Der Schafstall Christi

Geliebte Gottes!

Christus gebraucht im heutigen Evangelium das Bild eines Hirten und seiner Schafe, um damit Seine Kirche zu beschreiben. – Christus hat auch andere Gleichnisse gebraucht, um die Wesenszüge der katholischen Kirche herauszustellen. So etwa das Gleichnis vom Hochzeitsmahl, zu dessen Zutritt ein hochzeitliches Gewand erforderlich ist; oder das Bild der zehn Jungfrauen, von denen die törichten nicht zum Fest eingelassen wurden, weil sie nicht wachsam und klug waren und deshalb zu spät das Öl für ihre Lampen erwerben wollten. Ein anderes Bild für die Kirche ist der Weinberg, in welchen der Hausvater zu verschiedenen Stunden Arbeiter sendet, um sie am Abend alle in gleicher Weise mit fürstlichem Lohn zu bedenken. Genauso das Gleichnis vom Weinstock, in dem der Herr sagt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ Schließlich sehen wir auch in dem Gleichnis vom bestellten Weizenfeld in das der böse Feind nachts heimlich Unkraut ausgestreut hat, ein Bild Christi für die katholische Kirche. – Aber im heutigen Gleichnis vom Guten Hirten sehen wir die katholische Kirche vielleicht am allerdeutlichsten dargestellt. Christus lehrt uns darin, daß Er Selbst der „Gute Hirte“ und somit das Oberhaupt Seiner Kirche ist; das unsichtbare Oberhaupt der Kirche, wie wir aus unserem Katechismus wissen. – Es zeigt uns die katholische Kirche als eine sichtbare Einrichtung, so sichtbar wie die Hürde, bzw. der Schafstall. Da ist die Rede von einer Schafsherde, die einem bestimmten Hirten gehört, dem unsichtbaren „Guten Hirten“, Jesus Christus, und dem sichtbaren „Obersten Hirten“, dem Papst, der sie im Namen Christi weidet. Seine Mitarbeiter sind die Bischöfe. Deren Mitarbeiter wiederum, gleichsam die Hirtenhunde, sind die Pfarrer, bzw. die einfachen Priester unter ihrer Anleitung. Die Schafe Christi unterscheiden sich von den anderen, die „nicht aus diesem Schafstall sind“, die der Gute Hirte jedoch herbeiführen will, um sie seiner Herde einzuverleiben, damit „ein Schafstall und ein Hirte werde“. Die Schafe Christi, das sind also die Katholiken. Die anderen Schafe, das sind die Nicht-Katholiken.

Die Mitgliedschaft in der Kirche

Wer gehört nun zum Schafstall Christi? Unter welchen Umständen ist man tatsächlich ein Mitglied der Kirche, ein Katholik?

a) Die Tugend des Glaubens

Die Grundlage der Mitgliedschaft in der katholischen Kirche ist die übernatürliche Tugend des Glaubens und das äußere Bekenntnis dieses Glaubens. Die Tugend des Glaubens ist ja etwas Unsichtbares. Sie ist in der Seele, weil der Mensch aber nicht nur aus einer Seele sondern aus Seele und Leib besteht, so muß der Mensch den Glauben auch nach außen sichtbar bekennen, wie der hl. Paulus sagt: „Denn mit dem Herzen glaubt man zur Gerechtigkeit, mit dem Munde aber geschieht das Bekenntnis zum Heil.“ (Röm. 10,10).

Der Glaube ist jene Tugend, durch welche wir die innerliche Zustimmung zu all jenen Wahrheiten geben, die Gott geoffenbart hat und die Er uns durch den Lehrkörper der katholischen Kirche, bestehend aus dem Papst und die mit ihm vereinten Ortsbischöfe, zu glauben vorlegt. Der Gläubige gibt seine Zustimmung zu der Wahrheit dessen, was geglaubt werden soll, nicht weil er selbst es einsieht, sondern aufgrund der Autorität Gottes, der Sich selber weder irren, noch uns täuschen kann. Der Glaube beruht also auf der Autorität Gottes und auf der Autorität der lehrenden Kirche, die uns im Namen Gottes die zu glaubenden Wahrheiten vorlegt.

