Zum 7. Sonntag nach Pfingsten
Wahre & falsche Propheten
Geliebte Gottes!
Ein ernster Warnruf dringt heute an unser Ohr: „Hütet euch vor den falschen Propheten“ (Mt. 7, 15). Diese Warnung unseres Herrn muß uns umso hellhöriger machen, wenn wir beherzigen, daß Christus an anderer Stelle für das Ende der Zeiten eine große Verwirrung voraussagt. „Denn es werden falsche Christus und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder wirken, so daß selbst die Auserwählten, wenn es möglich wäre, in Irrtum geführt würden“ (Mt. 24, 24). Es gibt freilich kein Jahrhundert der Kirchengeschichte, das nicht seine falschen Propheten gehabt hat. Doch aufgrund des mit Gottes Beistand ausgestatteten lebendigen kirchlichen Lehramtes war es immer wieder möglich, den Schaden der falschen Propheten für das Heil der Seelen einzudämmen. Wegen der heutigen allseitigen Verwirrung, verursacht durch den Ausfall eben dieses lebendigen Lehramtes seit Mitte des 20. Jahrhunderts, müssen wir die Warnungen Christi um so mehr beherzigen und auf der Hut sein.
Propheten im Alten Bund
Um zu erkennen, wer ein falscher Prophet ist, muß man wissen, wer ein wahrer Prophet ist. Propheten gab es im Alten und im Neuen Bund. Ein Prophet ist ein von Gott berufener und durch außerordentliche, übernatürliche Erleuchtungen befähigter Mensch, göttliche Mitteilungen wahrzunehmen mit der Aufgabe, die an die anderen Menschen weiterzugeben.. Propheten sind einerseits Empfänger göttlicher Mitteilungen. Die hl. Schrift nennt sie „Ro‘e“ oder „Hoze“, zu deutsch „Seher“. Andererseits haben sie jedoch auch den Auftrag, die Sprüche Gottes an ihre Zeitgenossen weiterzugeben. Deshalb werden sie vor allem „Nabi“, d.h. „Sprecher Gottes“ genannt. Gott hat sie dazu berufen und auf ihr Wirken vorbereitet. Sie haben nicht selbst nach dem Prophetenamt gestrebt. Im Gegenteil! Sie suchten sich nicht selten dem Ruf Gottes zu entziehen – etwa wie Moses oder Jonas. Sie fürchten sich vor dem Auftrag Gottes und ringen bisweilen mit Gott, bis sie sich in den göttlichen Willen fügen.
An die Propheten ergeht Gottes Wort. Sie treten als Heils- und als Unheilspropheten auf. Als Heilspropheten verkünden sie die segensreiche Hand Gottes, als Unheilspropheten seine strafende Hand. Sie deuten die Geschehnisse in Natur und Geschichte im Lichte Gottes. Oft lenken sie den Blick aus der Gegenwart in die Zukunft. Unser Blick auf die Welt erfaßt immer nur das Heute. Mit einer Zugfahrt verglichen gleichen wir den Fahrgästen. Ihr Blick aus dem Fenster läßt nur das erkennen, was sich draußen gerade auf gleicher Höhe des Abteils befindet. Der Blick des Propheten aber gleicht der Perspektive des Lokomotivführers. Er ist nach vorne gerichtet. Er sieht, wohin die Reise geht, worauf er und die Zugpassagiere sich zubewegen. Dabei reicht der Blick des Propheten nicht selten sogar bis in die letzten Tage dieser Weltzeit hinein. Jedoch vermögen sie nicht die zeitlichen Abstände der einzelnen Ereignisse, die sie vorhersehen, zu benennen, weil meist mehrere Ereignisse, die in großem zeitlichem Abstand und voneinander unabhängig in der Zukunft eintreffen werden, durch den Propheten in einem einzigen Bild geschaut werden.
