Ostersonntag
Die Bedeutung der Auferstehung Christi
Geliebte Gottes!
Die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus von den Toten ist die maßgebende Beglaubigung Seiner göttlichen Sendung als Welterlöser und damit der entscheidende Beweggrund für die Glaubwürdigkeit der katholischen Religion. In ihr hat der göttliche Vater die Annahme des Sühneopfers, welches Christus für die Sünden der ganzen Menschheit durch die Vergießung Seines kostbaren Blutes am Stamm des Kreuzes dargebracht hat, bestätigt. In ihr wurde das Reden und Tun Jesu als Gottes- und Menschensohn durch das Siegel des lebendigen Gottes beglaubigt.
Die leibhaftige Auferstehung Christi
Bei der Auferstehung Jesu müssen wir unsere Aufmerksamkeit in der Hauptsache auf den Leib richten. Denn das Weiterleben der Seele ist nichts Neues. An den Fortbestand der Seele glaubten die Menschen zur Zeit Jesu allgemein. Das unerhört Neue der Auferstehung ist die Erweckung des Leibes.
Der Leichnam Jesu war ein wahrhaft menschlicher Leib gewesen. Ein leidensfähiger, sterblicher Leib, kein Scheinleib! Das beweist die dreitägige Grabesruhe des Herrn. Christus starb und kehrte erst am dritten Tage zum Leben zurück – einer Frist, die eben nur so lange währte, daß das wirkliche Gestorbensein zweifellos festgestellt war –, damit wir glauben, daß Er wahrhaft Mensch war, einer von uns, einer vom Stamme Adams.
Daß das Erlösungsopfer zur Sühne der Sünde Adams angenommen worden war, wird daran ersichtlich, daß Christus nicht zu einem zeitlichen Leben auferstanden ist, wie es etwa bei den Totenerweckungen durch die Propheten Elias und Elisäus im Alten Bund der Fall war; oder wie bei der Tochter des Jairus, dem Jüngling von Naim und dem hl. Lazarus, die von Christus selbst vom Tode zurück in dieses Leben gerufen wurden. Sie mußten wieder sterben. Der Auferstandene Christus hingegen stirbt nicht mehr. Der Tod hat keine Gewalt mehr über Ihn. Wenn es so ist, dann ist folglich auch die Ursache des Todes überwunden. Die Sünde ist gesühnt.
Einst hatte Gott den kommenden Erlöser durch den königlichen Propheten David sagen lassen: „Mein Leib wird hoffnungsfroh ruhen. Denn Du überläßt Meine Seele nicht dem Totenreich und läßt Deinen Heiligen nicht die Verwesung schauen“ (Ps. 15, 9 f.) Nun ist diese Verheißung erfüllt. Adam war aufgrund seines Ungehorsams der Erstling der Sterbenden. „Staub bist du und zum Staub wirst du zurückkehren“ (Gen. 3, 19). Christus ist der Erstling der Lebenden, aufgrund Seines Gehorsams bis zum Tod. „Ich schlief und sank in tiefen Schlaf und stand wieder auf; denn der Herr hat Mich angenommen“ (Ps. 3, 4). „Du überläßt Meine Seele nicht dem Totenreich und läßt Deinen Heiligen nicht die Verwesung schauen.“
Der Leib Christi ist auferstanden zum ewigen Leben. Sein aus dem Grab erstandener Leib ist derselbe, der von Maria geboren wurde und am Kreuze hing. Aber es ist nicht dieselbe Seinsweise dieses Leibes! Der auferstandene Leib Jesu ist verklärt, d.h. durchglüht und durchstrahlt von der Macht, der Herrlichkeit und dem Leben Gottes. Er ist der Vergänglichkeit ein für allemal entzogen. Es ist ein leidensunfähiger und unsterblicher Leib. Der so Auferweckte kehrte folglich nicht mehr in die jedermann greifbare innerweltliche Geschichte zurück, sondern steht über ihr.
