnen kann.

Außerdem will der Heiland in diesen Gestalten zugegen sein, um unsere Furcht zu vermindern, die uns davon abhalten würde, uns Ihm zu nähern. Wenn sich Christus im Allerheiligsten Sakrament in der Gestalt zeigen würde – in dem Glanz, in der Verklärung, in der wunderbaren Majestät – wie Er jetzt im Himmel thront und einst kommen wird, um die Welt zu richten, wer würde es wagen, vor Ihn zu treten, Ihn anzureden, Seinen Blick auszuhalten? Wie wir aus der Heiligen Schrift wissen, sind die Menschen schon kaum in der Lage, den Anblick der Engel zu ertragen! Selbst die heiligen Patriarchen und Propheten zuckten vor den Engelserscheinungen zusammen, erschraken, wagen nicht aufzublicken. Von den Wachen am Grab Christi hören wir, daß sie angesichts des Engels „wie tot“ (Mt. 28, 4) dalagen. Würden wir die göttliche Herrlichkeit Christi schauen können, so würden wir gewiß sprechen wie die Hebräer damals zu Moses am Berg Sinai sprachen: „Gott rede nicht mit uns, sonst müßten wir sterben!“ (Ex. 20, 19). Dazu hat unser göttlicher Erlöser die harmlose Gestalt des Brotes und Weines gewählt, damit wir ohne Furcht, mit Vertrauen Seiner Einladung folgen können und nicht vor der Vereinigung mit ihm in der hl. Kommunion zurückschrecken würden.

Damit ist auch schon der dritte Grund angesprochen, warum sich der Heiland dazu entschieden hat, Seine Gegenwart unter den Gestalten von Brot und Wein zu verbergen. Es ist vielleicht der stärkste Grund von allen. Er wollte in diesem hl. Sakrament unser Speise, unsere Nahrung werden. Er wollte uns daran erinnern, daß wir ohne Ihn nicht leben können; daß wir ganz auf Ihn angewiesen sind, um zu leben; daß unsere Seele Ihn so dringen brauchen, wie unser Leib die Nahrung. Deshalb wollte Christus, der das göttliche Leben in seiner ganzen Fülle ist, uns Leben, Nahrung, Speise sein. Die Gestalten von Brot und Wein sind die Gestalten der täglichen Nahrung für groß und klein, für hoch und niedrig. Deshalb wählte Er diese Erscheinungsform, um allen alles sein zu können.

Danken wir unserm Herrn und Gott, daß Er in diesem wunderbaren Sakrament wahrhaft, wirklich und wesenhaft unter uns sein will; und zwar unter den Gestalten, die das Verdienst unseres Glaubens erhöhen, die uns die hinderliche Furcht vor Seiner göttlichen Herrlichkeit nehmen, das Vertrauen in Seine Güte und Milde vermehren und die Vereinigung mit Ihm in dem Genuß der Himmelsspeise möglich machen. Amen.

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