Freiheit und Liberalismus

Geliebte Gottes!

Das Christkönigsfest ist jedes Jahr die katholische Antwort auf die Ideologie des Liberalismus. Dieses Fest wurde erst durch Papst Pius XI. im Jahr 1925 eingeführt. Es geschah zu einer Zeit, als sich die westliche Welt damit brüstete, nach den Schrecken des 1. Weltkrieges und der Abschaffung der Monarchien endlich den Weg zur Freiheit und damit zum Frieden der Völker geebnet zu haben. Besonders das Prinzip der freien Selbstbestimmung wurde hochgehalten. Jedes Volk sollte sich selbst regieren können, unabhängig von anderen. Allein die Staatsform der Demokratie könne allen Nationen auf Dauer Freiheit, Frieden und Stabilität garantieren. – Zur gleichen Zeit hat auf religiösem Gebiet die „Ökumenische Bewegung“ einen großen Einfluß gewonnen; jene Bestrebungen, die sich aufgrund der weltweiten Friedensbewegung dazu angetrieben sahen, auch den Frieden unter allen Religionen zu erreichen. Weil dieser Frieden der Weltreligionen jedoch nur unter Einräumung der religiösen Wahlfreiheit und damit auf Kosten der Wahrheit geschlossen werden konnte, wurde diese „Ökumenische Bewegung“ von Papst Pius XI. in seiner Enzyklika „Mortalium animos“verurteilt. – In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte auch der große Aufstieg des Sozialismus, welcher der sog. „Arbeiterklasse“ einen sagenhaften Sozialstaat versprach. Einen Staat, der dem Einzelnen alle Sorgen um seine Grundbedürfnisse abnehmen würde. Alle Menschen könnten nur in einem Staat wirklich gleich und glücklich sein, in dem alle ökonomischen Unterschiede und jede Ungleichheit in der Gesellschaft ausgemerzt sind.

Zusammenfassend kann man sagen, daß in den 1920-er Jahren eine Mentalität vorherrschend wurde, die den Menschen dauerhaft in Wohlstand, Glück und Frieden zu befestigen versprach – ohne die katholische Wahrheit, ohne Christus, ohne Gott. Das einzige, was der Mensch brauche, sei „die Freiheit“. Deshalb nennt man jene Mentalität, welche die Freiheit absolut sieht, „Liberalismus“ (lat. libertas; Freiheit). 

Das Wesen des Liberalismus – die unabhängige Selbstbestimmung

Damals, als es noch einen Stellvertreter Christi auf Erden gab, reagierte Papst Pius XI. mit seiner Christkönigs-Enzyklika „Quas primas“. Er warnte die Welt, daß es keine wahre Freiheit und auch keinen dauerhaften Frieden auf der Welt geben könne, wenn nicht die Königsrechte Christi und Sein göttliches Gesetz anerkannt, eingehalten und beachtet würden. Wo Christus nicht herrscht, kann es auf Dauer keinen Frieden geben. Das Motto des Papstes lautete: „Pax Christi in regno Christi!“ – „Der Friede Christi im Reiche Christi!“ Der Friede Christi unter der Herrschaft Christi.

Der Liberalismus ist – um einen Vergleich aus der Computer-Welt zu gebrauchen – gleichsam das Betriebssystem unserer modernen Welt geworden. Es wurde von atheistischen Philosophen der Aufklärung im 18. Jahrhundert erdacht. Sein oberster Grundsatz lautet: „Das höchste Gut des Menschen sei seine Freiheit.“ Die Erfinder der heute vorherrschenden Geisteshaltung sagten: Der Mensch müsse absolut frei sein zu tun, was immer er will, ohne durch einen gesetzlichen Zwang daran gehindert zu werden. Die einzige Grenze, welche diese Freiheit haben dürfe, sei die Freiheit des Mitmenschen. Alles muß erlaubt sein, solange es den anderen nicht schädigt. Mit anderen Worten: „Wenn es dir gut tut, tu was du willst. Solange du keinem weh tust, ist alles gut, was du tust.“ – Mit dieser liberalen Vorstellung von „Freiheit“ ist nicht nur die Preisgabe jeglicher Religion und selbst des natürlichen Sittengesetzes inbegriffen, sondern auch eine Forderung an den Staat ausgesprochen. Der Staat darf sich in seiner Gesetzgebung und in seinem Urteil über Recht und Unrecht nicht von irgendeiner religiös motivierten Moralvorstellungen leiten lassen. Deshalb fordert die liberale Freiheit eine verhängnisvolle Trennung des Staates von jeder Religion, die Trennung von Staat und Kirche. Denn jede Religion und erst recht die katholische Kirche weist unentwegt darauf hin, daß der Mensch nicht sein eigener Herr ist. Die Kirche weist auf Gott hin, dem der Mensch, zu seinem eigenen Wohl, gehorchen und dienen muß.