Die Auferstehung Christi ist jedoch nicht nur ein Beweis für den Vollzug der Erlösung, sondern auch für die wesentliche Gottsohnschaft unseres Herrn. Der Tod konnte den nicht festhalten, der das Leben selbst war. Auferstehung und Gottessohnschaft gehören untrennbar zusammen. Denn nur Gott ist Herr über Leben und Tod. Allein Gott, der Schöpfer des Lebens, konnte den auf der Menschheit lastenden Fluch des Todes hinwegnehmen, so daß der hl. Paulus mit vollem Recht ausrufen konnte: „Verschlungen ist der Tod im Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ (1. Kor. 15, 55). Christus ist aus eigener Kraft vom Tod erstanden. Damit wurde Er nicht nur als Erlöser bestätigt, sondern hat auch den Beweis Seiner Gottheit erbracht.
Das ist die allgemeine Bedeutung des Auferstehungsgeheimnisses:
- Christus ist leibhaftig vom Tode auferstanden.
- Die leibhaftige Auferstehung zu einem unsterblichen Leben beglaubigt die Wiedergutmachung der Sünde durch Sein blutiges Opfer am Kreuz. Die Erlösung ist vollbracht und von Gott angenommen worden.
- Mit der Auferstehung liefert Christus den vollkommensten Beweis Seiner göttlichen Macht über Leben und Tod. Denn noch nie zuvor hat die Welt gesehen, wie ein Toter aus eigener Kraft zum ewigen Leben auferstanden wäre, noch wird sie es jemals wieder sehen. Das kann nur Gott allein, der das Leben selber ist.
Die Tatsache der Auferstehung hat aber auch eine dreifache Bedeutung für uns ganz persönlich. Nämlich:
- Für unseren Glauben bedeutet sie eine Stärkung.
- Für unsere Hoffnung eine Befestigung; und
- Für unser Leben bedeutet die Auferstehung unseres Herrn ein Vorbild und einen Antrieb zur Heiligkeit.
Eine Stärkung des Glaubens
Die nächste und erste Bedeutung der Tatsache der Auferstehung Jesu Christi von den Toten besteht in einer Stärkung unseres Glaubens. Wieso wird dadurch unser Glaube bestärkt? – Das ist nicht schwer zu erklären. Jesus hat sich im Laufe Seines irdischen Lebens oft und deutlich für den Sohn Gottes ausgegeben. Aufgrund des Bekenntnisses Seiner wesenhaften Gottsohnschaft wurde er ja von den ungläubigen Juden gehaßt, verworfen und zum Tode verurteilt.
Durch zahllose Wunder hat Er bewiesen, daß Er wirklich der Sohn Gottes ist. Aber die letzte und stärkste Prüfung; der allererdrückendste Beweis, liegt in Seiner Auferstehung von den Toten. Er hatte es mehrmals vorhergesagt: „Ich werde in die Hände meiner Feinde überliefert werden. Sie werden mich verspotten, mißhandeln, anspeien und töten; aber am dritten Tag werde Ich auferstehen.“ So sehr die Feinde Jesu über Seinen Tod am Kreuz auch gejubelt haben mögen, sie waren weiterhin unter einer gewissen Spannung, ob Er Seiner Ankündigung gemäß tatsächlich vom Tode auferstehen werde. Das beweist ihre Sorge, die sie dazu veranlaßt hat, das Grab gut bewachen zu lassen. Sie fürchteten, daß Er auferstehen werde. Und Er ist auferstanden!
Diese Tatsache ist unumstößlich. Zahlreich sind die Zeugen: Die Botschaft des Engels an die Frauen am leeren Grab, Maria Magdalena, die hll. Apostel Petrus und Johannes, die Emmaus-Jünger, usw. – Keine leichtgläubigen Zeugen! Denken wir nur an den hl. Apostel Thomas, der einen empirischen Beweis forderte: „Wenn ich nicht an Seinen Händen die Malzeichen der Nägel sehe, nicht meinen Finger an die Stelle der Nägel und meine Hand in Seine Seite lege, glaube ich nicht“ (Joh. 20, 25). Und er erhielt den Beweis! Acht Tage später finden wir den kritischen Skeptiker bei der Berührung der verklärten Wunden Jesu ausrufen: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh. 20, 28). – Aber auch die anderen Jünger waren nicht gleich Feuer und Flamme für die Botschaft von der Auferstehung. Auch sie mußten sich erst nach und nach von dieser Tatsache überzeugen; mußten Ihn berühren; mit Ihm gemeinsam essen. Ein bloßer Wunschtraum, eine Halluzination, ein Geist kann nicht essen und trinken, kann nicht betastet und berührt werden. Die Tatsache der Auferstehung ist unumstößlich. Sie wird bezeugt von Freunden und Feinden; von gläubigen und skeptischen Menschen.
