Zum Pfingstfest
Das Wirken des Heiligen Geistes in der Kirche
Geliebte Gottes!
Der Heilige Geist ist der große Unbekannte, der Geheimnisvolle unter den drei göttlichen Personen. – Der ewige Sohn steht aufgrund Seiner Menschwerdung plastisch vor unserm geistigen Auge. Das Antlitz auf dem Grabtuch von Turin gibt uns ein anschauliches Bild von der zweiten göttlichen Person. – Ähnlich verhält es sich mit der Person des Vaters. Auch wenn wir vom himmlischen Vater kein Bild haben, so genügt uns doch das Wissen um Seine Beziehung zum Sohn – eben daß Er dessen Vater ist – damit wir uns eine hinreichende Vorstellung von der ersten Person in der Allerheiligsten Dreifaltigkeit machen können. Die dritte Person wird nur Geist genannt, so wie der dreifaltige Gott an sich Geist ist. Der Heilige Geist trat am Jordan in der Gestalt einer Taube, an Pfingsten in Feuer und Sturm in Erscheinung. Doch dabei handelte es sich nur um bildhafte Erscheinungen, die auf bestimmte Eigenschaften des Heiligen Geistes hinweisen. Der Heilige Geist ist ja nicht Taube geworden, wie etwa der Sohn Mensch wurde. Auch ist er nicht Feuer oder Sturm geworden. Er ist Geist. In den ersten Jahrhunderten haben deshalb gewisse häretische Sekten behauptet, es gäbe gar keine dritte Person in dem einen Gott, sondern lediglich den Vater und den Sohn. Dem widerspricht die göttliche Offenbarung. Unser Herr spricht vom Tröstergeist und vom Geist der Wahrheit, der die Jünger an alles erinnern wird. Wahrhaft trösten kann nur eine Person; genauso die Wahrheit bezeugen und an Wahrheiten erinnern. Dennoch vermag sich unser menschlicher Verstand kein Bild, keine Vorstellung von Ihm zu machen.
Jede Wirkung hat eine Ursache
Der elektrische Strom kann mit den Augen nicht unmittelbar gesehen werden, und doch ist er wirklich. Woran erkennen wir sein Dasein? An seinen Wirkungen. Wir betätigen den Lichtschalter. Wir sehen den Strom nicht, wie er in den Leitungen fließt und doch sehen wir seine Wirkung. Die Lampe geht an und spendet Licht. – Ähnlich wie der Strom, so ist auch der Heilige Geist aufgrund seiner geistigen Natur für unser Sinne nicht wahrnehmbar. Und doch können wir aus dem, was der Heilige Geist bewirkt, auf Seine tatsächliche Existenz zurückschließen. Wir wissen von dem wirklichen Dasein der dritten göttlichen Person nicht nur aus den Worten Jesu Christi und durch den übernatürlichen Glauben, sondern auch durch Seine göttliche Wirktätigkeit, die der Heilige Geist auf die Kirche und auf jede einzelne Seele ausübt. Heute wollen wir vor allem sein Wirken in der Kirche genauer betrachten. Der Heilige Geist übt in der Kirche drei Tätigkeiten aus: Er lehrt, leitet und heiligt die Kirche.
Der Heilige Geist lehrt die Kirche
Die Kirche wurde von Christus als „der Weg zu Gott“ begründet. Die Kirche ist wie ihr Oberhaupt, unser Herr Jesus Christus selbst, Mittler zwischen Gott und den Menschen und hat darum an den Eigenschaften Jesu Christi Anteil – nämlich an Seiner Unveränderlichkeit und Unfehlbarkeit.
