Die Ausgießung des Heiligen Geistes

Geliebte Gottes!

Der Mensch braucht Nahrung. In der Nahrung befindet sich gleichsam das Leben aufgespeichert, welches er seinem Leib zuführen muß, damit dieser nicht stirbt. Eine Speise nützt jedoch niemandem, wenn sie zwar vorhanden, aber nicht zugänglich ist. Bei einer Hungersnot etwa können noch so viele Lebensmittel in Form von Konservendosen herbeigeschafft werden. Wenn es weit und breit keinen Dosenöffner gibt, so nützte das herzlich wenig. Die Nahrung wäre dann zwar da. Sie ist in der Dose. Aber ohne Dosenöffner besteht keine Möglichkeit an die so dringend benötigte Speise heranzukommen.

Dasselbe gilt von den übernatürlichen Heilsgütern der göttlichen Gnade, die unserer Seele das ewige Leben schenken. All die herrlichen Verdienste, welche unser Erlöser, Jesus Christus, durch die Vergießung Seines kostbaren Blutes am Stamm des Kreuzes erworben hat, nützten uns nichts, wenn sie uns nicht zugänglich gemacht worden wären.

Ja, Christus hat die Heilsgüter allesamt am Kreuz verdient. Alle helfenden Gnaden, die erleuchtenden und die bewegenden, die wirksamen und die hinreichenden Gnaden; die heiligmachende Gnade, die eingegossenen Tugenden und die sieben Gaben des Heiligen Geistes. All das hat Er verdient. – Gleichsam wie in einem Stausee sind all die herrlichen übernatürlichen Gnaden und Gaben, von denen wir in den zurückliegenden Wochen gehört haben und noch hören werden, in der verklärten Menschheit des auferstandenen Erlösers gesammelt. Aber solange Er auf Erden wandelte blieben sie nur in Ihm, als Sein Verdienst. Solange Christus Sein Mittleramt im Himmel, zur Rechten Seines Vaters, noch nicht angetreten hatte, blieben es allein Seine Verdienste. Wir hatten daran keinen Anteil. Deshalb sagte Er Seinen Jüngern: „Ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, daß ich hingehe. Denn wenn Ich nicht hingehe, wird der Tröster nicht zu euch kommen. Wenn Ich aber gehe, werde Ich Ihn zu euch senden“ (Joh. 16, 7). Solange Christus auf Erden wandelte, blieben die Schätze der Erlösung auf Seinen physischen Leib beschränkt, gleichsam wie in der Dose. Mit der Himmelfahrt aber, ging der Herr in die Herrlichkeit des Himmels ein. Dadurch nahm Er die hocherhobene Stellung des Hauptes Seines mystischen Leibes ein, Seines geheimnisvollen Leibes, der Kirche. Der hl. Paulus sagt: „Er (Christus) ist das Haupt des Leibes, der Kirche“ (Kol. 1, 18). Und gegenüber den Korinthern führt er genauer aus: „Denn wie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obschon ihrer viele sind, doch einen Leib darstellen, so auch Christus. Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft, ob Juden oder Hellenen, ob Knechte oder Freie, und alle sind wir mit einem Geist getränkt. Denn auch der Leib ist nicht ein einziges Glied, sondern besteht aus vielen. … Ihr aber seid Christi Leib und im einzelnen Glieder“ (1. Kor. 12, 12-14. 27).

