Die Ewigkeit der Höllenstrafe

Geliebte Gottes! 

Die Modernisten haben den Glauben an einen Ort der ewigen Verdammnis, den Glauben an die Hölle, praktisch ausgelöscht. 50 Jahre lang hat man so gut wie nicht davon gesprochen. Und wenn man darüber gesprochen hat, dann nur um die geoffenbarte Lehre zu relativieren, weil das Evangelium ja eine „Frohbotschaft“ und keine „Drohbotschaft“ sei.

Das Novus-Ordo-Begräbnis

Deshalb gleichen die Novus-Ordo-Beerdigungen oft Heiligsprechungen, wobei so getan wird, als befände sich der Verstorbene bereits im Himmel; ohne dabei auch nur die Möglichkeit des Fegfeuers in Betracht zu ziehen, ganz zu schweigen von der Hölle. Die allgemeine Vorstellung der Novus-Ordo-Katholiken vom Sinn des Lebens ist die, daß wir hier auf Erden ein schönes Leben führen. Und wenn wir eines Tages sterben, dann gehen wir in die Ewigkeit ein, um auch dort ein schönes Leben zu führen. Deshalb erwarten sie sich von der Seligkeit des Himmels nur rein natürliche Dinge; vor allem wieder mit ihren Verwandten und Freunden vereint zu sein und unbeschwert ihren früheren Hobbys und Lieblingsbeschäftigungen nachgehen zu können. Gänzlich unberücksichtigt bleibt in dieser Vorstellung, ob man dieses Leben tugendhaft oder lasterhaft zugebracht hat. Kein Gedanke an die Folgen des Gehorsams oder des Ungehorsams gegenüber dem göttlichen Gesetz. Das ist das Novus-Ordo-Begräbnis. Nein, in die Hölle kommen nur wirklich ganz, ganz schlechte Menschen: Massenmörder, Terroristen, Rechtsextremisten und religiöse Fundamentalisten. Was mit solchen wirklich abgrundtief schlechten Menschen in der Hölle genau geschehen wird, da sind sich die Modernisten dann wieder nicht ganz einig. Bergoglio, alias „Papst“ Franziskus, ist der Meinung, daß Gott die Verdammten einfach auslöscht, sie vernichtet, auf daß sie aufhören dazusein. D.h. die Hölle besteht für ihn nur in dem Augenblick der Vernichtung. Das war’s. Eigentlich nicht so schlimm, denn was nicht mehr ist, kann nicht länger leiden und bestraft werden. Aber immerhin! Andere Modernisten sind da schon gnädiger als Bergoglio. Entweder behaupten sie wie Wojtyla, alias „Papst“ Johannes Paul II., die Hölle existiere zwar, aber sie sei leer; oder sie vertreten die alte häretische Apokatastasis-Lehre des Origenes, welche besagt, daß den Verdammten am Ende der Welt aufgrund der unendlichen Barmherzigkeit Gottes eine allgemeine Amnestie gewährt wird. Die Verdammten fänden Erbarmen bei Gott und würden schließlich doch noch in den Himmel aufgenommen werden. – In einem aber sind sich alle Modernisten einig: Die Hölle ist keine Strafe von ewiger Dauer.

Drei Gründe für die Ewigkeit der Höllenstrafe

Der katholische Glaube lehrt uns da etwas ganz anderes. Wir wissen, daß die Seelen, welche im Stande der Todsünde sterben, nach ihrem Tod umgehend in die Hölle verdammt werden. Dort leiden sie eine doppelte Strafe, welche genau dem Verbrechen ihrer Sünde entspricht. Die Sünde hat nämlich ein zweifaches Moment: Jede Sünde besteht ihrem Wesen nach 1. in einer Abwendung von Gott und 2. in einer ungeordneten Hinwendung zu einem Geschöpf. Und dem entspricht die Strafe der Hölle. Die Abwendung von Gott wird bestraft mit dem Ausschluß von der Anschauung Gottes. Das ist die „Strafe der Verdammnis“. – Die ungeordnete Hinwendung zu den Geschöpfen wird bestraft durch entsetzliche Qualen, verursacht durch die Geschöpfe, vor allem durch ein spezielles Feuer, an welches die Seelen der Verdammten gekettet werden. Das ist die „Strafe der Sinne“. – Und in diesem Zustand der Strafe, so lehrt es uns der katholische Glaube, bleiben die Seelen der Verdammten für immer und ewig. 

