Petrus stirbt nicht!

Geliebte Gottes!

Am vergangenen Sonntag haben wir uns vor Augen gestellt, wie Jesus den Felsen der Kirche gegründet hat. Er hat ihn gegründet auf einen Menschen namens Simon, dem Er den Beinamen Kephas gab, d.h. Petrus, der Fels. Petrus ist der Felsenmann, dessen Glaube aufgrund des göttlichen Beistandes nicht irren und nicht fehlgehen kann, denn Christus, der göttliche Eckstein, gibt ihm fortwährend seine unüberwindliche Festigkeit, so daß er selbst dem geballten Ansturm der Hölle standhalten wird. Petrus lebt fort in seinen Nachfolgern, in den römischen Päpsten. Wer deshalb den Glauben des Papstes annimmt und sich seinem Befehlen unterwirft, der gehört zur katholischen Kirche und wird gerettet. Wer sich ihm widersetzt, der hat auf Sand gebaut und geht zugrunde. Der Papst ist das fortdauernde Fundament der Kirche, er ist der fortlebende Petrus, gleichsam die inkarnierte katholische Rechtgläubigkeit.

Diese Auffassung des Papstamtes teilen nicht alle. Luther stellte die deftige Behauptung auf, das Papsttum sei eine Erfindung des Teufels und der römische Papst sei der Antichrist. Seither wurde von den Protestanten die These vertreten, daß der Vorrang der römischen Kirche und der Primat des Papstes eine Fehlentwicklung darstelle, die nicht auf dem Evangelium gründe, sondern von der übersteigerten Macht des Papsttums im Mittelalter herrühre. Deshalb hätte im Laufe der Jahrhunderte zusehends eine Überhöhung der Person des Papstes und seines Amtes stattgefunden, die im Jahr 1870 mit der Dogmatisierung des Primates und der Unfehlbarkeit der päpstlichen Kathedralentscheidungen auf dem (ersten) Vatikanischen Konzil seinen Gipfel und Höhepunkt erreicht habe.

Selbst heute wird uns Katholiken, die wir die Konzilspäpste zurückweisen, weil sie eine falsche Religion lehren, vorgehalten, daß wir es mit der Pflicht zum Papstgehorsam und mit dem Unfehlbarkeitsglauben übertreiben. Sowohl die Lefebvre-Bewegung als auch die Traditionalisten der Novus-Ordo-Kirche bezichtigen uns eines übersteigerten „Papstkultes“. Sie werfen uns „Papolatrie“, also „Papst-Anbetung“ vor; man nennt uns „Papisten“ und „Papalisten“. Das sind Schmähworte, mit welchen Protestanten, Liberale und Freimaurer früherer Zeiten die papsttreuen Katholiken bezeichnet haben. Damit befinden wir uns also in guter Gesellschaft. Was man von denjenigen, die heute diese Ausdrücke im Munde führen, nicht behaupten kann.

Der Einwand lautet: Das Papsttum sei durch seinen politischen Machtgewinn im Mittelalter überhöht worden. Prüfen wir also anhand der Zeugnisse der ersten Jahrhunderte, welche Stellung Petrus und das Petrusamt gehabt hat. Daraus läßt sich ersehen ob nun die Protestanten und die Traditionalisten die Lehre vom Papsttum richtig auffassen oder wir, die sog. „Papisten“.