Was folgt nun daraus für unseren Glauben? Es folgt daraus, wie wir bereits erwähnt haben, daß Jesus wirklich der Sohn Gottes ist. Denn, kann ein Betrüger aus eigener Kraft aus dem Grab auferstehen und mit einer tödlichen Wunde am Herzen weiterleben? Niemals! – Wird Gott Seine Allmacht dazu hergeben, um einen Lügner und Betrüger zur Bekräftigung seines Betruges aus dem Grab erwecken? Unmöglich! Gott ist die Wahrheit und kann nicht die Lüge unterstützen. – Christus hat gesagt, daß Er Gottes Sohn sei. Durch Seine Auferstehung hat Er es bewiesen. Also ist Er wirklich Gottes Sohn.
Ferner folgt daraus: Wenn er Gottes Sohn ist, dann ist Seine Lehre das Wort Gottes und kann niemals fest genug geglaubt werden. – Daraus ergibt sich wiederum, daß die Kirche die Christus gestiftet hat, die Kirche des lebendigen Gottes ist, der wir nicht fest genug durch Glaube und Gehorsam anhängen können. – Folglich sind auch die Sakramente dieser Kirche wahrhaft göttliche Heilsmittel für unsere Seelen, die wir den Anordnungen der Kirche entsprechend, nicht oft und würdig genug empfangen können. Mit einem Wort: Es folgt daraus die Wahrheit unseres ganzen katholischen Glaubens.
Diesen engen Zusammenhang zwischen der Auferstehung und der Wahrheit unseres Glaubens hat der hl. Apostel Paulus mit scharfen Worten betont. In seinem ersten Brief an die Gemeinde von Korinth schrieb er: „Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann ist Euer Glaube eitel, dann seid ihr noch in Euren Sünden, dann sind auch die in Christus Entschlafenen verloren. Dann sind wir die Elendesten aller Menschen, weil wir nur in diesem Leben auf Christus gehofft haben“ (1. Kor. 15, 17). Wenn Christus nicht auferstanden ist, so ist unser Glaube nichtig! Wenn es so ist, dann gilt aber auch umgekehrt: Ist Christus tatsächlich auferstanden – und das steht felsenfest –, dann ist auch unser Glaube in all seinen Teilen richtig und unumstößlich wahr.
Eine Befestigung der Hoffnung
Ähnlich wie durch die Tatsache der Auferstehung unser Glaube gestärkt und gekräftigt wird, so wird durch dieselbe Tatsache auch unsere Hoffnung – man könnte sagen, bis in ihr tiefstes Fundament hinein – befestigt. – Was hoffen wir nämlich? Was ist der eigentliche Gegenstand der Tugend der Hoffnung? Es ist das, was Christus versprochen hat. – Was hat Er uns versprochen? Ein anderes, übernatürliches, ewiges Leben nach dem Tod. Ferner, die Auferweckung desselben Leibes, den wir jetzt besitzen, am Jüngsten Tag. Ein Leben der Herrlichkeit und immerwährenden Glückseligkeit in der anderen Welt, die Er so oft Himmelreich genannt hat. Große Dinge also, die uns Christus versprochen hat! Kann Er Sein Wort halten? Wird Er es halten?
Blicken wir auf die Tatsache Seiner eigenen Auferstehung, und jeder Zweifel muß sich in Luft auflösen. Wer das Schwere kann, der soll das Leichtere nicht können? Wenn Christus glorreich aus dem Grab auferstanden ist, da Er tot war, wie sollte es Ihm schwer fallen, uns aufzuerwecken, da Er doch jetzt lebendig ist! – Er hat selbst versprochen aufzuerstehen: „Am dritten Tage werde Ich wieder auferstehen“ (vgl. Mt. 10, 19; Mk. 10, 34; Lk. 18, 34). So hat Er es angekündigt. Christus litt und starb am Karfreitag. Erster Tag. Er lag den ganzen Sabbat über im Grab. Zweiter Tag. In den ersten Morgenstunden des Ostersonntags ist Er von den Toten auferstanden. Das war der dritte Tag. „Am dritten Tage.“ Genauso wie Er es gesagt hatte. Er hat pünktlich Wort gehalten! – Folglich kann nicht vernünftigerweise in Zweifel gezogen werden, daß Er auch bei uns den festgesetzten Tag, den angekündigten Termin, für unsere leibliche Auferstehung vom Tode einhalten wird: Am Jüngsten Tag.