b) Das Bekenntnis des Glaubens

Der Glaube muß sodann auch nach außen bekannt werden. Das ist zur Erlangung des ewigen Heiles notwendig! Zum einen aufgrund der sichtbaren Natur der Kirche, der öffentlich anzugehören man gehalten ist. Die Kirche ist eine Gemeinschaft von Menschen, die im Glauben übereinstimmen. Diese Übereinstimmung muß sich äußern, daß sie gemeinsam dieselben Wahrheiten bekennen. Das geschieht jedes Mal, wenn wir das Glaubensbekenntnis sprechen bzw. singen. Damit bekennen wir die Glaubensübereinstimmung mit allen anderen Gliedern der Kirche, die dieses Bekenntnis beten. – Ferner schreibt die Kirche ein öffentliches Glaubensbekenntnis vor bei der Erteilung der hl. Taufe, nach dem Empfang der hl. Firmung, bei der Rückkehr eines Häretikers oder Schismatikers zur katholischen Kirche sowie vor der Erteilung der höheren Weihen bzw. bei der Amtseinführung kirchlicher Würdenträger.

Die Ausdehnung der Pflicht zum Glaubensbekenntnis hat zuallererst einen negativen Aspekt. D.h. es ist nie erlaubt, absichtlich und bewußt den Glauben zu leugnen. Weder direkt, durch die Zustimmung zu einer Häresie, noch indirekt, durch eine Handlung die als eine Leugnung des Glaubens interpretiert wird; etwa durch die aktive Teilnahme an nicht-katholischen Gottesdiensten.

Die positive Pflicht zum Glaubensbekenntnis besteht sodann, wenn man von der öffentlichen Autorität direkt befragt wird. Geboten ist das Glaubensbekenntnis zum zweiten, wenn man von der öffentlichen oder von einer privaten Autorität gezwungen wird, gegen den Glauben zu reden oder zu handeln. Jemand, den man etwa zwingen würde, am Freitag Fleisch zu essen, gerade weil (!) er katholisch ist, der darf nicht schweigen.

Drittens besteht die Pflicht zum Glaubensbekenntnis immer dann, wenn das Schweigen dem Nächsten ein Ärgernis geben würde. Etwa wenn unser Schweigen zu einer Häresie oder Gotteslästerung bei einem glaubensschwachen Menschen den Eindruck entstehen ließe, daß wir der Häresie bzw. der Gotteslästerung zustimmen würden.

Es ist also nie erlaubt den Glauben zu leugnen. Jedoch muß man auch nicht bei jeder Gelegenheit seinen Glauben bekennen. Außer in den genannten Fällen kann es erlaubt, ja sogar geboten sein, seinen Glauben geheim zu halten, so wie es die Christen während der Christenverfolgungen stets getan haben, um ihre Familien und ihr katholisches Umfeld zu schützen.

Als Grundsatz gilt: „Man muß immer den Glauben bekennen, aber nicht in jedem Augenblick.“ Man muß immer den Glauben bekennen, d.h. man darf ihn nie absichtlich leugnen oder so tun, als würde man einer anderen Religion angehören. Aber man muß das nicht in jedem Augenblick tun, also nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit.

c) Der Empfang der Taufe

Seinsmäßig wird die Mitgliedschaft in der katholischen Kirche grundgelegt durch den Empfang der hl. Taufe. Durch die Einprägung des unauslöschlichen Taufcharakters in die Seele wird der Mensch ein Mitglied in der Schafsherde Christi. Der Taufcharakter ist gewissermaßen das Brandzeichen, welches das Schaf als Eigentum Christi und als zur Herde Christi, also zur katholischen Kirche gehörig ausweist. Dieses so bezeichnete Schaf darf aber nicht einfach so seine eigenen Wege gehen. Es darf nicht wahllos mit anderen Gemeinschaft halten und sich jedem beliebigen Anführer anschließen. Nein, es muß mit den Schafen des Schafstalles Christi Gemeinschaft halten und den legitimen Hirten folgen.

c) Die Unterwerfung unter die kirchliche Autorität

Zum Schafstall Christi gehören nämlich nur jene Schafe die den rechtmäßigen Hirten Untertan sind. Zur Mitgliedschaft in der katholischen Kirche ist also schließlich auch erforderlich, daß man sich der Hierarchie der katholischen Kirche im Gehorsam unterwirft. Unser göttlicher Erlöser, Jesus Christus, das unsichtbare Oberhaupt der katholischen Kirche, hat die Sorge um Seinen Schafstall den Bischöfen und Priestern anvertraut.

