Fronleichnam
Die Gegenwart Christi im Allerheiligsten Sakrament
Geliebte Gottes!
Die Kirche öffnet nach dem Pfingstfest ihre Schatzkammern, um uns mit den herrlichsten Geheimnissen unseres Glaubens vertraut zu machen; damit wir voll Freude und Dankbarkeit die geistigen Früchte bestaunen, anbeten und genießen, welche uns unser göttlicher Erlöser Jesus Christus aus der übernatürlichen Gnadenwelt Gottes mitgeteilt hat. Nachdem wir uns am vergangenen Sonntag durch einen Blick in das Geheimnis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit in den unendlichen Tiefen Gottes verlieren konnten, wird uns heute in der Monstranz eine weitere geheimnisvolle Kostbarkeit der göttlichen Liebe vor das gläubige Auge gestellt. Es ist der Fronleichnam, der „Leib des Herrn“; auch „Allerheiligstes Altarsakrament“ genannt, weil es nur über den Altar des Opfers zu uns kommt und darüber hinaus auf dem Altar im Tabernakel aufbewahrt wird. Es wird mit recht „das Allerheiligste“ genannt, weil es verborgen unter der bescheidenen Gestalt von Brot und Wein den allheiligen Gottessohn Jesus Christus enthält.
Die drei Zwecke und Aspekte des Allerheiligsten Altarsakraments
In einer dreifachen Absicht hat unser göttlicher Erlöser das Allheiligste Sakrament des Altares eingesetzt. Er sah, daß so viele Menschen von Ihresgleichen verlassen, mit Haß und Neid, mit Geringschätzung und Gleichgültigkeit oder mit geheuchelter Freundschaft und verstellter Liebe behandelt werden. Was ist seltener auf dieser Welt als echte Freundschaft und uneigennützige Liebe? Darum wollte uns Christus selbst mit Seiner erbarmenden Liebe nahe sein. Also ersann Er einen Weg, wie Er, auch nach Seiner glorreichen Himmelfahrt, als unser treuester Freund und Wegbegleiter in diesem irdischen Jammertal an unserer Seite bleiben könne, um uns mit Seiner Gegenwart zu trösten und aufzurichten.
Ferner sah unser Herr, daß wir ohne Ihn außerstande wären, unsere höchsten Pflichten gegen Gott zu erfüllen. Die erste Pflicht aller Geschöpfe besteht bekanntlich in der Verherrlichung Gottes. Diese Verherrlichung bestünde an sich darin, daß wir Gott dadurch als unseren Schöpfer und höchsten Herrn anerkennen und ehren, indem wir Ihm das höchste Gut, das Er uns geschenkt hat – nämlich unser Leben – zurückschenken. Weil wir Ihm unser Leben jedoch nicht zurückschenken können, und weil dies auch nur ein einziges Mal geschehen könnte, deshalb müssen wir zu Anerkennung Seiner höchsten Majestät stellvertretend für unser Leben Opfergaben darbringen. Wir müssen Gott opfern. Doch wie gering, unvollkommen, wie mangelhaft und von Sünde befleckt sind unsere Gaben, die wir Gott darbringen könnten! Wo fände sich etwas in der weiten Welt, das Gott nicht schon gehört? Wo wäre etwas, das Seiner unendlichen Majestät würdig wäre? Darum hat uns unser göttlicher Erlöser Sich selbst, Sein Fleisch und Blut, als Opfergabe hinterlassen. Eine Opfergabe, die Gottes überaus würdig ist und die von uns täglich dargebracht werden kann.
Schließlich sah der Heiland, daß für den schwachen Menschen der Weg zur himmlischen Glorie sehr lang, sehr steil, sehr gefährlich ist und daß die meisten auf dem schmalen Gebirgspfad, der allein in den Himmel führt, nicht ausharren würden. „Wenn Ich sie ungespeist gehen lasse, so werden sie auf dem Weg zugrundegehen“ (Mk. 8, 3). Darum hat Er uns eine Speise zur Stärkung auf unserer irdischen Pilgerschaft hinterlassen, in deren Kraft wir den hl. Berg der Vollkommenheit bis zum Gipfel der Heiligkeit würden erklimmen können. Nicht irgendeine Speise, nicht irgend etwas Geschaffenes sollte uns dazu dienen. Er selbst will die Nahrung unserer Seele sein; Er selbst will mit Seiner göttliche Allmacht unsere Kraft und Stärke werden.
