Von der unwürdigen Kommunion

Geliebte Gottes!

Mit dem königlichen Hochzeitsmahl, von dem das heutige Evangelium spricht, ist zunächst die Teilnahme am Reiche Gottes auf Erden, d. h. die Zugehörigkeit zur römisch-katholischen Kirche, und der Besitz des Reiches Gottes im Jenseits der himmlischen Glorie zu verstehen.

Ferner dürfen wir darunter die Teilnahme am eucharistischen Gastmahl – die hl. Kommunion – verstehen. Die hl. Kommunion ist das königliche Hochzeitsmahl, zu dem Gott die Seelen der Gläubigen lädt; aber eben nur unter einer Bedingung: daß sie nicht ohne hochzeitliches Kleid zu diesem Hochzeitsmahl erscheinen. Mit anderen Worten: Wir müssen würdig sein und dürfen nicht unwürdig kommunizieren. Denn die unwürdige Kommunion ist

  1. ein furchtbarer Frevel, ein Gottesraub, ein Sakrileg
  2. ein grober Undank und schließlich
  3. ein großes Unglück.

Wer kommuniziert unwürdig?

Im Katechismus wird die Frage aufgeworfen: „Wer kommuniziert unwürdig?“ Und die Antwort lautet: „Unwürdig kommuniziert jeder, der wissentlich im Stand der Todsünde die hl. Kommunion empfängt.“ – Drei Merkmale sind hier angegeben, an denen die unwürdige Kommunion erkannt werden muß: 1. Der unwürdig Kommunizierende ist im Stand der Todsünde. 2. Er weiß auch, daß er sich im Stand der Todsünde befindet. Und 3. Trotzdem er es weiß, empfängt er die hl. Kommunion. Wo eines von diesen drei Merkmalen fehlt, kann und soll man von einer unwürdigen Kommunion nicht sprechen.

Hieraus ergibt sich auch die Antwort auf einige Fragen, die bisweilen im Herzen des einen oder anderen Katholiken aufsteigen und große Verwirrung verursachen können. – Nehmen wir an, ein Christ hat gebeichtet. Aber vor der hl. Kommunion erinnert er sich, daß er die eine oder andere läßliche Sünde nicht bereut oder nicht gebeichtet oder vielleicht nach der Beichte neuerdings begangen hat. Kommuniziert er unwürdig, wenn er in diesem Zustand zum Tisch des Herrn geht? Nein, denn er hat zwar läßliche Sünden auf dem Gewissen, aber er ist nicht im Stande der Todsünde. – Ein anderer hat ebenfalls gebeichtet, aber vor der hl. Kommunion – vielleicht auf dem Weg zur Kommunionbank – fällt ihm ein, daß er in der hl. Beichte die eine oder andere schwere Sünde – sei es aus Vergeßlichkeit, sei es aus Aufregung – nicht verschwiegen, aber doch unverschuldeterweise nicht gesagt hat. Kommuniziert er unwürdig, wenn er in diesem Zustand zur hl. Kommunion geht? Nein! Warum nicht? Weil er nicht im Stande der Todsünde ist. Denn die vergessenen Sünden – und zu denen zählen auch die vergessenen (!) Todsünden – sind durch die Lossprechung genauso nachgelassen wie die anderen. Es bleibt allein die Pflicht, sich in der nächsten Beichte der vergessenen schweren Sünden nachträglich anzuklagen. – Wenn aber nun ein Dritter mit dem Wissen, daß er eine schwere Sünde auf dem Gewissen hat – sei es, daß er zwar beichten wollte, aber nicht mehr drangekommen ist; sei es, daß er eine Todsünde in seiner Beichte absichtlich verschwiegen hat; oder er nach dem gültigen Empfang der hl. Lossprechung von Neuem in die Todsünde eingewilligt und damit schwer gesündigt hat –, wenn ein solcher es trotzdem wagt, an die Kommunionbank heranzutreten, um den Leib des Herrn zu empfangen, der kommuniziert unwürdig und der begeht damit eine schreckliche Sünde, nämlich den Frevel des Gottesraubes, des Sakrilegs.

