7. Sonntag nach Pfingsten
Vorbilder und Weissagungen des hl. Meßopfers
Geliebte Gottes!
Wir haben uns bereits darüber Klarheit verschaffen können, was genau ein Opfer ist: Daß es 1. eine äußere, sichtbare Gabe ist. 2. Daß diese Gabe allein Gott dargebracht. Und 3. daß die Darbringung zu dem Zweck geschieht, um Gottes höchste Majestät und Herrschaft über die gesamte Schöpfung anzuerkennen; mit einem Wort: um Gott anzubeten.
Was die Geschichte des Opfers angeht, so haben wir gesehen, daß es bei Heiden und Juden gleichermaßen stets Opfer gegeben hat; daß die Opfer des Alten Bundes von Gott selbst angeordnet waren und erst aufhörten, als das vollkommene Opfer des Neuen Bundes, das hochheilige Opfer unseres Herrn Jesus Christus am Kreuz dargebracht worden war. Die vielen Opfer des Alten Bundes waren nämlich lediglich Vorbilder des einen und einzigen Kreuzesopfers. Als dieses vollbracht war, hatten die Opfer des Alten Bundes keine Daseinsberechtigung mehr. Sie hörten auf.
Wir haben auch gesehen, wie vollkommen das Opfer am Kreuz war. Seine Vollkommenheit bestand einerseits darin, daß es die Opfer des Alten Bundes bis in die einzelnen Kultvorschriften hinein erfüllte; und andererseits, daß es die alttestamentlichen Opfer hinsichtlich des Opferaltares, des Opferpriesters, der Opfergabe und der Opfergesinnung an Vollkommenheit bei weitem übertraf. Das Kreuzesopfer war unendlich vollkommen. Ein vollkommeneres Opfer als das Opfer unseres göttlichen Erlösers kann es nicht geben. Deshalb mußte es auch nur ein einziges Mal dargebracht werden. Christus ist nur ein einziges Mal am Kreuz gestorben. – Die Opfer des Alten Bundes waren schwach. Deshalb mußten durch die Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte immer und immer wieder neue Opfer dargebracht werden. Stets mußten neue Tiere geschlachtet, immer wieder anderes Blut am Altar von stets wechselnden Priestern ausgegossen werden. Der Kult des Alten Bundes besteht aus einer Vielzahl von Opfern. Sie waren nur schwache Schattenbilder des wahren Opfers. – Das Opfer des Neuen Bundes aber ist so mächtig, so gewaltig, so vollkommen, daß es nur dieses einmaligen Opfers bedurfte – bis in alle Ewigkeit.
Trotzdem sollte auch in der von Christus begründeten Religion des Neuen Bundes, die katholische Religion, die höchste Majestät Gottes, wie es schon von Anbeginn der Welt geschehen ist, durch ein fortwährendes Opfer verherrlicht werden. Könnte es denn eine Religion geben, die kein Opfer hat? Eine Kirche ohne Opfer? Kann die Welt ohne Opfer sein? Niemals! – Da aber das Opfer des Kreuzes sich weder erschöpft noch überboten werden kann, deshalb wird und muß das Opfer des Neuen Bundes darin bestehen, daß dieses eine und einzige blutige Opfer unseres Herrn am Kreuz allezeit und immerfort vergegenwärtigt wird. D.h. dieses eine und einzige Opfer Jesus Christi am Kreuz in den gegenwärtigen Augenblick, in das Hier und Jetzt hineingestellt wird, damit sich die Gläubigen aller Zeiten damit vereinigen können.
Die Protestanten verweigern der katholischen Kirche an dieser Stelle den Glaubensgehorsam. Sie halten zwar an der Wahrheit fest, daß das Kreuzesopfer das einzige Opfer des Neuen Bundes ist. Es gab nur ein Opfer, das sagen auch die Protestanten. Dann aber behaupten sie: Es bedürfe in keiner Weise einer Erneuerung des Kreuzesopfers. Einmal sei es dargebracht worden, und damit sei die Sache ein für allemal erledigt. Jesus habe beim letzten Abendmahl kein Opfer, sondern nur ein Gedächtnismahl zur Erinnerung an Ihn eingesetzt. Die katholische Kirche sei später vom wahren Evangelium des Geistes in vorchristliches Denken abgefallen und habe aus dem Abendmahl ein Opfer gemacht. Das Meßopfer sei nur eine Erfindung der katholischen Kirche, eine menschliche Erfindung, ein Rückfall ins Jüdisch-Heidnische und damit dem Götzendienst gleichgestellt.