Christus hat versprochen, aufzuerstehen und Seinen Jüngern zu erscheinen und ihnen voranzugehen nach Galiläa. Der Engel am Grab erinnerte die Frauen an diese Verheißung des Herrn. „Geht hin und sagt Seinen Jüngern und dem Petrus, daß Er euch nach Galiläa vorausgeht“ (Mk. 16, 7). Er hat Wort gehalten, und in wunderbarer Herrlichkeit ist Er Seinen Jüngern erschienen. – Auch uns gegenüber wird Er Wort halten und uns nicht bloß auferwecken, sondern uns auferwecken in Herrlichkeit.
Wie sagt doch der hl. Paulus? „Es wird gesät in Verweslichkeit, auferweckt in Unverweslichkeit. Es wird gesät in der Niedrigkeit, auferweckt in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit, auferweckt in Kraft. Es wird gesät ein sinnlicher Leib, auferweckt ein geistiger Leib“ (1. Kor. 15 ,42 ff.). – Ja, betrachten wir den vom Tode auferstandenen Leib unseres göttlichen Erlösers; und betrachten wir dann unseren eigenen Leib. Welche Verschiedenheit! Wie vielfältig sind die Unterschiede! – Dort verklärter Glanz und übernatürliches Licht. Hier das Dunkel und die Nacht des Grabes, dem unser zerbrechlicher Leib unfehlbar entgegengeht. – Dort Unsterblichkeit. Hier der sichere Tod. – Dort himmlische Jugend und Schönheit. Und hier die Runzeln des Alters, die Häßlichkeit der Leiche. – Dort Unvergänglichkeit und Unverweslichkeit. Hier Auflösung, Zersetzung und das Grauen der Verwesung. – Hier Schwachheit, Gebrechlichkeit, Leiden, Schmerzen, Alter – und dort ewig vitale Jugend und unsterbliche Kraft, welche selbst die für uns unumstößlich geltenden Naturgesetze der Körperwelt überragt. Stoffliche Barrieren, wie der Felsen am Eingang des Grabes oder die verrammelte Tür des Abendmahlsaales, können problemlos durchdrungen, weite Distanzen in einem Augenblick und ohne Anstrengung überwunden werden. – Mag unser jetziger Leib also noch so erbärmlich sein; mag er noch so sicher dem Schlund des Grabes anheimfallen, er wird auferweckt werden. Nicht nur auferweckt, sondern auch umgestaltet, wie der hl. Paulus zusammenfassend lehrt: „Den Leib unserer Niedrigkeit wird Er umgestalten und ihn gleichförmig machen dem Leibe Seiner Klarheit“ (Phil. 3, 21).
Das ist unsere Hoffnung! Eine Hoffnung, aus der wir Kraft schöpfen, die Schwäche, die Gebrechlichkeit, den Verfall unseres Leibes geduldig hinzunehmen. Christus wird diesen Körper in Herrlichkeit und Schönheit auferwecken. Das ist unser Trost und unsere Zuversicht. Wie schon lange vor der Auferstehung Christi – im Alten Bund – der dritte Sohn der makkabäischen Mutter, der auf grausame Weise, Glied um Glied zerstückelt wurde, weil er sich nicht zum Abfall vom Gesetz Gottes bewegen ließ, so können erst recht wir – in Anbetracht des auferstandenen Erlösers – mit diesem tapferen Märtyrer erklären: „Vom Himmel habe ich diese [Glieder, diesen Körper] erhalten, und um Seiner [Gottes] Gesetze willen nehme ich darauf keinerlei Rücksicht. Von Ihm [Gott] hoffe ich meine Glieder wieder zu erhalten“ (2. Makk. 7, 11). Wir können sagen: Mag mein Leib jetzt einer Krankheit, einem Gebrechen, einer Entstellung, einer Behinderung unterworfen sein; mag er häßlich, kränklich oder vom Alter gezeichnet sein; mag ihn eine Krankheit, ein Unfall verwüsten und in eine Ruine verwandeln, der Tod ihn zerstören, das Grab ihn einschließen und die Verwesung seine letzten Trümmer auflösen. Was hat das schon für eine Bedeutung? – Der Tag wird kommen – so gewiß, wie der Tag der Auferstehung Christi gekommen ist; so gewiß, wie der heutige Tag gekommen ist – der Tag wird kommen, an dem ihn der Heiland auferwecken und umgestalten, ihn dem Leib Seiner leuchtenden Klarheit gleichförmig machen wird. In unverwüstlicher Frische; in einer Jugend, die nicht altert; in einer Kraft, die nicht abnimmt; in einer Schönheit, die alles bezaubert, die übernatürlich ist und nirgends in diesem Leben erlangt werden kann; in einem Leben, das nicht mehr stirbt. Christus wird uns auferwecken zum ewigen Leben. Das ist unsere unverbrüchliche Hoffnung.
