Vom Sakrament der Letzten Ölung

Geliebte Gottes!

Der barmherzige Samariter sah den unter die Räuber gefallenen, schwerverletzten Reisenden am Wegesrand und wurde von Mitleid gerührt. Er trat zu ihm hin, goß Öl und Wein in seine Wunden und verband sie. – Diese Szene soll uns die liebevolle Pflege der Kirche veranschaulichen, die uns, wenn eines Tages der Tod auch an die Tür unseres Herzens klopft, mit ihren mächtigen Heilmitteln zu Hilfe kommt. Auch sie läßt uns durch die Priester Öl in die Wunden unserer Seele gießen, durch die Spendung des hl. Sakramentes der Krankensalbung bzw. wie dieses Sakrament auch genannt wird, durch die „Letzte Ölung“.

Wie Christus, der göttliche Samariter, in Seiner unendlichen Barmherzigkeit ein Sakrament für die Neugeborenen eingesetzt hat, nämlich die hl. Taufe, so hat Er der katholischen Kirche auch ein Sakrament anvertraut für diejenigen, die im Begriff sind oder doch wenigstens in der Gefahr schweben, das irdische Leben zu verlassen; ein Sakrament für die Schwerkranken.

Da dieses Sakrament nur im Zustand schwerer Krankheit empfangen wird, wird zumeist dann, wenn wir es empfangen sollen, kaum Zeit oder Gelegenheit oder Möglichkeit vorhanden sein, uns über dasselbe zu unterrichten. Es ist also wichtig, daß wir in gesunden Tagen dieses hl. Sakrament genau kennenlernen, welches wir in den Tagen schwerer Krankheit empfangen sollen.

Zuerst müssen wir freilich zeigen, daß es sich bei der hl. Ölung um ein wirkliches Sakrament handelt. Also um ein Zeichen, das es kraft der Einsetzung durch unseren göttlichen Erlöser vermag, eine übernatürliche Gnade zu vermitteln. Und tatsächlich, wie bei jedem Sakrament, so gehören auch zu dem der hl. Ölung drei wesentliche Elemente: ein äußeres Zeichen, die innere Gnade und die Einsetzung durch Christus.

Die sakramentale Materie

Beginnen wir mit dem äußeren Zeichen. Woraus besteht das äußere Zeichen der letzten Ölung? Antwort: Das äußere Zeichen der letzten Ölung ist die Salbung mit heiligem Öl und das Gebet des Priesters, der dabei spricht: „Durch diese heilige Salbung und Seine mildreichste Barmherzigkeit vergebe dir der Herr, was du gesündigt hast durch Sehen, Hören usw. Amen.“

Zum äußeren Zeichen gehört also in erster Linie eine Salbung. Womit geschieht diese Salbung? Mit Öl. Was ist das für ein Öl? Es ist Olivenöl, also Öl, welches aus den Früchten des Olivenbaumes hergestellt wird; und zwar indem die Oliven gepreßt werden. – Wem drängt sich da nicht der Gedanke und die Erinnerung an den Ölgarten auf? Der Name des Ölgartens „Gethsemane“ bedeutet übrigens „Ölkelter“ bzw. „Ölpresse“. Im Schatten der Ölbäume von Gethsemane hat der Heiland in äußerster Todesangst gebetet und mit Seinem blutigen Schweiß die Wurzeln dieser Bäume gewissermaßen befeuchtet. Der Gesalbte Gottes wurde dabei gleichsam gepreßt und hat dabei die hl. Sakramente mit der Salbe der göttlichen Gnade befruchtet. Welche Materie in der ganzen Welt wäre also geeigneter für das Sakrament der Schwerkranken, der in Todesangst Liegenden, als die Frucht der Bäume, unter denen unser göttlicher Erlöser selber die Bitterkeit der Todesangst verkostet hat, wo Er sich auf Seinen Tod im Gebet vorbereitet hat und von einem Engel gestärkt worden war?