Wir müssen also als nächstes beweisen, daß das eine und einzige Kreuzesopfer unseres Herrn und Erlösers tatsächlich kraft göttlicher Anordnung im hl. Meßopfer der katholischen Kirche fortbestehen sollte. – Dazu wollen wir heute wieder einige Seiten in der Heilsgeschichte zurückblättern. Wenn Gott nämlich das blutige Kreuzesopfer durch Vorbilder und Propheten vorherverkündet hat, dann wäre doch nichts naheliegender als daß Er auch das hl. Meßopfer, in dem eben dieses eine und einzige Opfer des Neuen Bundes fortwährend erneuert werden soll, auf gleiche oder wenigstens ähnliche Weise vorausverkünden ließ. – Wir wollen uns heute also fragen: Wurde das hl. Meßopfer im Alten Bund vorherverkündigt? Und wenn ja, wie? – Die Antwort lautet eindeutig: Ja, das hl. Meßopfer wurde schon im Alten Bund angekündigt. Und zwar 1. durch Vorbilder und 2. in der Form von Weissagungen. – Das heilige Meßopfer, das dazu dient, das Opfer Jesu Christi bis zum Ende der Welt zu vergegenwärtigen, ist keine Erfindung der katholischen Kirche; es ist auch nicht unvermittelt vom Himmel gefallen, sondern eine von Gott seit Urzeiten vorbereiteter Einsetzung. Dieser weisen Vorbereitung des hl. Meßopfers durch die göttliche Vorsehen wollen wir nachspüren, indem wir kurz die Vorbilder und Weissagungen im Alten Bund betrachten.
Die Vorbilder – Melchisedech
Zunächst also zu den Vorbildern: Unter den Vorbildern des hl. Meßopfers im Alten Bund nimmt die erste Stelle das Opfer des Melchisedech ein. – Es war zur Zeit des Patriarchen Abraham, der damals im Lande Kanaan, im Tal Mambre, lebte. Sein Neffe Lot wohnte in der Gegend von Sodom. Diese reiche Stadt bestand zu jener Zeit noch. Damals zogen fünf heidnische Könige heran, um gegen den König von Sodom, den König von Gomorrha und gegen die Könige zweier benachbarter Städte ins Feld zu ziehen. Fünf Könige führten Krieg gegen vier, wie die Heilige Schrift sagt. Die vier Könige wurden geschlagen. Die Feinde plünderten die Städte Sodom und Gomorrha und schleppten unter anderem auch den Neffen Abrahams, den Lot, samt seiner Familie und seines reichen Besitzes, in die Sklaverei. Als Abraham davon erfuhr, rüstete er 318 Kämpfer aus, eilte mit ihnen den feindlichen Königen hinterher, holte sie ein, schlug sie während der Nacht, verfolgte sie eine Strecke weit und nahm ihnen ihre Beute ab. Auch den Lot und sein Vermögen brachte er zurück. Auf dem Heimweg begab es sich nun, daß Abraham an der Stadt Salem, dem späteren Jerusalem, vorbeikam. Davon heißt es im Buch Genesis: „Da kam Melchisedech, der König von Salem, und opferte Brot und Wein. Er war nämlich ein Priester des Allerhöchsten Gottes. Und er segnete den Abraham und sprach: Gesegnet sei Abraham vom höchsten Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat, und gepriesen sei der höchste Gott durch dessen Schutz die Feinde in deine Hände fielen. Und Abraham gab ihm den Zehnten von allem“ (Gen. 14, 19-20). – Soweit der Bericht der Heiligen Schrift. – Ist aber nun das Opfer des Melchisedech wirklich ein Vorbild des hl. Meßopfers? Worin bestehen die Ähnlichkeiten? – Betrachten wir zunächst den Namen: „Melchisedech“ bedeutet in unserer Sprache: „Gerechter König“ oder „König der Gerechtigkeit“. Schon dieser Name deutet auf den Hohenpriester des Neuen Bundes, auf Jesus Christus hin, welcher der gerechteste König ist und auch tatsächlich „König der Gerechtigkeit“ genannt wird. – Dasselbe gilt von dem Titel des Melchisedech. Er wird uns als „König von Salem“ vorgestellt. „Salem“ (oder Shálem; aus der gleichen Wurzel wie Shálom) heißt übersetzt soviel wie „Friede“ oder „Heil“. Also lautet sein Titel: „König des Friedens“ bzw. „König des Heiles“. Das ist einer