20. Sonntag nach Pfingsten
„Komm, Herr, ehe mein Sohn stirbt.“
Geliebte Gottes!
Der königliche Beamte hatte recht, daß er in seiner Not zu Jesus ging. Bei Ihm allein ist noch Hilfe zu hoffen, wenn alle menschlichen Mittel versagen. Nur fehlte er darin, daß sein Glaube zu gering war. Er ging offensichtlich davon aus, daß Christus den kranken Sohn persönlich aufsuchen, ihm die Hand auflegen oder sonstige Zeremonien an ihm vollziehen müsse, damit Er ihn heile. Für seinen Glaubensmangel an die Allgegenwart und die göttliche Allmacht des Gottessohnes, die alles beständig im Dasein erhält, die überall tätig ist und deshalb auch überall heilen kann; für diesen Glaubensmangel erhielt der Vater einen scharfen Tadel.
Vielleicht aber auch dafür, daß der Vater erst so lange gewartet hatte, bis ein Sohn schon daran war zu sterben, ehe er sich endlich an Jesus wandte. Er hatte zugewartet, mehr auf die zeitlichen Mittel gebaut; hatte gehofft, daß vielleicht doch noch eine Arznei helfen würde, daß doch im Laufe der nächsten Stunden endlich die erhoffte Besserung eintreten müsse. Immer wieder hatte er gesagt: „Diesen Tag will ich noch abwarten.“ Der Vater hatte gezögert, selbst auf die Gefahr hin, daß sein Sohn sterben werde, noch ehe Jesus zu ihm hätte kommen können.
Eines Tages wird es für jeden Menschen aufs Sterben zugehen; für uns selbst, genauso wie für unsere Angehörigen. Auch wir sind wie der königliche Beamte versucht, den Heilmitteln für den Körper vorrangige Bedeutung beizumessen, größere Hoffnung auf diese zu setzen und zu lang zu warten, um auch die Heilmittel für die Seele zur Anwendung zu bringen. Ja, meist ist es fast schon zu spät, bis die Angehörigen endlich den Priester rufen lassen.
Rechtzeitige Vorbereitung auf den Tod
Der Tod ist uns allen gewiß. Und unsere Ewigkeit hängt davon ab, wie wir sterben. Der Tod kann plötzlich über uns kommen oder sich über lange Zeit ankündigen. Es ist dabei nicht sicher, ob unsere Verwandten und Familienangehörigen dann richtig reagieren und rechtzeitig den Priester holen werden. Wie der königliche Beamte, so werden auch sie zwischen Hoffen und Bangen hin und her gerissen sein. Und wie die Erfahrung zeigt, ist es leider so, daß in vielen Fällen zu lang gewartet wird. Nicht selten kann der Schwerkranke, bis der Priester endlich gerufen wurde und dann unter den heutigen Umständen endlich am Krankenbett erscheinen kann, kaum noch einen klaren Gedanken fassen, geschweige denn äußern; kaum noch innere Akte der Reue, des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe erwecken. Oder er befindet sich bereit in Agonie und ist gar nicht mehr ansprechbar.
Wir dürfen die Vorbereitung auf den Tod also nicht auf die lange Bank schieben. Die lange Bank ist ja bekanntlich das liebste Möbelstück des Teufels. Wir dürfen unsere Vorbereitung auf den Tod auch nicht anderen Menschen überlassen und darauf vertrauen, daß sie im entscheidenden Augenblick das Richtige tun. Jeder ist für sich selbst verantwortlich. Und jeder muß sich deshalb selbst rechtzeitig auf den Tod vorbereiten.