Die Salbung geschieht also mit Olivenöl. Aber mit hl. Öl! D. h. mit solchem Öl. das vom Bischof geweiht worden ist. Wann wird diese Weihe vorgenommen? Am Gründonnerstag, beim Abendmahlsamt, das der Bischof zelebriert. Also an dem Tag, der uns so zahlreiche Heilstaten Christi in das Gedächtnis zurückruft: die Einsetzung des hl. Meßopfers und des allerheiligsten Altarssakraments, die Einsetzung des Priestertums, aber eben auch das Gebet und die Todesangst im Ölgarten. Durch die Weihe des Bischofs wird das Olivenöl, mit dem die Schwerkranken gestärkt werden sollen, zum Krankenöl geweiht.

Wie wird nun das Krankenöl angewendet? Es findet Anwendung durch den Priester, indem er den Schwerkranken damit salbt. Die Salbung wird vorgenommen an den Augen, den Ohren, der Nase, dem Mund, den Händen und den Füßen. Kurz: Die Salbung wird vorgenommen an den fünf Sinnen. Denn die Augen sind das Werkzeug des Sehens, die Ohren das Organ des Gehörs, die Nase der Sinn des Geruchs, der Mund das Organ der Sprache und des Geschmacks, die Hände und Füße dienen vorzugsweise als Organe des Tastsinnes. Ferner ist es ganz passend, wenn die Salbung an diesen Teilen des Körpers vorgenommen wird, denn es ist sehr wahr, daß viele, wenn nicht die meisten Sünden, in den fünf Sinnen entweder ihren Anfang oder ihr Werkzeug oder ihre letzte Ausführung, sozusagen ihre Vollendung, finden.

In Fällen, bei denen die Zeit drängt oder aufgrund der Umstände nicht alle fünf Sinne gesalbt werden können, genügt für den gültigen Empfang auch eine einzige Salbung. Diese muß jedoch dann an der Stirne des Schwerkranken vorgenommen werden, weil im Haupt des Menschen alle fünf Sinne zusammengefaßt vorliegen.

Auf welche Weise nimmt der Priester die Salbung der fünf Sinne mit dem Krankenöl vor? Die Salbung wird in Gestalt eines Kreuzzeichens vorgenommen. Auch das ist sehr passend und sinnvoll. Denn das Kreuz weist hin auf die Quelle, woraus die Gnaden des Sakramentes der letzten Ölung ihren Ursprung haben. Das Leiden Christi und damit Sein Erlösungsopfer begann zwar im Ölgarten, erreichte aber am Kreuz seinen Höhepunkt und seine Vollendung. Das Kreuz deutet außerdem auch auf die Wirkungen hin, welche das Sakrament der letzten Ölung hervorbringen soll: nämlich den Triumph über den bösen Feind. Schließlich ist das Kreuz für den Kranken eine Mahnung, seine Leiden nach dem Vorbild des gekreuzigten Heilandes in Geduld und Ergebung zu tragen, ja, sich mit dem leidenden Erlöser innerlich zu verbinden.

Die sakramentale Form

Die Materie der letzten Ölung besteht also in der vom Priester vorgenommenen Salbung der fünf Sinne mit dem hl. Krankenöl. Das ist der eine Teil des äußeren Zeichens, der materielle Teil. Dazu muß die sakramentale Form hinzutreten, also die dabei zu sprechenden Worte. Dabei handelt es sich um das Gebet, welches der Priester bei jeder Salbung spricht. Wie lautet dieses Gebet? Es lautet: „Durch diese heilige Salbung und Seine mildreichste Barmherzigkeit vergebe dir der Herr, was du gesündigt hast durch Sehen, Hören usw. Amen.“ Die Worte dieses Gebetes müssen vom Priester und zwar mündlich und zwar jeweils während der Salbung gesprochen werden.