jener erhabenen Titel, die unser göttlicher Erlöser und Heiland trägt. Er wurde vom Propheten Isaias als „princeps pacis“ als „Friedensfürst“ (Is. 9, 5) angekündigt; Christus hat Frieden gestiftet zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und den Menschen. Wodurch? Indem Er durch Sein Versöhnungsopfer am Kreuze die durch die Sünde verletzte Gerechtigkeitsordnung wiederhergestellt hat. – Was aber noch wichtiger ist, Melchisedech ist nicht bloß König, sondern auch Priester! Er kommt zu Abraham vor die Stadt hinaus, um als „Priester des höchsten Gottes“ ein Opfer darzubringen. Er ist König und Priester. Dasselbe trifft auch auf Jesus Christus zu, welcher als Sprößling Davids aus königlichem Geblüt stammt und von Ewigkeit, als Eingeborener des Vaters, über die ganze Schöpfung herrscht. Als Gott und Mensch ist Er der König der Könige und Herr der Herren; Er ist der Beherrscher des Weltalls und zugleich der ewige Hohepriester des Neuen Bundes, der unter Seiner Person Gottheit und Menschheit eint. Die Erhabenheit des Melchisedech und seine Ähnlichkeit mit Christus beweist der hl. Paulus im 7. Kapitel des Hebräerbriefs noch aus anderen Gründen, die wir hier nicht weiter verfolgen können, aber auch daraus, daß Melchisedech den Abraham segnete. Unzweifelhaft steht derjenige, der segnet, über demjenigen, der gesegnet wird. Also ragt die Person des Melchisedech über die Person des Abraham, über den großen Patriarchen, den Stammvater des auserwählten Gottesvolkes und Erben der göttlichen Verheißungen hinaus. Durch Melchisedech sind in Abraham, dem „Vater der (gläubigen) Menge“, alle Geschlechter und Völker gesegnet worden, die Abraham aufgrund des Glaubens zum Vater haben; also nicht nur die Söhne, welche vom Blute Abrahams herstammen, sondern insbesondere seine geistigen Nachkommen, d.h. die Gläubigen des Alten und des Neuen Bundes. Die Person des Melchisedech überragt somit die Gläubigen beider Testamente und ist eindeutig ein Vorbild Jesu Christi, welcher der Erlöser nicht nur der Juden, sondern aller Gläubigen ist.
Übersehen wir jedoch nicht die Hauptsache! Was opfert Melchisedech? Was für seine Gabe? Er opfert Brot und Wein. – Ist das nicht ein klares und deutliches Vorbild des hl. Meßopfers, worin Christus sich selbst opfert, verborgen unter den Gestalten von Brot und Wein? – Oder wollen wir etwa sagen, was manche Protestanten und Modernisten zum Besten geben, Melchisedech habe gar nicht geopfert, sondern er habe nur dem Abraham und seinen Gefährten, die vom Marsche ermattet, hungrig und durstig waren, Brot und Wein zur Stärkung und Erfrischung gebracht? Sein „Opfer“ wäre also nur eine Form des Almosens gewesen. – Warum würde dann die Hl. Schrift hervorheben, er sei „Priester des höchsten Gottes“ gewesen, wenn nicht um zu erklären, daß er als Priester opferte? Wenn nicht um zu außerdem erklären, daß dieses Opfer im eigentlichen Sinne kein heidnisches, illegitimes, sondern ein gottwohlgefälliges Opfer war. – Warum gab ihm Abraham den Zehnten? – eine religiöse Abgabe zur Beteiligung am Opfer, die sich heute noch findet in der Gestalt der Kollekte bzw. des Meßstipendiums? – Ganz einfach, weil Melchisedech als Priester gehandelt hatte. Und warum heißt es sonst in dem erhabenen Psalm 109, in dem Gottvater zu Seinem eingeborenen Sohne spricht: „Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung des Melchisedech“ (Ps. 109, 4)? D.h. 1. Du wirst immerdar Opfer darbringen. Du bist Priester „in Ewigkeit“. Also eine immerwährendes Opfer. Und 2. Du wirst opfern, ähnlich wie Melchisedech geopfert hat – unter den äußeren Gestalten von Brot und Wein. Denn Du bist Priester „nach der Ordnung des Melchisedech“.