Das höchste Gut des Menschen?

Können aber die Liberalen zurecht behaupten, daß die Freiheit das höchste Gut des Menschen ist? – Die Antwort lautet: Nein! Die Freiheit ist nicht das höchste Gut des Menschen! Die Freiheit ist eine Eigenschaft des menschlichen Willens. Unser freier Wille ist jedoch kein Selbstzweck, sondern auf etwas anderes, auf etwas höheres hingeordnet. Deshalb kann die freie Willensentscheidung nicht das höchste Gut sein. Unser freier Wille ist auf etwas höheres hingeordnet. Worauf? Darauf, das Gute und das Richtige zu wählen. Dazu ist dem Menschen die Freiheit gegeben, damit er das Wahre und das Gute wählt. Wohlgemerkt, die Vollkommenheit der Freiheit besteht nicht in der Wahlmöglichkeit zwischen gut und böse, zwischen richtig und falsch, sondern darin, daß sie aus eigenem Antrieb das Gute und Richtige wählt. Der Mensch ist auf das Wahre und Gute hingeordnet. Das wird sogar deutlich, wenn er sündigt.

Selbst wenn der Mensch sündigt, also das Böse wählt, so handelt er unter dem Anschein des Guten. Er sündigt deshalb, weil er sich fälschlicherweise etwas Gutes von der Sünde verspricht. Ein Bankräuber weiß, daß es schlecht ist, eine Bank auszurauben. Er weiß, daß er eine Todsünde begeht. Warum raubt er die Bank aus? Nicht, weil er Böses tun will. Er tut es um des Geldes willen. Das Vermögen ist ein Gut, von dem er sich ein angenehmes Leben verspricht. – Der Mensch handelt immer um eines Gutes willen, auch wenn es sich in Wirklichkeit nur um ein Scheingut handelt, um ein süßes, aber böses Gift. Dieses Scheingut kann in vielerlei Dingen bestehen: Etwa in der Befriedigung seiner Lust und Begierden, in der Genugtuung seines Stolzes, in der Selbstgefälligkeit des Besitzes von Reichtum oder Macht. Der Grund, warum wir sündigen, ist immer ein solches Scheingut. Nur aufgrund dieses scheinbaren Gutes wird die Sünde begangen. Wir sehen also, der freie Wille ist unleugbar auf das Wahre und auf das Gute hingeordnet. Was aber auf etwas anderes hingeordnet ist, kann nicht das höchste Gut sein. Es ist dem unterstellt, auf das es hingeordnet ist, auf das, was über ihm steht.

Das Wunderbare aber ist nun, daß Gott selbst das höchste Gut des Menschen sein will. Gott ist das höchste Gut, dessen Besitz dem Menschen die volle Befriedigung seines Herzens, ein unverlierbares Glück und einen unvergänglichen Frieden bringt. Dieses höchste Gut können wir nicht auf einmal erreichen. Wir müssen uns ihm schrittweise annähern. Damit wir in der Wahl der Mittel nichts Falsches und Böses wählen, damit wir uns über den wahren Wert der Mittel nicht täuschen lassen und sündhafte Scheingüter wählen, hat uns Gott in der Offenbarung selbst gesagt, was wahr ist. Und Er hat uns durch Seine Gebote gesagt, was gut ist. Durch den Glauben und die Gebote wird also dem freien Willen der Weg zum höchsten Gut gebahnt. Der Menschen wird durch sie darin unterstützt, tatsächlich das Wahre und Gut zu wählen und so auf das höchste Gut, auf Gott, ausgerichtet zu bleiben.