Das ist der Grund, warum unser Herr das Priestertum eingesetzt hat. Christus hat bestimmten Menschen jene göttliche Macht mitgeteilt, damit sie jene übernatürlichen Dinge vollbringen, die Er getan hat – nämlich die Seelen zu heiligen.

In gleicher Weise hat er ihnen die Gewalt mitgeteilt, die Seelen in Seinem Namen zu lehren. „Wer euch hört, der hört Mich.“ – Ja, und Er gab ihnen nicht nur die Gewalt zu heiligen und zu lehren, sondern die Apostel sollten die Schafsherde Christi auch in Seinem Namen leiten. So sprach Er zum hl. Petrus: „Weide meine Lämmer. Weide meine Schafe.“ (Joh. 21,15-17).

Daraus ergibt sich, daß es nicht hinreichend ist, allein die Tugend und das äußere Bekenntnis des Glaubens zu haben. Dazu muß auch die Unterwerfung unter die Hierarchie der von Christus eingesetzten Hirten kommen, zuvörderst natürlich unter den regierenden Papst, der ja niemand geringerer als der Stellvertreter Christi selbst ist. So lehrte Papst Pius XI.: „In dieser einen Kirche Christi ist niemand und bleibt niemand, der nicht die Autorität und Vollmacht des Petrus und seiner legitimen Nachfolger durch Gehorsam anerkennt und annimmt.“ (Mortalium animos, HK 687).

Der Verlust der Kirchenzugehörigkeit

Wie verliert man nun die Mitgliedschaft in der katholischen Kirche? – Erstens: Durch die Sünde der Häresie. Denn die Häresie zerstört die Tugend des Glaubens. Die Einheit der katholischen Kirche besteht wesentlich in der Glaubenseinheit. Ihre sichtbare Einheit ruht auf dem Bekenntnis des einen und einzigen wahren Glaubens. – Wenn jemand ein schreckliches Verbrechen, also eine Todsünde, begehen würde; ja, sogar wenn einer hunderttausend Todsünden auf dem Gewissen hätte! Solange er den Glauben bewahrt, bliebe er trotzdem ein Glied der katholischen Kirche und mit Christus, dem Guten Hirten, durch den Glauben verbunden. Freilich, der Sünder wäre ein verlorenes Schaf aufgrund der Todsünde. Aber durch den Glauben gehört er zum Schafstall Christi. Dieser Glaube wäre ein „toter Glaube“ aufgrund des Mangels an übernatürlicher Liebe, aufgrund des Verlustes der heiligmachenden Gnade. Aber trotzdem ist der Todsünder aufgrund seines Glaubens nach wie vor Katholik. – Wenn aber jemand durch die Annahme einer Häresie die Tugend des Glaubens in sich zerstört, dann verliert er automatisch jede Verbindung zu Christus als Oberhaupt der Kirche und jede Verbindung zur katholischen Kirche. Die Häresie zerstört die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche. Sie ist eine der schlimmsten Sünden, die der Mensch überhaupt begehen kann.

In gleicher Weise geht die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche verloren durch die Sünde des Schismas. Die Sünde des Schismas besteht darin, daß man sich weigert, sich der katholischen Hierarchie – also dem Papst und den mit ihm vereinten Bischöfen – unterzuordnen. Das kann sich auch darin äußern, daß man einem falschen Kirchenoberhaupt – einem Gegenpapst – folgt. – Christus hat keinen Verein gegründet in dem jeder tun und lassen kann, was er will. Er hat die katholische Kirche wiederholt als „Himmelreich“ oder als „Gottesreich“ auf Erden bezeichnet. Jedes Reich ist jedoch hierarchisch geordnet. Wer dem König Untertan ist, der muß es auch dessen amtlichen Stellvertretern gegenüber sein. Wer mit Christus verbunden sein will, der muß auch mit denen in rechtem Verhältnis stehen, denen Er Seine göttliche Autorität übertragen hat.