Ein Vorbild und Antrieb zur Heiligkeit
Schließlich hat die Auferstehung unseres göttlichen Erlösers auch noch eine sehr schöne Bedeutung für unser sittliches Leben. Es war wiederum der Völkerapostel, der die Auferstehung des Heilandes als ein Vorbild für unsere sittliche Erneuerung aufgegriffen hat. Die Bekehrung unserer Sitten bildet ja die Voraussetzung für die herrliche Auferstehung unseres Leibes am Jüngsten Tag. Der hl. Paulus sagt: „Wie Christus auferstanden ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, so laßt auch uns wandeln in einem neuen Leben“ (Röm. 6,4). Jetzt schon sollen wir als durch Glaube und Gnade geistig Auferstandene, ein „neues Leben“ führen.
In der Tat kann die Auferstehung Christi ein Vorbild für unsere geistige Erneuerung sein, sowohl bezüglich der Schwierigkeit, als auch der Vollständigkeit, als auch der Zeichen unserer Sinnesänderung.
a) hinsichtlich der Schwierigkeiten
Bezüglich der Schwierigkeit der Bekehrung ist die Auferstehung Christi ein Vorbild. Denn was schien schwerer zu sein, als die Auferstehung des Heilandes! Er war tot. Sein Leib war tödlich verwundet. Der schreckliche Lanzenstich. Der große Blutverlust. Die Länge des Todeskampfes. Der unermeßliche Schmerz. Dazu der harte Felsen des Grabes. Der schwere Stein an der Öffnung. Das Siegel der höchsten Behörden. Die zahlreichen und bewaffneten Wächter. Alles Hindernisse! – Aber nur scheinbare Hindernisse für die göttliche Allmacht Jesu. In einem Augenblick – nämlich in der ersten Bewegung Seines auferstehenden und auferstandenen Leibes sind diese Hindernisse überwunden. Ihm kann kein Siegel, kein Grab, kein Stein oder irgendeine Wachmannschaft widerstehen.
Auch der geistigen Auferstehung des Sünders zu einem heiligen Leben scheinen große und fast unüberwindliche Hindernisse im Wege zu stehen. Der Sünder ist tot; zwar noch nicht dem Leibe nach, aber der Seele. D.h. er ist tot für die Ewigkeit, tot für das ewige Leben der heiligmachenden Gnade. Oft lastet nicht bloß eine, sondern wer weiß wie viele Todsünden auf seiner Seele. Das sind seine Wunden. Die tödlichen Wunden, die er selbst seiner Seele beigebracht hat. – Auch das Felsengrab ist da. Die langjährige Gewohnheit, die Sklaverei der Leidenschaften, die Ketten des Lasters halten ihn, wie in einem undurchdringlichen Kerker, gefangen. Auch die Wächter am Grabmal der Sünde fehlen nicht. Es sind die schlechten Freunde, die Genossen seiner Sünde, die ihn von jedem Schritt einer aufrichtigen und nachhaltigen Bekehrung zurückhalten. – Und doch! So groß diese Hindernisse auch sein mögen und sind, so werden sie die sittliche Erneuerung nicht aufhalten können, wenn der Sünder nur – dem Zug der göttlichen Gnade treu folgend – wie in einem Augenblick alle Ketten seines alten Lebens zerreißt: Seine Sünden bereut, beichtet, dafür Buße tut und sich ernstlich vornimmt: „Ich will und werde mit der Gnade Gottes ein neues Leben beginnen; ein Leben des Gehorsams gegen Gottes Gebot; ein Leben, das die Gelegenheit zur Sünde nach Kräften meidet, schlechte Bekanntschaften aufgibt, die aufkommenden Versuchungen im Ansatz zu ersticken sucht.“
b) hinsichtlich der Vollständigkeit