Die Wahl der Mittel

Der freie Wille ist also die geistige Kraft, durch die wir alle unsere Fähigkeiten auf einen letzten Zweck, auf ein höchstes Ziel hinlenken. Auch in der Wahl der Mittel muß der Zweck wahr und gut sein. Und solange der Zweck wahr und gut ist, sind wir frei, geeignete Mittel auszuwählen, um den letzten Zweck zu erreichen. Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Angenommen, die Stadt Rom stünde für das Wahre und Gute und die Stadt Paris stünde für den Irrtum und das sittlich Böse. Die richtig verstandene Freiheit ließe keine Wahl zwischen den beiden zu. Natürlich müssen wir das Gute wählen. Ich muß nach Rom reisen und muß mich davor hüten, irgendwie auf einen Weg zu geraten, der nach Paris führt. In der Wahl des Zieles ist der Mensch nicht frei. Das Ziel ist von Gott festgelegt. Es ist das Gute, also Rom. Ob ich aber nun mit dem Flugzeug, mit der Bahn, mit dem Auto, dem Fahrrad oder zu Fuß nach Rom komme, das ist der freien Wahl meines Willens überlassen. Darin besteht also die richtig verstandene Freiheit: Sie besteht darin, die richtigen Mittel zu wählen, um das Ziel, das höchste Gut des Menschen, nämlich Gott, zu erreichen. Wir müssen aber noch genauer hinsehen.

Freiheit und die höhere Ehre Gottes

Gott hat alles, was Er geschaffen hat, zu Seiner höheren Ehre geschaffen. Das ist ein sehr wichtiges Prinzip. Jedes Geschöpf und all seine Fähigkeiten – Verstand, Wille, Arme, Beine, Begabungen – einfach Alles ist zu Seiner höheren Ehre da. Es gibt keinen anderen Zweck für die Existenz der Geschöpfe als die höhere Ehre Gottes. Folglich hat Gott uns den freien Willen gegeben, um Seiner höheren Ehre willen. Wir tun also nicht nur uns selbst etwas Gutes, indem wir dem göttlichen Gesetz gehorchen. Wir verherrlichen auch Gott, indem wir Ihn lieben, indem wir Ihm unsere Liebe beweisen, durch den Gehorsam gegen Sein Gebot. Das ist der Zweck unseres freien Willens. – Warum hat Gott uns den freien Willen geschenkt? Weil es Gott mehr verherrlicht, wenn sich der Menschen, nachdem er Ihn im Glauben erkannt hat, auch frei-willig (!) dazu entschließt Gott zu lieben. Nicht nur so wie die Tiere, die lediglich ihren Instinkten folgen. – Auch die Tiere verherrlichen Gott, indem sie ihren Instinkten folgen. Aber Gott wird durch unsere Liebe in viel höherem Maße verherrlicht, weil sie freiwillig geschenkt wird. Und genau das will Gott! Das ist der Grund, warum Er uns geschaffen hat. Das ist der Grund, warum Er uns den freien Willen gegeben hat. Das ist der Grund, warum Gott die gewaltige Flut aller Sünden, von Adam angefangen bis zum Weltende, duldet. Es geschieht um jener Menschen willen, die Gott darin verherrlichen, daß sie Ihn lieben, indem sie sich Seinen Geboten gehorsam unterwerfen. Die freiwillige Gottesliebe des Menschen bedeutet für Gott größeren Ruhm und eine höhere Verherrlichung als die Sünden der gesamten Menschheit. Deshalb nimmt Gott lieber den unheimlichen Gestank der Sünde in Kauf, die von dieser Erde gen Himmel aufsteigt, als daß Er dem Menschen den freien Willen vorenthält.

Der Defekt des freien Willens

Das, was wir bisher über den freien Willen gesagt haben, bedeutet aber auch, daß die Möglichkeit, statt des Guten auch das Böse wählen zu können, keine Vollkommenheit unseres freien Willens darstellt, sondern in Wirklichkeit einen Defekt! Unser freier Wille wäre vollkommener, wenn er immer zielsicher das Wahre und Gute erstreben würde und sich niemals durch das Scheingut der Sünde blenden ließe. Die Heiligen im Himmel sind zur vollkommenen Freiheit gelangt! Und gerade deshalb können sie nicht mehr sündigen.