Der dritte Fall schließlich, wie man die Mitgliedschaft in der katholischen Kirche verlieren kann, besteht in der Strafe der Exkommunikation, also im Ausschluß aus der Kirchengemeinschaft. Dieses Mittel kann die Kirche gegen jene einsetzen, die entweder eine schwer sündhafte Handlung getan haben, welche die Kirche mit dieser höchsten Kirchenstrafe bedroht – etwa das Verbrechen der Abtreibung; oder gegen solche, die sich nach mehrfacher Zurechtweisung eines Fehlverhaltens auf rebellische Weise den rechtmäßigen Anweisungen der kirchlichen Autorität verweigern. Während im ersten Fall die Exkommunikation durch das kirchliche Gesetz angedroht wird und durch die Straftat automatisch eintritt, so muß der Ausschluß in vielen anderen Fällen durch ein richterliches Urteil ausgesprochen werden.

Die „Hirten“ der Konzilskirche

Wie verhalten sich alle diese Dinge im augenblicklichen Zustand der katholischen Kirche? – Der Modernismus, das 2. Vatikanum und die daraus hervorgegangene Novus-Ordo-Kirche mit ihrer ökumenistischen Glaubenslehre, ihrer neuen Liturgie und ihrer sittlichen Disziplin, ist nichts anderes als eine wesentliche Verfälschung des katholischen Glaubens. Es handelt sich bei den vielen konziliaren Reformen bei weitem um keine Nebensächlichkeiten, wie das die „Konservativen“, etwa die Vertreter der Petrusbruderschaft, sagen. Das Gegenteil ist der Fall! Sowohl der Glaube, als auch die Liturgie und die Kirchendisziplin sind in ihrem Wesen verfälscht worden. Das läßt sich beweisen und ist in zahlreichen Schriften bewiesen worden. Besonders hervorgehoben sei diesbezüglich das Büchlein von Anton Holzer: „Vatikanum II: Die Konstituante einer neuen Kirche.“ (SAKA Basel, 1977).

Weil diese Feststellung richtig ist, kann das nicht ohne Konsequenzen bleiben! – Denn jene Hirten, welche sich den Modernismus, die Irrlehren des 2. Vatikanums und die vielen Neuheiten der Novus-Ordo-Kirche zu eigen gemacht haben, die sich öffentlich dazu bekannt haben und bekennen, die ihre Untergebenen die Irrtümer des 2. Vatikanums lehrten und sie ihnen zur Annahme auferlegt haben und auferlegen; jene konziliaren Hirten haben sich des Verbrechens der öffentlichen Häresie schuldig gemacht. Folglich haben sie in dem Augenblick, da sie sich öffentlich durch die Annahme des 2. Vatikanums zur Häresie bekannt haben, automatisch aufgehört, Glieder der katholischen Kirche zu sein. – Sie sind auf dem Gebiet des Glaubens zu Kriminellen geworden. Sie begingen das Verbrechen der Häresie.

Folglich haben sie ihre Ämter und ihre kirchliche Autorität automatisch verloren. Und zwar aus zwei Gründen: Erstens, weil sie aufgrund ihrer öffentlichen Häresie nicht mehr zur katholischen Kirche gehören. Wer aber aufgrund von öffentlicher Häresie kein Mitglied der katholischen Kirche mehr ist, der kann unmöglich in ihr das Hirtenamt, also die Leitung innehaben. Das sollte jedem klar sein. Wer nicht zu einem Verein gehört, der kann nicht den Vereinsvorsitz innehaben. Wer nicht Bürger eines Staates ist, kann unmöglich gleichzeitig dessen Staatsoberhaupt sein. Und wer nicht einmal ein Glied am Leibe der Kirche ist, wie soll derjenige dann ihr Oberhaupt sein? Wie sollen öffentliche Häretiker wie etwa die Konzilspäpste und die mit ihnen verbundenen Konzilsbischöfe wahre Päpste und Bischöfe der katholischen Kirche sein? – Sie sind außerhalb der Kirche! Wie soll einer etwas lenken und leiten, wo er gar nicht dazugehört?