Warum ist das so? Warum ist die Höllenstrafe von ewiger Dauer? Scheint eine solche Annahme nicht unverhältnismäßig hart und ungerecht zu sein? So argumentieren manche Gegner: Es bestünde doch gar kein rechtes Verhältnis zwischen der Schuld der Sünde und der Strafe in der Hölle. Die Sünde sei eine endliche Tat. Die Hölle soll hingegen unendlich sein? Die Sünde daure nur kurz, manchmal nur einen Augenblick. Und die Strafe soll ewig dauern? Die Sünde ist doch gar nicht so schlimm. Die Strafe der Hölle aber ist entsetzlich! – Es ist die oberste Forderung der Gerechtigkeit, daß Schuld und Strafe zueinander im rechten Verhältnis stehen. Demzufolge wäre es ungerecht, wenn Gott eine endliche Tat unendlich straft. Soweit die Gegner dieses Dogmas.

Daß die ewige Dauer der Höllenstrafe nicht nur eine entsetzliche, sondern auch eine gerechte Strafe ist, wollen wir versuchen zu beweisen. Abgesehen von den Worten unseres göttlichen Erlösers Jesus Christus, der mehrmals im Evangelium von „der ewigen Pein“ (Mt. 25, 46) und vom „nie verlöschenden Feuer“ (Mt. 3, 12; Mk. 9, 44) spricht und damit die Ewigkeit der Höllenstrafe eigentlich schon hinreichend bewiesen ist, sprechen außerdem drei Vernunftgründe für die ewige Dauer: 1. die Beschaffenheit der Sünde, welche in der Hölle bestraft wird, 2. die Beschaffenheit der Verdammten, welche die Strafe leiden, und 3. die Beschaffenheit Gottes, der diese Strafe verhängt und vollzieht.

Die Beschaffenheit der Todsünde

Die Ewigkeit der Höllenstrafe hat zunächst ihren Grund in der Natur der Sünde, die in der Hölle bestraft wird. – Wer sind diejenigen, welche die Hölle bevölkern? Es sind Sünder. – Wie wir im Himmel ausschließlich Heilige finden, so finden sich in der Hölle ausschließlich Sünder. – Doch das ist noch nicht genug. In der Hölle sind Todsünder. Ausschließlich Todsünder! – Und auch das ist noch nicht genug. Es sind nur unbußfertige Todsünder, die ohne Reue und ohne Buße aus diesem Leben geschieden sind.

Betrachten wir kurz die Beschaffenheit der Todsünde. Sie ist 1. eine Übertretung des göttlichen Gesetzes in einer wichtigen Sache, 2. mit klarer Erkenntnis des Bösen und 3. mit voller Zustimmung des Willens. 

Gott, der Herr Himmels und der Erde, hat die gesamte Welt nicht einfach nur aus dem Nichts erschaffen, sondern der gesamten Schöpfung, vom höchsten Engel angefangen bis hinab zum kleinsten Elektron, eine feste Ordnung gegeben, Sein Gesetz, Sein Gebot. Das Gebot Gottes ist nichts anderes, als Sein heiliger Wille. Eine Todsünde ist eine schwere Verletzung dieser Ordnung; eine Auflehnung gegen Gottes Gesetz in grundsätzlichen und wichtigen Dingen der Sittlichkeit. 