Der Primat des hl. Petrus zur Zeit der Apostel

Vierzig Tage nach Seiner glorreichen Auferstehung fuhr Christus gen Himmel, und nun trat Simon Petrus sein Führungsamt an Stelle des Gottessohnes an. Petrus leitete die Wahl des hl. Apostels Matthias, der in das Amt des Verräters Judas Iskarioth nachrücken sollte. – Er stellte am Pfingsttag die Kirche, die jetzt vom Heiligen Geist erfüllt war, der Welt vor, und eröffnete die Weltmission. – Petrus war es, der in den ersten Kämpfen mit dem Judentum, welche die junge Kirche bestehen mußte, vor dem Hohen Rat als ihr wortgewaltiger Verteidiger auftrat. Er war ihr Sprecher. – Petrus verhängte die erste Exkommunikation über Simon Magus. Und wiederum war es Petrus, der das Ehepaar Ananias und Saphira als Lügner entlarvt hat, und auf dessen Urteilsspruch prompt das göttliche Strafgericht folgte. – Für Petrus wirkte Gott das große Wunder der Errettung. Herodes ließ Petrus gefangennehmen. Er wurde im Kerker von 16 Mann, in vier Wachabteilungen aufgeteilt, bewacht. In der Nacht vor seiner Hinrichtung sandte Gott Seinen himmlischen Boten, der Petrus mit schlafwandlerischer Sicherheit, quer durch alle Wachposten hindurch, in die Freiheit führte. Petrus sagte: „Jetzt weiß ich daß der Herr Seinen Engel gesandt und mich aus der Hand des Herodes und aus der Erwartung des Volkes der Juden befreit hat“ (Apg. 12, 11). – Sodann trat eine erste schwierige Glaubensfrage auf: Müssen die Heiden, die zum Christentum kommen, beschnitten werden und das mosaische Gesetz halten, ehe sie getauft werden können oder nicht? Müssen sie das alttestamentliche Gesetz auf sich nehmen? Auf dem Apostelkonzil von Jerusalem fällt Petrus die Entscheidung. Der hl. Lukas berichtet: „Als viel Streit entstand, erhob sich Petrus“ (Apg. 15, 7). Petrus gab seine Entscheidung, und die übrigen Apostel schlossen sich ohne weitere Diskussion seinem Urteilsspruch an. Einmütig und feierlich erklärten sie den Heidenchristen: „Denn es hat dem Heiligen Geist und uns gefallen, euch weiter keine Last aufzuerlegen“ (Apg. 15, 28). Von Gott erleuchtet, verfügte Petrus, daß ihnen weder die Beschneidung noch das jüdische Gesetz auferlegt werden muß und keiner wagte ihm zu widersprechen. – Petrus erwies sich ferner als der Magnet der Einheit. Alle suchten die Einheit mit ihm. Auch Paulus, der Selbständige, der von Gott eigens Berufene, suchte den Anschluß an Petrus. Auch er beugte sich unter dessen Führungsstellung. Um sich als in Einheit mit Petrus stehend auszuweisen, schrieb er im Galaterbrief: „Ich ging aus Arabien nach Jerusalem, um Kephas aufzusuchen, und ich blieb bei ihm vierzehn Tage“ (Gal. 1, 18). – Sodann war in Jerusalem die Verfolgung durch die Juden losgebrochen. Petrus mußte fliehen. Nachdem das auserwählte Volk die christliche Religion endgültig verworfen hatte, mußte Petrus, einer göttlichen Weisung folgend, einen besonderen Auftrag erfüllen. Er mußte nach Rom, in das Herz der damaligen Welt, in die Hauptstadt des Imperiums. Er mochte vielleicht davor zurückschrecken. Was sollte er, der einfache Fischer aus der Provinz in dieser Weltstadt, wo die Kaiserpaläste standen, wo das machtvolle Heidentum triumphierte? In der Apostelgeschichte heißt es dazu: „Er reiste an einen anderen Ort“ (Apg. 12, 17), was von den Auslegern stets auf die Reise des Petrus nach Rom gedeutet wurde. Die Hand des Herrn führte ihn nach Rom. Kein ernstzunehmender Forscher bestreitet heute die Tatsache, daß Petrus in Rom gewesen ist und dort sein Leben geopfert hat. Diese Stadt sollte er für Christus erobern. Aber war das nicht aussichtslos? Hat das einen Sinn angesichts der Macht des Heidentums? Seine einzige Waffe: Das Kreuz. Der Gott, den er predigte: Der Gehenkte von Golgotha. Das Leben, das er forderte: Die Kreuzigung des niederen Menschen, des fleischlichen Menschen. Hatte es Sinn, hier anzufangen? Petrus mochte bange geworden sein, aber er hat den Befehl des Herrn im Herzen: „Menschenfischer, wirf dein Netz aus! Fahr hinaus auf die hohe See der Welthauptstadt. Wirf dein Netz in Rom aus!“ Und das Wunder geschah, wie damals am See Genezareth. Das Christentum breitete sich in Rom aus. Schon im 1. Jahrhundert nahmen Angehörige des Kaiserhauses die christliche Religion an. Doch schwer wurde die Arbeit, als die Feinde gegen die römische Christengemeinde zu intrigieren und zu hetzen begannen. – Rom wurde angezündet und brannte zum großen Teil nieder. Es wurde die Lüge verbreitet, die Christen hätten diesen Anschlag verübt. Hierauf brach die erste Christenverfolgung los. Petrus wollte fliehen, aber der Gekreuzigte erschien ihm und mahnte ihn in Rom zu bleiben. Petrus blieb. Er wurde gefangengesetzt und zum Tod verurteilt, zum Tod am Kreuze; zu dem Tod, in dem er seinem göttlichen Meister nachfolgte.

Der päpstliche Primat in den ersten drei Jahrhunderten

Petrus starb um das Jahr 67 in der Verfolgung des Nero. Petrus stirbt, aber der Papst lebt fort. Es folgen Linus (67-79), Cletus (79-90) und Clemens (90-107). Wir schreiben das Jahr 96. In Korinth gab es Tumult. Aufrührer hatten die Presbyter, die Priester, abgesetzt. Wer sollte eingreifen? Wer sollte Recht sprechen? In Ephesus lebte noch der hl. Apostel Johannes. Aber bemerkenswerterweise wandte sich die Gemeinde von Korinth nicht an den Lieblingsjünger, nicht an den letzten noch lebenden Apostel, sondern an den Bischof von Rom, an den hl. Papst Clemens I., der ein Schüler des hl. Petrus und des hl. Paulus war. Papst Clemens schrieb trotz Gefahr und Bedrängnis durch die domitianische Christenverfolgung, von der die römische Kirche soeben heimgesucht wurde, einen Brief voll mitfühlender Liebe und gleichzeitig voll ernster Autorität. Sein Urteil: „Ich würde es für eine schwere Sünde halten, wenn ich Priester absetzen sollte, die ihr Amt musterhaft und heilig verwaltet haben.“ Und die Gemeinde in Korinth fügt sich, denn sie weiß: In Clemens spricht der Stellvertreter Christi, im Papst spricht das Oberhaupt der Kirche.