Die beste Vorbereitung auf einen guten Tod ist zweifelsohne ein gutes Leben. D.h. ein Leben im Stande der heiligmachenden Gnade. Ein Leben, das die Todsünde meidet und die Gelegenheiten dazu flieht. Zu einem guten Leben gehört ferner, sich jederzeit für den Tod bereit zu halten, weil dieser überall und allezeit auf uns lauert. Wie der hl. Apostel Paulus schreibt: Der Augenblick des Todes kommt über uns „wie ein Dieb bei der Nacht“ (1. Thess. 5, 4). Insbesondere, wenn er sich in Form einer schweren Krankheit bereit ankündigt, darf man es nicht versäumen, neben den natürlichen Mitteln der Heilkunst auch alle übernatürlichen Mittel zu Vorbereitung auf einen guten Tod zur Anwendung zu bringen. Das Wohl der Seele muß Vorrang haben vor der Sorge um die leibliche Gesundheit
Priorität der Seele
Deshalb sind die Aussöhnung mit Gott und die innere Bekehrung wichtiger als die Anwendung von Arzneimitteln und Therapien, weil die Gefahr der ewigen Verdammnis eine weitaus nachhaltigere ist als die Gefahr des leiblichen Todes. – Dagegen verfehlt man sich, wenn man auf die natürlichen Mittel der Medizin größeres Gewicht legt oder gar – bei deren Versagen – zu abergläubischen Mitteln Zuflucht nimmt. Das zweite Buch der Chronik berichtet uns von König Asa von Israel. Er verlor damals eine Schlacht, weil er mehr auf den König von Assyrien baute als auf den Allmächtigen Gott, den Herrn der Heerscharen (vgl. 2. Chr. 16, 1 ff.). Wie er im Leben war, so war er auch im Tod. Er starb, weil er mehr auf die Ärzte vertraute als auf Gott (2. Chr. 16, 12).
Weil das Heil der Seele wichtiger ist als alles andere, so soll die Sorge darum nicht aufgeschoben werden. – Dagegen verfehlen sich die Angehörigen des Kranken, wenn sie es unterlassen, ihn auf die Gefahr des herannahenden Todes aufmerksam zu machen und ihn nicht an die hll. Sakramente als die wirksamen Heilmittel für die Seele erinnern. Einen Kranken über seinen Zustand hinwegzutrösten, sich über die Notwendigkeit des Sakramentenempfanges auszuschweigen, ist nicht Schonung, sondern grausame Täuschung.
Aber auch der Kranke bleibt nicht schuldlos, wenn er trotz gutgemeinter Ermahnung säumig bleibt. Denn mit dem Voranschreiten der Krankheit wird der Empfang der Heilmittel erschwert oder gar unmöglich. So viele Gnaden und Tröstungen für die Seele und den Leib (!) werden vertan.
Der würdige Sakramentenempfang
Man bereite sich mit jener Ernsthaftigkeit und mit jenem Eifer auf den Empfang der hl. Beichte, der hl. Kommunion und der hl. Ölung vor, die ihrer großen Bedeutung entsprechen. – Freilich wird der Satan vielleicht das Gewissen besänftigen und so sprechen, wie er einst zu Eva gesprochen hatte: „Keineswegs werdet ich sterben!“ (Gen. 3, 4). Es ist noch Zeit zu sterben. Warte noch, bis du dich wieder etwas besser fühlst. Du willst doch nicht jetzt schon dem Priester zur Last fallen. – Hören wir nicht auf solche Gedanken. Halten wir uns stattdessen an folgende Punkte:
1. Beichten wir in gesunden Tagen regelmäßig und in der Krankheit frühzeitig. Denn lange verschobene Beichten sind äußerst selten gute Beichten, weil dem Pönitenten oft das Sündenbewußtsein abhanden gekommen ist. Deshalb ist zu befürchten, daß er von den Sünden, an die er sich überhaupt noch erinnert, viele gar nicht als Sünden erkennen und folglich auch nicht bereuen wird. Auch haben Menschen, die selten beichten, eher eine falsche Scham vor dem Priester, den sie in erster Linie als bloßen Menschen betrachten, demgegenüber es äußerst unangenehm ist, selbst die übelsten Schandtaten ehrlich zu bekennen. Deshalb ist die Versuchung für sie größer, ihre Todsünden zu verschweigen, zu verschleiern, zu verringern oder abzustreiten. – Der geübte Pönitent ist in der Regel auch ein gläubiges Beichtkind, das genau weiß, daß man vor dem Beichtvater nichts zu verbergen braucht. Er weiß, daß er in Wirklichkeit Gott seine Sünden beichtet und nicht Seinem menschlichen Stellvertreter. Was in der Beichte gesagt wird, das wird allein Gott gesagt, weshalb der Beichtvater darüber nicht als sein persönliches Wissen verfügen darf und durch das Beichtsiegel zu strengem Stillschweigen verpflichtet ist. Der geübte Pönitent denkt auch an die Freude des Priesters, der ihm gerne bei einer aufrichtigen Beichte hilft und sich darüber freut, wenn er dem reumütigen Sünder die Schuld kraft der Worte der Lossprechung nachlassen kann, um ihm damit die Tür zum Paradies zu öffnen.