Entsprechend diesem dreifachen Zweck, zu dem unser Herr Jesus Christus das Allerheiligste Altarsakrament eingesetzt hat, gliedert auch die Kirche ihre Lehrverkündigung über die heilige Eucharistie in drei Abschnitte. Sie erklärt dieses wunderbare Sakrament, 1. insofern es die wirkliche Gegenwart Christi beinhaltet – die Realpräsenz; 2. insofern es das eine und einzige würdige Opfer des Neuen Bundes ist – das hl. Meßopfer; und 3. schließlich, insofern es in der hl. Kommunion dem geistlichen Leben unserer Seele Nahrung und Kraftquelle ist.
Fundament des Glaubens an die Realpräsenz
An den heutigen Hochfest Fronleichnam wollen wir uns nur mit der Wahrheit von der wirklichen Gegenwart Jesu Christi in der Gestalt der heiligen Hostie befassen und dabei der Frage nachgehen, woher wir denn so genau wissen, daß unser göttlicher Erlöser im Allerheiligsten Sakrament wahrhaft, wirklich und wesenhaft gegenwärtig ist. Eine Wahrheit, die ja bekanntlich von den Protestanten, Rationalisten und Modernisten bestritten wird. Drei Dinge geben uns diese Sicherheit: 1. die Worte Christi, mit denen Er dieses wunderbare Sakrament verheißen hat; 2. die Worte Christi, mit denen Er dieses wunderbare Sakrament eingesetzt hat, und 3. die unfehlbare Lehre der Apostel und der katholischen Kirche zu dieser Frage.
Die Worte Christ in der Verheißungsrede
Die wirkliche Gegenwart Christi im Allerheiligsten Sakrament geht zuerst hervor aus den Worten der sog. „Verheißungsrede“, aus der wir soeben im Evangelium einen kurzen Abschnitt gehört haben. Es war ungefähr ein Jahr vor dem letzten Abendmahl, da hat unser Herr Jesus Christus ein Versprechen gegeben. Er sagte zu den Juden, die sich in der Synagoge von Karpharnaum versammelt hatten: „Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt“ (Joh. 6, 52). Die Protestanten, Rationalisten und Modernisten behaupten nun, diese Worte seien nur bildlich und im übertragenen Sinne, auf keinen Fall aber wörtlich zu verstehen. Nun geht aber aus dem ganzen Zusammenhang, in dem die Rede Christi steht, und insbesondere aus der Reaktion der Zuhörer eindeutig hervor, daß unser göttlicher Erlöser jedes Wort genau so gemeint hat, wie Er es gesagt hat: Er würde Sein Fleisch als Speise geben.
Rufen wir uns kurz den Kontext ins Gedächtnis zurück. Was war tags zuvor geschehen? Am Tag zuvor hatte der Heiland in der Wüste fünftausend Männer (vgl. Mt. 14, 21) mit nur fünf Broten gesättigt. Es waren wirkliche Brote – fünf Gerstenbrote (Joh. 6, 13) –, von deren Resten die Apostel zwölf Körbe voll aufsammelten, nachdem die Menschenmenge satt geworden war. Infolgedessen strömten am folgenden Tag große Scharen nach Karpharnaum, wohin sich der Herr inzwischen begeben hatte. Auch sie wollten von Christus auf so wunderbare Weise gespeist werden. Christus forderte von ihnen den Glauben. Was antworteten die Juden? Sie entgegneten Ihm: „Was für ein Wunderzeichen tust Du, damit wir glauben? Unsere Väter haben in der Wüste Manna gegessen“ (Joh. 6, 31.32). Die Juden wollten an Ihn glauben, wenn unser Herr auch ihnen das Manna geben würde, wie es Moses ihren Vätern in der Wüste gab. Wir halten fest: Die Juden forderten von Christus eine wirkliche Speise, und zwar eine wunderbare Speise, die Er ihnen geben solle; dann wollten sie an Ihn als den verheißenen Messias glauben.
Bedenken wir vor diesem Hintergrund nun erneut die Worte des Heilandes: „Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt“(Joh. 6, 51). Er sagt: Manna werde ich euch nicht geben – weder heute, noch zu einem späteren Zeitpunkt –, aber eine andere Speise, die noch kostbarer und wunderbarer sein wird als das Manna, welches zur Zeit des Moses vierzig Jahre hindurch in der Wüste vom Himmel regnete: Mein Fleisch für das Leben der Welt! Sodann vergleicht Christus das Manna mit Seinem Fleisch: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist“(Joh. 6, 50). Das Manna regnete auf wunderbare Weise und doch real vom Himmel herab. Christus ist wirklich vom Himmel gekommen. Das Manna war eine Nahrung zum Erhalt des leiblichen Lebens. Das Brot, das der Heiland geben wird, dient zum Erhalt des ewigen Leben. „Eure Väter haben das Manna gegessen und sind gestorben. Das Brot, das Ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt“ (Joh. 6, 48.51).