Der zweite Grund, warum die Konzilspäpste und die Novus-Ordo Bischöfe ihre Ämter verloren haben, besteht darin, daß sie versuchen, den Katholiken eine falsche Religion aufzuzwingen. Also nicht nur sie haben im Glauben Schiffbruch erlitten, sondern sie wollen auch, daß andere ihnen in den Irrglauben folgen. Sie haben es getan, indem sie die katholischen Einrichtungen und Behörden durchlaufen und von innen heraus erobert haben, um von den Schalthebeln der Macht aus die Irrtümer des 2. Vatikanums in Lehre und Gesetzesform allen Katholiken aufzuzwingen und auf diese Weise deren Glauben zu zerstören.

Weil sie aber solches tun, beweisen sie, daß sie unmöglich wahre Hirten der katholischen Kirche sein können, weil nämlich der Beistand des Heiligen Geistes, der dem wahren Papst unfehlbar zugesichert ist, und mit ihm auch den Bischöfen, die mit dem Papst vereint den Glauben lehren, davon abhalten würde, so etwas zu tun. – Eben weil die Konzilspäpste ihre modernistischen Häresien autoritativ der gesamten Kirche auferlegen, liefern sie den Beweis, daß sie nicht Päpste der Kirche Christi waren bzw. sind, sondern Häupter einer falschen Kirche. Denn der Heilige Geist würde nicht zulassen, daß ein wahrer Papst im Namen Christi gebietet eine falsche Religion zu bekennen und zu praktizieren.

Das Dogma von der Indefektibilität der Kirche

Ein zentraler Glaubenssatz der katholischen Religion lautet nämlich, daß die katholische Kirche von dem Gottmenschen Jesus Christus gegründet und bevollmächtigt worden ist, um die Seelen in Seinem Namen zu lehren, die Seelen in Seinem Namen zu heiligen und die Seelen in Seinem Namen zu leiten. Und daß der Papst von Amtswegen in diesen wesentlichen, die gesamte Kirche betreffenden Aufgaben den Beistand des Heiligen Geistes genießt, der ihn dabei vor Irrtum bewahrt. Sprach doch Christus zu Simon Petrus und damit auch zu allen seinen Nachfolgern: „Ich habe für dich gebetet, daß dein Glaube nicht wanke.“ (Lk. 22,32) Die Bischöfe haben Anteil an dem Beistand des Heiligen Geistes, nicht von Amtswegen, sondern indem sie sich an den Papst als Glaubensnorm anschließen. Auf diese Weise ist die Kirche in der katholischen Wahrheit befestigt, so daß sie sich in ihrem Wesen niemals ändern kann. Weil Christus sich nicht wesentlich ändern kann, deshalb kann auch die Kirche sich nicht wesentlich ändern.

Und tatsächlich war bis zum 2. Vatikanum keine wesentliche Änderung im Glauben, in Gottesdienst, oder in der sittlichen Disziplin vorgekommen. Die katholische Kirche blieb darin unverändert, weil ihr Christus den unfehlbaren Beistand leistete.

Wenn Christus der katholischen Kirche den unfehlbaren Beistand, den er den Aposteln bei Seiner Himmelfahrt versprochen hatte – „Seht, Ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt.“ (Mt. 28,20) – wenn Christus Seiner Kirche diesen Beistand nicht geleistet hätte, dann wäre die katholische Kirche eine völlig nutzlose Gemeinschaft. Sie wäre dann lediglich eine von vielen religiösen Sekten, die aufgrund der rein subjektiven Überzeugungen ihrer Vorsteher, bekennt, was diese von Gott zu wissen meinen.

Der göttliche Beistand ist das Fundament des katholischen Glaubens! Ohne diesen Beistand wäre unser Glaube nicht sicher. Der hl. Cyprian von Karthago (+258) bekennt in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts: „Unsere Mutter, die katholische Kirche, hat stets und wird immerfort die Wahrheit rein bewahren, weil sie selbst von Gott gelehrt und geleitet wird. Sie ist die einzige Lehrerin der Erlösung.“ Allein diese fundamentale Tatsache macht die katholische Kirche zur einzig wahren Kirche Gottes. Aufgrund des göttlichen Beistandes ist es ausgeschlossen, daß die katholische Kirche ihre Gläubigen irgendetwas lehrt oder ihnen etwas vorschreibt, das ihnen im Hinblick auf das ewige Heil schaden könnte. Das ist ausgeschlossen, genauso wie es ausgeschlossen ist, daß der Gute Hirte, Jesus Christus, die Schafe Seiner Herde auf vergiftete Weiden führen könnte.