2. Der Empfang der hl. Kommunion. Christus sagt: „Wer diese Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit“ (Joh. 6, 59). Das Konzil von Trient lehrt, daß die hl. Kommunion das „Unterpfand der ewigen Herrlichkeit“ ist. In der würdigen Kommunion sind demnach alle übernatürlichen Gnaden und Hilfen enthalten, die wir brauchen, um selig zu sterben. Deshalb wird sie auch „hl. Wegzehrung“ genannt, weil sie uns als geistiger Proviant für den letzten und schwierigsten Abschnitt unserer irdischen Pilgerschaft die nötige Kraft gibt, damit wir den Todeskampf bestehen können und das Ziel der ewigen Heimat sicher erreichen.
3. Die hl. Ölung. Ihren Empfang befiehlt der Heilige Geist durch en hl. Apostel Jakobus: „Ist einer krank unter euch, so rufe er die Priester der Kirche. Diese sollen über ihn bete und ihn mit Öl salben im Namen des Herrn. Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken zum Heil gereichen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er in Sünden ist so sollen sie ihm nachgelassen werden“ (Jak. 5, 14 f.). Der Apostel versichert uns, daß die hl. Ölung, auch Krankensalbung genannt, an dem Schwerkranken segensreiche Wirkungen hervorbringen wird. Nicht nur die Seele wird gestärkt, sondern auch der Leib. Rechtzeitig empfangen, kann sie sogar ein kräftiges Heilmittel sein und zur Wiederherstellung der Gesundheit führen. – Es ist also unsinnig und töricht, den Empfang der Letzten Ölung so lange wie möglich hinauszuzögern, aus Furcht, als sei dieselbe ein sicherer Todesbote, als werde mit ihrem Empfang der Tod besiegelt.
Sobald jemand an einer schweren Krankheit, die zum Tod führen kann, leidet, ist es möglich, das Sakrament der Krankensalbung zu empfangen. Der Kranke muß dazu noch nicht bettlägerig oder durch die Krankheit beeinträchtigt sein. Sobald beispielsweise eine Krebserkrankung oder eine ähnlich schwere Krankheit, die zum Tod führen kann, diagnostiziert ist, kann die hl. Ölung bereits empfangen werden; selbst wenn sich der Kranke noch gesund fühlt. Je früher dies geschieht, umso mehr kann das Sakrament auch noch seine heilenden Kräfte auf den Leib zur Entfaltung bringen – wenn dies Gottes Wille ist.
Die Angehörigen sollten auch nicht meinen, es wäre besonders geschickt, mit der Letzten Ölung zu warten, bis der Schwerkranke das Bewußtsein verloren hat, um ihn durch die Anwesenheit des Priesters nicht zu erschrecken. Die hl. Ölung hat die Kraft, Sünden, selbst Todsünden nachzulassen. Doch wie jeder Sündennachlaß einen Akt der Reue des Sünder zur Voraussetzung hat, so auch der Sündennachlaß, welcher aus der Krankensalbung resultiert. Um den Akt der Reue sicherzustellen, ist es deshalb wünschenswert, wenn der Kranke noch bei vollem Bewußtsein und in der Lage ist, über seine Sünden Reue zu erwecken. Die Konfrontation mit der Letzten Ölung würde einem Sterbenden jedenfalls ungleich weniger Schaden bereiten als das Verstreichenlassen der Möglichkeit, dieses hl. Sakrament bei klarem Bewußtsein zu empfangen.
In der Regel ist es außerdem gerade für die Angehörigen ein großer Trost, wenn sie gesehen haben, daß ihr geliebter Verwandter mit der hl. Ölung versehen in die Ewigkeit eingegangen ist. Wir tun also auch unserer Familie indirekt damit einen Gefallen. Unsere Lieben würden sich zweifelsohne noch mehr über unseren Tod betrüben, wenn wir ohne dieses Sakrament sterben würden.