Der hl. Bischof und Märtyrer Ignatius lebte um die Wende zum zweiten Jahrhundert und war der Bischof der Kirche von Antiochien. Die Kirche von Antiochien ist ebenfalls eine Gründung des hl. Petrus, ja sogar im Vergleich zu Rom eine ältere Gründung. Ignatius war der zweite Nachfolger des hl. Petrus im Bischofsamt von Antiochien. Aber stellte er sich deshalb auf eine Stufe mit dem Bischof von Rom? Oder stellte er sich aufgrund des höheren Alters seines Bischofsstuhles gar über ihn? Keineswegs! An zwei Stellen seines um das Jahr 110 verfaßten Römerbriefes bekannte er sich zum Vorrang der römischen Kirche. Er schrieb an die Römer, daß er ihnen nicht befehlen könne wie Petrus und Paulus. Er weiß also, daß die römische Kirche unter der Leitung des hl. Petrus gestanden ist, und zwar so, daß er ihr mündlich und unmittelbar seine Anordnungen zukommen ließ. Ferner bekennt er, die römische Kirche stehe, „an der Spitze des ganzen, großen, von Christus auf Petrus gegründeten Bundes der Liebe, welcher im Christentum realisiert ist und die Welt überwindet“ (Schanz, Apologie III, 339). Rom ist also schon von Anfang an die Vorsitzende des ganzen „Liebesbundes“, die Vorsteherin der ganzen Kirche auf dem weiten Erdkreis. Rom hat den Vorrang, weil sie die Erbin des hl. Petrus ist, der in Rom und nicht in Antiochien sein Blut vergossen und sein Leben ausgehaucht hat.

Gegen Ende des 2. Jahrhunderts muß der hl. Irenäus, der Bischof von Lyon, der noch persönlich die ersten Schüler der Apostel kennengelernt hatte, die katholische Wahrheit gegen Irrlehrer verteidigen. Er wußte, wohin er die Irrenden zu führen hatte: nach Rom. Dort ist die Kirche, welche den göttlichen Beistand und das „Charisma der sicheren Wahrheit“ besitzt; jene Kirche der deshalb der Vorrang zukommt und mit der jeder, der Christi Namen trägt, übereinstimmen muß. In seinem Werk „Adversus haereses“ schreibt er: „Mit dieser (der römischen) Kirche muß wegen ihrer mächtigen Grundlegung notwendigerweise die ganze Kirche übereinstimmen, d. h. die Gläubigen von überall her, weil in ihr immer die apostolische Tradition bewahrt worden ist“ (III, 3, 2). Damit ist gesagt:

  1. Die von den hll. Aposteln Petrus und Paulus in Rom gegründete Kirche ist die Hauptkirche der ganzen Welt.
  2. Aufgrund ihres Vorranges müssen alle anderen Ortskirchen, d.h. alle Bischöfe und Gläubigen, der ganzen Welt mit der römischen Kirche übereinstimmen. Dabei betont er, daß diese Übereinstimmung eine Notwendigkeit darstellt, um überhaupt zur Kirche Jesu Christi zu gehören. Das Prinzip des hl. Irenäus lautet: Was mit Rom übereinstimmt, ist rechtgläubig. Was von Rom abweicht, ist häretisch.
  3. Der zwingende Grund, warum man mit der römischen Kirche übereinstimmen müsse, ist deren „mächtige Grundlegung“, also das Felsenfundament, auf dem die römische Kirche ruht, nämlich der Bischofsstuhl des Nachfolgers Petri. Gerade dadurch, daß die Gläubigen der ganzen Welt mit dem römischen Papst übereinstimmen, bewahren sie den apostolischen Glauben rein und unversehrt.

Ebenfalls Ende des 2. Jahrhunderts bricht im Morgenland der sog. Osterfeststreit aus. Man streitet darüber, wann das Osterfest zu feiern sei. Die Christen Kleinasiens feierten es, wie die Juden, immer am 14. Nisan; die römische Kirche hingegen am Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond. Nachdem die Weisung den römischen Brauch aufzunehmen in Kleinasien zunächst ungehört blieb, drohte Papst Victor I. (189-198) mit dem Ausschluß aus der Kirche. Was geschah? Gab es Proteste? Oder erfolgte etwa ein Aufschrei, mit welchem Recht der Bischof von Rom verlangen könne, von dem Tag abzugehen, an dem Jesus, dem Bericht der Evangelien gemäß, die Erlösung vollbracht hatte? Nichts von dem geschah! Niemand hat die Handlungsweise des Papstes in Zweifel gezogen. Manche hielten sein Vorgehen für zu streng, aber alle widerspenstigen Bischöfe beugten sich. Das wäre gewiß nicht der Fall gewesen, wenn die oberste Gewalt des römischen Bischofs über die gesamte Kirche nicht allgemein anerkannt und in heiliger Hochachtung gestanden hätte.