Wenn sie zur Tagespolitik Stellung nehmen – und auch das tun sie –, dann geschieht das aus dem Anspruch des überzeitlich gültigen Heilsplans Gottes. Kennzeichen des echten Propheten ist, daß er den Willen Gottes in seiner geschichtlichen Stunde erkennt und unbeirrt für die Belange Gottes eintritt. Das können nur Männer, die wirklich von Gott erfüllt sind und ihr eigens religiös-sittliches Leben ganz auf Gott und Seinen heiligen Willen ausgerichtet haben. Sie sind von der Wirklichkeit und von der Majestät Gottes gleichsam durchdrungen. Sie verkünden den einen und einzigen Gott als den sittlich erhabenen, den heiligen, den unumschränkten Herrn aller Zeiten und aller Völker.
Die Propheten haben eine anspruchsvolle Predigt. Sie fordern viel von den Menschen. Sie verlangen das, was Gott von ihnen getan wissen will. Sie fordern vor allem eine unbedingte Hinwendung zu Gott. In der Zeit des religiösen und sittlichen Niederganges reden sie als die unerschrockenen Verteidiger der Rechte der des Gerichtes Gottes!
Die echten Propheten waren Kämpfer. Sie führten einen dreifachen Kampf. Einmal sind sie religiöse Kämpfer. Sie kämpfen gegen fremde Götter für die alleinige Verehrung Jahwes. Sie wenden sich gegen die Vermischung mit heidnischen Götzenkulten – gegen den Synkretismus. Sie nehmen auch Stellung gegen die Überschätzung des äußeren Gottesdienstes auf Kosten der innerlichen Selbstheiligung, die eine unbedingte Voraussetzung für den gottwohlgefälligen äußeren Kult darstellt. Der zweite Kampf der Propheten gilt dem moralischen Niedergang. Sie nehmen Stellung gegen die sittliche Verwilderung ihrer Zeit. Sie bringen Gottes Anspruch auf den ganzen Menschen zu Gehör. Sie wenden sich gegen Eigennutz und Unsittlichkeit. Sie verkünden Gottes Absichten sowohl mit dem Einzelnen als auch über die Völker. Im Alten Bund haben die Propheten auch einen politischen Kampf geführt. Sie wandten sich gegen die falsche Bündnispolitik der Könige des auserwählten Volkes. Sie warnten vor dem Zusammengehen mit heidnischen Mächten, weil aus einer Zusammenarbeit über die religiösen Grenzen hinweg stets auch eine Aufweichung der wahren Religion zu befürchten ist. Ja, sie fürchteten den Abfall zu der fremden Religion der heidnischen Bündnispartner. Und die Geschichte gibt dieser Befürchtung recht. Statt dessen wiesen sie auf den alleinigen Bündnispartner Israels hin – Gott und Gott allein.
Dieser dreifache Kampf der Propheten gilt der Rettung des Volkes vor dem unausweichlichen Gericht Gottes. Er gilt auch der Bereitung des „heiligen Restes“ (vgl. Am. 5, 14 f.), der übrig bleiben wird, während die Welt in Glaubensabfall und Unsittlichkeit versinkt; des heiligen Restes als des Trägers des kommenden Heiles. Ihre schönste Aufgabe besteht darin, auf den Messias hinzuweisen, seine Persönlichkeit, seine Erkennungsmerkmale und sein Leben vorzuzeichnen. Die Propheten sind messianische Künder. Sie halten die Hoffnung wach auf den Heiland, auf den Erlöser, der einst kommen wird.
Wegen ihrer unbestechlichen Wahrhaftigkeit und wegen ihrer unerschütterlichen Furchtlosigkeit, wegen ihrer Ankündigungen von Unheil und Strafe, Gericht und Verwerfung sind die Propheten unbeliebt. Man ignoriert oder verspottet sie. Man grenzt sie aus. Man peitscht sie aus, man kerkert sie ein, man tötet sie durch grausames Zersägen oder durch Enthauptung, wie etwa den letzten der Propheten, den hl. Johannes, den Täufer. Er starb, weil er die Unauflöslichkeit der Ehe im Namen Gottes verteidigte, indem er dem König Herodes vorhielt: „Es ist dir nicht erlaubt, die Frau deines Bruders zu haben“ (Mk. 6, 18). Die echten Propheten scheuen sich nicht, sich vor mächtigen und einflußreichen Persönlichkeiten unbeliebt zu machen.
