Er war ein Mann, der über den Durchschnitt hinausragte und gerade deshalb polarisierte, obwohl das sicherlich nicht seine Absicht war. Seine Freunde und Anhänger schätzten ihn sehr, manche himmelten ihn sogar an und hoben ihn auf den Sockel des Modernistenolymps, ihnen war er der „Mozart der Theologie“. Anderen wiederum, wie etwa seinem Kollegen Hans Küng, mit dem er zunächst Seite an Seite in Tübingen dozierte und der sich zum Weltmenschenmeinungsopportunisten aufschwang und zur Gallionsfigur der ultraprogressiven Theologen wurde, galt Joseph Ratzinger als konservativer Rückständler. Anders als Hans Küng stolperte Joseph Ratzinger die kirchliche Karriereleiter hinauf und wurde zum „Panzerkardinal“, was angesichts der geschichtlichen Tatsachen nicht einer gewissen Lächerlichkeit entbehrt und unmittelbar Zeugnis von der weltweiten, großen Apostasie gibt. Denn ganz anders als dieser Übername nahelegt, war Joseph Ratzinger ein äußerst geschickter Dialektiker, der sich je nach Situation erstaunlich schnell und weitgehend verwandeln und anpassen konnte. Eines aber konnte er nicht, seinen professoralen Stil ablegen. Immer blieb er der deutsche Professor. …

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