Ein furchtbarer Frevel

Im Buch des Propheten Daniel wird von einem babylonischen König namens Balthasar berichtet. Er ließ bei einem großen Gastmahl die heiligen und gottgeweihten Gold- und Silbergefäße herbeibringen, die sein Großvater Nabuchodonosor bei der Eroberung Jerusalems aus dem Tempel geraubt hatte, bevor er denselben schleifen ließ. König Balthasar trank aus den heiligen Gefäßen; auch seine Frauen und seine fürstlichen Gäste. „Sie tranken Wein und priesen ihre Götter von Gold, Silber, Erz, Eisen, Holz und Stein.“ Da erschienen plötzlich Finger, gleich einer Menschenhand, an der Wand gegenüber dem König und schrieben: „Mane, Thekel, Phares.“ Der König erschrak, erbleichte und begann, am ganzen Leib zu zittern. Er ließ die Weisen Seines Reiches kommen, um die geheimnisvolle Schrift zu deuten. Der dies vermöge, solle in Purpur gekleidet werden, eine Goldkette um den Hals und den dritten Platz in seinem Reich erhalten. Doch niemand der Gelehrten, der Weisen und Götzenpriester vermochte, die Zeichen zu lesen und ihre Bedeutung zu deuten. Da ließ der König den Propheten Daniel rufen, der unter den Babyloniern hohes Ansehen genoß. Dieser sagte dem König freimütig: „König, du hast dich wider den Herrn des Himmels erhoben und hast die Gefäße Seines Hauses vor dich bringen lassen und ihr habt Wein daraus getrunken und habt die Götzen, die weder sehen noch hören noch fühlen, gepriesen; den Gott aber, in dessen Hand dein Leben und alle deine Werke sind, hast du verachtet. Deshalb wurden diese Finger gesandt, welche diese Worte geschrieben haben: ‚Mane’, d. h. gezählt sind die Tage deiner Herrschaft; ‚Thekel’, d. h. gewogen wurdest du auf der Waage Gottes, aber zu leicht befunden; ‚Phares’, d. h. geteilt wird dein Reich und den Medern und Persern gegeben.“ (vgl. Dan. 5). Augenblicklich wurde Daniel ein Purpurgewand angelegt, eine Goldkette umgehängt und ausgerufen, daß er den dritten Rang im Reiche des Königs Balthasar bekleide. Aber noch in derselben Nacht wurde der König ermordet.

Was Balthasar tat, war ein Frevel an heiligen Gefäßen. Auch das war ein Sakrileg. Denn nach der allgemeingültigen Erklärung versteht man unter einem Sakrileg die unwürdige Behandlung oder die Verunehrung gottgeweihter Personen, gottgeweihter Sachen oder gottgeweihter Orte. Die geraubten Gefäße aus dem Jerusalemer Tempel waren gottgeweihte Dinge. Sie für ein ausgelassenes Zechgelage zu gebrauchen, bei dem auch noch die heidnischen Götzen, also die Dämonen, gepriesen und angerufen wurden, war ein schwerer Mißbrauch. – Aber was ist das im Vergleich zu einer unwürdigen Kommunion? Wer unwürdig kommuniziert, begeht einen Frevel unmittelbar an Gott selber! Denn in der hl. Kommunion empfangen wir nichts Geringeres als den Leib und das Blut Christi. Ist der Leib Christi keine gottgeweihte Sache? Ja, von allen materiellen Dingen im Himmel und auf Erden gibt es nichts, was mit der Gottheit so eng verbunden, so ausschließlich Ihr geweiht wäre, wie der Leib Christi, der Leib des Sohnes Gottes, der Leib, den Er aus dem unbefleckten Schoß der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria angenommen, durch den Er uns die göttliche Wahrheit verkündet und unzählige Wunder gewirkt hat, den Er zur Sühne unserer Sünden – ja, aller Sünden der ganzen Welt – am Kreuz zum Opfer hingegeben hat, den Er für immer und ewig mit sich verbunden hat, worin Er jetzt zur Rechten Gottes sitzt, worin Er wiederkommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten. – Und ist das Blut Christi etwa nicht ebenso eine gottgeweihte Sache? Es ist der Lösepreis der Welt! Und ist das nicht eine Verunehrung, wenn der Mensch, der sich wissentlich im Stande der Todsünde befindet, dieses Fleisch ißt und dieses Blut trinkt, indem er dieses heiligste aller Sakramente empfängt, das eingesetzt und bestimmt ist nur für diejenigen, die als Kinder Gottes das makellos-reine Festkleid der heiligmachenden Gnade tragen? – Wer unwürdig kommuniziert, der schleppt den Heiland, für den es eine unsägliche Freude bedeutet, sich den reinen Seelen hinzugeben und ihnen Speise zu sein, in die Kloake seines unreinen, von Sünden entstellten Herzens.