Propheten im Neuen Bund
Auch in der neutestamentlichen Kirche war das Charisma der Prophetie anfänglich verbreitet. Aus den Männern – es gab allzeit auch prophetisch begabte Frauen – wurde zu Beginn der jungen Christenheit überwiegend das Presbyterium, die Priesterschaft, der Klerus, ausgewählt. Sie werden neben den Aposteln, Evangelisten, Hirten und Lehrern vom hl. Paulus als eigene Amtsträger der Verkündigung des Gotteswortes aufgezählt (vgl. Eph. 4, 11 f.), um die Kirche aufzubauen. Das Charisma der Prophetie tritt jedoch mit der nach und nach eintretenden Festigung des kirchlichen Lehramtes mehr und mehr zurück, wenngleich es nie verschwindet. Die Propheten des Neuen Bundes werden ebenfalls von Gott berufen. Ihre Funktion in der Gemeinde beruht auf dem Besitz des Heiligen Geistes. Was sie sagen, das wird ihnen von Gott eingegeben. Ihre Worte beziehen sich auf die Zukunft oder auf die Gegenwart. Sie kennen die Geheimnisse Gottes. Sie spenden Trost, sie mahnen, sie warnen. Sie sagen das, was die Stunde verlangt. Die Propheten dienen dem Aufbau und dem Gemeinwohl der Kirche. Im Laufe der Kirchengeschichte hat Gott immer wieder prophetische Männer und Frauen berufen. Eine der in unseren Breiten bekannteste ist zweifelsohne die „Prophetissa teutonica“, die hl. Hildegard von Bingen.
Die falschen Propheten und ihre Erkennungsmerkmale
Sowohl das Alte als auch das Neue Testament kennen aber auch falsche Propheten. Dabei handelt es sich um Personen, die behaupten, über eine Sendung Gottes zu verfügen, obwohl sie diese nicht haben. Die falschen Propheten reden dem Volk um des Geldes und des Beifalls willen nach dem Mund. Sie verkünden Heil, wo kein Heil ist. Sie warnen vor Sünde, wo gar keine Sünde ist. Beim Propheten Jeremias heißt es von ihnen: „Sie lieben den Betrug. Sie sagen es sei Friede, und es ist doch kein Friede“ (Jer. 6, 14).
Maßstab für den echten Propheten ist die Übereinstimmung mit der Offenbarung Gottes, die Übereinstimmung mit der Glaubens- und Sittenlehre. Er muß sich zur Gottheit Jesu Christi und den daraus fließenden universalen Ansprüchen Christi und Seiner Kirche bekennen. Seine Rede muß wie die Rede Christi, des einen und einzigen guten Hirten, klingen. „Wer euch hört, der hört mich“ (Lk. 10, 16). Er muß ein Echo des Meisters sein. Und deshalb mahnt der hl. Apostel Johannes: „Trauet nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind, denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen. Daran erkennt man den Geist Gottes: Jeder Geist der bekennt, daß Jesus Christus im Fleische gekommen ist, der ist aus Gott. Jeder, der Jesus nicht bekennten, ist nicht aus Gott“ (1. Joh. 4, 1 f.).
Nun treten aber auch falsche Propheten auf, die sich äußerlich sehr wohl zu Christus bekennen. Doch wie Jesus im heutigen Evangelium sagt, genügt ein oberflächliches Bekenntnis zu Ihm keineswegs. „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Himmelreich eingehen, sondern wer den willen meines Vaters tut“ (Mt. 7, 21). Der Vater hat den Menschen Christus als den einzigen Heilsweg offenbart. „Niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh. 14, 6). Zu dieser exklusiven Stellung Christi muß sich der wahre Prophet bekennen und von den Gläubigen die Anerkennung, Unterwerfung und Anbetung Christi fordern. Unser Herr selbst gibt uns ein weiteres Kriterium, um sie zu durchschauen: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“ (Mt. 7, 16). Was haben wir unser den „Früchten“ zu verstehen?