Was heißt es also, schwer zu sündigen? Es ist so, als würde der Todsünder in einer wichtigen sittlichen Angelegenheit sagen – nicht in Worten freilich, sondern mit seiner Tat: „Ich weiß, was du geboten hast. Aber ich tue es nicht! – Ich weiß, was du verboten hast. Aber ich tue es trotzdem.“ – D.h. er sündigt mit klarer Erkenntnis des Bösen. Er weiß ganz genau, daß er etwas tut, was gegen den Willen Gottes ist.

Sodann ist es, als wenn der Todsünder in dieser wichtigen sittlichen Angelegenheit sagt – nicht in Worten freilich, sondern mit seiner Tat: „Ich weiß, was Du willst. Aber ich will es anders. – Ich tue nicht Deinen Willen, sondern meinen Willen.“ – D.h. er sündigt mit voller Zustimmung des Willens. Seine Tat schreit Gott den Schlachtruf Luzifers entgegen: „Ich will nicht dienen!“ „Ich will mich deinem Gebot nicht unterordnen.“ – Welche unerträgliche Anmaßung und Bosheit steckt also in einer Todsünde! Welche Strafe kann schwer genug sein für einen solchen Frevel gegen den ewigen und heiligen Gott? 

Wenn uns an einem heißen Sommerabend Mücken belästigen, so machen wir uns nichts daraus, zehn, zwanzig, hundert dieser kleinen Plagegeister einfach zu töten. – Warum? Weil sie uns lästig sind. Und doch könnte eine solche Mücke, wenn sie Verstand hätte, zu ihrer Verteidigung sagen: Ich habe dir nicht viel zuleide getan; nicht absichtlich; nicht freiwillig. Und bin ich schließlich nicht ebensowohl ein Geschöpf Gottes wie du? – Dennoch töten wir sie, weil es besser ist, daß die Mücke stirbt, als daß wir belästigt werden.

Und was sind wir im Vergleich zu Gott? Der Abstand zwischen Gott und dem Menschen ist unendlich mal größer als der Abstand zwischen dem Menschen und einer Mücke. Welche Strafe wäre also schwer genug, um den Frevel zu strafen, daß ein Geschöpf mit klarem Wissen und voller Einwilligung in einer wichtigen Sache das Gesetz des Schöpfers übertritt und damit Gott verachtet? – Ja, Gott ist gerecht. Er straft nicht unverhältnismäßig. Er bestraft einerseits das Abschreiben in der Schule nicht mit der Todesstrafe; andererseits begnügt Er sich nicht damit, einen Mörder einfach ein Gedicht auswendig lernen zu lassen. Gott straft verhältnismäßig. Was heißt das?

Wenn ein Junge seinem Bruder eine Ohrfeige gibt, bekommt er zur Strafe einen Tag Hausarrest. Wenn der Junge seinem Vater eine Ohrfeige gibt, bekommt er zur Strafe eine Woche Hausarrest. Wenn der Junge dann erwachsen geworden ist und im Militärdienst einem Kameraden auf seiner Stube eine Ohrfeige gibt, dann wandert er vielleicht für eine Woche in „den Bau“. Schlägt er aber den General, dann landet er vor dem Kriegsgericht. – Es ist jedesmal die gleiche Ohrfeige. Doch jedesmal wird sie härter bestraft. Warum? – Weil jedes Mal ein größerer Schaden angerichtet wird. – Aber wie? Ein größerer Schaden? Es ist doch immer dieselbe Ohrfeige. – Ja, aber jedes Mal höher hinauf. Der Vater hat eine größere Würde als das kleine Brüderchen; der General eine größere Würde als der einfache Soldat. Nicht die Tat allein entscheidet über das gerechte Strafmaß, sondern die Würde der Person, welche durch die Tat beleidigt worden ist. – Was aber ist schon die Ehre der höchsten Würdenträger hier auf Erden im Vergleich zu der Würde des ewigen, allwissenden, allmächtigen, allgegenwärtigen Gottes? – Gott ist unendlich vollkommen! Deshalb kommt Ihm eine unendliche Würde zu. – Deshalb hat die Beleidigung Gottes durch eine einzige Todsünde ein grenzenloses, unendliches Gewicht und verdient eine Strafe, die ohne Grenze und ohne Maß ist. – Die Natur einer einzigen Todsünde ist so beschaffen, daß sie die unendliche Würde Gottes schädigt. Und deshalb ist es vollkommen verhältnismäßig, daß eine einzige Todsünde mit einer unendlichen Strafe vergolten wird. Ja, die Ewigkeit ist nicht lang genug, um den unendlichen Schaden einer einzigen Todsünde zu strafen, wie sie es eigentlich verdienen würde.