Unser Herr sprach zu den Aposteln: „Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium allen Geschöpfen. Wer glaubt und sich taufen läßt wird gerettet, wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden“ (Mk. 16, 16). Es wäre nicht nachvollziehbar, wie Gott nun einen Menschen, der die Lehrverkündigung der Apostel und ihre Nachfolger ablehnt und zurückweist, verdammen könnte, wenn diese Lehre lediglich von fehlbaren Menschen stammte und nicht durch Gottes unfehlbaren Beistand unbezweifelbar wäre. Die Androhung der ewigen Verdammnis für jene, welche der Lehre der Apostel widerstehen, wäre ungerecht, wenn Gott die Apostel nicht in die Lage versetzt hätte die Völker und Nationen unfehlbar zu lehren. Ja, wie könnten wir überhaupt fehlbaren Menschen einen vorbehaltlosen Glaubensgehorsam leisten in so schwierigen Fragen, wie in denen der Religion? Wie könnte Gott so etwas verlangen? – Nein, die Worte „Wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden“, machen nur Sinn, wenn der Lehre der Apostel das Merkmal der göttlichen Unfehlbarkeit anhaftet. – Und tatsächlich sehen wir in der Geschichte der katholischen Kirche, eine unveränderte, gleichbleibende und widerspruchslose Kontinuität in der Lehrverkündigung von der Zeit der Apostel bis heute! Das wäre, wie uns ein Blick auf andere Religionen beweist, ohne göttlichen Beistand, ohne die Wirkung des Heiligen Geistes unmöglich. Denn seit der Mensch mit der Erbsünde belastet ist, neigt er schon im natürlichen Bereich dazu, sehr leicht in Irrtümer zu fallen und sich in Widersprüche zu verwickeln. Doch in keinem anderen Bereich haben sich Menschen in größere Irrtümer und wahnwitzigere Vorstellungen verstrickt als im religiösen und theologischen Bereich. Blicken wir auf die Geschichte der Menschheit. Erinnern wir uns an all die kranken und verrückten Phantasien von Gott, die sich der menschliche Geist zusammenbasteln kann. Erinnern wir uns an das, was abergläubische Menschen nicht schon alles angebetet haben – die Sonne, Bäume, Gottkaiser, weiße Kühe. Selbst gutgesinnte Menschen schweben aufgrund ihres verdunkelten Verstandes stets in der Gefahr, zu der von Gott geoffenbarten Religion irgend etwas dazu zu erfinden, etwas wegzulassen oder etwas zu umzudeuten. Auf diese Weise entstanden und entstehen Irrlehren, sog. Häresien. Die Menschheit lebt als eine Folge der Erbsünde in einer geistigen Umnachtung und Unwissenheit über die für sie wichtigsten Wahrheiten – nämlich die Kenntnis von dem allein wahren Gott und die Kenntnis von dem, was zu tun ist, um einst mit dem allein wahren Gott in ewiger Glückseligkeit vereint zu sein. Im Vergleich zu diesen Kenntnissen ist alles andere Wissen letztlich völlig bedeutungslos.
Die Irrtümer des 2. Vatikanums
Der Grund für den Widerstand gegen die Änderungen des 2. Vatikanums liegt nun darin begründet, daß es einen tatsächlichen Widerspruch zwischen der Lehre des 2. Vatikanums und der Lehrverkündigung der katholischen Kirche durch die früheren Jahrhunderte hindurch gibt. Aufgrund der von Gott geforderten Treue gegen die Lehre des Heiligen Geistes, die identisch ist mit der Lehre der katholischen Kirche, ist jeder Katholik heute dazu verpflichtet, dem Lehramt der katholischen Kirche weiterhin anzuhängen und muß damit zwangsläufig und notwendigerweise das 2. Vatikanum zurückzuweisen. Die kompromißlose Zurückweisung und Bekämpfung jedes Irrtums ist das Werk des Heiligen Geistes, des Geistes der Wahrheit. Er kann den Irrtum nicht dulden. Er kann sich mit dem Irrtum nicht in ökumenischer Manier auf den kleinsten gemeinsamen Nenner verständigen. Das Wirken des Heiligen Geistes in den Katholiken, die heute den konziliaren Irrlehren Widerstand leisten und diesen Widerstand aufrecht erhalten, fördert offen zu Tage, daß die heimtückischste List Satans, die katholischen Institutionen durch das 2. Vatikanum von innen heraus zu übernehmen und zu verderben, weder die dritte göttliche Person der Heiligsten Dreifaltigkeit noch die katholische Kirche überwältigt hat noch überwältigen kann. Die Kirche hat sich durch ihre gesamte Geschichte hindurch stets dadurch ausgezeichnet, daß sie Irrlehren und Häresien entgegengetreten ist und sie überwunden hat. Und das ist ein Zeichen des wirktätigen Beistands des Heiligen Geistes. Es verhält sich mit der Kirche nicht anders als mit der Gesundheit des menschlichen Körpers. Damit wir überhaupt am Leben bleiben können und nicht schon an einer einfachen Erkältung sterben, hat unser Körper ein Immunsystem. Sobald nun Krankheitserreger in unseren Organismus eindringen, werden dieselben unmittelbar von unseren Abwehrkräften angegriffen. Diese Abwehrreaktion bewahrt uns vor dem Tod. In gleicher Weise greift das Lehramt der katholischen Kirche an, sobald sich irgendwo eine Irrlehre einzuschleichen beginnt, damit diese sobald wie möglich unschädlich gemacht wird. Das geschieht auf Antrieb und durch den Beistand des Heiligen Geistes, den das katholische Lehramt genießt. Darin liegt der Grund, warum die Kirche 2000 Jahre überlebt hat. Ein Mensch, dessen Immunsystem zusammenbricht, wird unweigerlich sterben. Wenn die katholische Kirche aufhören könnte(!), den Irrtum zurückzuweisen und damit aufhören könnte(!), die Häresie zu verurteilen, würde die Kirche untergehen. Das aber ist unmöglich, denn unser Herr Jesus Christus hat verheißen: „Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen“ (Mt. 16, 18). Von der Konzilskirche werden Irrtümer nicht mehr bekämpft und verurteilt, sondern gelehrt und gefördert. Daran erkennen wir, daß der Heilige Geist in der konziliaren Kirche nicht tätig ist. Daraus aber folgt notwendigerweise, daß die konziliare Kirche auch nicht die katholische Kirche sein kann. Denn der Heilige Geist ist die Seele der katholischen Kirche und deshalb ständig in ihr wirksam.