Damit sind nicht die äußeren Erfolge gemeint; etwa das zahlenmächtige Ansteigen der Gottesdienstbesucher oder das Wachstum der Jugendbewegung; Apostolatserfolge, mit denen eine traditionalistische Gemeinschaft ihr „Werk“ als gottgewollt und gottgesegnet zu legitimieren sucht. Doch diese Erfolge finden sich allzu oft auch bei anderen Religionen und Sekten. – Was sind dann die Früchte hinsichtlich der falschen Propheten? Wie die Früchte eines Baumes aus ihm hervor wachsen, anhand derer er bestimmt werden kann, so ist unter den Früchten eines Menschen das zu verstehen, was aus ihm hervor wächst; das, was das Innere seiner Gedanke nach außen trägt. Es sind seine Worte und Taten.
Zunächst also die Worte, in denen gerade unsere heutigen falschen Propheten so gewandt sind. Worte sind wie das Laub an einem Baum. Je üppiger dieses ist, desto magerer die Frucht. Was wurde und wird nicht über die Irrtümer des „2. Vatikanums“ lamentiert! Wie viele Worte wurden und werden nicht heute darüber verloren? Wie viele Anklageschriften, Aufrufe und Zurechtweisungen? Aber wer steht auf? Wer sagt sich von diesen Irrlehren los? Wer verwirft die daraus entstandene häretische Freimaurerkirche öffentlich?
Früchte sind auch die doppeldeutigen Worte, wodurch die falschen Propheten zu täuschen versuchen. Sie gebrauchen Formulierungen, die noch rechtgläubig verstanden werden können aber von den Andersgläubigen in ihrem falschen Sinne verstanden werden. Doppeldeutige Reden gleichen den Blüten an einem Baum. Sie sind schön, klingen erbaulich, geben Hoffnung auf eine reiche Ernte in der gemeinsamen Ökumene, bleiben aber leer und fruchtlos. Joseph Ratzingers Lebenswerk könnte man mit einem in voller Blüte stehenden Obstbaum vergleichen. Gerade seine doppeldeutigen Reden bestechen durch Schönheit und Geistesreichtum, doch sind sie für den katholischen Glauben fruchtlos, ja sogar ob ihrer Raffinesse um so giftiger. – Früchte sind schließlich vor allem natürlich die Werke. Welche Taten sind es, die den falschen Propheten verraten: Glaubenslosigkeit, Gleichgültigkeit gegen die Wahrheit (Indifferentismus), Ehrfurchtslosigkeit und Spott mit dem Heiligen, Aufbegehren und Ungehorsam gegen das Papstamt, Ungehorsam und Verhöhnung, Auflehnung gegen jede kirchliche oder politische Entschiedenheit unter dem Vorwand der Duldsamkeit und Toleranz. Und dabei gleichzeitig die schonungslose Verurteilung und verächtliche Verwerfung jeder von der eigenen liberalen Haltung abweichenden Meinung. Das sind die faulen Früchte der falschen Propheten. Vor diesen müssen wir uns hüten, weil all dies Christus verleugnet, wie der hl. Apostel Petrus in seinem zweiten Brief schreibt: „Es gibt falsche Propheten und falsche Lehrer. Sie führen verderbliche Sonderrichtungen ein, weil sie den Herrn, der sie erkauft hat, verleugnen“ (2. Petr. 2, 1). Wer sind also die falschen Propheten? Man kann zusammenfassend sagen: Falsche Propheten sind alle jene, die erklären, die Kirche müsse sich an die Welt und an die Verhältnisse der Zeit anpassen. Die Kirche müsse mit der Zeit gehen. Man müsse die Strenge der katholischen Glaubensdogmen abbauen und vor allem die Sittenlehre der Kirche lockern. Falsche Propheten sind nicht nur die Kommunisten vom Format Bergoglios oder die Modernisten von der Art Ratzinger. Nein, falsche Propheten finden wir auch unter den Konservativen und Traditionalisten, die lieber die Glaubenslehre vom unfehlbaren Papstamt als für alle verbindliche Glaubensregel uminterpretieren, um einen Weg zu finden, „Papstes Franziskus“ und seiner Vorgänger weiterhin als rechtmäßig zu legitimieren.