Die Kirche kann diesbezüglich keinen Defekt haben. Sie ist „in-defektibel“. Gott verhindert jeden Defekt Das ist Dogma! Die absolute Garantie, daß die Kirche jederzeit von jedem Defekt in der Lehre, im Gottesdienst und in ihrer Disziplin bewahrt bleibt, kann allein Gott gewährleisten. Kein Mensch und auch keine Gruppe von Menschen, wäre so wahnsinnig, das für sich zu beanspruchen.

Ist die Konzilskirche katholisch oder nicht?

Wenn nun jemand behauptet – wie wir es tun – daß die Veränderungen seit dem 2. Vatikanum die katholische Religion wesentlich verfälscht haben, dann ist er durch das Dogma von der Indefektibilität der Kirche auch gezwungen zu bekennen, daß die Novus-Ordo-Hierarchie – also die Konzilspäpste und die Konzilsbischöfe – nicht die Hierarchie der katholischen Kirche sein können; daß die Konzilspäpste keine wahren Päpste sondern Scheinpäpste bzw. Anti-Päpste sind; daß die Novus-Ordo-Bischöfe in ihrem Gefolge die Bischofsstühle unrechtmäßig besetzt halten; ja, daß sie zusammen eine Anti-Kirche bilden, welche die Einrichtungen der katholischen Kirche besetzt hält.

Andernfalls müßte man schlußfolgern, daß öffentliche Häretiker Mitglieder der katholischen Kirche sind und bleiben, daß es möglich ist, daß öffentliche Häretiker die Kirche leiten. Oder noch viel schlimmer! Man müßte annehmen, daß Gott Seine Kirche nicht vor Irrtum bewahren kann. Das aber ist nicht nur Häresie, sondern eine Gotteslästerung.

Wir sind also durch den Glauben gebunden: Wenn das nicht der katholische Glaube und der katholische Gottesdienst ist, den wir in unseren Dom- und Pfarrkirchen vorfinden, dann sind diejenigen, welche uns diese neue Kirche aufdrängen wollen, unmöglich die Stellvertreter Christi und Nachfolger der Apostel.

Auf der anderen Seite: Wenn einer hergeht und die Novus-Ordo-Hierarchie anerkennt. Wenn einer also sagt: Ja, Franziskus ist Papst der katholischen Kirche und Bertram Meier ist der katholische Bischof von Augsburg, dann muß er logischerweise das 2. Vatikanum, die Neue Messe und alle Reformen anerkennen und annehmen, als kämen sie von Jesus Christus selbst, der ja Seine Kirche durch den Papst und die Bischöfe „lehrt und leitet“. Wenn Bergoglio und die Bischöfe, die ihn als Papst anerkennen, die Hierarchie der katholischen Kirche sind, dann ist das, was er lehrt, der Gottesdienst den er feiert, die sittliche Disziplin die er vorgibt oder gutheißt nichts anderes als der römisch-katholische Glaube und damit die Norm für unseren Glauben. Ja, es kann gar nicht anders sein. Denn, dann verfügen sie über den göttlichen Beistand und können uns hinsichtlich unseres Seelenheiles nichts Falsches, Sündhaftes oder Schädliches lehren und vorschreiben.

Es gibt heute zwei Haltungen, die basierend auf dem Dogma vom göttlichen Beistand und der darauf fußenden Indefektibilität der katholischen Kirche aus den aktuellen kirchlichen Zuständen logische Folgerungen ziehen. Das heißt nicht, daß beide Positionen richtig sind! Aber beide sind hinsichtlich dieses Dogmas konsistent.