Bedenken wir schließlich noch die Reaktion der Juden auf die Worte des Herrn. Sie ist der beste Beweis, daß Christus jedes Wort genauso gemeint hat, wie Er es gesagt hat. Die Juden murrten. Sie sprachen: „Wie kann uns dieser Sein Fleisch zu essen geben?“ (Joh. 6, 52). Wie hatten sie den Heiland verstanden? Wörtlich! Nämlich so, daß Sein Leib die Speise der Menschen werden solle. Sie konnten nicht begreifen, wie das möglich wäre. – Hatten sie den Herrn richtig verstanden? Ja, ganz richtig! Denn sonst hätte Christus, um das Mißverständnis auszuräumen, das Gesagte sofort richtiggestellt und gesagt: „Ihr habt Mich da nicht ganz richtig verstanden. Meine Worte sind nur im übertragenen Sinne zu verstehen. Das Brot, das Ich euch geben werde, wird nur ein Symbol für meine Leib, aber natürlich nicht Mein wirkliches Fleisch sein.“ So ähnlich hätte Er sprechen müssen. Doch wie ist Christus dem Protest der Juden begegnet? Statt zu relativieren bekräftigt Er Seine Worte nochmals mit Nachdruck und sagt: „Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch, wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht essen und Sein Blut nicht trinken werdet, so werdet ihr das Leben nicht in euch haben. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und Ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag. Denn mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und mein Blut ist wahrhaft ein Trank“ (Joh. 6, 53 f.). Christus blieb dabei, obwohl die Juden daran Anstoß nahmen: „Hart ist diese Rede; wer kann sie hören?“ (Joh. 6, 60). Er nahm es hin, daß viele Seiner Jünger sich daraufhin von Ihm abwandten: „Von da an zogen sich viele Seiner Jünger zurück und wandelten nicht mehr mit Ihm“ (Joh. 6, 66). Ja so wichtig war es unserem Herrn, richtig verstanden zu werden, daß Er sogar Seine Apostel vor die Wahl stellte, entweder der wörtlichen Bedeutung Seines Versprechens Glauben zu schenken oder Ihn zu verlassen: „Wollt auch ihr gehen?“ (Joh. 6, 67), bot Er den Zwölfen an. – Es kann keinen Zweifel daran geben: In Karpharnaum hat unser göttlicher Erlöser versprochen, ein Sakrament einzusetzen, welches Sein Fleisch und Blut enthalten sollte. Sein wirkliches Fleisch zur Speise und sein wirkliches Blut zum Trank.
Das letzte Abendmahl
Was Christus versprochen hatte, das hat Er binnen Jahresfrist auch wahr gemacht. Am Abend vor Seinem Leiden war Er mit Seinen Aposteln im Abendmahlssaal versammelt. Nachdem Er zusammen mit ihnen, der jüdischen Sitte gemäß, das Osterlamm gegessen hatte, nahm Jesus Brot, segnete es, brach es und gab es Seinen Jüngern mit den Worten: „Nehmt hin und esset, das ist Mein Leib“ (Mt. 26, 27). Dann nahm Er den Kelch mit Wein, segnete und reichte ihn Seinen Jüngern, indem Er sprach: „Trinket alle daraus, denn das ist Mein Blut des Bundes“ (Mt. 26, 27) „Tut dies zu meinem Andenken“ (Lk. 22, 19).