In Rom war es seit jeher üblich, daß Christen, die während der Christenverfolgung untreu geworden und vom Glauben abgefallen waren, sodann aber bereuten und wieder zur Kirche zurückkehren wollten, eine öffentliche Buße auferlegt, nicht aber erneut getauft wurden. In Nord-Afrika pflegten die Bischöfe die Taufe zu wiederholen. Sie vertraten die Ansicht, daß der Glaubensabfall die Taufe ungültig mache und deshalb erneut gespendet werden müsse. Aufgrund dieser Neuerung schritt Papst Stephanus I. (254-257) ein und forderte die Bischöfe Nordafrikas im Jahr 255 dazu auf, die Wiedertaufe aufzugeben, und den bekehrten Ketzern zum Zeichen der Wiederaufnahme nur die Hände aufzulegen (d.h. das Bußsakrament zu spenden), wie das in Rom geschehe. Als einige Bischöfe es trotzdem wagten, die gegenteilige Ansicht dem Papst gegenüber zu begründen, drohte der Papst mit der Exkommunikation. – Hätte der römische Bischof nicht schon in der damaligen Zeit die oberste Leitung der Kirche innegehabt, so hätte er sich nicht unterstehen können, den afrikanischen Bischöfen auf diese nachdrückliche Weise zu befehlen und zu drohen.

Wenig später wandte sich der Patriarch Dionysius der Große, welcher den nach dem römischen angesehensten Bischofstuhl von Alexandrien in den Jahren zwischen 248 und 256 innehatte, an den Papst Xystus II. (257-258), um sich in der Frage des nordafrikanischen Ketzertaufstreites zu vergewissern. Er führte als Grund für sein Schreiben an: „Damit ich nicht irre“ (Eus. Hist. Eccl. VII, 9, 1). Patriarch Dionsyisus wußte also bereits, daß man im Glauben nicht irren kann, wenn man mit dem Papst in Rom übereinstimmt.

Derselbe Patriarch wurde wenig später zu unrecht in Rom als Irrlehrer angeklagt. Papst Dionysius (260-268), der inzwischen Xystus II. auf dem päpstlichen Thron nachgefolgt war, griff sogleich ein. Er erklärte in dem einen Brief an die Ankläger seine normative Lehre über Christus und forderte in einem andern seinen angeklagten Namensvetter, den Erzbischof von Alexandrien, dazu auf, sich zu rechtfertigen. Und der Patriarch von Alexandrien tat dies bereitwilligst und bewies damit nicht nur die Korrektheit seiner Lehre über Christus, sondern auch seine Unterwürfigkeit unter den Bischof von Rom.

Der hl. Cyprian von Karthago (200/10-258) war der Primas, d.h. der hochrangigste Bischof, von Nord-Afrika. Er war ein mutiger Glaubenszeuge und ein beredter Lehrer. Er wußte sich auch in Meinungsverschiedenheiten mit dem Papst auseinanderzusetzen. Umso gewichtiger ist gerade sein Zeugnis, daß Papst Cornelius (251-253), der römische Bischof, der Inhaber des Primates über die ganze Kirche sei, daß Rom jene Kirche ist, von der alle Einheit ausgeht. Er sagt: „Von ihr (der röm. Kirche) geht die Einheit des Priestertums und die Einheit der Gesamtkirche aus“ (Ep. 59, 14). Die Lehre des hl. Cyprian bezüglich des Papsttums läßt sich in folgende Punkte zusammenfassen:

  1. So wie die Einheit einer jeden Einzelkirche – einer Diözese – in der Vereinigung und Übereinstimmung aller Kleriker und Laien mit ihrem Bischof besteht, so besteht die Einheit der Gesamtkirche in der Einheit und Übereinstimmung aller Bischöfe und ihrer Ortskirchen mit dem Papst bzw. der römischen Kirche.
  2. Diese Form der Einheit ist göttlicher Einsetzung. Denn Christus selbst hat bei der Gründung der Kirche den Petrus zum Fundament gemacht und ihn zum Haupt und Hirten der Gesamtkirche eingesetzt. Petrus lebt in seinen rechtmäßigen Nachfolgern auf dem römischen Bischofsstuhl fort, weshalb die römische Kirche „die Mutter und Wurzel der katholischen Kirche ist“ (Ep. 73,7). Wer sich daher vom Papst trennt, der trennt sich von der Kirche, denn die Gemeinschaft mit dem Papst ist gleichbedeutend mit der Gemeinschaft der katholischen Kirche. Deshalb stellt der hl. Cyprian die rhetorische Frage: „Kann derjenige, welcher sich der Kirche widersetzt und ihr Widerstand leistet; kann derjenige, welcher sich abkehrt von der Kathedra Petri, auf der die Kirche gegründet ist, etwa hoffen zur Kirche zu gehören?“ (De unit. Eccl. 3).
  3. Die Übereinstimmung mit dem Nachfolger Petri ist aber nicht etwa bloß eine äußerliche Übereinstimmung auf der Ebene der kirchlichen Organisation oder ein Lippenbekenntnis zum Papst, sondern vor allem eine Glaubensübereinstimmung mit seinem Lehramt. Daher muß jeder, der den wahren Glauben bewahren will, notwendig mit dem regierenden (!) Papst übereinstimmen und sich den Entscheidungen dieses einen und höchsten Richters in Glaubenssachen unterwerfen. Der hl. Cyprian sagt: „Nirgends sind Häresien aufgekommen, oder Spaltungen (Schismen) entstanden, als aus dem Grund, weil dem Priester Gottes (dem Papst) nicht gehorcht worden ist, und diesem Einen in der Kirche als Priester und Richter, an Christi statt aufgestellten, die Anerkennung verweigert wurde“ (Ep. 55 ad Corn.). Den Papst anerkennen heißt also, sich der Autorität des regierenden Papstes im Glauben unterwerfen.
  4. Da diese unbedingte Unterwerfung im Glauben unter den Nachfolger Petri nicht gefordert werden könnte, wenn dieser nicht den Beistand Gottes besäße, der ihn vor glaubenswidrigen Irrtümern bewahrt, so ist in der Lehre Cyprians vom Papsttum auch die lehramtliche Unfehlbarkeit mit ausgesagt: Deshalb ist die Lehre des Papstes und der Glaube der römischen Kirche die Norm für den wahren katholischen Glauben, weil „zu diesen der Irrtum keinen Zutritt haben kann“ (Ep. 59 [55]).