Doch wendet sich die zerstörerische Natur der Todsünde nicht nur gegen die unendliche Majestät Gottes, sondern auch gegen den Sünder selbst. Sie tötet, wie ihr Name schon sagt. Sie tötet das Leben der heiligmachenden Gnade in der Seele dessen, der schwer sündigt. – Unser Körper lebt solange als sich die Seele im Leib befindet und dort die Lebensfunktionen – den Herzschlag, die Atmung, den Stoffwechsel etc. – aufrecht erhält. Leidet der Körper durch einen Unfall, eine Krankheit oder durch das Alter einen irreparablen Schaden, so daß die Seele die Lebensfunktionen nicht länger aufrecht erhalten kann, dann stirbt er ab. Die Seele trennt sich vom Körper und der Tod tritt ein. Dieser Schaden ist irreparabel, d.h. unumkehrbar. Ist die Einheit von Leib und Seele einmal zerstört, kann nichts in der Welt sie wieder vereinen. Der Tod ist unumkehrbar. Nur Gott kann einen Toten auferwecken. – Das gleiche gilt vom übernatürlichen Leben der Seele. Die heiligmachende Gnade ist der Ursprung aller übernatürlichen Lebensfunktionen und Tätigkeiten der Seele. Sie ist der Motor, durch den wir übernatürliche Werke tun, die in den Augen Gottes wohlgefällig und verdienstlich sind. Werke, die einen unendlichen Wert haben im Hinblick auf unser ewiges Heil. Das Gnadenleben ist nichts anderes als der Keim des ewigen Lebens im Himmel! Die Todsünde zerstört das ewige Leben in der Seele. Sie tötet das übernatürliche Lebensprinzip. Und wie der Tod des Körpers, so ist auch dieser Tod irreparabel und unumkehrbar. Keine natürliche Kraft der Welt kann eine Seele wieder in den Stand der heiligmachenden Gnade versetzen. Kein Geschöpf kann einer Seele das ewige Leben zurückschenken. – Es ist, als wäre der Mensch in eine tiefe Felsspalte gestürzt. Ohne Rettungsseil bleibt er darin gefangen und geht jämmerlich zugrunde. Wenn Gott dem Sünder nicht zuvorkommt und ihn mit dem Rettungsseil der Bekehrungsgnade und der sakramentalen Lossprechung wieder herauszieht, können wir rein gar nichts tun, um uns aus eigener Kraft das Gnadenleben wieder zu erlangen. – Der hl. Alphons von Liguori sagt jedoch, daß Gott im Leben eines jeden Menschen nur eine bestimmte Anzahl von Todsünden zu tolerieren bereit ist. Diese Zahl ist unbekannt und nicht bei allen Menschen gleich. Doch wenn diese Zahl ausgereizt ist, dann wird Gott das Rettungsseil nicht mehr anbieten. Er wird ihm nicht wieder und wieder das ewige Leben durch das Bußsakrament einhauchen, damit der Sünder es immer wieder aufs Neue verscherzt. Gott überläßt dann den Menschen sich selbst. Das äußert sich darin, daß der Sünder seine Todsünde wegerklärt: „Das ist doch gar nicht so schlimm. Das ist doch ganz natürlich.“ Er will die Todsünde gar nicht mehr bereuen. Und er will auch nicht mehr beichten. Er wird zu einem unbußfertigen Sünder und im Stande der Todsünde sterben. Die Natur der Todsünde richtet sich also auch gegen den Sünder selbst. Sie tötet das ewige Leben der Gnade in seiner Seele. Wenn er dann in der Ewigkeit erwacht, befindet sich seine Seele in einem unabänderlichen, permanenten, also ewig dauernden Zustand der Todsünde. Das ist der „zweite Tod.“ Die ewige Hölle.