Wenn der römische Kaiser Maximian (gest. 310 n. Chr.) die Christen besonders quälen wollte, dann ließ er sie mit einem Toten, der schon in Verwesung überging, zusammenbinden: Aug’ auf Aug’, Mund auf Mund, Brust auf Brust. So ließ er den Christen liegen, bis er vor Schrecken, Ekel und Entsetzen starb. Ein schrecklicher Tod! – Ähnliches tut der unwürdige Kommunikant mit dem Sohne Gottes. Ist seine Seele nicht tot, überaus häßlich und abscheulich vor Gott? Und mit einer solchen Seele muß sich Jesus vereinigen in der unwürdigen Kommunion!

Eine solche Tat ist noch schlimmer, schändlicher, gemeiner als die des Balthasar, denn – wie der Völkerapostel sagt – er „versündigt sich am Leibe und Blute des Herrn“. (1. Kor. 11,27).

Ein grober Undank

Ja, eine solche Tat übertrifft sogar in gewisser Hinsicht die Bosheit der Juden, als sie den Heiland kreuzigten. Wer steht, genau betrachtet, besser da? Die Juden wußten nicht, daß Jesus der Sohn Gottes war; sie wollten es nicht glauben, und wenn sie es geglaubt hätten, so hätten sie niemals den Urheber des Lebens gekreuzigt. Wer unwürdig kommuniziert, glaubt und kreuzigt ihn doch. – Wer steht besser da? Die Pharisäer, die den Heiland tot sehen wollten, fühlten sich beleidigt. Er hatte sie getadelt, sie zurechtgewiesen, ihre Heuchelei aufgedeckt und sie „übertünchte Gräber“ genannt. Sie wollten sich rächen und sie rächten sich. Was aber wurde dem unwürdigen Kommunikanten vom Heiland zuleide getan? Hat Er ihn angeklagt? Ihn verurteilt? Ihn von sich gewiesen? Keineswegs! Er hat ihm verziehen, wenn er sich selbst angeklagt hat. Er hat ihn begnadigt, statt ihn zu verurteilen. Und doch behandelt er den Heiland nicht besser als die rachsüchtigen Juden. – Ferner ist es nahezu sicher, daß sich unter den Juden, die den Heiland am Karfreitag kreuzigten, nicht jene Blinden befanden, denen Jesus zuvor das Augenlicht geschenkt, die Aussätzigen, die Er gereinigt, die Toten, die Er auferweckt hatte. Diese wußten, was sie dem Heiland zu danken hatten, daß sie Ihm Seine Wohltaten niemals vergelten können würden. Und doch waren die Wohltaten Christi nur auf der Ebene der Natur. Demjenigen aber, der den Heiland durch eine unwürdige hl. Kommunion erneut kreuzigt, wurden ungleich größere, weil übernatürliche, Wohltaten zuteil. Er wurde mit dem Licht des Glaubens erleuchtet, vom Aussatz der Sünde gereinigt und vom ewigen Tod der Verdammnis errettet. Wer zeigt sich undankbarer, die Juden oder jener Christ, der sich „versündigt am Leibe und Blute des Herrn“?