Soweit das klare und entscheidende Zeugnis des hl. Märtyrerbischofs Cyprian, dessen Lehre durch sein Verhalten im Ketzertaufstreit keineswegs geschmälert wird, weil sie genau jener Doktrin entspricht, die damals in der gesamten Kirche einmütig geglaubt wurde.

Ja, selbst die Häretiker legten Zeugnis für den überall vorherrschenden Glauben an den Primat des Papstes über die Gesamtkirche und für dessen unfehlbaren Urteilsspruch in Angelegenheiten des Glaubens und der Sitten ab. Denn auch die zahllosen häretischen Sekten der ersten Jahrhunderte suchten anfänglich immer eine offizielle, kirchliche Anerkennung. Wo suchten sie diese? Nirgendwo sonst als beim römischen Bischof. Denn wer beim Nachfolger Petri Anerkennung gefunden hatte, dessen Rechtgläubigkeit war unzweifelhaft. Deshalb strebten selbst die Irrlehrer stets danach, den Papst für ihre Sache zu gewinnen. Erst ab dem Zeitpunkt, da den Häretikern die Anerkennung versagt und ihr Irrtum verurteilt wurde, begannen sie gegen den Papst und die römische Kirche zu polemisieren und allerlei Dinge zu erfinden, um die Autorität des Papstes herabzuwürdigen. Das ist bis heute so geblieben!

Römische Herrschsucht?

Vor allem die Protestanten haben die Autorität des römischen Bischofs in den ersten Jahrhunderten als einen Erfolg der „römischen Herrschsucht“ zu erklären versucht. Doch von Herrschsucht konnte in den ersten drei Jahrhunderten wohl kaum die Rede sein. Die Päpste der blutigen Verfolgungszeit regierten die Kirche von den Katakomben oder von einem Versteck aus. Sie schrieben offensichtlich nicht aus Herrschsucht, sondern, trotz der Gefahr ihrer Entdeckung, allein deshalb, weil die Sorge für die auswärtigen Kirchen ihre Pflicht war. Männer, denen der Martertod jeden Augenblick vor der Seele stand, ließen sich schwerlich von Herrschsucht treiben. Und in der Tat: Kein Papst in jenem sturmbewegten dritten Jahrhundert durfte hoffen, eines natürlichen Todes zu sterben. Der Stuhl Petri war von Anfang an in dem Blut seiner Inhaber getauft. Gleichwohl berichten die Chronisten zu verschiedenen Malen, so lückenhaft auch sonst ihre Berichte über jene erste Periode naturgemäß sein müssen, daß die Päpste auch während jener Phase der blutigen Verfolgung als Wahrer der Einheit des Glaubens und der Disziplin auftraten, und zwar immer dann auftraten, wenn derselben Gefahr drohte. Nicht die Päpste haben alle damaligen Streitfragen aufgeworfen. Sie griffen erst dann ein, wenn die Not es erforderlich machte. Die Wahrung der Reinheit der geoffenbarten Wahrheit ist nachweisbar das Motiv ihres Handelns, nicht Ehr- und Herrschsucht. Trotz der fortwährenden Lebensgefahr, in der sie schwebten, ist doch keiner der Nachfolger Petri seiner Pflicht untreu geworden. Jeder hat die göttliche Offenbarung unvermindert und unvermehrt der kommenden Generation übermittelt. Das Papsttum hatte sich gerade in den Bedrängnissen der Verfolgung, die zahlreiche Christen zu Zugeständnissen und zum Glaubensabfall bewegt haben, als jener unverwüstliche, unnachgiebige und unfehlbare Fels bewiesen, den die „Pforten der Hölle nicht überwältigen“ werden. – Davon legt die Märtyrerkirche der ersten Jahrhunderte ein beredtes Zeugnis ab. Ein Zeugnis, das mit unserer Auffassung vom Papsttum übereinstimmt, das sowohl theologisch und logisch begründet ist, als auch fernab jeder schwärmerischen Überhöhung liegt, die man uns heute vorwirft.