Die sakramentalen Wirkungen

Nachdem wir nun das äußere Zeichen der hl. Krankensalbung kennengelernt haben – Salbung und Gebet –, können wir zu der Frage übergehen, worin die innere Gnade besteht, welche durch die Letzte Ölung bewirkt wird.

Das Sakrament der Letzten Ölung bewirkt zweierlei. Es wirkt zum Heil der Seele und öfters auch zur Genesung des Leibes. Welches sind die Gnadenwirkungen im Einzelnen: 1. Die Letzte Ölung vermehrt, wie jedes Sakrament, die heiligmachende Gnade. 2. Sie tilgt die läßlichen Sünden, ja sogar auch jene Todsünden, die der Kranke nicht mehr beichten kann. 3. Sie nimmt die Überbleibsel der schon vergebenen Sünden hinweg. 4. Sie stärkt in Leiden und Versuchungen, besonders aber im Todeskampf. Beleuchten wir diese vielfältigen Wirkungen in möglichst kurzer Form.

a) Vermehrung der heiligmachenden Gnade

Die hl. Ölung vermehrt die heiligmachende Gnade. – Es ist gewiß, daß nur diejenigen Seelen in das ewige Leben eingehen, welche im Stande der heiligmachenden Gnade aus diesem Leben scheiden. Nun ist das Maß der heiligmachenden Gnade bei den einzelnen Menschen sehr verschieden. Das Maß der Seligkeit und der ewigen Herrlichkeit des Himmels richtet sich aber nach dem Maß der Gnade. Der Kranke kann weder die Zahl seiner Jahre noch die Zahl der Tage und Stunden seines Lebens vergrößern. Jedem ist ein von Gott gesetztes Maß zugemessen. Und irgendwann treffen auf jeden die Worte des Propheten: „Das Ende ist da, das Ende ist da!“ (Ez. 7,2). Welch großes Glück für den Empfänger dieses hl. Sakramentes, daß er durch den würdigen Empfang der Letzten Ölung eine Vermehrung seiner Gnade und folglich auch eine Vermehrung der ewigen Herrlichkeit erlangen kann, eine Verschönerung seiner Krone, die er im Himmel in alle Ewigkeit tragen wird. – Je besser der Schwerkranke durch Akte des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe, der Reue, des Vertrauens und der Hingabe in den Willen Gottes mitwirken kann, umso höher wird diese Vermehrung der heiligmachenden Gnade ausfallen. Denn das Maß der Gnade, welches jedem Sakrament innewohnt, ist an sich unendlich. Aber das Maß, welches der Empfang eines Sakramentes tatsächlich in einer Seele hervorbringt, ist verschieden, je nach der jeweiligen Bereitschaft des Einzelnen. – Man kann beim Freibier an den Zapfhahn mit einem Maßkrug oder mit einem Becherglas oder mit einem Schnapsglas herantreten. Das Fassungsvermögen des Einzelnen entscheidet darüber, welches Maß an Freibier er für sich ergattern kann. Ähnlich verhält es sich beim Sakramentenempfang. Je vollkommener die Bereitschaft der Seele, umso reicher strömt die Gnade. – Das Sakrament der Letzten Ölung wird also die größte Wirkung hervorbringen können, wenn es so rechtzeitig empfangen werden kann, daß der Schwerkranke noch in der Lage ist, vorher zu beichten und die genannten Akte des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe und des Abscheus von der Sünde sowie der Ergebung in den göttlichen Willen bei vollem Bewußtsein zu setzen.