Dabei sind die Heiligen im Himmel vollkommen frei. Sie haben nach wie vor einen freien Willen – sonst wären sie keine Menschen mehr, sondern Tiere. Dennoch können die Heiligen nicht mehr das Böse und Schlechte wollen. Warum? Weil die Heiligen das höchste Gut des Menschen von Angesicht zu Angesicht schauen. Sie schauen Gott. Sie besitzen Gott. Nichts kann sie mehr darüber hinwegtäuschen, daß Gott und Gott allein dieses einzige und höchste Gut ist. Deshalb ist ihr Wille ganz auf Gott fixiert. Sie haben das Ziel ihrer Reise erreicht. Es gibt für sie keinen Grund, weiterhin Fortbewegungsmittel auszuwählen, die sie dem Ziel näherbringen. Sie haben das Endziel erreicht. Der Wille der Heiligen ist ganz mit Gott vereint. Deshalb können sie ihren Willen nicht mehr von Gott abwenden. Sie können nicht mehr Gott „nicht lieben“. Dennoch lieben sie völlig freiwillig! Denn es ist ihnen im Licht des Himmel noch viel klarer an in ihrem irdischen Leben, daß es nichts Besseres gibt und geben kann, als Gott zu lieben. – Die Möglichkeit, das Böse wählen zu können, gehört also nicht zur Wesen der Freiheit! Sie ist ein Defekt! Die Möglichkeit, die Sünde wählen zu können, ist in der gleichen Weise ein Defekt wie die Möglichkeit, vom vorgegebenen Straßenverlauf nach Rom abzukommen und freiwillig in den Straßengraben zu fahren. Das ist ein Defekt! Das ist Wahnsinn! Freiwillig in den Straßengraben zu fahren ist Wahnsinn. – Das aber ist die Sünde. Statt auf der Straße zu bleiben und gehorsam ihrem Verlauf zu folgen, steuert der Wille des Sünders freiwillig in den Straßengraben. Wenn wir im Autohaus einen Neuwagen kaufen, dann wird uns der Autohändler bei der Belehrung über die Funktion des Autos nicht sagen: „Mit Ihrem neuen Auto können Sie auf der Straße fahren. Aber wenn Sie Lust haben, fahren Sie ruhig damit in den Straßengraben.“ Nein, das Auto ist nicht dazu gebaut. Es ist dazu gebaut, daß es auf der Straße und nur auf der Straße fährt. Der Autokonstrukteur geht stillschweigend davon aus, daß der Fahrzeuglenken dem vorgegebenen Straßenverlauf folgt – völlig freiwillig folgt! Es gehört nicht zur Definition eines Autos, daß ich mich damit umbringen können muß, indem ich gegen einen Baum oder in den Abgrund neben der Straße rase. Genauso wenig gehört die Möglichkeit, das Böse wählen zu können, zur Definition des freien Willens und der Freiheit.

Aus dem Gesagten ist hoffentlich klar geworden, daß die bloße Tatsache, frei zu sein, nicht das höchste Gut des Menschen ist. Statt dessen ist das höchste Gut, das der Mensch erreichen kann, Gott allein. Das zu verstehen, ist von größter Bedeutung. Wir erreichen dieses höchste Gut – nämlich Gott – durch freiwilligen Gehorsam gegenüber Seinen Gesetzen. Ein Gesetz hebt nicht unsere Freiheit auf. Das Gesetz lenkt unsere Freiheit. Man könnte das Gesetz mit einem Navigationssystem oder eine Spurenassistenten vergleichen, der uns hilft, zielsicher das Gute und das Wahre anzusteuern. Durch die Anleitung des Gesetzes erkennen wir das Gute. Wir wählen es und machen es uns zu eigen. Das ist der Zweck des freien Willen.

Die Religion des Liberalismus

Der Liberalismus erhebt den Defekt der willkürlichen Wahlfreiheit zu seinem obersten Grundsatz. Er macht die Freiheit der Wahl zwischen richtig und falsch zu seiner Religion. Die Möglichkeit der Willkür ist das höchste Gut und das oberste Gebot. Vollkommen zurecht kann man den Liberalismus deshalb auch eine Religion nennen. Vor diesem Dogma müssen alle das Knie beugen. Es ist dem Liberalismus gelungen, Christus und das göttliche Gesetz als Fundament unserer Kultur und unserer Gesellschaft zu ersetzen. Das Dogma der willkürlichen Freiheit ist sozusagen das neue Betriebssystem der modernen Kultur, einer gottlosen Kultur; und der modernen Gesellschaft, einer gottlosen Gesellschaft. 