Das Papsttum und die allgemeinen Konzilien

Kaiser Konstantin der Große bescherte der Kirche im Jahr 313 den langersehnten Frieden. Doch kaum war der äußere Friede erreicht, brachen innere Kämpfe los, welche die Kirche in ihrem Dasein weit mehr gefährdeten, als die blutigen Verfolgungen durch die heidnischen Kaiser. Es beginnt die stürmische Zeit der großen Häresien. Aber auch die Zeit der großen Kirchenlehrer und die Zeit einer neuen, höchstfeierlichen Form päpstlicher Lehrentscheide – nämlich die Praxis der ersten allgemeinen Konzilien. Um den Irrtum des Arianismus niederzuwerfen, ließ der Kaiser auf Veranlassung des Papstes die ersten allgemeinen Konzilien in Nizäa (325) und Konstantinopel (381) einberufen. Obwohl die ersten acht Kirchenversammlungen fernab von Rom im Osten stattfanden, so führten doch stets die Legaten des Papstes wie selbstverständlich dort den Vorsitz, wie wir gleich sehen werden.

Und das mit gutem Grund, denn wie der hl. Ambrosius von Mailand (339-397) erklärte: „Petrus selbst ist es, zu dem Er (Christus) gesprochen hat: ‚Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen.‘ Wo also Petrus ist, dort ist die Kirche; wo die Kirche ist, dort ist kein Tod, sondern das ewige Leben“ (Enarr. in Ps. 40, n. 30). „Diejenigen haben das Erbe Petri nicht, die Petri Stuhl nicht haben, den sie in gottloser Trennung zerreißen“ (De poenit. I, 7, 33). Sprichwörtlich wurde sein Ausspruch: „Ubi Petrus, ibi Ecclesia. – Wo Petrus ist, dort ist die Kirche.“

Und auch ein Ausspruch seines Schülers, des hl. Augustinus (354-430), bezeugt die alle bindende und jeden Streit beendende Urteilskraft des römischen Papstes: „Roma locuta, causa finita. – Rom hat gesprochen, die Angelegenheit ist entschieden.“ Das Papstamt war gerade dazu da, die Entscheidung herbeizubringen, die Wahrheit vom Irrtum zu scheiden. Deshalb der Vorrang des Papstes auf den Konzilien, selbst in seiner persönlichen Abwesenheit.

Ein gleiches Zeugnis über den Sinn und Zweck des Papstamtes finden wir beim hl. Hieronymus (347-420). Er sagt: „Deshalb wurde aus den Zwölfen einer auserwählt, damit durch ein festgesetztes Oberhaupt die Ursache der Spaltungen beseitigt würde“ (Adv. Jovin. 1,26). Eben zur Vermeidung bzw. Behebung jeglicher Spaltung in der Kirche ist der Primat eingesetzt. Darum konnte Hieronymus seinem Freund Demetrias nicht besser raten, als ihm zu schreiben: „Ich meine dir, von heiliger Liebe bewegt, diesen Rat zu geben, daß du den Glauben des hl. Innozenz, welcher der Nachfolger auf dem Apostolischen Stuhle ist, festhältst, und keine fremde Lehre annimmst, obwohl sie dir vielleicht klug und geistreich erscheinen mag“ (Ep. 130,16). In der Lehre des regierenden Papstes Innozenz I. (402-417) erblickte der hl. Hieronymus die Norm des Katholischen.

Die den Glauben prägende Kraft des Papsttums tritt nirgends so deutlich hervor wie auf den allgemeinen Konzilen. Das Konzil zu Ephesus (431) wurde einberufen, um den Glauben an die Menschwerdung des Gottessohnes richtigzustellen und die Ehre der allerseligsten Jungfrau Maria als wahre Gottesgebärerin gegen Nestorius unumstößlich zu definieren. Papst Cölestin I. (422-432) schickte seine Gesandten nach Ephesus; aber nicht als Mitberater, sondern als Entscheidende! Sie sollten dort den Konzilsvätern seine Entscheidung vorlegen, damit sich die versammelten Bischöfe dem Urteil des Papstes anschlössen. Dabei hat die Erklärung des päpstlichen Legaten Philippus, welche die bedingungslose Annahme des Urteils Papst Cölestins forderte, in die Konzilsakten Eingang gefunden: „Es ist kein Zweifel darüber, ja sogar allzeit (!) bekannt, daß der hl. Petrus jetzt und für immer in seinen Nachfolgern lebt“ (act. 3). Und die stolzen Griechen beugten sich vor ihm, dem römischen Bischof. Für den Glauben, daß Petrus in seinen Nachfolgern fortlebt, gibt es gerade im 5. Jahrhundert viele Zeugnisse.

Der hl. Petrus Chrysologus (406-450), Bischof von Ravenna, schrieb in einem Brief: „Der hl. Petrus (ist es), der auf seinem ihm eigenen Stuhle, lebt und befehligt“ (ep. ad Eutych. nr. 2). Und der hl. Papst Leo der Große (440-461) sagt: „Auf dem Stuhle Petri lebt die Macht (fort) und ragt die Autorität empor. … dessen Würde auch im unwürdigsten Erben nicht versagt“ (serm. 2). Ja, selbst in einem unwürdigen Nachfolger; in einem sündigen, lasterhaften Papst, würde dessen Würde und Autorität, d.h. dessen unfehlbare Glaubenssicherheit nicht versagen. Selbst der aller unwürdigste Papst würde doch über den wahren Glauben und die rechten Sitten stets richtige Auskunft geben, auch wenn er in eigener Person nicht danach leben würde!