b) Tilgung der läßlichen Sünden

Als zweite Wirkung der Letzten Ölung ist die Tilgung läßlicher Sünden zu nennen. – Wo ist ein Kranker, der von läßlichen Sünden ganz frei wäre? Sünden, die er nicht erkannt, Sünden, die er nicht gebeichtet, Sünden, die er nicht bereut hatte; Sünden, die er vielleicht auf dem Krankenlager begangen hatte? Durch den reumütigen Empfang der Letzten Ölung werden dieselben getilgt. Das gilt sogar für die Todsünden, die der Kranke nicht mehr beichten kann. Wie oft kommt es vor, daß der Schwerkranke schon in einem solchen Zustand ist, daß er nicht mehr beichten kann, bis der Priester gerufen wird oder kommen kann? Er möchte sprechen und kann es nicht mehr. Er spricht, aber man versteht ihn nicht mehr. Er hat seine Sünden bereut, aber sein Geist ist verwirrt, er phantasiert und die Schatten des Todes umgeben ihn. Welch ein Glück, daß die Letzte Ölung in solchen Fällen die Kraft hat, die sonst nur im Bußsakrament enthalten ist. – Der Vollständigkeit halber muß jedoch dazugesagt werden, daß in dem Falle der Genesung die Beichte – wenigstens der noch nicht gebeichteten Todsünden – nachgeholt werden muß.

c) Tilgung der Reste der Sünde

Die Letzte Ölung nimmt sodann auch die Überbleibsel der schon vergebenen Sünden hinweg. Die Krankheiten des Leibes lassen – auch wenn sie verheilt sind – ihre Spuren zurück: Schwäche der Glieder, Ausfall der Haare, eine größere Empfindlichkeit und Empfänglichkeit, in die Krankheit zurückzufallen. Erst recht hinterlassen die schweren Wunden – selbst wenn sie verheilt sind – ihre Spuren; tiefe, oft entstellende Narben und Wetterfühligkeit. – In analoger Weise verhält es sich mit den vergebenen Sünden. Auch sie hinterlassen Spuren in der Seele: eine Schwäche, eine Neigung zum Rückfall, eine Leichtigkeit, die Sünde zu wiederholen. Diese Überbleibsel der Sünde werden durch die Letzte Ölung ausgetilgt.

d) Stärkung der Seele

Schließlich stärkt das Sakrament der hl. Ölung in Leiden und Versuchungen; besonders im Todeskampf. Der Kranke leidet fast immer. Jede schwere Krankheit hat ihre Schmerzen, oft sehr große, fast unerträgliche Schmerzen; oft sehr langwierige, jahrelange Schmerzen; schmerzvolle Tage, schlaflose Nächte, oft noch Mangel an Pflege und dazu noch Einsamkeit. Der Kranke, auch der Schwerkranke, hat Versuchungen. Man denke nicht, daß in schwerer Krankheit und im Angesicht des Todes die Versuchungen aufhören. Keineswegs. Versuchungen zur Ungeduld, zur Unzufriedenheit, zum Klagen und Murren gegen die göttliche Vorsehung. Der Gesunde sündigt durch Übermut und Vermessenheit, der Kranke ist versucht zur kleinmütigen Verzagtheit. Der Mensch im Glück denkt nicht an Tod und Gericht, und der Kranke ist versucht zur Verzweiflung und zur Aufgabe der Hoffnung. Der Gesunde fürchtet den Tod zu wenig, und der Kranke fürchtet ihn zu sehr. Gott fordert von ihm das Opfer des Lebens, und er will es nicht bringen.

Der Kranke, auch der Schwerkranke, hat zu kämpfen. – So schwach, so krank, so sterbenskrank und dann noch kämpfen? Jawohl! Das Leben ist ein Kampf und der Tod ist der entscheidendste Augenblick des Lebens. Das weiß auch der böse Feind. „Ultima hora est“ – „Es ist die letzte Stunde, die entscheidende Stunde.“ Die Stunde, in welcher der endgültige Sieg errungen oder die endgültige Niederlage beigefügt wird. Der Teufel wird nochmals seine ganze Kraft aufbieten, den letzten Angriff wagen, gerade weil der Kranke so schwach und die Stunde so wichtig ist. Welche Gnade also, daß der Schwerkranke ein Sakrament hat, worin er die übernatürliche Kraft empfängt, seine Leiden zu ertragen, sein Los in Ergebung anzunehmen, seine Versuchungen zu überwinden und den letzten entscheidenden Kampf glücklich zu bestehen und als Sieger in das andere Leben hinüberzugehen.