Wie bei der Verheißungsrede, so kommt auch hier alles darauf an, wie die Worte des Heilandes zu verstehen sind: „Das ist Mein Leib. Das ist Mein Blut.“ Und auch hier steht der wörtliche Sinn fest. Denn die Worte des Heilandes enthalten das Testament Christi. Wie aber wird ein Testament abgefaßt? In bildlichen Ausdrücken und Metaphern oder in klaren und eindeutigen Worten? Das Testament ist eine juristische Urkunde. Es regelt den Nachlaß und damit die Besitzverhältnisse. Deshalb müssen alle Dinge darin einfach und nüchtern genau so benannt werden, wie sie sind. – Ferner sind die Worte des Herrn die Grundlage des Neuen und ewigen Bundes. Ein Bund ist ein Vertrag. Wie werden Verträge abgefaßt? In blumiger Bildersprache? In vieldeutigen Ausdrücken? Gewiß nicht. Ein Vertrag ist so einfach gehalten, daß aus dem unmittelbaren Wortsinn klar hervorgeht, worauf sich beide Vertragspartner festgelegt haben. Ein Vertrag gilt stets in der Weise, wie er schwarz auf weiß geschrieben steht, also Wort für Wort. – Außerdem enthalten die Worte des Heilandes eine gesetzliche Anordnung: „Tut dies zu meinem Andenken“, befiehlt Er den Aposteln. Wie sollen aber Gesetze formuliert sein? Natürlich in klaren eindeutigen Worten, die genau das bedeuten, was sie besagen, sonst taugt ein Gesetz nichts. – Es kommt noch hinzu: Die Einsetzungsworte der hl. Eucharistie enthalten eine dogmatische Lehre, einen Glaubenssatz, den alle kommenden Geschlechter, unter Androhung der Strafe ewiger Verdammnis, im Glauben für wahr halten müssen. Wie müssen Glaubenssätze, also Dogmen, formuliert sein? Eindeutig und klar, damit ihr Inhalt nicht von dem einen in der richtigen Bedeutung, von einem anderen aber in einer falschen Bedeutung geglaubt werden kann! Die Mehrdeutigkeit war ja stets das Einfallstor der Irrlehrer gewesen. Deswegen bemühte sich Christus und in der Folge die katholische Kirche in ihren Definitionen stets um eine noch schärfere, noch eindeutigere Ausdrucksweise. Denken wir beispielsweise an das Apostolische Glaubensbekenntnis. Es findet sich darin kein einziges Wort, das nicht wörtlich zu verstehen wäre! Genauso ist es bei den Worten Christi. Sie meinen das, was sie besagen. Und darüber hinaus: Sie bewirken auch das, was sie besagen; Wort für Wort. – Bedenken wir, wer es ist, der diese Worte sagt. Es ist Jesus Christus, der menschgewordene Sohn Gottes. Derjenige, der mit einem einzigen, allmächtigen Wort die ganze Schöpfung aus Nichts hervorrief. Derjenige, dem alle Geschöpfe auf ein einziges Wort hin gehorchen: Dämonen, Krankheiten, Naturgewalten, ja selbst der Tod gehorchen Seinem Wort. Die Worte Jesu Christi sind göttliche Worte, schöpferische Worte; Worte, denen die Allmacht Gottes innewohnt und die deshalb genau das bewirken, was sie besagen. Auf der Hochzeit zu Kana konnten sich die Apostel bereits davon überzeugen, daß Christus die Macht hatte, eine Wesensverwandlung, eine „Transsubstantiation“, zu bewirken. Dort hatte er ohne ein Wort fades Wasser umgewandelt, ja umgeschaffen in den köstlichsten Wein. Wie sollte man noch daran zweifeln, daß im Abendmahlssaal durch Sein allmächtiges Wort „Das ist mein Leib“ tatsächlich das Brot in Seinen makellosen Leib umgewandelt, umgeformt wurde; und der Wein im Kelch durch die Macht Seines Wortes „Das ist Mein Blut“ wirklich in Sein kostbares Blut verwandelt und umgeschaffen wurde? Wenn Jesus Christus der Sohn Gottes ist, dann hat Er die Macht, Sein Wort Silbe für Silbe Wirklichkeit werden zu lassen. – Bedenken wir schließlich, zu wem der Heiland diese Worte gesprochen hat. Er sprach sie zu Seinen Aposteln, die ein Jahr zuvor auch die Verheißungsrede in Karpharnaum gehört hatten. – Wann hat Christus diese Worte gesprochen? Am Vorabend Seines blutigen Todes; bei Seinem Abschied; in einer so feierlichen und ernsten Stunde; bei einem so feierlichen Anlaß; nach gründlicher Vorbereitung, so daß man tausend Gründe hatte, auf den Sinn Seiner Worte genau zu achten! Und nun wollte da tatsächlich noch jemand ernsthaft behaupten, Er habe nichts anderes sagen wollen als: Das Brot ist lediglich ein Sinnbild, ein Symbol für meinen Leib. In Wirklichkeit bleibt es ein Stück Brot, das euch an mich erinnern soll? – Dann hätte Christus jedenfalls Sein Versprechen nicht gehalten! Wozu dann überhaupt die ganze Vorbereitung? Wozu das blumige Gerede? Christus hätte dann lediglich in Bildern gesprochen, und zwar ausgerechnet in Seinem Testament, in Seiner vertraglichen Bundesurkunde, in Seinem Gesetz, in Seiner Lehre. Dann hätten Ihn die Apostel und die katholische Kirche, trotz des unfehlbaren Beistandes des Heiligen Geistes, nahezu 1500 Jahre mißverstanden, bis der gesamten Christenheit dann ausgerechnet durch die Protestanten – von jenen also, die von der Einheit der Kirche abfielen – endlich die Erleuchtung gebracht worden wäre. Das alles ist absurd!