Der Heilige Geist heiligt die Kirche
Zweitens: Der Heilige Geist heiligt die Kirche. Die Mitteilung der Gnade durch die heiligen Sakramente, durch das Gebet und die guten Werke ist das Werk des Heiligen Geistes. Wir empfangen die heiligmachende Gnade, die eingegossenen Tugenden und die sieben Gaben durch die dritte göttliche Person. Und sie bringt auch das Wachstum der übernatürlichen Gnaden und Gaben in unserer Seele hervor, sofern wir Seinem Wirken keine Hindernisse in den Weg stellen. Und selbst dafür wurde gesorgt.
Wenn wir eine Waschmaschine, einen Geschirrspüler oder irgendein elektronisches Gerät kaufen, so wird vom Hersteller in der Regel immer auch eine Gebrauchsanweisung mitgeliefert. Wenn wir die Geräte gemäß dieser Bedienungsanweisung gebrauchen, werden sie in der gewünschten Weise funktionieren. Wenn wir sie hingegen anders gebrauchen, werden sie kaputt gehen. Genauso verhält es sich hinsichtlich der Gebote Gottes. Sie sind die Gebrauchsanweisung für den Menschen. Gott hat uns das Sittengesetz durch Seine Stellvertreterin, die katholische Kirche, gegeben. Wenn wir nach dem Gesetz des Evangeliums leben und sterben, werden wir unser Seele retten. Wenn nicht, werden wir, egal wie gläubig und fromm wir uns auch wähnen, gewiß zur Hölle fahren. Jede der großen Heiligengestalten, die wir verehren, ist ein Kunstwerk des Heiligen Geistes. Die Weisheit und Schönheit die wir an ihnen bewundern ist Sein Werk. Nur durch Seine Gnade konnte es den Heiligen gelingen, ihr sittliches Lebens ganz an dem moralischen Gesetz Gottes ausgerichtet und ihren menschlichen Willen ganz in Deckungsgleichheit mit dem göttlichen zu bringen. Der Heilige Geist lehrt die Kirche also nicht nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit, sondern er heiligt die Kirche und ihre Glieder.
Der Heilige Geist leitet die Kirche
Außerdem lenkt und leitet Er sie auch. Darin besteht die dritte Wirkung Seiner Tätigkeit in der Kirche. – Die Vollmacht der Kirche die Gläubigen zu regieren und zu leiten, ist keine andere also die Vollmacht Gottes. – Das Priestertum wurde von Gott eingesetzt. Und Er hat das Priestertum eingesetzt, damit Bischöfe und Priester die Gläubigen im Namen der katholischen Kirche und letztlich in Seinem Namen lehren, lenken und heiligen. Die Priesterschaft handeln, entsprechend ihrem Rang, in der Vollmacht des Heiligen Geistes. Im Hinblick auf das Priestertum sagt der hl. Paulus im Hebräerbrief: „Niemand nimmt sich selbst die Ehre, sondern wer von Gott berufen ist wie Aaron“ (Heb. 5, 4). Und bei seinem Abschied von den Ephesern ermahnte der Völkerapostel in der Apostelgeschichte den dortigen Klerus: „Tragt nun Sorge für euch und für die gesamte Herde, in der euch der Heilige Geist zu Bischöfen bestellt hat, die Gemeinde Gottes zu leiten, die Er sich erworben hat mit Seinem eigenen Blut“ (Apg. 20, 28). Der hl. Johannes Chrysostomus macht darauf aufmerksam: Wenn es keinen Heiligen Geist gäbe, so gäbe es weder Hirten noch Lehrer in der Kirche. Es ist Sein tagtäglicher Beistand, der die Kirche in ihrer allgemeinen Ordnung unveränderlich und unfehlbar macht. Wie wir bereits sagten: Wenn Gott von den Gläubigen verlangt, wie Paulus sagt, Seinen Stellvertretern gehorsam zu folgen, so kann das berechtigterweise nur der Fall sein, wenn Er den Hirten auf übernatürliche Weise beisteht. Seine Assistenz verhindert, daß