e) Stärkung des Leibes

Die Letzte Ölung wirkt also stets zum Heil der Seele, sofern wenigstens eine unvollkommene Reue beim Empfänger vorhanden ist. Bisweilen wirkt dieses hl. Sakrament aber auch zum Wohle des kranken Leibes, wenn die Gesundung nach der Voraussicht Gottes dem Seelenheil des Schwerkranken zuträglich ist. Da aber ein langes Leben im Hinblick auf das ewige Heil eines Menschen nicht immer gut ist, kann man nicht sicher mit dieser Wirkung rechnen. Ein früher, aber mit der hl. Ölung vorbereiteter Tod kann manchmal auch eine Gnade sein, denn viele Menschen verderben später das, was sie früher gut gemacht haben. Daher heißt es im Buch der Weisheit: „Er ward hinweggerafft, damit nicht Bosheit seine Einsicht ändere oder Trug seine Seele verführe.“ (Weis. 5,11).

Die Art und Weise, wie die heilende Wirkung auf den Leib zustande kommt, wird von den Theologen meist als „übernatürliche Stärkung der natürlichen Kräfte“ erklärt. Die Letzte Ölung bewirkt die Genesung des Leibes normalerweise also nicht auf die Weise eines Wunders, sondern durch eine übernatürliche Stärkung der Kräfte, die der Körper noch besitzt. Deshalb kann die leibliche Gesundung an sich bei einem Schwerkranken, dessen Zustand von der Krankheit noch wenig zerrüttet ist, eher angenommen werden als bei einem Kranken, dessen Gesundheit schon so zerstört ist, daß nur noch ein Wunder sie retten könnte. Zwar kann Gott natürlich anläßlich der Spendung der Letzten Ölung auch ein Wunder wirken. Aber das wäre dann nicht die Wirkung des Sakramentes. Fast immer bringt der Empfang der hl. Krankensalbung dem Kranken jedoch wenigstens eine gewisse Erleichterung seiner Beschwerden.

Beschleunigt die Letzte Ölung den Tod?

Darum ist es sehr kurzsichtig und töricht, entweder von dem Kranken selber oder von dessen Umfeld den Empfang der Letzten Ölung möglichst lange hinauszuzögern. Um den Kranken nicht zu erschrecken, wird nicht selten bis zur letzten Stunde gewartet; bis die Bewußtlosigkeit oder gar der Tod schon eingetreten sind. Kann nun aber ein Leichnam, aus dem die Seele schon entwichen ist, ein Sakrament empfangen, das vor allem zum Heile der Seele eingesetzt ist? – Nicht wenige Kranke und Angehörige fürchten den Empfang der Letzten Ölung und zögern in törichter Weise deshalb so lange hinaus, weil sie fälschlicherweise meinen, weil die Letzte Ölung eben die Letzte sei, wäre damit der Tod eine besiegelte Sache. Solange die Letzte Ölung noch nicht empfangen sei, habe auch die letzte Stunde noch nicht geschlagen, solange bestünde also noch Hoffnung. Ein törichter, ja ein abergläubischer Gedankengang! Der Name „Letzte Ölung“ ist vor allem liturgisch zu verstehen, da die anderen Salbungen bei der Taufe, bei der Firmung oder bei der Priester- bzw. Bischofsweihe normalerweise vorausgegangen sind. Sie wird also in der Regel die letzte sakramentale Salbung sein, die ein Mensch empfängt. Das bedeutet aber keinesfalls, daß die Letzte Ölung den Eintritt des Todes beschleunigt.

Ist die Letzte Ölung heilsnotwendig?