Die Beschaffenheit des Verdammten

Der zweite Grund, warum die Höllenstrafe ewig sein muß, liegt in der Beschaffenheit des Verdammten selbst; nämlich darin, daß er ewig in seiner Sünde verhärtet bleibt. – Es ist eine Wahrheit des Glaubens, daß der Mensch, solange er lebt, die hinreichende Gnade von Gott erhält, um sich zu bekehren und selig zu werden. Aber es ist ebenso eine Wahrheit des Glaubens, daß mit dem Tod für den Menschen die Zeit der Gnade aufhört, denn mit dem Tod verliert die Seele ihre Wandelbarkeit. Was bedeutet das, die Seele verliert ihre Wandelbarkeit? – Um das besser zu verstehen, folgendes Beispiel: Ein Schmied kann die Gestalt des Eisens mit seinem Hammer nur so lange formen, als das Eisen glühend ist. Sobald er das Eisen im Wasserbad abschreckt, wird es unveränderlich und bleibt in genau der Form, die es im Augenblick des Eintauchens hatte. – Unsere Seele ist das Eisen. Die Gnadenzeit auf Erden ist die Glut. Der Hammer ist der Wille des Menschen. Das Wasserbad ist der Tod. Solange wir leben, ist unsere Seele auf dem Amboß durch unseren freien Willen formbar. Jeder Mensch arbeitet unermüdlich an der Ausgestaltung und Formung seiner Seele. Die Tugendhaften formen kraft der übernatürlichen Gnade ein Kunstwerk, die Sünder fabrizieren ein unförmiges Stück Schrott. Auf einmal aber wird das glühende Eisen der Seele im Tod abgeschreckt. Ab diesem Zeitpunkt ist sie nicht mehr formbar. Fehler können nicht mehr ausgebessert werden. So wie die Seele ist, so bleibt sie für immer.

Stirbt der Mensch als Freund Gottes, so wird er ewig ein Freund und Kind Gottes bleiben. Nach dem Tod kann er die heiligmachende Gnade nicht mehr verlieren. Stirbt er hingegen in der Todsünde als Feind Gottes, so wird er ewig ein Todsünder und ein Feind Gottes bleiben. Der mit dem Tod eintretende Verlust der Wandelbarkeit der Seele begründet also sowohl die Ewigkeit der himmlischen Glückseligkeit wie die Ewigkeit der Hölle. In der Sünde erstarrt, ist der Todsünder nämlich fortan außerstande zu bereuen, außerstande um Verzeihung zu bitten, außerstande sich zu bessern, ja sich überhaupt bessern zu wollen. Er ist in seiner Auflehnung gegen Gott und damit in seinem Haß gegen Gott ein für allemal erstarrt. Weil der Haß auf Gott ewig bleibt, so bleibt auch die Strafe dafür in alle Ewigkeit. Und zwar mit vollem Recht!