Die zeitlichen Angelegenheiten
In der Vorbereitung auf einen guten Tod steht zwar die Sorge um das Heil unserer unsterblichen Seele im Vordergrund. Jedoch stehen wir auch in der Verantwortung, unsere zeitlichen Dinge geordnet zu hinterlassen. Man treffe also die notwendigen Anordnungen, solange dazu noch hinreichend Zeit bleibt. – Gott sandte einst den Propheten Isaias zu Ezechias, dem König von Juda, und sprach: „Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben“ (Is. 38, 1). Dieser Befehl Gottes richtet sich noch immer an jeden von uns; erst recht, wenn sich der Tod etwa durch eine schwere Erkrankung ankündigt.
Welche Angelegenheiten sind zu ordnen? 1. Das Begraben von Feindschaften. Leben wir in Feindschaft mit jemandem, so müssen wir bereit sein zu verzeihen und uns, soweit es an uns liegt, christlich aussöhnen. Gerade angesichts des Todes erhält die Vater-unser-Bitte „Vergib uns, wie auch wir vergeben“ einen besonders ernsten und nachdrücklichen Klang. Diese Bitte wird unfehlbar Erhörung finden, wie Christus an anderer Stelle versichert: „Denn mit dem Urteil, mit dem ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden du mit dem Maß, mit dem ihr meßt, wird euch gemessen werden“ (Mt. 7, 2). Es täte also jeder gut daran, wenigstens angesichts des Todes alle Härte und unversöhnliches Nachtragen abzulegen und stattdessen Milde, Nachsicht und großzügiges Verzeihen an den Tag zu legen. – 2. Begangenen Schaden wiedergutmachen. Man frage sich: Habe ich jemanden geschädigt, an seiner Ehre, an seinem Vermögen, an seinem Besitz, in seinem Recht? Sollten wir uns im Klaren darüber sein, daß wir Schaden oder Einbußen durch nachlässige Arbeit oder schlechte Amtsverwaltung verursacht haben, dann sollten wir und davor hüten, diese schweren Hypotheken mit hinüber in die Ewigkeit zu nehmen. Vielmehr gilt es wiedergutzumachen, was man noch gut machen kann. Man sollte die Rückgabe fremden oder gar ungerechten Gutes nicht den Angehörigen überlassen. Der sterbende Patriarch Jakob bat seinen treuen und geliebten Sohn Joseph, er möge ihn nicht in Ägypten, sondern in Kanaan begraben. Joseph versprach es. Aber so sehr Jakob den Joseph auch liebte und ihm vertraute; so fromm und unbescholten Joseph auch war; trotzdem verlangte Jakob einen Eid und sprach: „So schwöre es mir!“ (vgl. Gen. 47, 29-31). – Versuchen wir das, was von uns erledigt werden muß und noch erledigt werden kann, auch tatsächlich selbst zu regeln. Denn auch wir sollten unseren Hinterbliebenen nicht zu viel zutrauen. Erst recht nicht mehr als uns selbst. – 3. Unsere Geheimnisse: Haben wir Geheimnisse, die niemand zu wissen braucht, dann nehmen wir sie mit ins Grab. Betrifft unser Wissen jedoch Gegenstände, die zu wissen für die Hinterbliebenen notwendig sind, z.B. das Mitwissen über fremden Schaden, besonders das Wissen um vorhandene, aber geheime Schulden, so offenbare man sie zuverlässigen Menschen, damit nach dem Tod nicht Streit zu Zwietracht unter den Erben oder mit ihnen entstehe.