Die Geschichtsschreibung weiß uns vom Mord an Julius Cäsar zu berichten. Cäsar wurde an den Iden des März – also am 15. März – des Jahres 44 v. Chr. während einer Senatssitzung im Theater des Pompejus durch zahlreiche Dolchstiche ermordet. An der Tat waren über 60 Personen beteiligt. Als Cäsar unter den Angreifern auch den Marcus Brutus erblickte, den er als Kind angenommen, väterlich geliebt und mit Wohltaten überhäuft hatte, da traf ihn der Undank tiefer und schmerzvoller als der Dolch des Brutus, woraufhin Cäsar auf Griechisch seine berühmten letzten Worte gesprochen haben soll: „Auch du, mein Sohn?“ – Müßte Jesus nicht in ähnlicher Weise zu einem unwürdig Kommunizierenden sprechen? „Auch du? Mein Freund? Mein Bruder? Ich habe dir doch so viel Gutes getan? Und jetzt fügst du Mir solche Schmach zu!“

Im 54. Psalm sagt David zu einem Verfolger, der früher sein Freund gewesen war, die herzzerreißenden und schrecklichen Worte: „Wenn mein Feind mir geflucht hätte, so würde ich’s wohl ertragen haben; und wenn der, welcher mich haßt, stolze Reden wider mich geführt hätte, so würde ich mich vielleicht vor ihm verborgen haben. Aber du, mein herzinnigster Gefährte, bist es gewesen, du, mein Freund und mein Vertrauter! Der du, zugleich mit mir, süße Speisen und liebevolle Gemeinschaft genossen hast, mit dem ich im Hause Gottes einträchtig wandelte! – Der Tod soll über sie kommen. Lebend mögen sie ins Totenreich fahren!“ (Ps. 54, 13–16).

Könnte der Heiland nicht Gleiches sagen? „Wenn meine Feinde mich im Sakrament schmähen, die Ungläubigen, mich verspotten, das kann Ich ertragen. Daß aber du, ein gläubiger Christ, ein Katholik, der in Meinem Hause aus- und eingeht, der schon früher an meinem Tisch liebevolle Gemeinschaft im Genuß des „Brotes des Lebens“ mit mir genossen hat, dem Ich in Predigt und Lesung Meine innersten Geheimnisse aufschloß, dem Ich im Gebet unzählige Erleuchtungen, Gnaden und Gunsterweise zukommen ließ; daß du nun kommst, um das Denkmal Meiner Liebe zu verunehren: Welche Strafe könnte schwer genug für dich sein!“

Am entsetzlichsten und am deutlichsten zugleich wird der Undank einer gottesräuberischen Kommunion sichtbar an Judas Iskarioth. Freilich, es ist eine Streitfrage unter den Theologen, ob Judas beim letzten Abendmahl die hl. Kommunion empfangen hat. Die älteren Ausleger bejahen die sakrilegische Kommunion, die neueren behaupten, der Heiland habe das hl. Meßopfer erst nach dem Weggang des Verräters eingesetzt. Wir schließen uns der Meinung der Älteren an, die auch der hl. Thomas von Aquin vertreten hat (vgl. S.th. III, q.81, a.2). Aber wie dem auch sei, wird an Judas Iskarioth nicht bloß in seiner unwürdigen Kommunion beim letzten Abendmahl, sondern vor allem, als er den Heiland im Ölgarten Seinen Feinden auslieferte, deutlich, welche Bosheit und welcher Undank in einer unwürdigen Kommunion liegen.

Es ist leicht, mehrere Punkte einer überraschenden Ähnlichkeit zu finden. Zunächst wurde Judas wiederholt und ernstlich vor dem Frevel, den er begehen wollte, gewarnt, und zwar vom Heiland selbst. Beim letzten Abendmahl sprach Er: „Einer von euch wird mich verraten.“ – „Wehe dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird. Es wäre ihm besser, wenn derselbe Mensch doch nie geboren wäre.“ (Mt. 26,24). Welch ernste Warnung! Klar und deutlich und unmißverständlich! Wird nicht auch demjenigen, der erstmals im Begriffe steht, die hl. Kommunion im Stande der Todsünde zu empfangen, das Herz klopfen? Wird sich nicht das Gewissen melden und ihn mahnen: „Was willst du tun? Welch schreckliche Sünde! Welche Strafe! Was für ein Frevel! Was für ein Undank!“ – Er wird gewarnt.