Am vielleicht deutlichsten für das rechte Verständnis des Papstamtes ist die Begebenheit auf dem Konzil von Chalzedon (451) zu nennen. Den Anlaß dazu gab Eutyches, ein Abt aus Konstantinopel. Dieser verbreitete die Irrlehre, in Christus sei nur die göttliche Natur, während die menschliche Natur ganz in der göttlichen aufgegangen sei; so wie ein Tropfen Wasser in einem Becher Wein. Der hl. Papst Leo der Große richtete sodann ein Schreiben an den Patriarchen Flavian von Konstantinopel, worin er mit großer Klarheit nachwies, daß in Christus zwei Naturen, die göttliche und die menschliche, unter Seiner göttlichen Person vereint sind. Auf dem Konzil, das in Chalzedon einberufen wurde, um über Eutyches zu richten, wurde das Schreiben des Papstes verlesen. Am Ende riefen alle sechshundert anwesenden Konzilsväter aus: „Petrus hat durch Leo gesprochen. Ausgeschlossen aus der Kirche sei, wer anders glaubt!“

Aus all diesen Zeugnissen geht klar hervor, daß es nicht die sich bis ins Hochmittelalter steigernde politische Machtfülle des Papsttums gewesen sein konnte, die ihm so unumschränkte Befugnisse über die Kirche beschert hat und daß es auch keine schwärmerische Apotheose (= Vergöttlichung) der Person des Papstes war, die ihm eine derart heilige Verehrung eingebracht hat; sondern genau umgekehrt! Aufgrund der göttlichen Einsetzung; aufgrund der unfehlbaren Ausstattung und göttlichen Autorität des Papstamtes stieg auch mit der Ausbreitung des Christentums dessen weltlicher und politischer Einfluß.

Daß das Vatikanische Konzil von 1870 den Primat des Papstes und die Unfehlbarkeit der päpstlichen Kathedralentscheidungen definieren mußte, kann auf gar keinen Fall als Gipfel und Höhepunkt der Lehre vom Papsttum bezeichnet werden. Diese Tatsache liefert nur den Beweis für den niederschmetternden Befund, wie weit die Auflösung des katholischen Glaubens im 19. Jahrhundert bereits vorangeschritten war. Soweit war die Zersetzung schon gediehen, daß sich die höchste kirchliche Autorität gezwungen sah, die feierlichste Form kirchlichen Lehrens zu bemühen, nämlich die unter Androhung der automatisch eintretenden Exkommunikation zum Glauben nötigende Dogmatisierung, um den an Glaubensschwund leidenden neuzeitlichen Katholiken (darunter nicht wenige Konzilsväter!) das einzuprägen, was den ersten christlichen Jahrhunderten ganz selbstverständlich klar war: Der Papst ist der fortlebende Petrus, also Christi unfehlbarer Stellvertreter. Er ist der allzeit verläßliche Garant des richtig verstandenen und praktizierten Christentums. Wer ihm in Glaube und Gehorsam folgt, der folgt Christus. Wer sich ihm widersetzt, der widersetzt sich in Wahrheit Christus. Wer ihn zurückweist, der weist Christus zurück.

Das Werkzeug Christi

Das Verhältnis Christi zum Papst kann in ähnlicher Weise gedacht werden wie sein Verhältnis zum Priester. Christus ist der innere, unsichtbare Spender aller Sakramente. Christus ist es, der am Altar das hl. Meßopfer vollzieht. Er ist es, der tauft. Er ist es, der im Beichtstuhl von den Sünden losspricht. Aber Christus bedient sich dabei eines menschlichen Werkzeugs. Er hat Menschen zu äußeren, sichtbaren Spendern der Sakramente bestellt, die unabhängig von ihrer persönlichen Würde unfehlbar die in den Sakramenten enthaltenen Gnaden mitteilen. – Ähnlich ist es mit der Kirche und dem Papsttum. Christus leitet sie durch das Walten Seines Heiligen Geistes. Dennoch stellt Er einen Menschen als Seinen Stellvertreter und Inhaber Seiner Macht an die Spitze der Kirche. Denn die sichtbare Kirche bedarf eines sichtbaren Hauptes. Christus handelt bei der Regierung der Kirche durch Petrus und durch die Päpste in ähnlicher Weise, wie Christus bei der hl. Messe durch den geweihten Priester handelt.

Doch wie wir wissen muß der Kandidat, der die einzelnen Weihestufen bis zum Priestertum empfangen will, eine bestimmte Beschaffenheit mitbringen, damit er die Weihen empfangen kann. Er muß männlich sein, und er muß getauft sein. Ohne diese beiden Grundvoraussetzungen wäre die Erteilung jeder Weihestufe ungültig. Der Bischof könnte den Ritus vollziehen, doch wenn er ihn an einem Ungetauften oder an einer Frau vollzöge, so würde dabei keine der gestuften priesterlichen Gewalten (Diakonat – Presbyterat – Episkopat) übertragen.