die Hirten der Kirche insgesamt die ihre zum Gehorsam verpflichteten Katholiken auf Abwege, also weg von Gott, führen können – weder durch falsche Glaubenslehren, noch durch sündhafte Gesetzesvorschriften. In Seinem Beistand erfüllt sich das, was unser göttlicher Erlöser dem hl. Petrus zusammen mit den Aposteln verheißen hat: „Was auch immer ihr auf Erden binden werdet, das wird gebunden sein im Himmel. Und was auch immer ihr auf Erden lösen werdet, das wird gelöst sein im Himmel“ (Mt. 18, 18 ). Das bedeutet nichts anderes, als: „Ihr habt die Vollmacht Gottes, die ganze Kirche zu regieren. Eure Autorität über die Kirche ist keine andere als meine göttliche Autorität.“ Diese Tatsache findet deutlichsten Widerhall in den Worten Jesu Christi an den hl. Petrus und die übrigen Apostel: „Wer euch hört, hört mich. Wer euch verachtet, verachtet mich“ (Lk. 10, 16). Dieser absolute Gleichklang ist die Wirkung des Heiligen Geistes, denn Er ist es, der die Apostel alles lehren und sie an alles erinnern wird, was Christus gesagt hat (vgl. Joh. 14, 26). Ja, liebe Gläubige, die Fülle der kirchlichen Autorität, d.h. die päpstliche Autorität ist vollkommen identisch mit der Autorität Gottes selbst. Deshalb erklärt Papst Leo XIII. in seiner Enzyklika „Sapientiae Christianae“ vollkommen zu recht, daß von einem Katholiken neben dem Glaubensgehorsam „auch die vollkommene Unterwerfung des Willens im Gehorsam unter die Kirche und den Römischen Papst, als wie unter Gott“ verlangt ist.
„Komm, Heiliger Geist!“
Liebe Gläubige, Es ist offensichtlich, daß der Heilige Geist in der konziliaren Kirche nicht wirktätig ist. Wir erkennen an ihr Seine Wirkungen nicht. Die Konzilskirche lehrt Irrtümer. Sie täuscht die Seelen und führt sie durch Genehmigung oder gar Gutheißung sündhafter Akte auf geradem Weg in die Hölle. Die Konzilskirche heiligt die Seelen nicht durch das katholische Priestertum, sondern sucht alternative Wege zum Priestertum nach protestantischem Vorbild zu entwickeln. Wenn eine Lampe kein Licht spendet, ist klar, daß kein Strom fließt. Wenn eine „Kirche“ nicht unfehlbar lehrt, heiligt und leitet, waltet in ihr nicht der Heilige Geist. Die Konzilskirche ist somit lediglich als ein Produkt menschlicher Wirktätigkeit entlarvt und verdient die Bezeichnung, der bekannten Mystikerin Anna Katharina Emmerich vollkommen zu recht. Sie ist eine „Menschenmachwerkskirche“, nicht die katholische! Folglich genieß die Hierarchie der von Menschen gemachten Konzilskirche auch nicht die göttliche Autorität, der wir zum Gehorsam verpflichtet wären. Wir erkennen das. Viele fromme und an sich gutgesinnte Menschen erkennen es nicht, und lassen sich blenden. Sie halten den dunklen Lampenschirm für das Licht. Flehen wir in dieser Pfingstoktav zum Heiligen Geist. Rufen wir immer wieder: „Komm Heiliger Geist!“ Lehre uns! Heilige uns! Leite uns! Erleuchte die Seelen unserer Menschen, daß immer mehr das Blendwerk der Konzilskirche durchschauen. Schaffe Du durch Deine Allmacht die Umstände, daß die Hierarchie der katholischen Kirche wiederhergestellt werden kann! Obwohl wir aufgrund unseres ständigen Ungehorsams und unseres ungeordneten Dranges zu Selbstherrlichkeit und Selbstbestimmung dieser Gnade unwürdig sind, erbarme Dich unser! Gewähre, daß endlich wieder ein Papst gewählt werden kann, der uns in Deinem Namen lehrt, heiligt und regiert. Amen.