Es würde viel zu weit führen, wenn wir alle Kirchenväter und großen Lehrer nennen wollten, die den Melchisedech und sein Opfer als Vorbild Christi und des unblutigen Opfers der hl. Messe bezeichnet haben. In diese Reihe gehören sie alle, ohne Ausnahme. Nur einen alten und sehr ehrwürdigen Zeugen wollen wir hier anführen – das Meßbuch. In den Gebeten, die der Priester nach der hl. Wandlung zu beten hat, legt ihm eben dieses Meßbuch die Worte in den Mund: Gott möge gnädig auf dieses Opfer blicken und annehmen, so wie er gnädig herabgeblickt und angenommen hat die Gaben des gerechten Abel und das Opfer des Patriarchen Abraham und das heilige und unbefleckte Opfer, das ihm dargebracht hat sein Hoherpriester Melchisedech.
Es kann demnach nicht bezweifelt werden, daß Melchisedech sowohl in seinem Namen und Titel als auch in seiner Person und seinem unblutigen Opfer von Brot und Wein ein Vorbild für den ewigen Hohenpriester Jesus Christus und für Sein immerwährendes, unblutiges Opfer ist. Wer das bestreitet, kommt in Widerspruch mit der Heiligen Schrift, mit den Lehren der hl. Väter, mit dem Meßbuch, ja mit der gesamten Lehrtradition der Kirche.
Die Weissagungen – Malachias-Prophetie
An zweiter Stelle müssen wir noch die Weissagungen betrachten, welche aus dem Alten Testament stammen und worin das unblutige Opfer des Neuen Testamentes vorhergesagt ist. Exemplarisch sei nur eine einzige herausgegriffen. Jene, die sich bei einem der letzten Propheten des Alten Testamentes findet – genauer, beim Propheten Malachias. Der Prophet spricht dort im Namen Gottes zu den Juden: „Ich habe kein Wohlgefallen mehr an euch, spricht der Herr der Heerscharen, und nehme kein Opfer mehr an aus euren Händen; denn vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergang wird mein Name verherrlicht werden unter den Völkern; und an allen Orten wird meinem Namen geopfert und ein reines Speiseopfer dargebracht werden“ (Mal. 1, 10-11). Das sind Worte Gottes: „So spricht der Herr der Heerscharen.“ Es sind Worte, die an die Juden des Alten Bundes gerichtet sind. Was wird darin gesagt? Zweierlei. Erstens: Die Opfer der Juden, die so zahlreich und mannigfaltig sind, werden eines Tages aufhören. Warum? – Das ist das Zweite: Weil an ihre Stelle ein neues, anderes Opfer treten wird zur Verherrlichung Gottes. – Was ist das für ein neues Opfer? Etwa das Kreuzesopfer? Nein! Sondern das hl. Meßopfer ist jenes neue Opfer, das in dieser Weissagung vorherverkündet wird. Warum? – Weil in den Worten der Prophetie drei Kennzeichen des neuen Opfers angegeben sind, von denen keines auf das Kreuzesopfer paßt, die aber alle drei sehr wohl auf das hl. Meßopfer zutreffen. – Es heißt von diesem neuen Opfer 1., daß es „an allen Orten“ dargebracht werde; „vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergang“. Das Kreuzesopfer aber wurde nur an einem Ort, nämlich auf dem Kalvarienberg, dargebracht. Das weiß jedes Kind. – Wir wissen aber auch, daß das hl. Meßopfer überall auf der ganzen Erde, vom Aufgang der Sonne im Osten bis zu ihrem Niedergang im Westen, fortwährend dargebracht wird. – Zweites Kennzeichen: Das neue Opfer, von dem Gott spricht, soll dargebracht werden „unter den Völkern“. Was heißt das? Um das zu verstehen, muß kurz der Gebrauch der hebräischen Sprache ins Auge gefaßt werden. Man kann ein Wort bekanntlich in der Einzahl und auch in der Mehrzahl gebrauchen. „Das Haus“ – Einzahl. „Die Häuser“ – Mehrzahl. Beim Wort „Volk“ in der Einzahl bezeichnet der Sprachgebrauch der Heiligen Schrift stets das „Volk Gottes“, das ein auserwählte Volk, das jüdische Volk. Die Mehrzahl „Völker“ bedeutet im jüdischen Sprachgebrauch immer die anderen, nicht-jüdischen Völker – also die Heidenvölker. Das neue Opfer aber sollte dargebracht werden „unter den Völkern“, d.h. nicht nur unter den Juden, sondern auch unter den anderen Völkern. – Wo ist nun aber das Kreuzesopfer dargebracht worden? Mitten unter „dem Volk“, in der Hauptstadt, sozusagen im Herzen des Judenvolkes; und wo wird das Meßopfer dargebracht? Wahrhaftig, unter allen Völkern und Nationen der ganzen Welt. Das Kennzeichen paßt nicht auf das Kreuzesopfer, es paßt jedoch sehr gut auf das hl. Meßopfer. – Schließlich noch das dritte Kennzeichen: Das neue Opfer, welches an die Stelle der jüdischen Opfer treten soll, wird ein „reines Speiseopfer“sein. Unter Speiseopfer war stets ein unblutiges Opfer verstanden worden. Daß das Kreuzesopfer jedoch ein „blutiges“ Opfer war, ist offensichtlich. Das Blut floß sichtbar aus den Wunden Jesu und rieselte vor aller Augen zu Boden. Genauso offensichtlich ist, daß das hl. Meßopfer ein „unblutiges“ Opfer ist und daß es ein „Speiseopfer“ ist. Keine Wunden und kein Blut sind sichtbar, dafür aber die Gestalten von Brot und Wein. Das wissen wir alle. Das „neue Opfer“, das nach dem Wort Gottes an die Stelle der jüdischen Opfer treten sollte, wird also an allen Orten dargebracht werden, es soll unter den Völkern dargebracht werden, es soll in der Form eines Speiseopfers geschehen – drei Kennzeichen, von denen kein einziges auf das Kreuzesopfer zutrifft, und die sich aber samt und sonders im hl. Meßopfer verwirklicht finden.
Schlußfolgerung
Daraus muß notwendigerweise der Schluß gezogen werden: Das hl. Meßopfer kann keine Erfindung der katholischen Kirche sein. Es muß einer göttlichen Einsetzung entspringen. Die Jahrtausende währende Vorbereitung ist dafür der beste Beweis. Das Meßopfer wurde durch Gottes Vorsehung schon im Alten Testament in der Person und in dem Opfer des Melchisedech vorgebildet. So lange vorher! So deutlich! So großartig! – Es muß ein großes und heiliges, jedoch unblutiges Speiseopfer sein, das all die jüdischen Opfer vor sich verschwinden läßt, wie vor dem Glanz der Sonne die Lichter der Sterne verblassen. Gott selbst hat es durch Seinen Propheten Malachias vorher angekündigt. Das hl. Meßopfer wurde also aus Seinem göttlichen Munde promulgiert und angeordnet. – Dieser Anordnung Gottes ist Jesus Christus gehorsam in der Nacht vor Seinem Leiden nachgekommen und hat das hl. Meßopfer als Opfer „nach der Ordnung des Melchisedech“ unter den Gestalten von Brot und Wein feierlich gestiftet. – Mit vollem Recht sollen und dürfen wir uns freuen, daß wir das Opfer besitzen, wovon der Alte Bund nur den Schatten sah; daß wir das Opfer haben, das im Alten Bund verheißen war und nach dem sich alle gottesfürchtigen Juden sehnten. Freuen wir uns und danken wir Gott! Dieser Dank muß vor allem darin bestehen, daß wir uns über dieses Opfer gut zu unterrichten suchen, daß wir es als großes Privileg erachten dem hl. Meßopfer beiwohnen zu dürfen und daß wir diesem hochheiligen Opfer gerade deshalb mit möglichster Andacht, mit großer Ehrfurcht und mit glühendem Eifer beiwohnen, damit der Name Gottes verherrlicht werde „vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang“, von jetzt bis zum Ende der Tage und in alle Ewigkeit. Amen.