Methode der falschen Propheten
Die Vorgehensweise der falschen Propheten wird vom Herrn beschrieben. Es sind Wölfe, die in Schafskleidern kommen. Was ist der Wolf? Der Wolf ist eine gewaltige Gefahr für eine Schafherde. Er dringt in die Herde ein. Er jagt die Tiere, reißt sie, tötet sie. Alles zu seinem Nutzen. Das ist die Art des Wolfes. Und warum legt er Schafskleider an? Das Schaf ist ein harmloses, gutmütiges Tier. Vor ihm braucht man sich nicht zu fürchten. Und wenn der Wolf in Schafskleidern kommt, dann erweckt er den Anschein, man kann ihm trauen, man braucht sich nicht vor ihm in acht zu nehmen. Die Schafskleider sind die Gewänder, die Amtsabzeichen, es sind die scheinbaren Amtsvollmachten und kirchlichen Ämter. Es ist vielleicht vor allem das sympathisch harmlose oder beeindruckend imponierende Bild, welches die Medien heute von den Wölfen zeichnen. Die täuschende Macht der Medien wird von den wenigsten in ihrer ganzen Tragweite erkannt.
Vor den falschen Propheten warnen
Was machen Schafe, sobald sie einen Wolf wittern? Richtig! Sie laufen weg. So schnell sie nur können. Sie versuchen soviel Raum wie möglich zwischen sich und den Wolf zu bringen. Damit wir nicht mit ihnen wie ein schlechter Baum „ausgehauen und ins (ewige) Feuer geworfen“ (Mt. 7, 19) werden, müssen wir uns von ihnen deutlich, d.h. öffentlich distanzieren und auch andere vor diesen falschen Propheten und ihren falschen Ansichten, Haltungen, Forderungen, wo es möglich ist, warnen. Wir müssen gutmeinende, aber unwissende Menschen aufklären; ihnen die Widersprüche der falschen Propheten aufzeigen. Wir dürfen nicht sagen: Ach es ist genug, daß ich es weiß, daß ich mich richtig verhalte. Was kümmern mich die anderen? Die wollen doch sowieso nicht glauben. Das wäre die Haltung des Kain: „Bin ich etwa der Hüter meines Bruders?“ (Gen. 4, 9). Nein, wir müssen für den guten Hirten arbeiten und den Schafen nachgehen. Zwei Dinge sind dazu notwendig. Zuallererst das Gebet. Dazu ist jeder in der Lage. Das zweite Mittel ist nicht jedermanns Sache und doch sind wir dazu, wie der hl. Petrus sagt, verpflichtet: wir müssen Auskunft geben können. Dazu braucht es Kenntnisse. Um sich hinreichende Kenntnisse anzueignen, muß man lesen. Nicht nur die kirchlichen Nachrichten und auch nicht nur den Kinderkatechismus. In der papstlosen Zeit ist von einem Katholiken selbständige Vertiefung des Glaubenswissens gerade in den heute entscheidenden Fragen unabdingbar. Ein gefirmter Christ sollte über seinen Glauben soweit Bescheid wissen, damit er erklären kann, warum er so handelt, wie er es tut und warum er nicht anders handeln kann, als er es tut.
Doch was, wenn sich Menschen wegen der Verkündigung der unangenehmen und unpopulären katholischen Wahrheit von uns abwenden? Was dann? Dann sollen wir uns damit trösten unsere Pflicht getan und die wahre Nächstenliebe geübt zu haben. Erinnern wir uns dann die Worte des hl. Apostels Johannes: „Von uns sind sie ausgegangen, aber sie waren nicht von uns; denn wenn sie von uns gewesen wären, so würden sie doch bei uns geblieben sein. Allein es sollte an ihnen offenbar werden, daß nicht alle von uns sind“ (1. Joh. 2, 19). Dann denken wir auch an das, was unser Herr Jesus Christus den ausgesandten Jüngern auf den Weg mitgab: „Und wer immer euch nicht aufnimmt, und eure Reden nicht anhört, da geht hinaus aus dessen Hause oder aus der Stadt, und schüttelt den Staub von euren Füßen. Wahrlich, ich sage euch, erträglicher wird es dem Land der Sodomiter und Gomorriter ergehen am Tage des Gerichtes, als jener Stadt“ (Mt. 10, 14 f.). Amen.