Aber nicht nur im Hinblick auf die Hindernisse und Schwierigkeiten, auch bezüglich der Vollständigkeit der Lebenserneuerung, kann die Auferstehung des Heilandes als Vorbild dienen. – Wie stand Christus nach Seiner Auferstehung da? Es war derselbe Leib, der am Kreuz hing, aber in ganz anderer Gestalt. Zerrissen, zerschlagen, verrenkt, mit Striemen, mit Blut und Wunden bedeckt war Er vorher. Aber seit der Auferstehung war Er so schön, so rein, glänzend in himmlischer Herrlichkeit; die Wonne Seiner Betrachter. Derselbe Leib: vorher sterblich, jetzt unsterblich! „Christus ist auferstanden und stirbt nicht mehr; der Tod hat keine Gewalt mehr über ihn“ (Röm. 6, 9), so abermals der hl. Paulus.
In derselben Weise sollte auch der Sünder zu einem heiligen Leben auferstehen: Derselbe und doch ein anderer. Vorher träge und säumig im Gebet; jetzt ein eifriger Beter. Vorher nachlässig und lau im Empfang der hl. Sakramente; jetzt regelmäßig und gewissenhaft in Vorbereitung und Danksagung. Vorher ohne übernatürlich gute Werke; jetzt eifrig in allen Werken der Gottes- und Nächstenliebe. Vorher stets zum Rückfall geneigt; jetzt nicht mehr, nie mehr zurückfallend in die alten Sünden, in die alten Leidenschaften und Laster.
c) hinsichtlich der äußeren Zeichen der echten Bekehrung
Schließlich ist die Auferstehung unsers Herrn auch ein Vorbild im Hinblick auf die äußeren Zeichen der Bekehrung. Obwohl am Leib des Auferstandenen eine so große Änderung vorgegangen war, so waren die Zeichen seines früheren, sterblichen Zustandes weiterhin Seinem Fleische eingeprägt. Nämlich die hl. fünf Wundmale. Freilich, sie waren verklärte Triumphzeichen über den Tod; aber nichts destotrotz auch Zeichen und Beweise, daß es noch immer derselbe Leib war, der am Kreuz gelitten, gestorben und begraben worden war.
Auch der Sünder, der sich zum übernatürlichen Leben der Gnade erhebt bzw. erhoben hat soll in den neuen Zustand nicht ohne Wundmale übergehen. Er behält nämlich die Erinnerung an die früheren Sünden als bleibendes Andenken in sein Gedächtnis eingeprägt. Freilich nicht um sie zu wiederholen, aber um sich zu demütigen, um sie immer mehr zu bereuen, um sie abzubüßen, um sie zu beweinen, um aus ihnen die Wachsamkeit zu lernen, um aus ihnen die Größe der göttlichen Barmherzigkeit zu erkennen, und um Gott um so mehr zu lieben, je tiefer der Abgrund gewesen ist, aus dem er durch Gott errettet worden ist.
Laßt uns wandeln in einem neuen Leben
Wir sehen, wie sehr uns die Auferstehung unseres Herrn und Heilandes nützen kann. Welche Kraft des Glaubens liegt in dieser Tatsache! Welch tiefen Ankergrund findet in ihr die Hoffnung auf die Auferstehung des Fleisches und das ewige Leben. Welch anspornendes Beispiel der Bekehrung zu einem heiligen Leben finden wir so anschaulich uns vor Augen gestellt. „Brüder! Wenn ihr mit Christus auferstanden seid, so sucht, was droben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Was droben ist, sei euer Sinnen, nicht das, was auf Erden ist. Denn ihr seid der Sünde gestorben und euer Leben ist mit Christus in Gott verborgen“ (Kol. 3, 1-3). „Wie Christus auferstanden ist von den Toten, so laßt auch uns wandeln in einem neuen Leben“ (vgl. Röm. 6, 4). Amen.