Die Lehre der Apostel und der katholischen Kirche
Daß unser Herr und Heiland im Allerheiligsten Sakrament wirklich gegenwärtig ist, geht noch aus einer dritten Quelle hervor, nämlich aus der Lehre der Apostel und der römisch-katholischen Kirche. Von den Aposteln soll heute der hl. Paulus das Wort erhalten. Er, der zwar bei der Einsetzung im Abendmahlssaal nicht dabei war, aber dann später von Christus auf übernatürliche Weise unterrichtet worden war, spricht an zwei Stellen des 1. Korintherbriefes vom Allerheiligsten Altarsakrament. Im 10. Kapitel schreibt er: „Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Mitteilung des Blutes Christi?“ (1. Kor. 10, 16). Was ist also nach Überzeugung des hl. Paulus in dem Kelch enthalten? Das Blut des Herrn. Und der Völkerapostel fährt fort: „Und das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Teilnahme an dem Leib des Herrn?“ Was wird also im Allerheiligsten Sakrament empfangen? Der Leib des Herrn und Sein kostbares Blut. Das lehrt der hl. Paulus.
Im folgenden Kapitel, dessen zweiten Teil wir soeben als Epistel gehört haben, sagt der Völkerapostel, nachdem er die Einsetzungsworte aus dem Mund Christi wiederholt hat: „Wer unwürdig ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich das Gericht, indem er den Leib des Herrn nicht unterscheidet!“ (1. Kor. 11, 29). Wie kann man nach solchen Worten noch behaupten, dieses Sakrament sei nur ein Bild, nur ein Symbol, das aber gar nicht in Wirklichkeit der Leib und das Blut Christi ist? Nur ein Zeichen, das uns an Ihn erinnern soll? Wenn es nach Auffassung der Protestanten und Modernisten so wäre, dann wäre dieses Zeichen nichts weiter als Brot und Wein. Und wie bitte soll man sich schuldig machen am Leib und Blut des Herrn, wenn man im Stande der Sünde nichts weiter tut als ein Stück Brot zu essen, das an Jesus erinnert? Gott soll das Essen von Brot, vollkommen unverhältnismäßig, mit der ewigen Verdammnis bestrafen? Das ist absurd! – Nein, wenn die Worte des hl. Apostels Paulus einen Sinn haben sollen, dann besagen sie das, was mit diesen Worten ausgedrückt ist. Und das ist genau dasselbe, was mit den Worten der Verheißungsrede und mit den Worten der Einsetzung beim letzte Abendmahl übereinstimmt; nämlich daß im Allerheiligsten Sakrament der wirkliche Leib und das wirkliche Blut Christi enthalten sind. Nur unter dieser Voraussetzung hat es einen Sinn, daß Gott den Mißbrauch dieser göttlichen Speise, die ja heiliger und wertvoller ist als die ganze Schöpfung zusammengenommen; nur dann gibt es Sinn, daß Gott eine solch räuberische Kommunion mit der Strafe der ewigen Verdammnis bedroht.
Nachdem wir die Worte des Heilandes und der hl. Apostel erwogen haben, sei schließlich noch auf die hl. Väter, die hl. Kirchenlehrer, die Erklärer der Heiligen Schrift, auf die gläubigen Katholiken aller Jahrhunderte, sowie auf die Definitionen der allgemeinen Konzilien der katholischen Kirche, insbesondere auf das hl. Konzil von Trient, verwiesen. Was sagen sie? Es ist, als ob sie uns wie aus mit einem einzigen Mund zuriefen: „In dem heiligsten Sakrament des Altares ist der wahre Leib und das wahre Blut unseres Herrn Jesus Christus wahrhaft, wirklich und wesenhaft gegenwärtig.“ Das ist der katholische Glaube. Das ist unser Glaube. Möge uns dieser Glaube ein Ansporn sein zur andächtigen Anbetung, zur größeren Ehrfurcht, zu innigerer Dankbarkeit und Liebe, sowie zum würdigsten Gebrauch dieses allerheiligsten Sakramentes, damit es für uns auch wirklich die Nahrung des ewigen Lebens werde. Amen.