Die liberale Kultur

Die Kultur besteht aus dem, was eine Gemeinschaft oder eine Gesellschaft als richtig, wahr, gut und schön anerkennt und hochachtet. Das nennt man „Kultur“. Die Kultur findet ihren Ausdruck in einer Mentalität, in einer Geisteshaltung; in Umgangsformen und Bräuchen; in Idealen und Überzeugungen; in Kunst und Musik. Die Religion ist stets der Urheber einer Kultur. – Und so ist es nicht verwunderlich, daß der Liberalismus, der in unserer Gesellschaft an die Stelle der Religion getreten ist, die Kultur unserer Tage maßgeblich prägt. Diese Kultur arbeitet tagtäglich darauf hin, den Liberalismus zu seinen logischen Schlußfolgerungen zu bringen, nämlich zur Abschaffung jeder gesetzlichen Einengung: zur Auflösung aller Grenzen und Unterschiede; nicht nur zur Auflösung der Staatsgrenzen, der Volksgrenzen, der Grenze zwischen Mann und Frau, zwischen arm und reich, sondern insbesondere zwischen richtig und falsch, zwischen gut und böse. Die ständige Zunahme der Perversion, der „Diversität im Lichte des Regenbogens“ und der Unsittlichkeit im öffentlichen Leben ist an sich nicht verwunderlich. Sie ist die logische Folge des liberalen Prinzips von der willkürlichen Freiheit. Natürlich sind die dekadenten Zustände in unserer Gesellschaft an sich absurd. Aber sie sind absurd, weil das Prinzip der willkürlichen Freiheit absurd ist.

Die Königsherrschaft Christi

Das bleibt für den Katholiken nicht folgenlos. Die katholische Kirche hat sich dem Liberalismus stets widersetzt. Als eine Reaktion setzt sie insbesondere das heutige Fest vom Königtum Christi der Herrschaft des Liberalismus entgegen. Der Mensch kann nicht ohne ein höchstes Prinzip handeln. Wenn wir unsere Seele retten wollen und das wahre Glück und einen nimmer endenden Frieden im Himmel finden wollen, müssen wir uns freiwillig dem Christkönig als dem obersten Prinzip unseres Denkens, Redens und Tuns unterwerfen. Die Königsherrschaft Christi muß in unseren Herzen ihren Anfang nehmen, dort bewahrt und gefestigt werden. Wenn wir darin nicht gefestigt sind, d.h. wenn wir die liberale Kultur nicht mit der ganzen Kraft unseres Herzes zurückzuweisen, werden wir davon ergriffen werden, werden wir unseren Glauben verleugnen und am Ende zur Hölle verdammt werden. Denn die liberale Kultur wirkt auf uns ein. Sie wirkt auf uns ein durch die Menschen, mit denen wir zusammen arbeiten. Sie wirkt auf uns ein durch unsere Bekannten, unsere Nachbarn, ja sogar unsere Freunde und Familienangehörigen. Die liberale Kultur schwebt die ganze Zeit über uns wie ein starker Elektromagnet. Unsere soziale Umwelt zieht beständig an uns und verlangt stets mehr oder weniger direkt, daß wir der liberalen Religion angehören und ihrer liberalen Kultur zustimmen. Wir müssen dieser Versuchung widerstehen! Wir müssen stark und fest darin sein, die liberale Kultur und insbesondere ihr oberstes Prinzip von der willkürlichen Freiheit zurückweisen, indem wir uns entschlossen zu Christus dem König bekennen. Christus und Sein Gesetz muß vom Thron unseres Herzens aus über uns und in unseren Familien regieren. Wir werden dazu besondere Gnaden von Christus dem König benötigen, damit wir in diesem Zeitalter des Liberalismus darin fortfahren können, den katholischen Glauben zu bewahren. In diesem Zeitalter, welches das Auftreten des Antichrist vorbereitet. Wir werden vielleicht noch nicht zu Märtyrern im eigentlichen Sinne werden. Doch jeder von uns wird um des katholischen Glaubens und um der Bewahrung des christlichen Sittengesetzes willen gewisse Nachteile, gewisse Unannehmlichkeiten, eine gewisse Ausgrenzung und soziale Ablehnung für Christus den König erleiden müssen. Wir müssen zu diesen Opfern bereit sein. Denn daraus wird uns die Kraft zufließen, auch standhaft zu sein, wenn uns vielleicht größere Opfer abverlangt werden, um die Wahrheit der katholischen Religion und die Königsherrschaft Jesu Christi zu bezeugen. „Wer aus der Wahrheit ist, der hört auf meine Stimme“ (Joh. 18, 37)! Lassen Sie uns deshalb in dieser hl. Messe besonders um die Gnade der Treue und Standhaftigkeit zum Königtum des Gekreuzigten und zur absoluten Geltung Seines Gesetzes flehen. Lassen Sie uns um die Gnade flehen, ganz von der Wahrheit durchdrungen zu sein, die da lautet: „Pax Christi in regno Christi!“ – Der Friede Christi unter der Herrschaft Christi. Amen.

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