Das beste Mittel, seine zeitlichen Angelegenheiten rechtzeitig zu regeln und Streitigkeiten unter den Hinterbliebenen zu verhindern, ist die Abfassung eines gewissenhaften Testamentes. Man mache es beizeiten, wie der hl. Augustinus mahnt: „Mache dein Testament, da du noch gesund und noch ein eigener Herr bist. Wenn es dich auch am letzten Lebenstage reuen sollte, kannst du es noch umstoßen und ein anderes machen.“ Je früher man sein Testament macht, umso gerechter kann man es ordnen und umso ungestörter kann man die verbleibenden Lebenstage darauf verwenden, sich auf ein christliches Ende vorzubereiten. Man beachte, daß ein Testament zur Rechtsgültigkeit handschriftlich, mit Name, Ort und Datum versehen sein muß, oder am besten notariell abgefaßt werden sollte. – Inhaltlich ist darauf zu achten, daß es vor allem gerecht ist; daß also jeder das erhält, was ihm zusteht. Keines der Kinder darf ungerecht bevorzugt oder zurückgesetzt werden. Auch sollten unter Umständen Menschen bedacht werden, die uns aus einer Not geholfen oder uns in Schwierigkeiten treu zur Seite gestanden haben. Je nach Möglichkeit nehme man auch Rücksicht auf bedürftige Verwandte.
Bei aller Vorsorge um den eigenen Nachlaß vergesse man jedoch nicht, daß es unserer Armen Seele in jedem Falle nützlicher sein wird, wenn wir mit warmen Händen uns großzügig erwiesen haben als erst mit kalten. „Ehre den Herrn mit deiner Habe“ (Spr. 3, 9). Diesen Ausspruch König Salomons sollten wir schon zu Lebzeiten beherzigen und befolgen, statt erst auf dem Sterbelager, wo dann das Verdienst nicht mehr so groß ist; kann man dann ja nur noch Habseligkeiten opfern, die man ohnehin nicht mehr genießen kann.
Die Kunst zu sterben
„Die Kunst zu sterben, ist die höchste aller Künste“, sagte der hl. Kardinal Robert Bellarmin. Jede Kunst braucht viel Zeit, um sie zu meistern. Zur Meisterschaft genügt nicht die Lehrzeit weniger Tage oder die Lehrzeit einer Sonntagspredigt. Diese Kunst wird vielmehr die Zeit unseres ganzen restlichen Lebens beanspruchen. Um einen guten Tod einzuüben, pflegte der hl. Josef Cafasso, Turins berühmter Beichtvater und Lehrmeister des hl. Don Bosco, jeden Monat eine „Gut-Tod-Andacht“ zu halten, wie er es nannte. Er empfahl sie auch seinen Beichtkindern, Priestern wie Laien, als unfehlbares Mittel zur Lebensbesserung und zu einer seligen Sterbestunde. Seine Methode war folgende: Die Andacht sollte am ersten Sonntag eines jeden Monats gehalten werden. Zuvor empfange man das hl. Sakrament der Buße mit jenem Ernst, als wäre es zum letzten Mal. Sodann wohne man mit den gleichen Gedanken der Sonntagsmesse bei und empfange die hl. Kommunion, als handle es sich um die hl. Wegzehrung. Vor dem Kreuz kniend betrachte man die fünf hll. Wundmale unseres göttlichen Erlösers und stelle sich vor, man empfange die hl. Ölung an den fünf Sinnen. Nach der Messe bete man sich selbst die Sterbegebete vor, wie sie sich in jedem Diözesangesangbuch finden. Man versetze sich im Geiste auf das Sterbelager, umfasse und küsse das Kreuz. Zum Abschluß stelle man sich vor, wie die allerseligste Jungfrau Maria uns vor Gott noch eine Gnadenfrist von einem Monat erwirkt, um uns noch besser auf einen guten Tod vorzubereiten.
Der Herr wird kommen
„Komm, Herr, ehe ein Sohn stirbt.“ So rief der Vater im heutigen Evangelium. Der Herr kam aber noch nicht, sondern schenkte das Leben: „Geh, dein Sohn lebt.“ – Heute ist auch uns aufs neue ein Tag unseres Lebens geschenkt. Gehen auch wir hin, um gut und gläubig zu leben, damit wir nicht böse sterben. Bauen wir vor für den Tag, „an dem der Herr kommt“. Der Menschensohn wird ja kommen. Aber er kommt „wie der Dieb in der Nacht“ (1. Thess. 5, 4), und „zu einer Stunde, da ihr es nicht erwartet“ (Lk. 12, 40). Deshalb befolgen wir den Rat des hl. Bernhard: „Der Tod wartet allenthalben auf dich. So sollst auch du immer auf ihn warten.“ Amen.