Analog dazu ist auch der Empfang des Papstamtes bedingt. Derjenige, der zum Papst gewählt wird, muß bestimmte Voraussetzungen mitbringen, damit er den göttlichen Beistand und die Autorität Christi über die Gesamtkirche empfangen kann. Und diese Voraussetzungen sind: 1. Er muß ein getaufter Mann sein. 2. Er darf nicht von der katholischen Kirche getrennt sein. D.h. er darf keiner Häresie und keinem Schisma anhängen. Schließlich die 3. Bedingung: Der Kandidat muß den Vernunftgebrauch haben. Wenn eine dieser Voraussetzungen fehlen sollte, dann kann der Kandidat, trotz einer gültigen Wahl, den Beistand des Heiligen Geistes und die Autorität Christi über die Gesamtkirche nicht empfangen. Dann könnte er also nicht wahrhaft Papst werden. Denn nicht die Papstwahl teilt die oberste Gewalt in der Kirche mit, sondern sie bestimmt lediglich den Auserwählten. Jesus Christus selbst ist es, der dem Auserwählten den göttlichen Beistand und Seine Autorität über die ganze Kirche mitteilt, sofern dem kein Hindernis entgegensteht.

Man kann beweisen, daß die Konzilspäpste die zweite Bedingung nicht erfüllt haben, da sie sich von vorneherein mit der Absicht trugen, die Kirche und den überlieferten Glauben wesentlich verändern zu wollen. Sie wollten die Kirche Jesu Christi an die liberale Welt angleichen und sie mit den falschen Religionen, dem Liberalismus, dem Sozialismus und der Freimaurerei aussöhnen. Dazu haben sie das sog. 2. Vatikanum einberufen. Sie wollten den Glauben und die Kirche nicht so bewahren, wie sie Christus gestiftet hat, sondern eine andere Kirche schaffen, eine modernistische, ökumenistische Kirche. Genau das ist auf dem sog. 2. Vatikanum geschehen. Aufgrund der Absicht, den Glauben und die Kirche nicht unvermehrt und unvermindert zu bewahren, sondern wesentlich verändern zu wollen, hatten die sog. Konzilspäpste offensichtlich eine häretische und schismatische Gesinnung. Sie waren schon vor der Wahl von der katholischen Kirche getrennt und konnten daher trotz ihrer Wahl den Beistand des Heiligen Geistes nicht empfangen. Deshalb waren sie, von Angelo Roncalli, alias Johannes XXIII. angefangen, allesamt nie wahre Päpste. Das ist offensichtlich, weil ausnahmslos alle Konzilspäpste am sog. 2. Vatikanum festhalten; an jener Versammlung also, welche die Novus-Ordo-Kirche ins Leben rief. Wer am sog.. 2. Vatikanum festhält, der will gerade eine andere, eine neue Kirche. Wer aber eine andere Kirche will als die, welche Christus gestiftet hat, der kann nicht zur katholischen Kirche gehören, geschweige denn ihr Oberhaupt sein.

Merken Sie sich das gut: Das Erkennungsmerkmal des wahren Nachfolgers Papst Pius‘ XII. wird sein, daß er das sog. 2. Vatikanum und seine Reformen samt und sonders verwirft und verdammt! Bis das nicht geschieht, hat die katholische Kirche keinen Papst. Gott sei’s geklagt. Aber so ist es. Wie anders wären die Worte der Gottesmutter in La Salette zu erklären? Die allerseligste Jungfrau hat dort gesagt: „Rom wird den Glauben verlieren und Sitz des Antichrist werden.“ Wie kann Rom, den Glauben verlieren, wenn doch die römische Kirche, nach allem was wir soeben gehört haben, durch den Papst unerschütterlich in der göttlichen Wahrheit festzementiert ist? Das kann nur geschehen, wenn ein wahrer Papst über längere Zeit fehlt und stattdessen christusauflösende Irrlehrer (vgl. 1. Joh. 2, 22) an dessen Stelle treten. Und genau das ist offensichtlich eingetreten. Die katholische Kirche hat seit Pius XII. keinen Papst. Der Apostolische Stuhl ist nur scheinbar besetzt, in Wirklichkeit aber leer und wartet darauf neu besetzt zu werden. Und dieser Tag wird kommen.

Petrus stirbt nicht!

In den Katakomben Roms hat man bei Ausgrabungen eine Lampe aus den ersten christlichen Zeiten gefunden. Auf dieser Lampe steht geschrieben: „Petrus stirbt nicht.“ Nein, Petrus stirbt nicht. Bis Christus, der göttliche Fels und Eckstein, persönlich am Ende dieser Weltzeit wiederkommt, wird Petrus einen Nachfolger haben. Auch Papst Pius XII. wird einen Nachfolger haben. – Wie oft ist das Papsttum nicht schon totgesagt worden. – Die revolutionären Franzosen eroberten unter Napoleon Bonaparte 1798 Rom, erklärten den Kirchenstaat für aufgehoben und Papst Pius VI. für abgesetzt. Sie verschleppten den Papst nach Südfrankreich in die Gefangenschaft, wo er 1799 starb. Die kirchenfeindliche Zeitung von Grenoble schrieb damals: „Die Macht seines Thrones ist in den Abgrund gestürzt. Er wird sich nicht mehr erheben. Die Finsternis ist vorüber.“ Obwohl die Franzosen versuchten durch die Kontrolle über den Kirchenstaat ein Konklave zu verhindern, bestieg kurze Zeit später Papst Pius VII. den päpstlichen Thron, und er erneuerte die französische Kirche.

Die Inschrift jener antiken Lampe ist auch unser Licht in der Finsternis dieser papstlosen Zeit und gleichzeitig unsere felsenfeste Hoffnung: „Petrus stirbt nicht!“ Amen.

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