Würde etwa ein Richter einen Verbrecher begnadigen, dessen Verbrechen bewiesen ist, der verurteilt ist, und der auch nicht das kleinste Zeichen der Reue und der Besserung gibt? Niemals! Und wenn der Richter es täte, dann wäre es eine ungerechte Begnadigung. – Ist also zu erwarten, daß Gott der Hölle ein Ende bereiten wird? – Niemals! In keinem Fall, denn die Verdammten sind in ihrer Liebe zur Sünde erstarrt. Sie können und wollen sich nicht bekehren. Sie hassen nicht die Sünde, sondern sie hassen es, daß Gott die Sünde, die sie so sehr lieben, straft. Sie würden am liebsten ihr irdisches Leben fortsetzen, nur um immer weiter zu sündigen. – Die Verdammten bitten nicht um Gnade. Sie verfluchen den Richter, der sie verurteilt hat. Sie lästern Gott, der die Hölle erschaffen hat und der sie im Dasein erhält, um Seine Gerechtigkeit an den Verdammten zu verherrlichen. – Die Verdammten leiden die Strafe, aber sie bessern sich nicht. Ja, man kann sagen, sie setzen die Sünde gewissermaßen in Ewigkeit fort. Sie erneuern sie. Sie verstärken sie. Sie vertiefen ihre Sünde. – Welch schreckliche Strafe! Welch unvorstellbare Qualen bereitet ihnen das Feuer der Hölle! Welch furchtbare Schmerzen! Hier auf Erden bedeutet es schon einen entsetzlichen und qualvollen Tod zu sterben, wenn man bei lebendigem Leibe verbrennt, wie es gelegentlich bei Unfällen geschieht. Ein qualvoller Tod! – Doch in der Hölle gibt es keine erlösende Ohnmacht und auch keinen Tod, der den entsetzlichen Qualen ein Ende setzen könnte. Jedoch nicht einmal die Hitze des Höllenfeuers, welches ja heißer und schärfer ist als das uns bekannte Feuer, vermag es, den in der Sünde erstarrten Willen eines Verdammten zu erweichen. Sie bleiben, wie sie sind. In alle Ewigkeit. Dieses Feuer bringt keine Besserung, keine Sinnesänderung, keine Bekehrung, keine Buße. Es bleibt damit einzig die gerechte Rache für die verewigte Sünde in der Seele des Verdammten. – Wenn aber die Sünde ewig dauert, wie könnte dann die gerechte Strafe für die Sünde nicht ewig dauern? – Gott bewahre uns davor, in der Sünde zu leben, im Tod darin auszuhärten und in alle Ewigkeit die göttliche Rache dafür zu ernten.

Die Beschaffenheit Gottes

Der dritte und letzte Grund, warum die Strafe der Hölle ewig sein muß, findet sich in der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes. – Die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes ist ebenso groß und muß genauso betätigt werden wie Seine Barmherzigkeit.