Die erste Position lautet: Die Konzilspäpste und die Novus-Ordo-Bischöfe sind die Hierarchie der katholischen Kirche. Folglich ist der Ökumenismus, die Neue Messe, die sittlichen Lockerungen völlig konform mit der von Christus gestifteten Religion. Das mag unserem persönlichen Geschmack vielleicht nicht zusagen. Aber nichtsdestotrotz wäre das alles katholisch. Wir könnten es annehmen, und müssen es auch annehmen, sonst würden wir die Sünde des Schismas begehen. Diese erste Position wird vertreten, von den „Konservativen“ Novus-Ordo-Pfarrern, von den Mitgliedern der Petrusbruderschaft, von den Anhängern der Motu-proprio-Messen und viele andere, welche die Konzilskirche mit der katholischen Kirche identifizieren. Sie sagen: „Also gut. Wir sind nicht begeistert vom 2. Vatikanum und all den Reformen. Aber das sind die Hirten der katholischen Kirche. Also nehmen wir das Konzil an und sind zufrieden mit dem Reservat, das man uns dort einräumt, wo wir die Roncalli-Messe nach der Form von 1962 feiern dürfen, wenn wir brav sind und nichts gegen die ‚Neue Messe‘ sagen. Aber an sich ist das alles katholisch, was Bergoglio macht.“ Diese Haltung ist zwar falsch, aber sie entspricht der Logik des Dogmas. Wenn das die katholische Hierarchie ist, dann kann das 2. Vatikanum und seine Reformen nicht unkatholisch sein. Das ist logisch gefolgert. – Falsch ist es aber, weil das 2. Vatikanum und seine Reformen tatsächlich mit dem katholischen Glauben unvereinbar sind, woraus sich im Umkehrschluß ergibt, daß Bergoglio und die Novus-Ordo-Bischöfe unmöglich Papst und Hirten der katholischen Kirche sein können. Darin besteht die zweite richtige Position; unsere Position.

Alles entscheidet sich also an der Frage, ob das 2. Vatikanum eine wesentliche Verfälschung des katholischen Glaubens ist. Denn entweder ist es eine Verfälschung oder es ist keine. Eine dritte Möglichkeit ist ausgeschlossen.

Wenn man erkennt, daß das 2. Vatikanum und seine Reformen eine wesentliche Verfälschung der katholischen Religion darstellt, dann kann die Novus-Ordo-Hierarchie unmöglich die Hierarchie der römisch-katholischen Kirche sein. Wohlgemerkt! Sie können es nicht sein! – Noch einmal der Grund dafür: Weil es unmöglich ist, daß die Hierarchie der katholischen Kirche, die den Beistand Gottes genießt, eine falsche Glaubenslehre, ungültige Sakramente und unsittliche Gesetze erläßt. Das ergibt sich unausweichlich aus dem Dogma von der Indefektibilität der Kirche.

Die Haltung der Piusbruderschaft

Was nun ganz und gar keinen Sinn ergibt, das ist die Haltung der Piusbruderschaft und aller lefebvristischen Vereinigungen. – Auf der einen Seite verhalten sie sich so, als wäre die Konzilskirche mit dem 2. Vatikanum und der neuen Liturgie eine falsche Religion. Sie sagen, man dürfe nicht an der „Neuen Messe“ teilnehmen. Die Handkommunion sei sakrilegisch, das Konzil beinhalte schwere Glaubensirrtümer. Deshalb haben sie überall auf der Welt Meßzentren, Priorate und Klöster gegründet, um die Menschen von der Novus-Ordo-Kirche abzuhalten.

Auf der anderen Seite aber behaupten sie, die Konzilspäpste und -bischöfe seien die wahren Hirten der katholischen Kirche, die uns gerade all diese schädlichen Dinge vorgeschrieben haben. Diese Haltung gibt keinen Sinn, denn sie wirft gerade jenes Dogma über den Haufen, welches besagt, daß der Papst und die mit ihm vereinten Hirten der katholischen Kirche den Beistand des Heiligen Geistes besitzen und, wie der hl. Cyprian sagt: „von Gott gelenkt und gelehrt werden“.

Wer sich die Haltung der Piusbruderschaft zu eigen macht, der bekennt sich zu einer Kirche, die in ihrer heiligen Pflicht versagen kann und versagt hat! Eine Kirche, die im Namen Christi Irrtum und Häresie verkündet. Eine Kirche deren Oberhaupt im Namen Jesu Christi einen Meßritus einsetzt und feiert, der „in sich schlecht“ ist, an deren Teilnahme man seinen Glauben gefährdet. Also eine Kirche von der man sich fernhalten muß, will man nicht sein ewiges Heil riskieren. Das aber ist Wahnsinn! Denn die Kirche ist der einzige und unfehlbar sichere Weg zum Heil!

Die Haltung der Piusbruderschaft ist schismatisch. – Sie ist objektiv schismatisch, weil die Lefebvristen in Bergoglio einem falschen Kirchenoberhaupt und damit auch einer falschen Kirche anhängen. Sodann sind sie auch subjektiv schismatisch, denn alles, was sie tun, ist ein systematischer und andauernder Ungehorsam gegen nahezu alle Anordnungen und Vorschriften derjenigen, welche die Piusbruderschaft selbst „Hirten der katholischen Kirche“ nennt. Außerdem halten sie, wie gesagt, ihre Gläubigen an, nicht in gottesdienstliche Gemeinschaft mit jenen zu treten, welche die „Neue Messe“ feiern, also jene Messe, die ihr „Papst“ feiert und zu feiern gebietet. Sodann ist das Apostolat der Piusbrüder von jener Hierarchie, von der sie behaupten, es sei die katholische, gar nicht anerkannt. Und auch die Piusbruderschaft selbst verfährt in ihrem Apostolat so, als würde es jene Hierarchie, von der sie behauptet, es sei die der katholischen Kirche, gar nicht geben. Sie fragen beim Ortsbischof um keinerlei Erlaubnis an, was aber ihre Pflicht wäre, wenn sie in einer Diözese eine Kapelle eröffnen oder dort die Sakramente spenden wollen. Man muß die Erlaubnis des Obersten Hirten oder seiner Mitarbeiter, der Ortsbischöfe besitzen, um legitimerweise ein Apostolat im Schafstall Christi auszuüben. Die Piusbrüder tun hingegen, was ihnen gefällt. Und das ist schismatisch!

Ferner beinhaltet die Position der Piusbruderschaft auch eine implizite Häresie. Nämlich nicht nur die, daß die Hierarchie der katholischen Kirche dazu fähig ist, uns eine verfälschte Religion aufzuerlegen, sondern daß sie es tatsächlich getan hat und auch noch seit mehr als 60 Jahren ununterbrochen darin fortfährt es zu tun! Kurz: Die Lefebvristen räumen implizit ein, daß die katholischen Hirten und die katholische Kirche die Menschen in die Irre und letztlich in die Hölle führen kann!

Wölfe im Schafspelz

Wir hingegen haben erkannt, daß die Modernisten unmöglich wahre Hirten sein können. Ja, sie sind nicht einmal Mietlinge. Sie sind Wölfe. Sie haben sich schon unter Papst Pius XII. in alle katholischen Behörden und in die äußere Organisation der katholischen Kirche eingeschlichen und dieselben von innen heraus zerstört. Sie haben den Glauben zerstört, die Liturgie zerstört, die Disziplin zerstört.

Es ist kaum zu fassen, daß die meisten Menschen es nicht begreifen, daß diese Männer nicht Hirten, sondern Wölfe sind, welche die Schafe zerreißen. – Wir aber gehören dem Guten Hirten. Er sagt: „Ich kenne die meinen und die meinen kennen Mich.“ Wir kennen Seine Stimme. Wenn wir das Knurren dieses häretischen Wolfes im Schafspelz der Papstkleider hören dann laufen wir. Wir laufen zum Guten Hirten. Kein Schaf würde sagen: Aber solange der Wolf einen Schafspelz trägt, haben wir kein recht, ihn einen Wolf zu nennen. Wir laufen weg von ihm. Der einzige Schafspelz, den diese Wölfe tragen, beruht auf der Tatsache, daß sie den Weg in ihre vermeintlichen Ämter auf scheinbar (!) legale Weise – durch Wahlen und Ernennungen – erlangt haben. Nichtsdestotrotz sind sie Wölfe!

Wir sind Schafe des Ewigen Guten Hirten. Aber wir sind keine „dummen Schafe“. Wir kennen die Stimme des wahren und Guten Hirten. Seine Stimme aber erkennen wir nicht in der Stimme derer, die behaup­ten, heute seine sichtbaren Stellvertreter auf Erden zu sein. Deswe­gen fliehen wir diese „fremden Hirten“. So hat es schon der Herr gesehen und vorausgesagt: „Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern vor ihm fliehen, weil sie die Stimme des Fremden nicht kennen.“ (Joh. 10,5). Amen.

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