Ferner führt Judas seinen Verrat im Ölgarten unter dem Zeichen der Freundschaft aus: „Sei gegrüßt, Meister!“, sagt er. Er grüßte Ihn. Er umarmte den Heiland. Er küßte Ihn. Sein Verrat wird dadurch umso schändlicher, als er sich unter dem äußeren Anschein der Ehrerbietung, der Freundschaft, der Anhänglichkeit, der Liebe versteckt. – Ist es bei dem, der sakrilegisch kommuniziert, nicht ganz ähnlich? Er faltet fromm die Hände. Er schlägt die Augen zu Boden. Er macht seine Kniebeuge. Er kniet nieder. – Das sind Zeichen der Andacht, der Demut, der Anbetung. Und was verbirgt sich darunter? Gröbste Verunehrung! Er zwingt den Heiland, einzugehen in die Seele, die kein Haus Gottes, kein Tempel des Heiligen Geistes, sondern der Wohnsitz der Sünde ist, worin der unreine Geist seinen Machtbereich aufgeschlagen hat. Auch zu einem solchen Kommuniongänger sagt der Herr: „Freund, wozu bist du gekommen? Mit einem Kuß verrätst du den Menschensohn?“

Als Judas seinen Verrat begangen hatte, da scheute er vor keiner Sünde mehr zurück. Verzweiflung, Selbstmord, Verdammnis – das war die unselige Stufenleiter, die ihn weiter und immer weiter in die Tiefe führte. Ähnlich verhält es sich mit dem, der zum Festmahl der hl. Kommunion ohne hochzeitliches Gewand hinzutritt.

Ein großes Unglück

So schön und heilsam die Früchte einer würdigen hl. Kommunion sind, so schrecklich und verderbenbringend sind die Früchte der unwürdigen Kommunion. Ja, die Wirkungen der unwürdigen Kommunion kann man nicht kürzer und nicht richtiger beschreiben, als indem man sagt: „Die unwürdige Kommunion bewirkt überall das genaue Gegenteil von dem, was die würdige Kommunion bewirkt.“

Welche Wirkungen hat die würdige Kommunion? – Sie ist die innigste Vereinigung mit Jesus, dem Quell des ewigen Lebens. Und die unwürdige? Sie ist ein tödliches Gift für die Seele. Von Judas heißt es, als er den Bissen empfangen hatte: „Da fuhr der Satan in ihn.“ (Lk. 22,3). Und an anderer Stelle: „Es war aber Nacht.“ (Joh. 13,20). Finstere Nacht über Jerusalem, aber eine noch finsterere Nacht in der Seele des Judas. – Die würdige hl. Kommunion vermehrt die heiligmachende Gnade. Die unwürdige verwüstet den Tempel der Seele noch ärger, als er schon zuvor verwüstet war. Sie vertieft, erweitert, befestigt die Seele im Zustand der Todsünde. – Die würdige Kommunion schwächt die bösen Neigungen, weckt Lust und Kraft zum guten Tun, zur Übung der Tugenden. Die unwürdige nimmt den bösen Neigungen Zaum und Zügel, bewirkt Gleichgültigkeit, Stumpfheit gegenüber allem Religiösen. – Die würdige hl. Kommunion reinigt von läßlichen Sünden und bewahrt vor Todsünden. Die unwürdige kann weder reinigen noch bewahren. Sie ist selbst eine schreckliche Todsünde zu all den anderen Sünden hinzu. – Die würdige Kommunion ist ein Unterpfand der glorreichen Auferstehung und der ewigen Glückseligkeit. „Wer Mein Fleisch ißt und Mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben und Ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.“ (Joh. 6,54). Und welche Verheißung bringt die unwürdige Kommunion mit sich? Von ihr verheißt der hl. Paulus im 1. Korintherbrief: „Wer unwürdig dieses Brot ißt oder den Kelch des Herrn trinkt, … der ißt und trinkt sich das Gericht.“ (1. Kor. 11,27.29). Der ißt und trinkt sich das Gericht! Aber was für einen Urteilsspruch darf derjenige im Gericht erwarten, der seinen künftigen Richter grob mißhandelt hat? Es kann nur derselbe sein wie der des Königs im heutigen Gleichnis: „Da sprach der König zu den Dienern: ‚Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die Finsternis draußen; dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.’“ (Mt 22,11–13).