Wie aber ist nun die Güte und Barmherzigkeit Gottes mit dem Sünder verfahren? Wie hat sie sich an ihm gezeigt? – Aus reiner Güte hat Gott den Menschen erschaffen. Er ist das Eigentum Gottes, und seine Bestimmung ist es, Gott zu dienen und Gott zu ehren. Eine andere Bestimmung kann es für ihn nicht geben. Wenn sich der Mensch nun gegen Gott empört und ihm die Ehre verweigert, hat dann der Schöpfer nicht das Recht, sich an ihm zu verherrlichen, indem Er ihn bestraft? Gewiß! – Die Barmherzigkeit gegen den Sünder hat sich bewiesen, indem ihm der Sohn Gottes um den Preis Seines kostbaren Blutes den Weg der Erlösung geebnet hat. Welche Strafe könnte die göttliche Gerechtigkeit bitteschön verhängen, die für einen Sünder zu groß wäre, der das Blut Christi verachtet hat und sich weigert, den Weg zu beschreiten, den der Sohn Gottes nicht nur eröffnet hat, sondern zu allem Überfluß auch noch mit gutem Beispiel vorangegangen ist? – Die Güte Gottes hat sich an dem Sünder bewiesen, indem sie ihm, wer weiß wie oft; ja, wer weiß wie oft, seine Sünden verziehen hat. Welche Strafe kann nun für den Undankbaren zu groß sein, der von neuem immer und immer wieder zu seiner Sünde zurückgekehrt ist, wie ein Hund zu seinem Auswurf? – Unbegreiflich ist die Güte Gottes, die dem Menschen für den Dienst Gottes während des kurzen Lebens auf Erden ein ewiges Leben voll Glück und Seligkeit verheißt. Und welche Strafe verdient doch der Narr, der ein solches Glück immer wieder von sich stößt! – Es ist die Güte Gottes, die dem Menschen geoffenbart hat, daß es eine Hölle gibt; daß sie ewig ist; daß jeder, der in der Todsünde stirbt, der Hölle verfallen ist. Und welche Strafe kann zu schwer sein für den Vermessenen, der trotz solcher Drohungen sündigt und in der Sünde bleibt? – Es ist die Güte und Barmherzigkeit Gottes, die den Menschen in diesem Leben durch Kreuze und Schwierigkeiten zu bessern sucht. Eine Besserungsstrafe beabsichtigt denjenigen, den sie trifft, auf den Weg der Tugend zurückzuführen. Die meisten Strafen, welche Eltern ihren Kindern auferlegen, dienen dazu, sie auf den rechten Weg zurückzuführen, damit sie sich bessern. Wenn Gott uns also in diesem Leben straft, ist es ein Zeichen Seiner barmherzigen Liebe, weil Er uns damit bessern will. Ist es da nicht gerecht, daß derjenige, der selbst durch zeitliche Strafen nicht zu bessern war, aufgrund seiner Unverbesserlichkeit die gebührende Strafe empfängt?

Ja, es ist wahr: Gott hat an dem Sünder zuerst Barmherzigkeit gezeigt: Indem er ihn schuf – eine unbegreifliche Wohltat; indem Er ihn erlöste. Unbegreifliche Barmherzigkeit hat er dem Sünder erwiesen, indem Er ihm immer wieder verzieh; ihm bereitwillig im Bußsakrament die Tür zum Himmel öffnete; indem Er ihm die Hölle androhte; ihn durch zeitliche Strafen auf den rechten Weg zurückrief. Unzählige Wohltaten von unendlichem Wert! – Was hätte der Herr des Weinbergs also noch mehr tun sollen, nachdem Er gepflanzt, begossen, gegraben, gedüngt, das Unkraut gejätet, die Reben beschnitten und gereinigt hat? Und was soll Gott nun tun, nachdem der Sünder alle diese Beweise Seiner Barmherzigkeit von sich gestoßen hat, weil er die Sünde nun einmal mehr liebt als Gott? Wird es nicht irgendwann Zeit, Seine Gerechtigkeit gegenüber solcher Undankbarkeit zu zeigen?

Ja, die Gerechtigkeit Gottes ist ebenso groß wie Seine Barmherzigkeit. Gerechtigkeit und Barmherzigkeit sind wie die beiden Hände ein und desselben Menschen. Diese Hände sind von gleicher Größe, gleicher Form, gleicher Gestalt; sie haben das gleiche Gewicht; sie sind von gleicher Stärke und Kraft. Nur der Unterschied bleibt, daß die rechte nicht die linke, und die linke nicht die rechte ist. Wenn nun die Barmherzigkeit Gottes gegenüber uns Menschen solche Beweise gibt, die alles menschliche Denken, alle menschlichen Erwartungen, alle menschlichen Vorstellungen übersteigen, dann können wir mit Gewißheit davon ausgehen, daß sich auch die Gerechtigkeit Gottes an dem unbußfertigen Sünder so offenbaren wird, daß sie alle menschliche Vorstellungskraft und Erwartung bei weitem übersteigen wird. Trotzdem, so sagt der hl. Thomas von Aquin, zeigt sich Gott sogar den Verdammten gegenüber barmherzig. Denn Er straft die Verdammten weniger, als sie es eigentlich verdienen würden. 