Indem Christus durch die Himmelfahrt Seine Stellung als Haupt einnahm, konnten Seine Verdienste auch zu den Verdiensten Seiner Glieder werden; d.h. den einzelnen Seelen mitgeteilt werden. Am Pfingsttag sind die Schleusen der Gnade geöffnet worden. „Alle sind wir mit einem Geist getränkt.“ Das Pfingstereignis ist nichts anderes als die Eröffnung der Heilsgüter für die erlösungsbedürftige Menschheit; die Ausgießung des göttlichen Lebens in Form der heiligmachenden Gnade, das vom Haupt des mystischen Leibes, welches die Quelle des ewigen Lebens ist, durch den Heiligen Geist bis hinein ins letzte Glied seines mystischen Leibes, der Kirche strömt. „Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft.“

Vollendung des Erlösungswerks

Die Aussendung des Heiligen Geistes ist damit ein notwendiger Teil des Erlösungswerkes. Aus diesem Grund ist Pfingsten das größte Fest im ganzen Kirchenjahr, unmittelbar nach Ostern. Denn ohne das Pfingstereignis wäre die Erlösung des Menschengeschlechtes in einem wesentlichen Punkt unvollendet geblieben; ja, sie nützte dem Menschen gar nichts. Ohne die Eröffnung der Heilsfrüchte wäre es so, als hätte die Erlösung durch das Kreuz eigentlich gar nicht wirklich stattgefunden. Wenn der Heilige Geist nicht gesandt worden wäre, dann bliebe uns die Heiligung, welche uns durch die dritte Person der heiligsten Dreifaltigkeit zuteil wird, vorenthalten.

Das ganze Werk der Erlösung, das mit der Verheißung des Erlösers nach dem Sündenfall begann und über Abraham durch das ganze Alte Testament fortgeführt wurde, das Paschalamm, der Durchzug durch das Rote Meer, die Zehn Gebote und das levitische Gesetz, die Vorhersagen der Propheten, die Opfer im Jerusalemer Tempel, wären immer noch sinnlos. Denn die Jahrtausende währende Vorbereitung der Erlösung zielt einzig und allein auf die Heiligung der Seelen durch die Gnade Christi ab. Auch alle Ereignisse des Neuen Testaments haben nur den Zweck, die Menschheit zu erlösen. Die Unbefleckte Empfängnis, die Verkündigung der Menschwerdung, die Geburt Christi, die öffentliche Lehrtätigkeit unseres Herrn, Sein Leiden und Sterben am Kreuz. Christus hatte die Sünde gesühnt und den Menschen das ewige Leben verdient. Doch jetzt mußte es den Einzelnen auch noch mitgeteilt werden. Das geschieht seit dem Pfingsttag. So findet das gesamte Erlösungswerk Gottes erst mit Pfingsten seinen Höhepunkt, seinen Abschluß, seine Vollendung. Schauen wir etwas genauer darauf, was durch die Herabkunft des Heiligen Geistes geschehen ist.

Erkennbarkeit des Geisteswirkens

Mit dem Pfingsttag ist der große Tag angebrochen, da die Gegenwart Gottes eine Erweiterung findet. Christus ist nicht mehr nur unter uns, wie damals inmitten Seiner Apostel, oder wie Er heute noch unter uns ist, im heiligsten Altarsakrament. Er ist nicht mehr nur unter uns. Sondern Er ist in uns. Das ist die Erfüllung Seiner Worte, die wir soeben im Pfingstevangelium gehört haben: „Ich gehe hin und komme wieder zu euch“ (Joh. 14, 28). In Seiner Himmelfahrt ist Er hingegangen. Durch die Ausgießung des Heiligen Geistes kommt Er wieder zu uns. Ja, Er kommt in uns! In die Glieder Seines mystischen Leibes! Er kommt in uns, indem Er uns durch die Ausgießung der heiligmachenden Gnade heiligt und gottwohlgefällig macht; indem Er uns auf das Gute ausrichtet; uns erleuchtet, uns tröstet, stärkt und aufrichtet; uns mit Seiner göttlichen Kraft unterstützt, damit wir, wie Er, den Willen des Vaters tun können. Wie kann das sein? Und woran erkennen wir das?

Der Heilige Geist ist Geist. D.h. Er ist unsichtbar und kann auf keine Weise mit den Sinnen wahrgenommen werden. Unmittelbar können wir Ihn also nicht erkennen. – Auch unsere Seele ist ein Geist. Auch unsere Seele ist unsichtbar. Aber wir wissen von ihrer Existenz durch ihre Wirkungen. Wir wissen aus Erfahrung, daß wir einen Verstand haben und denken können; daß wir einen freien Willen haben und selbst bestimmen können was wir wollen und was nicht. Das sind geistige Wirkungen, die eine geistige Ursache voraussetzen – nämlich eine geistige Seele. Aus den Wirkungen der Seele, erkennen wir also die Seele selbst. – In gleicher Weise ist uns auch die Existenz des Heiligen Geistes nicht nur durch den Glauben bekannt, sondern auch anhand der Wirkungen, die der Heilige Geist auf zwei große Bereiche ausübt. Wir erkennen Ihn 1. anhand Seiner Wirkungen auf die Kirche und 2. anhand Seiner Wirkungen auf jede einzelne Seele.

Die Kirche und der Beistand des Heiligen Geistes …

Die erste Aufgabe des Heiligen Geistes besteht darin, den Leib der Kirche zu beleben wie die Seele den Körper durchdringt und belebt. Das geschieht, indem der Heilige Geist die Kirche lehrt, regiert und heiligt. – Die Kirche wurde gegründet, damit sie der Weg zu Gott sei. Wie uns die Menschheit Christi, gleich einer Brücke über den Abgrund der Sünde hinweg, wieder mit Gott verbindet, so ist die katholische Kirche, der mystische Leib, gleichsam die Verlängerung der Menschheit Christi und damit die Verlängerung der Mittlerschaft Christi, wie wir sie am vergangenen Sonntag kurz beleuchtet haben. Die Kirche ist dazu gegründet, um uns mit Gott zu verbinden. Um aber ihre Mittlertätigkeit zuverlässig ausüben zu können, sind für die Kirche vor allem zwei Eigenschaften absolut unentbehrlich: die Unfehlbarkeit und die Indefektibilität; d.h. die unbedingte Zuverlässigkeit, so daß jeder Defekt ausgeschlossen ist. Das bedeutet „In-Defektibilität“: Es kann keinen Defekt geben.

Die Glieder der Kirche werden in zwei Arten eingeteilt. Einmal in die „lehrende Kirche“ und zum andern in die „hörende Kirche“. Die „lehrende Kirche“ besteht aus den Aposteln und ihren Nachfolgern, d.h. aus dem Papst und den regierenden Bischöfen. Alle anderen Katholiken, egal welchen Standes, bilden die „hörende Kirche“. Durch den Beistand des Heiligen Geistes ist die „lehrende Kirche“ unfehlbar. Aber auch die Glieder der „hörenden Kirche“ haben Anteil an der Unfehlbarkeit des Geistesbeistandes. Zwar nicht unmittelbar, wie die Apostel und ihre Nachfolger, aber mittelbar. Indem nämlich die „hörende Kirche“ die Lehre ihrer Hirten im Glauben annimmt und im Gehorsam befolgt, erlangen sie durch die Vermittlung der Apostel und ihrer Nachfolger Anteil an der unfehlbaren Wahrheit des Evangeliums und an dem richtigen Verständnis desselben, wie es der Heilige Geist durch Seinen unbesiegbaren Beistand in der katholischen Kirche erhält. Auf diese Weise ist die ganze katholische Kirche unfehlbar. Die „lehrende Kirche“ ist es Kraft des Beistandes des Heiligen Geistes. Die „hörende Kirche“ Kraft des Glaubens, den sie der Lehrverkündigung der Apostel und ihrer Nachfolger schenkt. Unser Herr sprach bei Seiner Himmelfahrt: „Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium allen Geschöpfen. Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet. Wer aber nicht glaubt, wird verdammt“ (Mk. 16, 16). Das ist eine ernste Drohung: Wer nicht den wahren Glauben hat, wird verdammt werden.

Gott wäre aber ungerecht, wenn Er die Menschen am Ende deshalb verdammen würde, weil sie aufgrund eines Fehlers der Apostel oder ihrer Nachfolger in die Irre gegangen sind. Die Apostel und ihre Nachfolger sind Menschen. Menschen sind schwach und dazu geneigt Fehler zu machen. Wenn Gott nun aber alle Menschen bis zum Ende der Welt, unter der Androhung der ewigen Verdammnis, dazu verpflichtet der Lehre der Apostel und ihrer Nachfolger gehorsam Glauben zu schenken, wie Er es getan hat, dann mußte Gott der Schwäche der Apostel und ihre Nachfolger durch Seinen göttlichen Beistand zu Hilfe eilen, damit sie die Menschen sicher, d.h. unfehlbar lehren konnten. Und damit alle, die durch den Empfang der hl. Taufe Seine Kinder, Gotteskinder geworden sind, durch ihren gläubigen Gehorsam selbst Anteil an der unfehlbaren Wahrheit Gottes hätten. Wenn hingegen die Apostel und ihre Nachfolger in der Glaubensverkündigung irren könnten, wie könnten wir ihnen dann jenen bedingungslosen, gläubigen Gehorsam leisten, den Christus fordert, wenn Er zu den Aposteln sagt: „Wer euch hört, der hört mich. Wer euch verachtet, der verachtet mich“ (Lk. 10, 16)?

… in der unfehlbaren Lehrverkündigung

Nur aufgrund des Beistandes des Heiligen Geistes ist es zu erklären, daß wir in der katholischen Kirche tatsächlich eine 2000 Jahre gleichbleibende, unveränderte Lehrverkündigung vorfinden, die alle christlichen Jahrhunderte, von den Aposteln bis in unsere Tage, wie eine rote Linie durchzieht. Das wäre nicht ohne den Beistand des Heiligen Geistes möglich! Denn aufgrund der erbsündlichen Schwäche neigt der Mensch dazu, sehr leicht in Irrtum zu fallen. In keiner anderen Angelegenheit ist das Menschengeschlecht so tief in die schrecklichsten Irrtümer gefallen, als auf dem Gebiet der Religion und der Theologie. Denken Sie an all die wahnsinnigen und abscheulichen Ideen, welche sich die Menschen über Gott ausgedacht haben; an all die verrückten Dinge, die sie angebetet haben; an all die barbarischen, abartigen und unsittlichen Handlungen, die sie meinten Gott zum Opfer darbringen zu müssen. Durch die Erbsünde ist der Mensch in die größte Dunkelheit gestürzt, ausgerechnet in jenem Gebiet, auf dem sich für ihn die wichtigsten Kenntnisse befinden; also die Kenntnis über den einzig wahren Gott, und die Kenntnis was zu tun sei, um mit Ihm die ewige Glückseligkeit des Himmels zu genießen. Die Kenntnis Gottes ist deshalb die wichtigste Wissenschaft, denn alle anderen Kenntnisse werden an Bedeutung verlieren und vergehen. Die Kenntnis über Gott mußte also gesichert werden. Das geschieht seit dem Pfingsttag durch den Beistand des Heiligen Geistes.

Der Grund, warum wir Katholiken das sog. 2. Vatikanum zurückweisen, besteht darin, daß es einen tatsächlichen Unterschied zwischen den Lehren des sog. 2. Vatikanums und der unfehlbaren Lehre der katholischen Kirche gibt. Aus Treue gegenüber dem Heiligen Geist und dessen Lehre, die nichts anderes ist als die Verkündigung der katholischen Kirche, sind wir unter Androhung der ewigen Verdammnis verpflichtet, der Lehre eben dieser katholischen Kirche im Glauben anzuhängen und folglich alle anderen, dieser Lehre entgegenstehenden Irrlehren, wie die des sog. 2. Vatikanums, mit aller Entschiedenheit zurückzuweisen. Denn das Wirken des Heiligen Geistes besteht gerade in der Bekämpfung allen Irrtums und aller Unwahrheit. Er ist der „Geist der Wahrheit“! Er kann sich nicht mit dem Irrtum aussöhnen, keinen Waffenstillstand mit den Häretikern aushandeln. Wie das Licht die Finsternis vertreibt, so unduldsam ist der Heilige Geist gegen Irrtum und Lüge. Und weil der „Geist der Wahrheit“ die Seele der Kirche ist, deshalb ist auch die katholische Kirche nicht nur unfehlbar, sondern auch unduldsam gegenüber dem Irrtum. Es kann es sehr wohl geschehen – und es ist ja auch bedauerlicherweise im Laufe der Kirchengeschichte immer wieder geschehen – daß der Teufel durch die Häresie manche Glieder im Einzelnen von innen heraus mit Irrtümern durchdringt. So hat es der Herr auch angekündigt: „Es kommt der Fürst dieser Welt. Doch an Mir hat er keinen Anteil“ (Joh. 14, 30 f.). Der Heilige Geist und die katholische Kirche bleiben durch die Irrlehren Satans unangetastet, weil jene Kirchenglieder in dem Augenblick, da sie dem Irrtum folgen und gegen den Glauben sündigen, von der Kirche abfallen und damit gleichzeitig aufhören zur Kirche zu gehören; denn die Kirche insgesamt ist unfehlbar, wie wir es vorhin erklärt haben. Die Kirche war stets entschieden in ihrem Kampf gegen Häresie und Irrtum. Und gerade darin besteht eine der sichtbaren Wirkungen des Heiligen Geistes.

Die Tatsache, daß die Kirche des sog. 2. Vatikanums nicht nur aufgehört hat, den Irrtum zu bekämpfen, sondern sich darüber hinaus auch noch mit den falschen Religionen und ihren Irrtümern im Ökumenismus verbrüdert, wie dies am vergangenen Wochenende auf dem sog. „Katholikentag“ hier in Stuttgart besonders sichtbar wurde, als einer Muslima die „Kommunion“ gereicht wurde, ist ein sichtbares Zeichen dafür, daß der Kirche des sog. 2. Vatikanums der Heilige Geist ermangelt; daß die Seele der Konzilskirche nicht der Heilige Geist, sondern wie bei allen anderen falschen Religionen der Geist des Irrtums, der Lügengeist, ist. Kurz: Die Verbrüderung mit dem Irrtum im Ökumenismus beweist, daß die Kirche des 2. Vatikanums nicht die katholische Kirche sein kann, weil der Heilige Geist in ihr nicht wirkt.

… bei die Heiligung ihrer Glieder

Die zweite Wirkung des Heiligen Geistes auf die Kirche besteht sodann in der Heiligung ihrer Glieder. Die Ausgießung der übernatürlichen Gnade ist das Werk des Heiligen Geistes. Das geschieht insbesondere durch die von Christus eingesetzten sieben hl. Sakramente. Durch die Sakramente vermittelt uns die dritte göttliche Person die heiligmachende Gnade, die eingegossenen Tugenden und die sieben Gaben des Heiligen Geistes. Und der Heilige Geist garantiert darüber hinaus, daß die sakramentalen Riten stets zuverlässig und unfehlbar die Gnade hervorbringen. Es kann also nie geschehen, daß die Kirche ungültige oder zweifelhafte Riten zur Spendung der hl. Sakramente einsetzt, wie es etwa im Zuge der sog. „Liturgiereform“ nach dem sog. 2. Vatikanum in der „konziliaren Kirche“ der Fall war.

Der Heilige Geist garantiert jedoch nicht nur die Zuverlässigkeit der sieben Quellen der Heiligung. Er heiligt auch das sittliche Leben der Kirchenglieder selbst. – Wenn Sie sich von Zeit zu Zeit eine Haushaltsmaschine kaufen – einen Staubsauger, eine Küchenmaschine o.ä. – dann bekommen Sie mit dem Gerät auch eine Gebrauchsanweisung mitgeliefert. Wenn sie dieselbe befolgen, wird die Maschine für gewöhnlich lange Zeit einen zufriedenstellenden Dienst leisten. Wenn Sie die Anweisungen hingegen nicht beachten und den Apparat für etwas benutzen, wofür er nicht gemacht ist, so wird er eher früher als später kaputt gehen. Das gleiche gilt vom Menschen. Gott hat uns in den Geboten ein Sittengesetz vorgelegt. Wenn wir diesem Gesetz folgen, so werden wir zu den Heiligen werden, die Gott von Ewigkeit her aus uns machen will. Wenn wir es mißachten – unabhängig welchen Glauben und welche Frömmigkeit wir an den Tag legen – dann gehen wir ewig verloren. Damit wir das Gesetz Gottes einhalten können empfangen wir durch den Heiligen Geist die Gnade durch die hl. Sakramente. Insbesondere durch die heilige Beichte und die hl. Kommunion wird unsere Seele gereinigt und gestärkt, damit sie für die Gnadenhilfe Gottes empfänglich bleibt und das Gebot Gottes, aller Versuchung zum Trotz, einhalten kann.

… bei ihrer Regierung

Die dritte Wirkung des Heiligen Geistes zeigt sich schließlich in der Regierung der Kirche. Die Macht, um die Gläubigen zu leiten ist eine göttliche Macht. Das Priestertum wurde von Gott eingesetzt. Es wurde zu dem Zweck gestiftet, daß Bischöfe und Priester die Gläubigen im Namen Christi lehren, heiligen und leiten. Ihre Vollmacht dazu stammt vom Heiligen Geist. Beim Abschied des hl. Paulus von Ephesus sprach der Völkerapostel zum Klerus, den er dort zurückließ: „Tragt nun Sorge für euch und für die gesamte Herde, in der euch der Heilige Geist zu Bischöfen bestellt hat, die Kirche Gottes zu leiten, die Er Sich erworben hat durch Sein eigenes Blut“ (Apg. 20, 28). Und der heilige Johannes Chrysostomus sagt: „Gäbe es keinen Heiligen Geist, dann gäbe es auch keine Lehrer und Hirten der Kirche.“ Es ist einzig der Beistand des Heiligen Geistes, der die katholische Kirche unfehlbar und ohne jeden Defekt bewahrt, damit der Mensch durch die gehorsame Befolgung ihrer Anweisungen mit Gewißheit gerettet und heilig wird.

Wenn das Menschengeschlecht von Gott verpflichtet wurde den Hirten der Kirche unter Androhung der Verdammnis zu gehorchen, dann mußte Er notwendigerweise dafür garantieren, daß der Mensch gerade durch seinen Gehorsam nicht irregeleitet werden kann. Diese Garantie liefert der Beistand des Heiligen Geistes. Deshalb kann die Kirche niemanden von Gott wegführen; weder durch eine falsche Lehre, noch durch falsche Sakramente, oder durch ein sündhaftes Gebot. Nur unter dieser Voraussetzung konnte Christus zum hl. Petrus sprechen: „Was auch immer du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein. Und was auch immer du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein“ (Mt. 16, 18). D.h.: Du hast die Vollmacht im Namen Gottes zu regieren! Aber nicht als ob sich Gott nach den willkürlichen Entscheidungen des hl. Petrus und seiner Nachfolger richten müßte, sondern umgekehrt, daß der hl. Petrus und seine Nachfolger durch den Beistand des Heiligen Geistes so entscheiden, wie Gott es will.

Die unmittelbare Einwirkung des Heiligen Geistes auf die Seelen

Durch den Beistand, den der Heilige Geist der katholischen Kirche leistet, wirkt die dritte göttliche Person nur mittelbar auf die Seelen der Menschen ein. Das zweite große Wirkungsfeld des Heiligen Geistes besteht sodann in Seinem unmittelbaren Einfluß auf die Seele jedes Einzelnen. Er erleuchtet, stärkt, tröstet und heiligt die Seelen der Gläubigen. Wir erkennen Seine Wirktätigkeit nicht nur in der unfehlbaren Lehre und Disziplin der Kirche, sondern auch in den bemerkenswerten Veränderungen an den Seelen derer, die durch Ihn geheiligt worden sind. Die Bekehrung eines einzigen Sünders bedarf der Aufbietung einer größeren Macht als es die Erschaffung des ganzen Universums aus dem Nichts und dessen Erhaltung im Dasein bedürfte. Denn das Nichts steht Gott nicht feindselig gegenüber. Der Todsünder schon. Deshalb ist die Bekehrung eines Sünders, d.h. dessen Abkehr von der Todsünde, die reumütige Hinwendung zu Gott und die darauffolgende Eingießung der heiligmachenden Gnade etwas Größeres! Wie wirkt der Heilige Geist im Einzelnen auf die Seelen?

Erstens: Der Heilige Geist erleuchtet uns. Das geschieht vor allem durch die Gnade des Glaubens. Der Glaube verleiht dem Menschen eine ganz andere Weltsicht. Er stellt ihm klar das letzte Ziel und den Sinn seines Lebens vor Augen. Das irdische Leben und die materiellen Güter erfahren eine wesentliche Relativierung. „Wir sind für Gott geschaffen und unruhig ist unser Herz bis es ruht in dir, o Gott.“ Das geschieht durch die Tugend des Glaubens.

Zweitens: Der Heilige Geist tröstet uns. Er hilft uns die Prüfungen, Unglücksfälle und Leiden dieses Lebens im Licht des Glaubens zu sehen und mit Ergebenheit in den Willen Gottes, geduldig als unser Kreuz anzunehmen. Das geschieht durch die innerliche Zusicherung des zukünftigen Lebens mittels der Tugend der Hoffnung. Die Hoffnung verleiht unserem Leben die richtige Perspektive auf alles, was wir in unserem Leben tun, leisten oder ertragen müssen.

Drittens: Der Heilige Geist stärkt uns. Wir sehen diese Wirkung besonders deutlich an den hl. Aposteln, die von ängstlichen Männern in furchtlose Verkünder des Evangeliums umgestaltet wurden, die für die Ausbreitung der Kirche und die Erfüllung ihrer Sendung fortan bereit waren große Entbehrungen auf sich zu nehmen, bis hin zur Hingabe ihres Lebens im Blutzeugnis.

Viertens: Der Gottesgeist heiligt uns. Heilig sein heißt, wie Gott sein. Der Heilige Geist gießt in uns die übernatürliche Gottesliebe ein, durch die Tugend der Liebe. Diese Tugend bringt eine Ähnlichkeit mit Gott in uns hervor. Wir ahmen automatisch diejenigen nach, die wir lieben. Weil die Kinder ihre Eltern lieben, deshalb ahmen sie Vater und Mutter nach. Wenn es sich um echte Liebe handelt, dann gründet die Liebe auf der Tugend des Geliebten, auf seinen sittlichen Qualitäten. Die Liebe strebt ja stets auf die Einigung hin, auf das so werden, wie der Geliebte. Durch die Tugend der Gottesliebe richtet uns der Heilige Geist auf Gott aus und macht, daß wir uns mit Gott vereinen, indem wir Ihn nachahmen, damit wir Ihm so ähnlich wie möglich werden. Das ist besonders deutlich sichtbar an den heiligen Bekennern und Jungfrauen, die durch die Einwirkung des Heiligen Geistes einen besonders hohen Grad der Gottesliebe erreicht haben und Gott in ihren heldenhaften Tugenden ähnlich geworden sind.

Komm Heiliger Geist!

Zusammenfassend können wir also über das Pfingstereignis folgendes sagen: Am Pfingsttag wurden uns die Erlösungsverdienste Jesu Christi erschlossen, indem der Heilige Geist über die Kirche ausgegossen wurde. Der Heilige Geist ist der Lehrer, Lenker und Heiligmacher der Seelen. Zum einen mittels Seines Beistandes, den Er der katholischen Kirche leistet. Zum andern als Führer und Leiter jeder einzelnen Seele. Bisweilen zieht Er uns an Sich. Bisweilen brennt Er die Hindernisse gewisser Sünden, die wir nicht freiwillig bereit sind aufzugeben, hinweg – was meist mit sehr schmerzhaften Erfahrungen verbunden ist, sei es in Form von seelischen oder körperlichen Leiden. Er ist die Heiligkeit des Heiligen. Er ist die Reue des Sünders. Er ist die Berufung der Priester und Ordensleute. Er ist die Seele der Kirche, jeder Diözese, Pfarrei, Gemeinde, jedes Klosters und jeder katholischen Familie. Er ist die Stärke der Märtyrer, die Weisheit und Geistesschärfe der Kirchenlehrer, sowie die Reinheit der Jungfrauen. Er ist die Unfehlbarkeit des kirchlichen Lehramtes, die unbesiegbare Stärke der Kirche gegen ihre Feinde. Kurz: Er ist der Urheber von allem, was wahr, gut, schön, übernatürlich, edel, fromm, tugendhaft, beständig, unüberwindlich und heilig ist an der katholischen Kirche insgesamt und an jedem ihrer Glieder. Darüber hinaus ist Er die Seele der christlichen Zivilisation. Und zwar nicht nur im Hinblick auf die hochstehende christliche Sittlichkeit, die aufgrund ihrer Güte, Milde und Hilfsbereitschaft gegen Arme, Schwache und Bedürftige, die Ethik aller anderen Religionen und Weltanschauungen bei weitem in den Schatten stellt, sondern auch hinsichtlich aller Schönheit der christlichen Zivilisation; ihrer Architektur, ihrer Kunst, ihrer Musik, ihrer Dichtung. All diese Dinge sind angestoßen, begleitet und vollendet durch das Wirken des Heiligen Geistes, der dem geschaffenen menschlichen Geist Einsicht in das Wahre, Gute und Schöne gibt und der dazu anregt Schönes hervorzubringen. Denn all die genannten zivilisatorischen Leistungen der Christenheit ahmen nichts anderes nach, als die Schönheit Gottes. Durch all diese Dinge zieht der Heilige Geist die Menschen guten Willens an, um sie zur Wahrheit des katholischen Glaubens zu führen; sie durch das Licht des Glaubens zu erleuchten; sie zur übernatürlichen Gottesliebe zu entflammen und sie zur Teilnahme am ewigen Leben Gottes zu führen.

Deshalb sollen wir in dieser Pfingstwoche jeden Tag mit großem Eifer in die Knie gehen und das „Komm Schöpfer Geist“ beten: „Komm über uns und laß uns angesichts der Reichtümer, die Christus für uns verdient hat, nicht leer, trocken und hungrig bleiben. Öffne die Schleusen des Himmels und ergieße Dich wie ein Sturzbach über uns schwache, elende Menschen. Heilige uns mit Deiner allmächtigen Gnade, die weit mächtiger ist als die Pforten der Hölle.“ – Flehen wir sodann auch besonders für die Anliegen der Kirche; daß ihre Feinde gedemütigt werden und die kirchlichen Einrichtungen, welche von den Modernisten erobert wurden und bis heute von ihnen besetzt werden, wieder befreit werden mögen. Bitten wir ferner darum, daß wir den modernistischen Häretikern, die sich als Päpste und Bischöfe ausgeben, beharrlich und entschieden, in Treue zum „Geist der Wahrheit“, widerstehen können. Und bitten wir Ihn schließlich, daß Er in unserer Seele ein kleines Abbild jener vollkommenen Heiligkeit erschaffen möge, wie sie sich in der makellosen und unbefleckten Seele der Jungfrau und Gottesmutter Maria findet. Amen.

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