Der Katechismus fügt noch bei, daß schon in diesem Leben oftmals die folgenden Strafen für die unwürdige Kommunion eintreffen: „Verblendung und Verstockung des Herzens.“ – Verblendet sind die Augen, wenn dieselben zwar überhelles Licht haben, aber eben wegen der großen Helligkeit nicht sehen. Der Verblendete nimmt seinen ernsten Zustand mit seinem Verstand gar nicht mehr wahr. Es wäre so leicht, seinen Frevel einzusehen. Doch bar jeder Selbsterkenntnis macht er sich gar nichts daraus. – „Verstockung des Herzens.“ Während die Verblendung auf den Verstand einwirkt, besteht die Verstockung in einer willentlichen Uneinsichtigkeit. Sie verhärtet den Willen im Bösen. Der Verstockte will seine Schandtat weder einsehen noch sich eingestehen. Was folgt, läßt sich denken. Er wiederholt den Gottesraub zwei-, drei-, vier-, wer weiß wievielmal, und es ist ihm nichts. Auf diese Weise erwürgt der verstockte Wille gleichsam die Mahnungen seines Gewissens. Er ist verhärtet, wie der Pharao Ägyptens, der trotz aller göttlichen Plagen das Volk der Hebräer nicht ziehen lassen wollte. Auch dem verstockten Sünder könnte selbstverständlich die Sünde der unwürdigen Kommunion vergeben werden, wenn er sie bereut, wenn er sie beichtet, wenn er sie büßt. Aber er tut es nicht. Würde man ihn auf seinen Zustand ansprechen, würde er verärgert darauf bestehen, daß er sich nichts vorzuwerfen habe. Nein, er habe gar nichts falsch gemacht, er habe keine schwere Sünde auf dem Gewissen, er sei kein größerer Sünder als die anderen auch. Darin liegt die Schwierigkeit.

Zurecht dichtete also der hl. Thomas die Verse der Fronleichnamssequenz: „Gute kommen, Böse kommen, / Alle haben Ihn genommen, / Die zum Leben, die zum Tod. // Bösen: Tod; den Guten: Leben; / Siehe, das Gleiche wird gegeben, / doch nicht Gleiches man gewann.“

„Darum prüfe sich der Mensch!“

Wenn jemand unter uns wäre, der sich tatsächlich dieses Gottesraubes schuldig wüßte, dem rufen wir zu: „Zurück zum Heiland und nicht vorwärts mit Judas.“ „Zurück zum Heiland!“ Denn Er ist so barmherzig, daß Er selbst die Beleidigungen vergibt, die an Seinem hl. Leib und Blut begangen werden. Auch die Beleidigungen, die Ihm in dem größten Zeichen Seiner Liebe zugefügt werden. – Weg von der Sünde, zurück zum Heiland, wie Petrus mit tiefer Reue im Herzen. „Und er ging hinaus und weinte bitterlich.“ (Mt. 26,72). Zurück zum Heiland durch wahrhaft würdige Kommunionen, wodurch wiedergutgemacht wird, was durch unwürdige verbrochen worden ist.

In jedem Falle aber wollen wir uns nach diesen Erwägungen die Mahnung des Völkerapostels wieder ganz besonders zu Herzen nehmen, welche die Kirche sowohl am Gründonnerstag als auch am Fronleichnamsfest verlesen läßt: „Darum prüfe sich der Mensch“ – d. h., er erforsche sein Gewissen, ob er frei von schwerer Sünde und im Besitz des hochzeitlichen Gnadengewandes ist – „und dann erst esse er von dem Brote und trinke aus dem Kelche.“ (1. Kor. 11,28). Dann kann es wenigstens von uns niemals heißen: „Das Hochzeitsmahl ist zwar bereitet, doch die Geladenen waren nicht würdig.“ (Mt. 22,8).

Beten wir schließlich jenes vertraute Gebet wieder mit größerer Andacht, das der Priester unmittelbar vor der hl. Kommunion am Altar spricht: „Der Genuß Deines Leibes, Herr Jesus Christus, den ich Unwürdiger zu empfangen wage, gereiche mir nicht zum Gerichte und zur Verdammnis, sondern durch Deine Güte zum Schutz für Leib und Seele und zu meiner Heilung: der Du lebst und herrschest mit Gott dem Vater in der Einheit des Heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Amen.

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