Da die Letzte Ölung normalerweise den Gnadenstand voraussetzt und es lediglich ihre außerordentliche Wirkung ist, Todsünden nachzulassen, so ist sie zur Erlangung des ewigen Heiles nicht unbedingt notwendig. Absolute Heilsnotwendigkeit kommt nur den Sakramenten der hl. Taufe und für diejenigen, welche nach der Taufe schwer gesündigt haben, der Buße zu.

Nur für den Schwerkranken, der sich schwerer Sünden bewußt ist, darüber aber nur unvollkommene Reue hat und nicht mehr beichten kann, ist die Letzte Ölung das einzige Rettungsmittel. Trotzdem wäre es für jeden Schwerkranken eine große Leichtsinnigkeit, wenn er sich aus Nachlässigkeit nicht bemühen würde, dieses hl. Sakrament zu empfangen, das eine so große Hilfe für die Erlangung des ewigen Heiles und eventuell sogar für die Gesundung des Leibes darstellt.

Hochschätzung der Letzten Ölung

Der fromme Jesuitenpater Wolfgang Grafeneg, der 1650 in Innsbruck eines seligen Todes starb, ahmte jedes Mal beim Schlafengehen die Zeremonien der Letzten Ölung nach. Er nahm ein Kruzifix in die Hand, berührte damit seine Augen und sprach dabei die bei der Letzten Ölung üblichen Worte: „Durch diese hl. Salbung und seine mildreichste Barmherzigkeit verzeihe dir der Herr, was du gesündigt hast durch das Sehen.“ Dann berührte er in gleicher Weise Ohren, Nase, Mund, Hände und Füße und sprach bei deren Berührung das dazugehörige Gebet. Auf diese Weise wollte er seine Hochachtung gegen das Sakrament der Letzten Ölung bezeigen und Gott gleichzeitig bitten, er möge ihn nicht ohne dieses wertvolle hl. Sakrament sterben lassen. Sein Wunsch ging auch in Erfüllung. – Fromme Katholiken pflegen täglich den hl. Joseph, den Patron der Sterbenden, oder die hl. Barbara, die Patronin der plötzlich Sterbenden, um ihre Fürbitte bei Gott anzurufen, auf daß sie nicht ohne die Letzte Ölung aus dieser Welt scheiden.

Es bliebe uns nun noch nachzuweisen, daß die hl. Ölung auch das dritte Merkmal aufweist, nämlich die Einsetzung durch Jesus Christus. Diesen Nachweis wollen wir jedoch auf das nächste Mal verschieben und dabei auch noch einige Fragen zum Empfang der Letzten Ölung beantworten. Etwa diese: Ab wann gilt man als „Schwerkranker“, der die Krankensalbung empfangen kann? Wie oft kann man sie empfangen? Und welche Vorbereitungen müssen für die Letzte Ölung getroffen werden?

Für heute wollen wir festhalten: Die Letzte Ölung wirkt immer zum Heile der Seele. Sie wirkt auch, wenn es dem Seelenheil zuträglich ist, zum Wohle des Leibes. Sie bringt dem Kranken Erleichterung und sogar unter Umständen die Gesundheit.

In jedem Falle bewirkt sie, daß der Kranke seine Leiden leichter tragen kann, daß er seine Versuchungen überwinden kann, daß er den Tod nicht fürchtet, daß er den letzten Kampf siegreich kämpft, daß er in der Gnade stirbt und rein und gnadenreich hinübergeht, um seine Krone, die Siegeskrone des ewigen Lebens, zu empfangen. – Bitten wir in dieser hl. Messe ganz besonders um die Gnade, wenn wir eines Tages hilflos in schwerer Krankheit darniederliegen, daß auch uns der barmherzige Samariter Jesus Christus durch seinen Diener mit dem Sakrament der hl. Krankensalbung aufsuche und uns das hl. Öl in die Wunden unserer Seele gieße, damit auf diese Weise das Leben unserer Seele gerettet wird für die Ewigkeit. Amen.

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