So wie wir uns darauf verlassen können, daß das Leben im Himmel ein Leben sein wird von ewiger und unvorstellbarer Glückseligkeit, welches niemals endet, so ist umgekehrt genauso gewiß, daß das Leben in der Hölle ein Leben ewiger, unvorstellbarer Pein ist, das niemals endet. Wenn der Himmel ewig ist – was ja von niemandem in Zweifel gezogen wird –, dann muß auch die Hölle ewig sein. Die ewige Dauer der Höllenstrafe ist gerecht. Denn Lohn und Strafe müssen einander entsprechen.

Der Segen der Hölle

Ja, wir können sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen, daß die Ewigkeit der Hölle nicht nur eine gerechte Strafe, sondern auch eine heilsame Strafe ist. Gerecht für die Verdammten. Heilsam für uns. Es ist eine allgemeine Redensart unter Priestern, daß die Hölle mehr Seelen bekehrt hat als es der Himmel jemals tun wird. – Und das ist die volle Wahrheit! Wie viele, die in schwere Versuchungen geraten, bleiben standhaft? Und warum bleiben sie standhaft? Der Gedanke an den Himmel, oder an die Güte Gottes würde sie nicht vor der Sünde zurückhalten. Der Gedanke an die ewigen Flammen hingegen gibt ihnen die Kraft, sich von der Versuchung abzuwenden. Mancher Sünder würde sich selbst auf dem Sterbebett nicht bekehrt haben. Aber der Gedanke an die Hölle war der erste und stärkste Antrieb ihrer „Last-Minute“-Bekehrung. Wie viele Heilige sind im Himmel, die nicht dahin gelangt wären, wenn die Furcht vor der Hölle sie nicht auf dem Weg der Gottesfurcht gehalten hätte! 

Ja, kein Übel ist so groß, daß es nicht auch einen Segen mit sich brächte. Die Hölle ist ein großes Übel. Aber großen Segen können wir für uns daraus ziehen: Die hl. Gottesfurcht. Sie ist ja bekanntlich aller Weisheit Anfang. Die Vermeidung der Sünde und insbesondere der Gelegenheiten zur Todsünde. Die regelmäßige Aussöhnung mit Gott im Bußsakrament. Ein eifriges christliches Leben, das danach trachtet, Gott über alles zu lieben. Ein seliger Tod und die Erlangung der ewigen Glückseligkeit. 

Wir wollen schließen mit einem längeren Ausspruch des hl. Johannes Chrysostomus: „Du fürchtest, mit solchen Reden anderen lästig zu fallen? Wenn du nun davon schweigt: Wirst du dadurch das Feuer der Hölle auslöschen? Oder zündest du es dadurch an, daß du davon sprichst? Keineswegs! Es wird weiterbrennen, ob du davon redest oder nicht. Darum mußt du unablässig davon reden, wenn du nicht selber einmal in die Hölle kommen willst. Eine Seele, welche die Hölle fürchtet, wird nicht leicht in Sünde fallen. Es gibt eine unbezahlbare Mahnung, mögest du sie nie deinem Gedächtnis entschwinden lassen! Sie lautet: ‚Gedenke deiner letzten Dinge, und du wirst in Ewigkeit nicht sündigen!‘ (Sir. 7,40) Wer immer mit Angst und Bangen an die Rechenschaftsablegung denkt, wird nicht leicht in Sünde fallen. Denn die im Herzen wohnende Furcht verbannt daraus alles Sündhafte. Wenn schon ein Gespräch über die Hölle uns so mächtig ergreift und erschüttert, um so mehr muß dann der Gedanke an die Hölle, wenn er nicht nur vorübergehend, sondern beständig in unserem Herzen wohnt, die Seele läutern, reinigender als jedes Feuer.“ (Hom. in. 2. Thess. 2, 3). Amen.

Kategorie:

Veröffentlicht: